…und, wenn es sich irgend machen lässt, eine Drahtseilbahn, die den Naturfreund bis über die Wolken hinaus auf einen strahlenden Gipfel befördert. Dort oben verliert dann der Mensch, vor lauter Glück und Panorama, den letzten Rest von Verstand, bindet sich Bretter an die Schuhe und saust durch Harsch und Pulverschnee, über Eisbuckel und verwehte Weidezäune hinweg, mit Sprüngen, Bögen, Kehren und Schussfahrten zu Tale.

Unten angekommen, gehen die einen ins Wintersporthotel zum Fünfuhrtee. Die anderen bringt man zum Arzt, der die gebrochenen Gliedmassen eingipst…  (Erich Kästner: „Drei Männer im Schnee“)

Erich Kästner war ein bestechender Kenner der menschlichen Natur, seine obige Beschreibung gibt die aktuelle Situation immer noch treffend wieder. Ich frage mich schaudernd, was er wohl über Zwangsneurotiker wie mich zu sagen hätte, die sich ohne Kamera nackt fühlen. Wie man leicht schlussfolgern kann, waren wir im Skiurlaub. An einem Morgen  waren wir in die Kabinenbahn (von uns traditionell „Kartönchen“ genannt) eingestiegen, kurz vor dem automatischen Schliessen der Türen fiel mir auf, dass ich die Q im Auto vergessen hatte. Ich wollte mich wie von Sinnen von meinem Platz ganz in der Ecke über die anderen Fahrgäste aus der Tür stürzen, nur meine Frau hielt mich am Jackenzipfel zurück. Die ganze Fahrt nach oben lang musste ich mir ihr vergnügtes Grinsen ansehen, weil sie mein Problem genau erkannt hatte, spätestens, als ich mit fahrigen Händen meinen rechten Rippenbogen abgesucht hatte, wo normalerweise die Q hängt.  Oben angekommen, machte ich eine ausserplanmässige Talabfahrt. Eigentlich ist das gerade Morgens zu empfehlen, denn Mittags wird die Piste ziemlich weich. Aber ich hatte keinen Sinn für die Qualität des Untergrunds. Ausser, dass ich deswegen vermutlich heile unten ankam, obwohl ich die Anzahl Bögen minimiert hatte. Eigentlich ist meine älteste Tochter die verwegene Schussfahrerin, aber die war dieses Jahr wegen Abitur und Anfällen von schlechter Laune (wegen der lästigen Lernerei) Zuhause geblieben.

Blick aus dem Skigebiet auf den Reschensee. Links der Ort Reschen, rechts Graun. Leica Q bei f/8.0  1/320sec   ISO 100

Den ganzen Tag über musste ich mir von meiner gefühlsmässig total verrohten Familie (Frau und jüngerer Tochter) ein Spottlied anhören, das sie dreist aus einem alten „Ritter Rost“-Song umgedichtet hatten. Statt „…nicht ohne meinen Teddy“ sangen sie laut „…ohne meine Leica“. Das hat man nun davon. Nicht mal die Neurosen gönnen sie einem.

Skigebiet Schöneben, der Blick Richtung Nauders. Leica Q bei f/4.0  1/2000sec  ISO 100

Ich hatte also mal wieder die Q als Begleitung zum Skifahren ausgewählt. Daheim hatte ich noch mit mir gekämpft: Warum nicht die Fuji X-70? An sich viel praktischer, man kann sie in die Tasche stecken, Bildqualität super. Vor den Q-Zeiten hatte ich immer eine Variante der X-100 dabei (hier oder hier  ältere Blog-Beiträge) und damit nichts vermisst. Aber die X-70 verlor. Die Q macht einfach so viel mehr Spass beim fotografieren. Ausserdem stört sie mit relativ kurz eingestellten Tragegurt überhaupt nicht beim Fahren.

Nun musste mir die Kamera nichts mehr beweisen. Dass sie für den Job bestens geeignet ist, hatte sie schon letztes Jahr gezeigt. Schneller Autofokus, tolle Serienbildfunktion (schneller als die der M10!) und kann mit einer Hand bedient werden (für Bilder während der Fahrt). Das sind Dinge, die die M10 nun mal nicht hat. Natürlich kann man auch eine M (analog oder digital) mit zum Skilaufen nehmen, vor allem bei schlechtem Wetter (Schneefall) ist die Wetterfestigkeit von Vorteil. Dann aber sollte man sie in einer gut abgepolsterten Tasche tragen. Nicht, weil die Kamera so wertvoll wäre, sondern die eigenen Knochen. Bei einem Sturz verhält sich die Kamera nämlich wie ein mittelalterlicher Morgenstern, wenn man sie um den Hals trägt.

