Ab und zu muss ein Provinzbewohner wie ich mal Großstadtluft schnuppern, und wenn das nahe Bielefeld (dessen reale Existenz immer noch nicht gesichert ist) nicht mehr ausreicht, kann man von uns aus Berlin in gut drei Stunden mit dem Zug erreichen. Es war das letzte Berlinale-Wochenende, Sir Simon spielte Ligeti in der Philharmonie, das Wetter war bescheiden und mir war das alles ziemlich egal, ich wollte nur die M10 mal ausführen. Das letzte Mal war ich im Mai 2015 dort, als ich unserem Austauschschüler Jesse (aus New Mexico) die Stadt zeigte. Damals hatte ich meine M3 dabei, mit Kodak Ektar geladen, und klapperte mit ihm die für einen Amerikaner wichtigen Sights ab.

Im Mai 2015 am Checkpoint Charlie, Leica M3 mit 35mm Summilux, Kodak Ektar

Wenn Leser aus Berlin hier hereinschauen, mögen sie mir verzeihen, wenn ich immer irgendwie in Berlin-Mitte rumhänge, aber wenn man nur selten in der Stadt ist, neigt man dazu, erst mal im Rgierungsviertel, Museumsinsel, Nikolaiviertel, usw. zu landen. Dabei gibt’s natürlich in Berlin jede Menge andere spannende Orte. Wie ich feststellte, als mich meine Frau (die Berlin eigentlich besser kennt als ich) am Sonntag mit nach Prenzlauer Berg nahm.

Kurzbesuch in Berlin

Selfie-Kultur am Tor, Leica M10 mit 50mm Summilux bei f/1.4  1/750sec  ISO 100

Und ein gemeinsames Wochenende mit meiner Frau war das Ziel. Fotografieren war echt Nebensache, Hand aufs Herz und nicht geflunkert! Trotzdem fiel noch genug dabei ab, au contraire, die M10 bewies besonders unter „Zeitmangel“ bei der Einstellung ihren Wert. Kennen wir das nicht alle, dass die Familie genervt daneben steht, wenn man noch mal „schnell“ ein paar Fotos machen will? Zum Beispiel beim nächtlichen Gang an der Spree entlang kurz mal übers Geländer „point and shoot“, als wäre heller Sonnenschein. Allerdings  mit 5000, 10 000 oder gar 12500 ISO, ganz egal, die Bilder sind mehr als brauchbar. Wenn ich da an jeder Location ein Stativ ausgeklappt hätte, wäre das ein einsamer Abend geworden. So besuchten wir ein wunderbares Orgelkonzert im Dom.

Vor dem Konzert, Leica M10 mit 21mm Super-Elmar bei f/3.4  1/30sec ISO 4000

Aber halt, dass ist überhaupt nicht chronologisch! Das erste, was ich in Berlin machte, war ein Besuch in der Fasanenstrasse. Unser Hotel war am Ku’damm, also dort einchecken und schnell mal um die Ecke ins Geschäft mit dem roten Punkt. Ich wollte gern einmal bei der M10 durch den elektronischen Sucher schauen. Es war einer da und flugs in den Blitzschuh gesteckt. Ich war erwartungsgemäss „underwhelmed“. Schon ganz gut gegen die Krücke auf der M240, aber nichts gegen die Q (oder gar die SL). Ausserdem hatte mich die Warze schon auf der M240 immer genervt, dass ich das Teil praktisch kaum benutzt habe. Wenn ich unbedingt pixelgenau komponieren will, uncool oder nicht, nehme ich das hintere Display der Kamera. Kein Gefummel mit umstecken des EVF und Zerstörung des Kameradesigns. Auf einen Porsche 911 baut man ja auch keinen Dachgepäckträger (Oder? Bin kein Porschefahrer, sorry, trotz Klischee).

Kurzbesuch in Berlin

Pixelgenaues Komponieren mit Live-View ist jetzt weniger nervig als früher, weil alles viel schneller geht. Die Kuppel vom Plenarsaal des Bundestages aus. Leica M10 mit 50mm Summilux bei f/2.8  1/350sec ISO 100

Ausserdem war gerade das erste Firmware-Update! Einer der Hauptpunkte war die nochmalige deutliche Verkürzung der Blackout-Zeit bei Live-View, dass senkt noch mal die Hemmschwelle, diese Einstellungsoption gegenüber dem an sich bevorzugten Messsucher zu wählen. Am Samstag Nachmittag hatten wir eine Führung im Reichstag, gerade wenn man Architektur fotografiert, ist Live-View hilfreich. Auch natürlich mit dem EVF, ich bin nur zu faul, mit dem Ding zu hantieren.

