Im April dieses Jahres gab es eine denkwürdige Aufführung der Projektgruppe der Musikschule Porta. Unter der Gesamtleitung von Christiane Pesendorfer und der Choreographie von Stephanie Schnabel waren Szenen aus dem Musical „Tanz der Vampire“ einstudiert worden. Die Musik dazu wurde aus den Instrumentalgruppen der Musikschule geliefert. Es gab dazu gleich mehrere Blogbeiträge, weil ich parallel analoge und digitale Bilder von dem Ereignis gemacht hatte, zum Entstehungsprozess war einiges zu sagen.
Böses Erwachen der Vampire
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2000
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2000
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 3200
Leica M 240 mit 50mm Summilux Asph. bei f/1.4 1/125sec ISO 3200
Der Erfolg beim Publikum war groß, darum gab es jetzt eine Neuauflage dieser ausgewählten Musical-Szenen im Rahmen der Konzertreihe „4 in 1“ der regionalen Musikschulen im Raum Minden. Über den Sommer war noch eine zusätzliche Szene, das „Finale“, einstudiert worden, viel Gesang und Tanz (in dem sich die Vampire über ihre kommende Weltherrschaft freuen). Gesanglich unterstützt wurden die Vampire dabei von dem Chor „Klangfarben“ unter der Leitung von Jonathan Dräger.
Die Gruselbraut gibt sich ganz freundlich
Im April hatte ich mit der Kombination Leica Q/ Leica M + 50mm Summilux fotografiert (analog mit der M3 + 35mm Summilux). Vor dem jetzigen Konzert hatte ich hin- und her überlegt, was ich evtl. anders machen, bzw. optimieren könnte. Mit dem Ergebnis, dass ich bei dem alten Grundsatz „never change a winning team“ blieb. Ich hatte für die M auch das 75er Apo-Summicron dabei, das kam aber erst nach der Pause zum Einsatz, als das Sinfonieorchester der vereinigten Musikschulen spielte. Ich liebäugelte kurz mit dem Gedanken, auch wieder die M3 oder M2 einzupacken, aber ich wollte nicht wieder mit drei Kameras jonglieren, dazu erschien mir der Gedanke, wieder stundenlang Negative einzuscannen, wenig attraktiv.
Das erinnert mich irgendwie an die Morgenstimmung meiner Töchter, bevor es zur Schule geht…
Bei der Kombination Q/M für solche Events ist nach meiner Erfahrung der Hauptvorteil, dass man mit den zwei Brennweiten 28/50mm praktisch alle bildgestalterischen Erfordernisse abdecken kann. Die zwei Kameras lassen sich gut tragen, sind blitzschnell einsatzbereit und lästiges Objektivwechseln entfällt. Schon im Blog im April habe ich auf den möglichen Einwand hingewiesen: Warum nicht eine Kamera mit Zoom? Aber kann mir mal jemand ein Zoom-Objektiv nennen, dass eine Blendenöffnung von f1.4 bzw. f/1.7 beibehält und zudem auf eine Vollformat-Kamera passt? Nicht? Kein Wunder, so ein Teil existiert nämlich nicht. Es geht ja nicht nur um die Brennweiten, sondern auch um die Zeichnung, den Charakter der jeweiligen Linsen. Zudem wird die Lichtstärke gebraucht, viel Bewegung bei den Ballettszenen erfordert mindestens 1/125sec Belichtungszeit, bei wenig (Bühnen-) Licht sollten die benötigten ISO-Werte möglichst nicht über 6400 kommen.
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2500
Leica M 240 mit 50mm Summilux Asph. bei f/1.4 1/45sec ISO 2500
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2000
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 1600
Wenn es wirklich hastig wurde, war ich über den makellosen Autofokus der Q froh, der nagelt selbst bei wenig Licht superschnell alles auf den Punkt fest. Dabei sollte man übrigens beachten, die Bildstabilisierung auszuschalten. Wenn sich das Motiv bewegt, versucht die Bildstabilisierung dagegen zu halten, das Ergebnis sind verwischte Konturen trotz ausreichend kurzer Belichtungszeit.
Das Finale
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2500
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2500
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2000
Leica Q bei f/1.7 1/125sec ISO 2500
Natürlich ähneln die Bilder vom April denen vom letzten Wochenende, kein Wunder, es handelt sich schliesslich um identische Aufführungen. Dennoch habe ich versucht, den einen oder anderen Blickwinkel zu verändern, ausserdem kommt die Finalszene völlig neu dazu. Insgesamt konnte ich nicht widerstehen, alles wieder abzulichten, man hat nicht so oft Gelegenheit, bei so faszinierenden Lichtbedingungen und Nebeleffekten zu fotografieren. Dazu kommt die Maske und die schauspielerische Leistung der Akteure, die mit Hingabe dabei waren, ich denke, die Fotos sind dafür Beweis genug.