Einfach mal schnell durch die Slide-Show klicken, dann hat man einen Eindruck, wie die schnelle Serienbildfunktion der Q solche Bewegungsabläufe erfasst. Trotz (relativ) grosser Blende gute Nachverfolgung durch den Autofokus.

Mit der Q machte ich aus purer Lust am fotografieren wieder mal Bilder von wagemutigen Springern im „Fun-Park“. Es bereitete mir ein geradezu perverses Vergnügen, bei großer Blende Belichtungszeiten von 1/10000, 1/12000 oder 1/16000 Sekunde zu haben. Der Autofokus der Q nagelte das Motiv sicher fest. Meine relativ schnelle Speicherkarte (80MB/Sek) liess immerhin 14 DNG-Bilder zu, bis dem Pufferspeicher die Puste ausging. Übrigens ist es bei viel Schnee (wie am Strand) ratsam, die Belichtungskorrektur nach oben zu verschieben, 1 EV ist durchaus realistisch. Das war schon zu analogen Zeiten so, dass die TTL-Belichtungsmessung bei stark reflektierenden Hintergründen zu hoch misst und die Bilder unterbelichtet sind.

Ansonsten hielt ich fest, was sich um mich herum so tat, ein bisschen wie „Street“ im Skigebiet. Erinnerungsbilder für die eigene Familie miteingeschlossen.

Ein Ausflug nach Meran

im Schnee
Graun

Aber die M10? Weinte sie sich im Tal das Objektiv aus der Fassung? Au contraire, denn das Skifahren dauerte meist nur bis Mittags, dann bekam der Schnee die Konsistenz von Zitronensorbet (leider schmeckte er nicht so). Da die Sportart definitiv nicht „Wasserski“ hiess, füllten wir die Nachmittage anders aus. Hatte ich schon erwähnt, dass wir in Graun am Reschenpass waren? Das Gute dort ist, der ganze Vinschgau liegt einem zu Füssen. St. Valentin, Burgeis, Mals, Glurns… und so weiter bis Meran. Selbst am Pass war die Natur drei Wochen weiter als sonst um die Jahreszeit, und weiter unten im Tal war die Apfelblüte in vollem Gang. Denkwürdig war vor allem ein Besuch in Meran. Wir nahmen den Zug in Mals. Die Fahrt das Tal hinunter war wie in einem Märklin-Diorama: Pittoreske Ortschaften, Burgen, Industrieanlagen, Schrottplätze in einem Meer von Apfelblüten. Das Gute neben der Aussicht war, dass man auf diese Weise die endlose Schlange von Wohnmobilen meiden konnte, die sich vom Pass bis ungefähr zum Gardasee erstreckte…

In Meran war Sommer. Alles grünte und blühte. Nach den mehr gedeckten Tönen des Winters im Gebirge (und Zuhause) wurde man von der Farbenpracht fast erschlagen. Die Sonne schien, das Licht wurde naturgemäss am Nachmittag von Minute zu Minute besser. Ich machte eine Metamorphose zum Postkartenfotografen durch, und so wuselte ich die Passerpromenade rauf und runter, rein und raus aus der Laubengasse. Meine Damen machten die Geschäfte unsicher. Aber ganz so hektisch war es nicht. Genügend Zeit, einen Eiskaffee an einem schattigen Platz zu nehmen und Abends gemütlich im Forsterbräu zu essen. Bei Einbruch der Dunkelheit brachte uns der Zug stressfrei nach Mals zurück.