Die schwangere Auster oder „Jimmy’s Smile“. Leica M10 mit 21mm Super-Elmar f/3.4  1/45sec  ISO 800

Einiges in dem Firmware-Update betraf ja auch den Sucher, durchaus sinnvolle Sachen, anderes die Menüstruktur oder den Info-Bildschirm. Dazu Beseitigung verschiedener kleiner Fehler. Alles o.k. Natürlich war der erste Kommentar in einem nicht näher genannten Forum unter der Ankündigung dieses Updates, dass Leica ja offensichtlich „mal wieder“ ein „halbfertiges“ Produkt auf den Markt geschmissen hat. I beg to differ.

Erstens konnte ich tatsächlich schon vor dem Update alles, was ich wollte, mit der Kamera fotografieren. Zweitens ist es normal und erwünscht, dass ein so komplexes elektronisches Gerät noch weiterentwickelt wird. Wollte man bis zur perfekten Ausreifung der Software warten, käme jede Kamera vermutlich zwei Jahre später auf den Markt. Ausserdem bedarf es auch des „User-Feedbacks“, weil man sonst gar nicht weiss, was optimiert werden muss. Ich bin gar nicht böse, dass ich die Kamera früh bekam und nehme ein paar Imperfektionen gern hin, aber wenn man mit so etwas nicht leben kann, wäre es vielleicht besser, die Kamera in drei Jahren zu kaufen. Wer weiss noch, wie es bei der originalen Fuji X100 war? Das Teil hatte mehr Bugs als ein indischer Strassenköter, im Lauf der Zeit wurde daraus eine der besten Kameras der letzten Jahre, ein wahrer Klassiker. Nur durch die Updates.

Noch ein Absacker in der Kneipe, dann ins Hotel. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/1.4  1/90sec  ISO 320

Oh, aber meckern kann ich auch. Wann gedenken die Herren bei Leica denn wohl, die DNG’s von den überflüssigen Anweisungen zu befreien, die in Lightroom dafür sorgen, dass Häkchen bei „Profilkorrekturen aktivieren“ und „Chromatische Aberration entfernen“ schon gemacht sind und Luminanzrauschen je nach ISO schon appliziert wird (was nichts mit den Importeinstellungen von LR zu tun hat!)? Es nervt mich, dass ich bei jedem Bild die Häkchen entfernen und Luminanzrauschen nullen muss. Selbst bei ISO 100 wird der Wert 5 eingestellt. Da haben wir noch genügend Stoff für das hoffentlich baldige nächste Update. Vielleicht springt irgendwann nebenbei noch die Möglichkeit zum elektronischen Verschluss dabei heraus, das steht auf meiner Wunschliste auch ziemlich oben. Alle Fotos in diesem Blog sind übrigens ohne Profilkorrekturen oder Rauschunterdrückung.

Im Plenarsaal. Die „fette Henne“ und die Kuppel von unten. Leica M10 mit 21mm Super-Elmar bei f/3.4  1/60sec ISO 800

Zurück zum Berlin-Besuch. Wir hatten eine Führung im Reichstag vereinbart, darauf hatte ich mich besonders gefreut, weil ich schon sehr lange gern die Kuppel fotografieren wollte. Wie alle solche Sehenswürdigkeiten ist die natürlich schon millionenfach abgelichtet, kaum Aussicht, was neues hinzuzufügen, aber ich war eben neugierig, wie ich mit der M10 dort klarkomme, ausserdem wollte ich meinen eigenen Satz Bilder haben…

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Am Eingang sind strenge Sicherheitskontrollen, ich gab vorsichtshalber mein Schweizer Mini-Taschenmesser aus der Fototasche ab, um keinen Großeinsatz der Bundespolizei zu  provozieren. Ich halte eine Leica als Waffe übrigens für potentiell viel gefährlicher (ein Schwinger damit, und ein Schädel-Hirn-Trauma ist gebucht), zum Glück traute mir keiner zu, die Kamera derartig Zweck zu entfremden. Trotzdem müssen die am Eingang bei irgendjemanden was übersehen haben, als ich mich im Aufzug zur Kuppel mit ca. 25 anderen Besuchern zum Gruppenkuscheln wiederfand, hatte bestimmt einer nicht Deo, sondern chemischen Kampfstoff aufgelegt. Jedenfalls roch es so.