Vampire gut gelaunt
Wenn man diese Kreaturen der Nacht fotografieren will, sollte man ein paar Regeln beherzigen:
Nicht mit Blitz fotografieren! Vampire reagieren darauf hochgradig irritiert, weil sie erst mal annehmen, das jemand sie direkter Sonneneinstrahlung aussetzen will. Dies interpretieren sie als feindlichen Akt und gehen sofort zum Angriff über.
Nicht in dunklen Ecken hinter der Bühne herumlungern. Vampire sind immer bereit, dem „kleinen Hunger“ nachzugeben, wenn der Snack sich diskret anbietet.
Sollte man doch einmal in Bedrängnis kommen, ggf. einen Blutbeutel bereithalten. Ich habe mit Blutgruppe 0 Rh.D+ gute Erfahrung gemacht, wenn vor die Wahl gestellt, bevorzugen sie das vor meiner Blutgruppe (A). Pech ist, wenn man selbst Gruppe 0 hat…
Kreuze und Weihwasser haben sich als völlig unzureichend erwiesen. Junge Vampire sehen auf Online-Spielplattformen inzwischen so viele Kreuze, dass sie dieser Anblick nur müde lächeln lässt. Weihwasser wird inzwischen zum Peeling benutzt. Besonders der weibliche Vampir nimmt ein Fläschchen dankbar entgegen, muss er doch bei Douglas dafür richtig Geld hinlegen.
Nicht mit Pflöcken herumfuchteln! Des weiteren: Knoblauch als Repellentium ist ein Mythos, der moderne Vampir liebt die mediterrane Ernährung. Auf keine Fall Knoblauch essen, man macht sich als Mahlzeit nur attraktiver!
Pflaster und Wunddesinfektion zur Behandlung kleiner Bisswunden sollten in der Fototasche sein
Alle Farbfotos sind als DNG nach LR importiert worden, dort wurde lediglich die Helligkeit und der Kontrast eingestellt, die Highlights etwas zurückgenommen. Keine weitere Bearbeitung, allerdings moderate Rauschunterdrückung. Die S/W- fotos sind ebenfalls in LR aus den so eingestellten Farbdateien entstanden, nur habe ich meist den Kontrast etwas verstärkt, aber die Rauschunterdrückung dagegen ganz zurückgenommen, weil etwas Körnung nicht stört.
Im Lauf des Jahres hatten wir mehrfach über die mögliche Neuauflage des 28mm Summaron aus den 50er Jahren gesprochen. Sowohl William Fagan als auch ich besitzen das Objektiv im Original, und William schrieb darüber ausführlich hier, mit einigen exzellenten Beispielbildern, von denen eines unten zu sehen ist. Jetzt ist die Rückkehr des Objektivs Realität und die Einzelheiten über das neue/alte Objektiv wurden von Leica bekanntgegeben. Es wird mit Vorbestellung für 2200 Euro erhältlich sein.
Landschaftsaufnahme von William Fagan mit der M240 und seinem „alten“ 28mm Sumaron
Es wird viele überraschen, dass das neue Objektiv dem alten Schraubgewinde-Objektiv fast wie ein Ei dem anderen ähnelt. 6228 Stück wurden zwischen 1955 und 1963 hergestellt. Leica konstatiert, dass die Neuauflage optisch identische Eigenschaften hat, um eine klassische Zeichnung und Charakteristik zu erzielen, die Linsen jedoch durch moderne Vergütung verbessert sind.
Es behält sogar die Tendenz zu einer deutliche Vignette wie sein Vorgänger. Das wird jetzt als Vorteil angepriesen: „Die Kombination von hoher Schärfentiefe, natürlichen Kontrasten, exzellenter Detailauflösung und sichtbarer Vignettierung erzielt dabei eine einzigartige Bildwirkung und verleiht den Aufnahmen einen besonderen Look, der an analoge Fotografien erinnert.“
Aber warum sollten wir wegen einer Optik, die selbst an den Standards von vor einem halben Jahrhundert gemessen lichtschwach ist, in Aufregung geraten? Sogar die gute alte X-Vario wurde angefeindet, weil sie nur eine Öffnung von f/3.5 hatte, obwohl das ja schon deutlich lichtstärker ist. Doch hier geht es schlichtweg um die Größe – dies ist nun das kleinste M-Objektiv – mit dabei ist extreme Tiefenschärfe und daher sorgloses Fokussieren. Egal, welche Stammtischparolen über die Kamera in Umlauf sind, die Besitzer einer X-Vario können bestätigen, das man sich mit f/5.6 am „sweet spot“ eines Objektivs befindet, dort, wo die optischen Eigenschaften am besten sind. In der Tat, f/5.6-f/8 ist für viele Zwecke ideal, sei es Landschafts- oder Street-Fotografie. Es kann wohl kaum jemals ein „Bokeh-King“ sein, aber wenn man mehr Freistellung braucht, hat man dafür vermutlich andere Optiken in der Fototasche.