Der Mohn in Meran. Leica M10 mit 90mm Macro-Elmar bei f/4.0  1/500sec  ISO 100

Mal ein anderes Skigebiet

Die meiste Zeit blieben wir im Skigebiet Schöneben, es ist klein und überschaubar, hat aber auch anspruchsvolle Pisten, ist gut gepflegt und familienfreundlich. Aber an einem Morgen machten wir uns nach Samnaun auf, das relativ nah liegt, in knapp 40 Minuten Fahrzeit ist man da. Der Schweizer Ort besteht leider nur aus einer Aneinanderreihung von Duty-Free-Shops. Ich brauchte gerade keine Blancpain (heisst das eigentlich Weissbrot?) oder Jäger LeCoultre (obwohl ich im Prinzip nicht abgeneigt wäre…), trinke wenig bis gar keinen Whisky, rauche keine Zigarren und stehe auch nicht auf Parfum. Also stiegen wir stracks in die Gondel für 120 Personen zum Skigebiet, das sich über dem Bergkamm mit dem von Ischgl vereinigt. Dort waren wir früher häufiger gewesen, aber das Remmidemmi dort stiess uns mehr und mehr ab.

Erwähnt man den Ort Ischgl anderswo in den Alpen, reicht die Reaktion des Gesprächspartners von neidvoller Bewunderung des Geschäftskonzepts bis zur hastigen Bekreuzigung. Wie auch immer, das Skigebiet ist riesig und abwechslungsreich. Wir machten eine weite Runde und brauchten eigentlich keine Piste zweimal zu fahren. Die Schneequalität am Nachmittag war ziemlich bescheiden, aber dafür kann ja die Liftgesellschaft nichts. Wir entdeckten eine völlig neue Gondelbahn nach „Val Gronda“, die einen neuen Teil der Berge erschliesst. Dort war der Schnee auch besser. Als wir auf die Idalp kamen, war dort die riesige Bühne, die jetzt dauernd aufgebaut ist. Andreas Bourani war für’s Wochenende avisiert. Die Beschallung der Alpen wird in Ischgl zur Wissenschaft gemacht, auf die ich gut verzichten kann. Wir verliessen diesen Ameisenhaufen Richtung Pardatschgrat, wo es friedlicher war, tranken noch einen Kaffee und machten uns nach Samnaun davon, mal wieder kuriert von diesem Moloch von Skigebiet.

im Schnee

Der Wegweiser am Pardatschgrat. Da ich viel und gerne mit weit offener Blende arbeite, ist der elektronische Verschluss der Kamera ein Segen. Leica Q bei f/1.7  1/16000sec   ISO 100

Im Bunker

An einem Abend machten wir eine Bunkerbesichtigung mit. Hintergrund ist, dass der „Duce“ Mussolini einem Einfall Hitlers in Italien verhindern wollte. Er hatte wohl was von der Maginot Linie gehört (die sich dann ja auch als total effektiv erwies…) und wollte so etwas am Reschenpass errichten. Panzersperren auf den Bergen und ein Haufen Bunker bei Reschen. Wir konnten Bunker Nr. 20 besichtigen, den „Etschquellbunker“. So genannt, weil die dieses Ding dreisterweise über die echte Etschquelle gebaut haben. Die Etschquelle mit malerischer Bank und Gedenktafel ein Stück unterhalb im Wald ist nur „gefaked“. Die Bunker waren bis in die neunziger Jahre vom italienischen Heer besetzt, dann endlich fragte man sich wohl, gegen wen oder was man hier eigentlich Wache schob und gab die Sache auf. Clever… schon 50 Jahre nach Kriegsende gemerkt! Respekt!

Unser „Führer“ (gefährliches Wortspiel) war ein engagiertes Mitglied des Heimatvereins von Reschen. Er zeigte uns die spartanische Einrichtung, lotste uns durch enge Gänge im Fels (der Bunker war in den Berg hineingesprengt worden) und erklärte die militärische Logistik. Besonders morbide: Die „Schiesskammern“. Ein Geschütz oder grosskalibriges Maschinengewehr wurde von je drei Mann bedient, die im Angriffsfall in der Kammer hermetisch abgeriegelt waren (wegen Giftgas, dass durch die Schiessscharte dringen könnte). Ein vierter musste von Hand (!) aus dem Bunker Frischluft für die Versorgung der Gasmasken pumpen. Die Pumpe brauchte 60 Kurbelumdrehungen pro Minute. Wie lange die Besatzung der Kammer mit genügend Luft versorgt werden konnte, kann man sich denken.