Im Aufzug zur Kuppel, Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/1.4 1/60sec ISO 640

Aber es ging nicht nur um die Kuppel, wir besuchten auch den Plenarsaal des Bundestages und hörten einen Vortrag über das parlamentarische System (mal ein Update für mich). Nach gut zweieinhalb Stunden verliessen wir den Reichstag und bummelten durchs Regierungsviertel. Es wurde langsam dunkel, in Erwartung des Orgelkonzerts suchten wir eine nette Kneipe an der Spree auf, um etwas zu essen. Irgendwann zwischendurch konnte ich nicht vermeiden, auch mal am Brandenburger Tor vorbeizuschauen und die Selfie-Kultur zu studieren.

Leica M10 mit 28mm Elmarit bei f/2.8  1/60sec  ISO 5000

Als wir auf dem Rückweg zum Hotel kurz am Potsdamer Platz Station machten, weil ich dort das „Augenkrebs-Bunte“ Sony-Center fotografieren wollte, lästerte meine Frau, dass ich das ja wohl schon tausend Mal fotografiert hätte. Woraufhin ich würdevoll frei nach Karl Valentin antwortete: Es ist zwar schon alles fotografiert, aber noch nicht mit jeder Kamera!

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„Augenkrebs“ am Sony Center. Wer’s wirklich bunt mag, ist dort immer richtig.

Woraufhin mir einfiel, dass ich mit der Leica Q auch noch nie in Berlin war, aber die hatte ich bewusst Zuhause gelassen. Sicher ist, dass ich mit der Q alleine fotografisch in Berlin auch nichts vermisst hätte. M10 hin oder her, ich gebe offen zu, dass ich immer noch der Q verfallen bin. Sollte dann noch irgendwann eine Q mit längerer Brennweite kommen, könnte das bedeuten, dass ich die M nur für sehr spezielle Zwecke nutzen würde. Auf sie ganz verzichten würde ich nicht. Die Q und die M berühren jeweils ganz andere Zielgruppen, ich bin zufällig in beiden.

Auf dem Weg zum Konzert schnell über das Geländer fotografiert: Was früher nur mit Stativ brauchbare Ergebnisse lieferte, geht mit modernen Kameras im Vorbeigehen. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/2.0  1/30sec  ISO 6400

Aber jetzt in Berlin hatte die M10 sich bereits bewährt, wie ich es auch von der M9 oder M240 kannte, mit dem kleinen Bonus der (noch) besseren Bedienbarkeit, kurzer Reaktionszeiten dank des schnellen Prozessors und ausreichend Pufferspeicher, der Dynamik und des Rauschverhaltens des Sensors. Ich hatte übrigens am Ende des Tages noch 25% Akku-Kapazität, obwohl ich den ganzen Tag wegen der vielen Architektur-Motive fast nur mit Live-View fotografiert hatte. Und, natürlich völlig irrational: Ich bin jedesmal fasziniert, die M10 zu greifen, die sich wie meine M6 unter Steroiden anfühlt. In der kurzen Zeit, die ich sie nun besitze, ist sie schon ebenso vertraut wie ihre Vorgänger, das Arbeiten mit ihr eine Freude.

Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/1.4  1/30sec  ISO 640

Irgendwo im Netz las ich, ihr fehle die „Seele“ (seltsamerweise sollte die M262 eine haben). Mal davon abgesehen, dass man schon beim Menschen nicht sagen kann, wo sich der mythische Sitz dieses Dings befindet, ist der metaphysische Wert einer solchen Aussage mehr als zweifelhaft. Jeder technische Gegenstand ist per se ein seelenloses Ding. Aber, jetzt kommt meine Lesart: Der Fotograf haucht die Seele ein, durch seine Arbeit, seine Kreativität. Was die Leica M10 betrifft: Sie hat das, was ich bei jeder Leica-Messsucherkamera, analog oder digital, wahrnehme. Diese Aura perfekter Handwerks- und Ingenieurskunst, eines fein gearbeiteten Werkstücks mit einer langen Ahnenreihe gleichartiger Kameras. Und so gesehen spiegelt sie den Geist oder die Seele aller wider, die dazu beigetragen haben, sie zu erschaffen. Und für mich tut das die M10 genauso wie die M3.

