Die letzten vier Wochen waren gleich zwei Hochzeiten in meiner engen Verwandtschaft. Bei der ersten war ich als Flötist gebucht (in der Kirche), bei der zweiten als offizieller Fotograf. Dazu machte ich mich noch mit ein paar Tricks und Kniffen der Hochzeitsfotografie vertraut (vor allem, was die Porträteinstellungen betraf, ansonsten gelten die übliche Regeln der Event-Fotografie). Aber die kontinuierliche Begleitung solch einer Feier ist ein echter Knochenjob, man muss seine Augen überall haben. Normalerweise würde ich mir das übrigens nicht antun, man hat nichts (oder wenig) von der Feier, aber es war mein eigener Bruder, dem konnte ich das wohl schlecht abschlagen.

Bei der ersten Hochzeit (mein Neffe) habe ich natürlich auch Bilder beim „Abendprogramm“ gemacht. Meist mit dem 35er Summilux. Der Fotograf mit dem offiziellen Auftrag machte Abends nur Bilder mit Blitz, dabei hatte der DJ eine tolle Beleuchtung installiert, die Feier war im Café Aufwind an der Schanze in Willingen, das ein schönes Ambiente hat. Diese Blitzgeschichte schien mir äusserst suspekt, und richtig: Als ich meine Bilder bei meinem Neffen ablieferte, gab es einen riesigen Unterschied zu den weissen Gesichtern im Blitzkegel, die der andere produziert hatte. Auf keinen Fall will ich damit sagen, dass nur ich vernünftig fotografieren kann, ich kenne ein dutzend  Leute, die z.B. mit ihren Fuji-X-Kameras super Bilder gemacht hätten. Ich wundere mich nur, wie man so was machen kann, denn immerhin war das jemand, der Fotografie studierte.

Von den Hochzeitsbildern zeige ich keine (obwohl es mir in den Fingern juckte), aber die sind zu persönlich.

Aber nun zum Kalender. Wenn ich ehrlich sein soll: So grosse Lust hab‘ ich gar nicht mehr, mich jedes Jahr wieder mit dem Landschaftskalender mit Bildern aus Vlotho zu beschäftigen. Aber dann gebe ich mir irgendwann doch einen Stoss und mache mich an die Auswahl der Bilder und an das Layout.

Eigentlich kann ich mich ja freuen, dass durch diese Sache meine Bilder auch in gedruckter Form Verbreitung finden. Ausserdem ist der Kalender inzwischen so etabliert, das er sicheren Gewinn bringt, der der Förderung der heimischen Kirchenmusik zugute kommt. Dementsprechend ist der Herausgeber offiziell auch der Freundeskreis Kirchenmusik an St. Stephan e.V. Rein zufällig bin ich der erste Vorsitzende.

Dieses Jahr hätte ich den sogenannten „Vlotho-Kalender“ aber fast aus anderen Gründen weggelassen. Nämlich aus Protest. Unsere Hauptamtliche Kirchenmusikerin, Han Kyoung Park-Oelert, wird zum Anfang nächsten Jahres ihre Stelle bei uns verlassen. Und nicht, weil es ihr in Vlotho nicht gefallen hätte, oder sie einen Karrieresprung machen wollte, nein, sie hatte hier noch Pläne auf Jahre hinaus.

Sie ist offiziell Angestellte des Kirchenkreises (nicht der Gemeinde), hat aber ihren Dienstsitz in St.Stephan. Offenbar gab es schon lange Unstimmigkeiten, was die Wahrnehmung ihrer kreiskirchlichen Aufgaben betraf, sie „funktionierte“ einfach nicht so, wie man sich das vorstellte, vor allem auf bürokratischer Ebene. Zuletzt war dann das Verhältnis zu ihrem Dienstherren so vergiftet, dass sie im Interesse ihrer Gesundheit eigentlich nur fortgehen konnte.

Überflüssig zu sagen, dass man hier in Vlotho total konsterniert ist (und das ist milde ausgedrückt). Sie hat hier Kirchenmusik auf höchstem Niveau abgeliefert, z.B. letztes Jahr noch die h-Moll-Messe von Bach mit der Hannoverschen Hofkapelle, Spezialisten für alte Musik, die inzwischen so im Preis gestiegen sind, dass sich Vlotho dieses Ensemble nie wieder leisten kann. Auch ansonsten war unsere Kantorin eher koreanisch hyperaktiv, sie lebt nur für die Musik. Sie hat unglaublich viel auch ausserhalb der grossen Konzerte auf die Beine gestellt.

Diese ganze Sache lässt mich sogar eine Parallele zu Bach ziehen: Auch er hatte Zeit seines Lebens Ärger mit seinen Oberen.

Aber das man eine Musikerin dieses Formats ziehen lässt (ja, wenn man den Gerüchten glauben soll, sie sogar dazu ermutigte), ist auf jeden Fall ein Eigentor schlimmster Kategorie. Durch die Musik finden so viele ansonsten kirchenferne Menschen Zugang, was das wert ist, machen sich manche anscheinend nicht klar.

Aber das Kind ist im Brunnen, noch bevor wir in Vlotho viel dagegen unternehmen konnten, war unsere Kantorin futsch! Das heisst, im November führen wir noch den „Elias“ auf, dann ist Weihnachten Schluss. Anschliessend werden wir ein halbes Jahr ohne Kantor sein, weil das Bewerbungs- und Auswahlverfahren so lange dauert.

Darum also hätte ich den Kalender fast geschmissen, aber dann fiel mir ein, dass es ja trotzdem irgendwie auch im nächsten Jahr weitergehen muss und das Geld auch weiterhin gut gebraucht werden kann.

Die Kalenderbilder entnehme ich immer einem Fundus, den ich über Jahre aufgebaut habe. Beispiele kann man auf der Portfolio-Seite „Landschaftsbilder aus Vlotho“ sehen. Darin steckt viel Zeit, viel „Scouting“, frühes Aufstehen, warten auf das richtige Licht, das richtige Wetter.

Natürlich motiviert mich auch das Feedback der Vlothoer, ich freue mich immer besonders, wenn ich höre, in welche entlegenen Weltgegenden er verschickt wird, an Freunde und Verwandte, die es sonstwohin verschlagen hat. Im Augenblick ist ein Probeexemplar im Druck, wenn es zur Zufriedenheit ausfällt, hoffe ich die neue Auflage Ende September im Handel zu haben. Den Vertrieb übernehmen die örtlichen Buchhandlungen („Am Roseneck“ und „Regenwurm“).

Den neuen Kalender will ich hier nicht preisgeben, aber im Slider sind die Kalenderbilder dieses Jahres, um einen Eindruck zu bekommen.

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