Die „echte“ Etschquelle liegt leider in so einem verborgenen Winkel des Bunkers, dass wir dorthin nicht vordringen konnten, aber wir hörten es rauschen und sahen das Wasser durch Plexiglasrohre zur „Fake“-Quelle fliessen. Alles in allem interessant und vor allem beklemmend. Wer in der Gegend ist, kann sich zu einer solchen Bunkerführung anmelden.

Mals und der Ortler. Leica M10 mit 35mm Summilux bei f/4.0  1/750sec   ISO 100

Wie man sieht, kann man so eine Woche Skiurlaub mit allerlei anderem Kram anfüllen. Trotzdem bleibt Zeit für Erholung. Am späten Nachmittag sassen wir oft bei einem Glas Veniziano auf der Terrasse eines Cafés in Graun und sahen dem Verkehr auf der Passtrasse zu, nach einem obligatorischen Spaziergang um den Kirchturm im See, der viele Durchreisende zum Anhalten veranlasst. Wir überlegten, ob es nicht für andere Ortschaften an Seen auch lukrativ wäre, Kirchtürme aufrecht im See zu versenken, aber vermutlich hatten wir etwas falsch verstanden.

Trotz der mondhellen Nacht war die Beleuchtung des Kirchturms so hell, dass dieses Bild nur als HDR aus einer Belichtungsreihe von drei Dateien entstehen konnte. Dabei wurde bis zu 125 Sekunden belichtet. Das Beitragsbild in S/W ganz oben entstand von der anderen Seite. Leica M10 mit 28mm Summicron bei f/2.0

10 Kommentare

  1. Hallo Claus,

    ein sehr schöner Urlaubsbericht über eine wunderbare Urlaubsregion. Der Kirchturm in Graun ist ja geradezu das Wahrzeichen … „Hallo in Südtirol“ . Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir Schwaben aus dem Stuttgarter Speckgürtel uns geradezu magisch von der norditalienischen Provinz angezogen fühlen, jedenfalls kenne ich kaum einen Ü50 (oder Rentner) dem die Orte Sterzing, Bruneck, Meran oder Bozen so gar nichts sagen. Von den Dolomiten oder der Weinstrasse brauchen wir gar nicht erst reden…. das kennt hier jeder (jedenfalls die Älteren), manche besser als Ihr eigenes Nest. Gerade als Mitte 30er ist es immer schön, wenn man sich mit den Älteren über diese Region unterhält, die fangen dann immer an in Erinnerungen zu schwelgen. Wir sind ja auch in ca. 4 Stunden in Sterzing oder am Reschen. Kaum ein Busunternehmen bietet hier in der Ecke Ausfahrten in die Meraner Ecke nicht an.
    Leica … über die meisten Deiner Bilder dürfte sich jedenfalls das Vinschgau-Marketing freuen, die könnten diese so eins zu eins übenehmen und sich teuere Profis sparen. (Alles mit einem Augenzwinkern). Vielleicht ein bisschen poppig… jedenfalls die Farbbilder, aber schön. Urlaubsbilder halt.
    Hut ab jedenfalls, eine Q oder eine M auf die Piste zu schleppen. Ich habe mal eine M auf die Marmolada „geschuftet“, das war mir dann aber irgendwie zuviel.
    Durch Zufall bin ich in einem Fotogeschäft an eine gebrauchte Ricoh GR (V) gekommen. Die gehr nun mit auf die Piste.
    Super klein handlich, APS-C und ziemlich robust und sehr schnell. Scheinbar genießt diese in Japan einen gewissen Kultstatus, da wohl ein recht bekannter Fotograf mit dieser arbeitet. Falls also jemand eine Alternative zu einer Fuji (Klasse Kameras) sucht… mal was anderes…

    Grüße Andreas

    • Claus Sassenberg

      Hallo Andreas,

      ja, ja, die Farbbilder sind poppig, aber ich hab ja gesagt, dass ich in Meran zum Postkartenfotografen mutiert bin… ausserdem war es da wirklich so knallig. Augenkrebs halt. Und ich wollte das M10-Profil in LR testen. Das von Adobe ist gedeckter. Allerdings habe ich einige S/W-Bearbeitungen (die nicht in dem Beitrag sind), die machen sich bei dem guten Licht auch.