Leica M10 mit 50mm Summilux bei f/4.0  1/125sec  ISO 1600

Am nächsten Morgen besuchten wir eine Ausstellung über den Fotografen Robert Doisneau im Martin-Gropius Bau. Für mich immer wieder ein Grund zur Ehrfurcht, was ein guter Fotograf mit Licht und Schatten zu tun vermag. Die Ausstellung war etwas „trocken“ kuratiert, etwa 100 Bilder hingen einfach in den verschiedenen Räumen nebeneinander, alle in etwa gleicher Größe (ca. Din A 5), wenn auch mal in Quer- oder Hochformat, bzw. Quadratisch. Doisneau benutzte hauptsächlich eine Rolleiflex, die 6X6 cm Negative, also Mittelformat, produziert. Wenn einige Bilder durch größere Abzüge hervorgehoben worden wären, hätte das die Sache erheblich aufgelockert. Trotzdem verliess ich das Haus tief beeindruckt.

Die Kehrseite: Die Zelte der Obdachlosen an der Spree. Ich hätte auch jede Menge Bettler fotografieren können, aber ich komme mir immer heuchlerisch vor, mit einer 6500 Euro-Kamera Gesellschaftskritik zu üben. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/2.8  1/90sec  ISO 640

Es war noch Zeit, bis unser Zug uns in die Provinz Westfalen zurückbringen würde, und meine Frau hatte die gute Idee, mal nach Prenzlauer Berg zu fahren. Dort kannte sie die „Kulturbrauerei„. Das Wetter war inzwischen deutlich besser geworden, und auf dem Gelände fanden wir einen Street-Food-Market in vollem Gang. Das kam natürlich gerade recht, wir setzten uns mit einem Glas Cidre in die Sonne und hörten einem (wirklich guten) Strassenmusikanten zu. Ich nahm mir vor, Berlin mal wieder zu einer wärmeren Jahreszeit zu besuchen, möglichst auch dieses Jahr.

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Wir wollten gerade gehen, da landeten wir mitten im Trubel um die Vorpremiere des neuesten „Bibi und Tina“-Films (wer Töchter hat, weiss, wovon ich rede, wer nicht – ich weiss nicht genau, ob der was verpasst hat…), denn um die Ecke ist das Kino in der Kulturbrauerei. Trauben von Menschen drängten sich vor dem Haupteingang, das ZDF interviewte die Fans. Ich beobachtete fasziniert das Spektakel und dachte noch ein wenig melancholisch, dass hier in Berlin immer was los ist und wir in der Provinz versauern. In Berlin müsste ich mir jede Woche eine neue Festplatte kaufen, um Bilder abzuspeichern. Das gesagt, könnte ich mir kaum vorstellen, meine kleine Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, einfach zu verlassen. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

16 Kommentare

  1. Ein Firmware-Update für die separate Anzeige der drei Farbkanäle wäre schon sehr hilfreich – wie es bei den DigiCams dieser (Preis) Klasse schon seit Jahren Standard ist.
    Ein Histogramm des DNG Rohdatensatzes – getrennt nach den Farbkanälen – wäre ein echtes Alleinstellungsmerkmal, was leider heute noch keine DSLR etc. bietet. Alle zeigen nur das evaluierte JPEG in der Vor- oder Nachschau an.
    Bleiben leider nur die (automatischen) Belichtungsreihen, wie zu den Diafilm Zeiten, wenn das Potential des Sensors hinsichtlich des Farbtonumfanges voll ausgeschöpft werden soll.

    Vielleicht beim nächsten Update, wenn es die Kunden wünschen, oder?