      Die Q ist auf der Piste kein Problem, weil wirklich leicht (zu tragen). Die M tue ich mir da nicht an. Ich hatte schon mal die M2 dabei, aber mehr aus Freude am analog Fotografieren, als dass das praktisch wäre. Robust ist sie ja…

      Die Ricoh GR kenne ich gut, Mike (Evans) ist auch ein grosser Fan. Die ideale Taschenkamera. Aber ich hab ja die Fuji X-70, die tut’s genauso. Wie im Beitrag beschrieben, liess ich sie bewusst zuhause, weil die Q mehr Spass macht. Da geht’s mir mit der Ricoh gleich.

      Aber nichts gegen die kleinen Dinger – Fuji oder Ricoh – passen gut in die Tasche bei exzellenter Bildqualität. Ich nehme die X-70 immer mit, wenn ich eigentlich gar nicht fotografieren will. Ist mir aber lieber als das iPhone.

      Liebe Grüsse ins Schwabenland,

      Claus

  2. Johann Strauss

    Hallo lieber Claus (ich darf Dich/Sie doch so nennen ?),

    Vorab zu meiner Person:
    Ich bin wohl Einer der Vielen leisen Hin- und Wieder- Mitleser hier.
    Gerne schaue ich hier ab und zu vorbei und freue mich immer wieder, mir hier Inspiration und auch Empfehlungen zu holen.

    Zu Leica kam ich zufällig, als die M9 rauskam. Ich hatte all den Fotokram satt (obwohl bestimmt keine schlechten Produkte dabei waren) und suchte etwas, was ich mitnehmen konnte und es dann auch wirklich mitnahm.
    Zur M9 erwarb ich das 35er Summarit nebst dem 90er Summarit (nix Anderes war sofort im Laden verfügbar).
    Dann machte ich die harte Schule der Messsucherei als Lehrling durch. Frustration folgte die Liebe zu den hochwertigen Leica Produkten und den Resultaten und Aufgeben war noch nie meine Sache.
    Die Bilder wurden besser und meine Familienmitglieder weigerten sich nach wie vor, mir als Modell zu dienen, da ich mit der manuellen Einstellerei herumfummelte und Töchter haben ohnehin keine Geduld ( mein Hääändieee macht bessere Bilder), erwarten aber erstklassige fotografische Ergebnisse.
    Als ich zufälling meinen Leica Laden betrat (ja sowas hat man als Leica User, seinen eigenen Leica Laden),
    verließ ich diesen mit dem 50er Lux. Immer wieder zog es mich dorthin, das 28er 2.8 kam auf gleiche Weise in meinen Besitz, so auch das 35er Lux , das 21 SE ( nach Studium der Messsucherwelt.com Seite).
    Meine Bilder wurden besser, aber die Rückschläge ließen nie lange auf sich warten. Ich ging einfach mal fremd. Kaufte mir eine Fuji. AAAch diese elektronischen Sucher !!!. reumütig kehrte ich zur M9 zurück, die mir gottseidank verzeihen konnte. Ich musste die M9 mehmalig streicheln und ihr sagen, was sie doch für einen wundervollen Sucher hat. Das mit ihrem etwas alten Sensor verschwieg ich, sie hatte ja genug gelitten.
    Dann bekam ich Wind von der M10. Wirklich gebraucht hätte ich sie sicherlich nicht, die M9 tat ihre Dienste ausgezeichnet und die M 240 war nicht mein Ding (ich weiß nicht warum, aber so war es einfach).
    Im Februar hatte ich die M10 in meinen Händen und für eine Millisekunde dachte ich, die M9 zu veräußern. Aber ich hatte der M9 in der Vergangenheit bereits einmal weh getan, sowas wiederholt man nicht. Bei der Geburt meiner zweiten Tochter habe ich ja auch nicht die Erstgeborene zur Adoption freigegeben.

    Mit der M10 bin ich sehr zufrieden. Belichtung, Weißabgleich und Iso hat sich deutlich gebessert.
    Und der neue Sucher !!, Für mich ist er die beste Neuerung.
    Aber wem sage ich das !

    Nun zu meiner Frage:
    Ich nutze Lightroom 6 auf dem Apple. Ich fummle an einem Standardprofil für die M10 herum
    und kriege einfach nix gebacken. Mal paßt es mir, dann ist es wieder zu überreguliert und ich fummle wieder an jedem Bild einzeln heruum.
    Sowas kannte ich mit der M9 einfach nicht.