    • Claus Sassenberg

      Das wäre in der Tat mehr als wünschenswert, aber vermutlich wird es, wenn überhaupt, nur wieder das Histogramm vom JPG.
      Es muss irgendwie hochgradig kompliziert sein, Histogramme von (Farb-)RAW’s zu machen, anders kann ich mir nicht erklären, dass es das nicht gibt, nur bei den Monochrom-Kameras.
      Aber, wie man so schön sagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt…

      • Vermutlich besteht keine Nachfrage hinsichtlich einer Auswertung der nativen Sensordaten, wie sie der A/D-Wandler – vor der Kamera internen Auswertung – liefert, denn die Pressefotografen speichern ausschließlich im JPEG Format (sRGB) ab.
        Und wer den Farbraum sowie die Dynamik des Sensors komplett nutzen möchte (etwa für gerahmte Fine Prints), wählt beim RAW Konverter (des Kamera Herstellers) den Farbraum Wide Gamut RGB aus, justiert anhand der farbigen Gradationskurven auf Basis der Rohdaten die Farbtemperatur sowie ggf. eine Belichtungskorrektur und speichert das Bild als verlustfreies 16 Bit TIFF zur Weiterverarbeitung ab. Mit PS läßt sich übrigens mit wenigen Klicks leicht das Wide Gamut RGB Foto zum Ausdruck in das Profil des Laserbelichters (z.B. FF7500_v2.icc für den Fuji Frontier 7500) konvertieren, um den technischen Farbumfang des Printers voll auszuschöpfen.
        Die Farbraumkonvertierung und Ablage der Arbeitsdatei in PSD habe ich als Aktion in PS programmiert – als ersten Schritt (F1 Taste) vor der Abstimmung von Kontrast, Helligkeit, Tiefen und Lichter verstärken, Farben säubern etc., wieder als optinale Aktionen auf den F-Tasten abgelegt, inklusive von Dialog-Anhaltern, zur individuellen Feinsteuerung der Parameter.
        Für Abzüge im Format 20 x 30 cm (2.400×3.600@300dpi als 8 Bit JPEG oder 8 Bit TIFF) auf Fujicolor Archive Paper hat sich diese Prozedur bei meinem Photo Service (open-eyes-hamburg.de) bestens bewährt.
        Für eine Präsentation via Retina Display am iPad/iMac lohnt dieser Aufwand sicherlich nicht, da hier jedes Bild automatisch – passend zur Hardware – neu berechnet wird.

      • Das oben genannte Update wäre eine Art Fringe Benefit, wie etwa auch die Live View Taste bei einer optischen Meßsucherkamera; denn mit einer Leica M fotografiert man dynamische Reportagen oder spontane Schnappschüsse von Leuten und auf Reisen.
        Für die Architektur- und Studiofotografie bieten sich größere Sensoren mit nativen 16 Bit pro Farbkanal im RAW Modus und präzisen, optischen Mattscheiben ab Stativ an.
        Mit der M10 nähert sich Leitz der Einfachheit einer M6 oder M7 schrittweise an. Vielleicht kommt ja künftig die M ohne eine Gorilla Scheibe (Ersatz durch eine ISO Scheibe à la M6) aus?

      • Claus Sassenberg

        Alles sehr wahr,

        und weil ich mich eher in die Fänge der spanischen Inquisition begeben würde, als mit Stativ und 15kg Equipment durch die Gegend zu laufen, ist eine M- oder Q- Kamera genau richtig für mich. Ich käme allerdings nicht darauf, auf den Monitor und Live-View zu verzichten, gibt mir das doch die Möglichkeit, auch mit einem 12mm Voigtländer Ultra Wide Heliar oder einer riesigen Anzahl anderer Optiken (insbesondere der exzellenten, wenn auch etwas sperrigen R-Objektive) genau zu komponieren. Das analoge Feeling kann ich bei meiner M6/M2/M3 jederzeit haben.

        Ich muss ehrlich sagen, Digitale Mittelformat- oder technische Kameras interessieren mich nicht die Bohne, sie sind einfach für das, was ich fotografieren will, ungeeignet. Wie du richtig sagst, das M-System ist für Reportage- Event- oder Reisefotografie optimiert, man erkennt ja leicht in der Ausrichtung meines Blogs, dass das genau das ist, was ich mache. Ich persönlich kann mir nach wie vor kein besseres Werkzeug für diese Zwecke vorstellen.

  2. Lieber Claus,
    mir ist aufgefallen, dass das weibliche Klientel sich hier so gar nicht einbringt. Und da kam mir der Gedanke, wie wohl ein Bericht Deiner Frau aussehen würde, wenn es um ihre ersten Eindrücke „Mein Mann und die M10“ gehen würde. Neue Perspektiven halt. Spannend auf jeden Fall.
    Nur so ein Gedanke.

    Liebe Grüße ins Wochenende.

    Kai

    • Wenn du wieder mal nach Berlin kommst, nimm die Q mit und führ sie auf dem Kudamm aus. Dort wird sie zur Höchstform auflaufen …

    • Claus Sassenberg

      Lieber Kai,

      die Nachfrage ist nachvollziehbar, aber ich zweifle, dass so viele Interesse daran haben, was meine Frau über mich denkt. Soweit ich das aber beurteilen kann, ist sie sehr tolerant, wenn der Kleine ein neues Spielzeug hat…

      Liebe Grüße nach Seedorf,

      Claus

  3. Hallo Claus
    Danke vielmals, dass du mich dazu bringst, Berlin auf meine Prioritätenliste zu setzten. 🙂
    Ich hoffe, dass wir es im Herbst schaffen. Ob dann die M10 bereits dabei sein wird, oder die Q die alleinige Ehre haben darf?…..
    Ich durfte letzten Samstag die M10 in Bern probeausführen. Messsucherpremiere für mich und, wie man hier (http://jms-photography.500px.com/in-the-city) sehen kann, ist es gar nicht mal so übel gekommen. Ist das Tram doch direkt auf mich zugefahren. Das andere Bild war ebenfalls ein Schnappschuss, sonst wäre die Skelettreflektion vorbei gewesen.

    Falls das im Herbst etwas wird, würde ich mich bei dir melden, vielleicht liegt ein kleiner Abstecher nach Vlotho drin 😉

    Heute Abend besuche ich ein Irish Folk Konzert in unserem Dorf (www.inish.ch) und auf meine Anfrage, ob ich offiziell Bilder machen dürfte, wurde dies mit „Ja, sehr gern“ beantwortet. Die Q wird sich freuen.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Matthias,

      alle Achtung, manuell auf bewegte Motive fokussieren ist schon höheres Level! Übrigens überhaupt einige schöne Bilder auf deiner Webseite, wie man sieht, kommt es auf den Fotografen an, nicht auf die Kamera. Davon abgesehen fördert es den Prozess, wenn man mit seiner Kamera gern arbeitet.

      So ein Live-Konzert zu fotografieren, ist immer eine dankbare Sache, die Q müsste dort eigentlich glänzen! Wenn ich einen Tipp geben darf: Gesichter in Spot-Lights brennen gerne aus, denk daran, bei greller Beleuchtung auf’s Histogramm zu achten. Ich stelle bei solchen Gelegenheiten die Belichtungskorrektur um -2/3 bis -1 EV zurück, natürlich Auto-ISO. Belichtungsautomatik auch nicht unbedingt, wenn die Musiker viel herumzappeln, evtl. fest 1/125 oder gar 1/250 Sekunde fest einstellen, dann auch Bildstabilisierung deaktivieren.

      Ups – das war schon ziemlich viel schlaues Gerede, vermutlich weißt du das alles auch selbst.

      Viel Erfolg beim Shooting heute Abend, liebe Grüße,

      Claus

  4. Die Schwarzweißphotographien von Robert Doiseneau sind berühmt; in Farbe gestaltete er jedoch auch weniger bekannte Bilder, die ohne Photoshop & Co. ansprechende Farben aufweisen. Wie mit Film oder DigiCam eindrucksvolle Farbfotos fotografiert werden können, beschreibt Ken Rockwell in seinem Artikel „How to Get Great Colors“ – ohne den Einsatz von Polarisationsfiltern etc. oder digitalen Effekten der Nachbearbeitung: http://www.kenrockwell.com/tech/color.htm

  5. Na, auf einen solchen Bericht habe ich gewartet, wenn ich ehrlich bin. Es ist immer faszinierend, welche Bilder Menschen mit Berlin verbinden, meiner Geburtsstadt. Aber Berlin kann auch Provinz, so richtig Provinz – gibt ja den Spruch „Berlin ist auch nur ein Dorf“. Und da gibt es Motive, die man selten in Berlin-Bildern findet.

    Also nicht zu wehmütig sein, ich mag das Weserbergland (ich hoffe, Vlotho gehört noch dazu? )
    Was ich nicht so ganz verstehe, warum alle Welt unbedingt einen elektronischen Verschluss haben will. Darf keiner mehr mitbekommen, wenn es „Klick“ macht? Werden Bilder dadurch perfekter?