    Gerne würde ich Deine Empfehlung einer brauchbaren Profil Voreinstellung kennen.

    Mir ist bekannt, daß der Gusto von Person zu Person unterschiedlich ist, aber ich brauche einfach mal fachmännischen Rat.

    Falls Du mal Zeit findest und mir Deine Voreinstellungswerte zur M10 zukommen läßt, wäre ich Dir sehr verbunden.

    Bitte mach weiter so mit Deiner Messsucherseite, ich finde sie sehr bereichernd.

    Vielen Dank und liebe Grüße

    Johann.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Johann,

      als (Hobby-)Musiker werde ich mir jetzt verkneifen, etwas über deinen Namen zu sagen, ich könnte mir vorstellen, dass du das als Bürde empfindest, obwohl ich es ziemlich cool finde.
      Die Geschichte, wie du zur M9 kamst und dich mit ihr „arrangiertest“, würde ich als ziemlich typisch bezeichnen und stellt im Grund auch einen Teil meiner Biographie dar. Das ich im Gegensatz zu dir die M9 verkauft habe, werde ich immer bereuen. Der M240 weine ich angesichts der M10 keine Träne nach (dabei muss ich gerechterweise sagen, dass sie mir treue Dienste geleistet hat und viele „Keeper“ damit produziert sind).

      Nun zu deiner Frage: Ich bin mir nicht sicher, inwieweit in LR6 ein Farbprofil für die M10 vorhanden ist, da die Nicht-CC-Version meines Wissens ja keine Updates bekommt. Da könnte schon der Knackpunkt liegen.

      Was die reine Bildbearbeitung betrifft, gibt es keine „Universalvoreinstellung“, die ich benutze. Das hängt zum Beispiel davon ab, ob es ein reines „Tageslicht“-Foto mit typischem Histogramm ist oder ein Low-Light-Foto, um nur zwei Archetypen der unendlich vielen Belichtungssituationen zu nennen, die sich ergeben. Bei den „einfachen“ Tageslichtsituationen schaue ich oft zunächst, was die Automatik (Tonwerte) vorschlägt, und arbeite von da ab weiter.

      Wie du richtig sagst, kommt jetzt der Teil, wo nur die persönlichen Vorlieben entscheiden, wies weitergeht. Ich mag etwas“punch“ in den Fotos, also stelle ich die Gradationskurve auf „mittleren Kontrast“ (bei Farbfotos), nehme die Highlights oft etwas mehr zurück als die Automatik, nulle aber gleichzeitig die Tiefen, die für meinen Geschmack meist zu sehr angehoben werden.

      LR CC enthält das M10-Profil (das müsste auch bei LR6 eingebettet sein, da es sich ja im DNG befindet). Diese Farbprofil hat sehr intensive Farben und kommt meiner Meinung nach mit bestimmten Kunstlichtsituationen nicht zurecht. Ich lasse dann das Adobe-Standard-Profil (und das könnte in der CC-Version anders aussehen als in LR6, ist aber nur eine Vermutung).
      Adobe Standard hat etwas gedecktere Farben, auch wieder Geschmacksache.

      Also: Leider kein Patentrezept, keine „fertigen“ Voreinstellungen zum weitergeben (das würde ich sonst gerne tun). Mein Leitfaden ist immer das Histogramm, und die tatsächlich vorhandene Lichtstimmung (aus der Erinnerung) wieder herzustellen. Von Geschmacklichen Erwägungen ganz zu schweigen. Bei Schwarzweiss gehe ich etwas anders vor.

      Viele Grüße, schönen Sonntag,

      Claus

      • Johann Strauss

        Hallo Claus,

        Vielen lieben Dank,
        ich habs mir schon fast gedacht…
        Das mit dem Lightroom CC habe ich bis jetzt vermieden und ich arbeite mich ans Bild einfach in LR heran, bis es mir paßt.
        Habe auch schon sowas wie ein eigenes Standardprofil, welches ich halt weiteroptimiere.
        Mein Gedanke war, erstmal alle Bilder mit einem angepassten Profil zu importieren und nur die besseren Bilder weiterzubehandeln.
        Die radikalere Methode wäre, einfach alles zu löschen, was einem nicht sofort gefällt, aber dann fehlt mir der Lerneffekt, wenn ich nicht so gelungene Aufnahmen mir nicht mehr genauer anschaue.

        An Deinen Bildern kann ich mich leider noch nicht messen, bin aber mit den Meinen durchaus zufrieden.
        Was ich an den Bildern in Deinem Blog nebst Kreativität und Stil besonders schätze:
        Erwähnung von Objektiv, Zeit, Blende , ISO.
        In den Hobby-Heften der 60er und 70er Jahre wars normal, Brennweite,Zeit, Blende, Film (damals hieß es halt noch DIN, ASA) bei jedem Foto zu nennen. Das ist heute schon sehr aus der Mode gekommen.
        Die alten Hefte habe ich in den 80er Jahren gerne gelesen und versucht, das Fotografieren zu lernen.
        Die alberne Fachsimpelei in diversen Foren bezüglich irgendwelcher Kameraeigenschaften sowie Expertentum tue ich mir nicht mehr an. Leider gehts auch im Leica Forum manchmal so zu.
        Der liebe Gott hat doch nicht die Physik der Optik für die Digital-Kameras neu erfunden.
        Farbenlehre hat sich auch nicht geändert.

        Deine Seite hebt sich angenehm von all den Spezial-Foren ab.
        Bei Dir geht es ums echte Fotografieren.
        Deine Angaben helfen mir sehr, besonders das Gasgeben bei offener Blende.
        Anfangs habe ich mir nicht getraut, aufzumachen und habe, so wie früher, bei 5.6 – 11 herumgemacht. Beim Fokussieren hat es mir aber geholfen.
        Welche Verschwendung bei Leica Objektiven !

        Zum Namen: Musiker, Vogel oder FJS.
        Der Musiker ist mir der Liebste 🙂
        Meine musikalischen Fähigkeiten sind leider über frühkindliches Kammblasen, Trillerpfeife und Anfangs-Versuche das Flügelhorn zu zähmen, nicht weitergereift.
        Soweit ist der Name pure Verschwendung.

        Liebe Grüße

        Johann

    • Hallo Johann

      Mir geht es wie bei Claus mit deinem Namen. Bin zwar kein Musiker mehr, höre aber gerne zu und dies bei sehr vielen Musikstilen.

      Zurück zum Thema. Bis vor etwa zwei Monaten stand ich ebenfalls auf Kriegsfuss mit LR. Danach habe ich den iMac 5K mit dem Spyder 5 pro kalibriert. Was fein Unterschied. Alles passt viel besser.

      LG aus der Schweiz

      Matthias

      • Johann Strauss

        Hallo lieber Matthias,

        Vielen Dank für die Anregung.
        Mit den Apple Monitoren selbst komme ich eigentlich nicht so zurecht. Das Glossy und die dem Zeitgeist entsprechenden bis zum Erbrechen übersteuerten Farben sind so nicht mein Fall.
        Habe mir einen LG (matt) BS als externen Monitor zum MacBook pro gekauft, welcher schon vorab im sRBG kalibriert ist.
        Vorher habe ich an Windows bis zum Erbrechen verschiedene (gute) Monitore mit Spyder 4
        rauf und runterkalibriert.
        Am MacBook pro habe ich mit dem Spyder auch meine Monitore kalibriert, wobei der LG BS nur ganz leicht nachkalibriert wurde, also schon werksmäßig richtig auf sRGB vorkalibriert ist. Dieser BS ist im Moment mein Liebling.
        Das nächste Problem erfolgt beim Druck:
        Meinen Canon Tintendrucker habe ich mittels Colorimeter in alle erdenklichen Richtungen hin und herkalibriert. Verschiedene Papiersorten habe ich durchgetestet.
        Testausdrucke habe ich einer Profi-Kalibrierungsfirma zugesandt und die erhaltenen Profile zu meinem Papier getestet: Alles mit mäßigem Erfolg.
        Der gute Drucker (A3, randlos) stand dann schon auf der Abschußliste.
        Letztendlich habe ich über zahllose Versuche ein Druckprofil erzeugt, welches mir so halbwegs gepasst hat. Den ganzen Druckprozess habe ich deutlich unterschätzt.
        Mehere Tintenpatronensätze ( 8 Tinten, einzeln wechselbar) und zahlreiche A4 Bögen (kleiner hatte ich es halt nicht) habe ich dabei verbraucht, ganz abzusehen vom Zeitaufwand.
        Irgendwie hat es aber trotzdem einen Heidenspaß gemacht, sich an die Sache heranzutasten.
        Kurzum das Thema Kalibrierung habe ich durch.
        Jetzt geht es nur noch darum, die M10 im LR in den Griff zu bekommen.
        Manchmal denke ich auch, daß ich es übertreibe und schon Gespenster sehe,
        aber nur wenn ich die Meßlatte hoch lege, strenge ich mich an 🙂