    Wir haben bei uns Berlin in Kleinformat, mit Kuhdamm, Potsdamer Platz, Unter den Linden…. als die totale Provinz als Ortsteil in der Gemeinde Seedorf. Und das genau 354 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Das lässt sich übrigens an Provinz gar nicht mehr steigern. Also, wenn Du mal dort bist, melde Dich gerne 🙂

    Ja, dann sind da noch die ISO-Zahlen, die heute so möglich sind. Klar braucht man kein Stativ mehr, da wird die Nacht zum Tag. Aber irgendwie wollen sich meine Augen nicht daran gewöhnen. Das Bild vom Brandenburger Tor wirkt für mich so unecht, die Bilder vom Prenzlauer Berg mag ich dafür um so mehr.
    Auf jeden Fall hab ich mich echt wieder gefreut, einen Artikel von Dir zu lesen und warte ganz neugierig auf weiteres.
    Liebe Grüße aus der Provinz in die Provinz.
    Kai

    • Claus Sassenberg

      Lieber Kai,

      wenn’s mich in die Nähe von Seedorf verschlägt, sage ich bestimmt Bescheid! Und absolut richtig, Vlotho ist mitten im Weserbergland!

      Wegen des elektronischen Verschlusses: Nicht wegen der Geräuschkulisse, nee, einfach weil ich mir dann bei f/1.4 und Sonnenschein das blöde ND-Filtergeschraube sparen kann.

      Liebe Grüße nach Norden,

      Claus

    • Um Leute in ihrer Umgebung „ungefesselt“ zu fotografieren, verzichte ich auch auf Stative oder sonstige Hilfsmittel, um die Kamara zu fixieren. Dafür reichen mir die ISO 800 (SS/SR = LW10 – Blende 4 1/500 s; Lagerfeuer LW6 – Blende 2 1/125 s) des Kodak Portra bestens aus, zumal der Portra 800 über eine höhere Sättigung der Farben im Vergleich zum Portra 160 verfügt. Der Kodak Portra 160 (Strand = LW 15 – Blende 8 1/500 s; Regen = LW 12 – Blende 5,6 1/125 s; Blue Hour = LW 10 – Blende 2,8 1/125 s) bleibt aber auf Reisen – sowohl als KB oder MF Farbnegativfilm – mein Favorit; und soweit möglich unter Einsatz eines kleinen Tischstativs zur horizontalen sowie vertikalen Ausrichtung der Kamera – insbesondere bei Architektur- und Landschaftsaufnahmen.

    • Die Verblassungen höherer ISO Einstellungen bei Digitalkameras zeigen die Beispiele hier: http://www.messsucherwelt.com/?page_id=1683
      Ein Sensor im Kleinbildformat bietet (mathematisch) bis zu 10 Blendenwerten an Belichtungsumfang bei einem 14 Bit A/D-Wandler an, wenn die native ISO Empfindlichkeit verwendet wird. Für meine DSLR sind das nur ISO 50 (Low) – also die Empfindlichkeit eines Fujichrome Velvia 50. Bereits bei ISO 100 geht eine Stufe an Dynamik verloren. So stehen bei ISO 800 nur noch 6 Blendenwerte als Belichtungsumfang zur Verfügung; der Kodak Portra 800 schafft zum Vergleich rund 12 Stufen bei vollem Farbumfang!
      Gerade bei Schnappschüssen von Leuten im Restaurant herrschen oft sehr hohe Kontrastumfänge, die eine präzise Belichtung erfordern. Und die Wahl der Perspektive wird zur Herausforderung, denn eine Gruppe am runden Tisch mit Blende 2,8 und 1/60 sec. (LW=6) freihand aus circa 3 Metern Abstand mit einem 35 mm WW fotografiert, bietet nur eine (zu) geringe Schärfentiefe bei einem Zerstreuungskreis von etwa 20 µm Durchmesser auf Film. Digital fiele der Übergang von scharf auf verschwommen sogar noch steiler aus.
      Auch für Landschaftsaufnahmen, die auf Fotopapier ausbelichtet werden, favorisiere ich ISO 50 bis ISO 100 (Sensor & Film) für satte Farben, möglichst ab solidem Stativ.

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