        Viele Grüße in die Schweiz,

        und möge der Himmel stets gutes Licht spenden

        Johann

    • Moin Johann,
      ähnliche Überraschungen erlebte ich vor einigen Jahren beim Wechsel vom Full Frame Transfer CCD (Kodak) zum CMOS (Canon) Sensor, die sichtbar unterschiedliche (Roh-) Datensätze liefern. Mit dem (ausgelieferten) Canon RAW Converter DPP überprüfe ich zunächst jeden Farbkanal im Histogram, bestimme den Weißabgleich nach Augenmaß, minimiere den Kontrast und schalte die Funktion „Unscharf Maskieren“ komplett ab für eine 16 Bit TIFF Datei zur Weiterverarbeitung am Mac. Die klassische Bildoptimierung (Helligkeit, Kontrast, Gradation & ggf. die Farben säubern) erfolgt dann zielgerichtet für die Laserbelichtung oder den Drucker unter Einbindung der passenden ICC Profile. Meist rufe ich fertige Aktionen (Routinen) mit Anhaltern per F-Taste ab. Nur für farblich kritische Motive investiere ich mehr Zeit – etwa zur dezidierten Abstimmung mittels sechs Luminanzmasken in Kombination mit den zahlreichen Blendmodi. Zum Glück trifft das aber nur sehr selten zu, denn ich fotografiere lieber als am Rechner oder im Labor zu sitzen!

      Gut Licht und viel Freude mit der neuen DigiCam

      wünscht Jolomy

  3. Hallo, Claus,
    eine schöne Tour habt Ihr gehabt. Vor allem die Schwarz-Weiss-Bilder gefallen mir. Absolutes Lieblingsbild meinerseits ist das SW-Bild mit den Mädels und Jungs am Bach in schwarz-Weiss. Toll.

    Ich habe die Fuji im Schnee ausprobiert, als wir dieses Jahr in Norwegen waren. Bei Schnee habe ich in der Regel auf den Himmel belichtet und mir so die Korrektur gespart. http://weites.land/telemarkkanal/ . Das Gleiche habe ich auch mit der M7 gemacht, aber muss die Filme noch entwickeln. Unter anderem habe ich einfach mal neben dem Kodak Portra den Ilford Delta 100 mitgenommen und bin ganz neugierig, sie dann mal fertig zu sehen. Wird dann auch noch ein Bericht.

    Bei der Fuji kann ich, ohne die Q zu kennen, nachvollziehen, dass sie Dir mehr Spaß machen wird. Ich wünschte, Fuji hätte sich im Menü deutlich eingeschränkt. Auch die Akku-Laufzeit und der Autofocus ist mitunter enttäuschend.

    Allerdings ist es schon oft eine Herausforderung, mit Baby im Tragesystem auf der Brust und dem Retriever an der Leine auch noch zwei Kameras dabei zu haben:-)

    Liebe Grüße ins Weserbergland

    Kai

    • Claus Sassenberg

      Hallo Kai,

      schöne Bilder vom Telemark-Kanal! Als ich sagte, die Q macht mehr Spass als die Fuji, war das mehr auf die X-70 bezogen, denn die X-100 als Sucherkamera vermittelt auch mehr „Kamerafeeling“ als ihre kleine Schwester. Ich habe immer gern mit den X-100 Kameras, die ich hatte (zuletzt die X-100T) fotografiert.
      Mit dem ausufernden Menü hast du recht, aber das kann man den Japanern nicht austreiben. Bei Fuji ist das ja noch Jammern auf hohem Niveau, es gibt schlimmeres (Sony?).
      Akku ist in der Tat ein wenig unterdimensioniert (kein Problem bei der Q), bei der X-70 ist das genau so.
      Ich bin gespannt auf deine analogen Bilder!

      Liebe Grüße,

      Claus

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