Die Mehrzahl der Street-Fotografen benutzt in den meisten Fällen f/5.6-f/8 und erfreut sich an der enormen Tiefenschärfe, die Zonenfokus ultraleicht macht, besonders bei Weitwinkel-Objektiven. Für die Freunde der 28mm-Brennweite, eingeschlossen Besitzer der Ricoh GR, Fuji X70 und der Leica Q, ist das Summaron die perfekte kleine Ergänzung zur M-Kamera.
Als Besitzer eines 1958er Summaron bin ich gespannt, wie es sich im Vergleich zum neuen Modell macht. Wenn wirklich nur ein geringer Unterschied in der Zeichnung zu erwarten ist, kann ich mir die gut 2200 Euro für eine Linse sparen, die denselben Job macht wie das Original. Obwohl das alte Summaron relativ selten ist, kann man es schon für Preise zwischen 500 und 800 Euro bekommen. Red Dot Cameras hat ein nettes Exemplar für, ich glaube £599 auf Lager. Wahrscheinlich nicht mehr lange.
Ein offensichtlicher Unterschied zum alten Objektiv ist, dass die Seriennummer vorn ist. Beim Alten findet man sie auf der Rückseite eingraviert, braucht aber ein Vergrösserungsglas dazu.
Unglücklicherweise wird dieser Preisunterschied nicht bleiben, da die Ankunft des neuen Summaron den Preis des Alten in die Höhe treiben wird. Noch etwas: Wer ein altes Summaron besitzt, hat vermutlich nicht die passende Gegenlichtblende dazu, die sind nämlich so selten wie Schaukelpferd-Mist, wie ich selbst feststellen musste. Die Dinger können fast so teuer sein wie das Objektiv selbst. Das Neue kommt jedenfalls gleich mit Gegenlichtblende, das versüßt einem die bittere Pille des Preises etwas.
Ich war immer ein großer Freund des 28mm f/2.8 Elmarit (bis dato Leicas kleinste Linse), schon bevor ich in dem Jahr mit der Leica Q zu der Brennweite konvertieren musste (Anm. des Übersetzers: Schließe mich an!). Das Summaron, sei es alt oder neu, wird für Street Fotografen eine noch bessere Wahl sein, wenn sie ohne Sorge über Fokusprobleme losknipsen wollen. Ist der Fokus erst mal in der richtigen Entfernung eingestellt, etwa 2m (oder 6ft an meinem Schätzchen, das nur die alte Einteilung hat), ist das der hyperfokale Himmel. Näher als 1m geht nicht, weil dies (wie bereits oft genug erwähnt) ein klassisches Objektiv ist. Nichts von diesem verweichlichten 70cm-Kram für das Summaron.
Für den nächsten Monat ist das alte Summaron jetzt vor meiner M-D. Mal sehen, wie es sich macht. Wenn ich jetzt noch die bezaubernde Jenny Hodge von Leica UK dazu bringe, mir ein Exemplar der neuen Version zur Verfügung zu stellen, kommt vielleicht ein brauchbarer Vergleich dabei heraus.
Offizielle Leica-Pressemitteilung:
Neuauflage eines Objektivklassikers
Ultrakompaktes Weitwinkelobjektiv LEICA SUMMARON-M 1:5,6/28 mm für die unauffällige Reportagefotografie
(Wetzlar, 19.10.2016) Mit dem Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm erweitert sich das Objektivprogramm im Messsuchersystem um die Neuauflage eines Leica Klassikers. Als Schraubgewinde-Objektiv 1955 vorgestellt, zählt das Vorgängermodell bis heute zu den kompaktesten Weitwinkelobjektiven im M-System und zeichnet sich durch seine charakteristische Abbildungsleistung aus. Das neue Summaron-M 1:5,6/28 mm greift die klassisch-kompakte Bauweise und die Leistungsmerkmale seines Vorbilds auf und transportiert eine einzigartige, analog anmutende Bildwirkung in die Digitalfotografie.
In seinem optischen Aufbau und der mechanischen Konstruktion entspricht das Summaron-M 1:5,6/28 mm seinem Vorgänger, der bis 1963 in den Leitz-Werken Wetzlar hergestellt wurde. Dass es sich bei der Neuauflage um mehr als einen simplen Nachbau handelt, zeigt das neue Summaron-M 1:5,6/28 mm durch das gelungene Zusammenspiel aus Optik-Entwicklung, Verarbeitungsqualität und Objektiv-Design. In wenigen Details der heutigen Designsprache angepasst, ist das Summaron-M 1:5,6/28 mm in der Ausführung auf das Wesentliche reduziert, ohne dabei den Charakter des legendären Vorbilds zu verlieren. Mit einer kompakten Länge von weniger als zwei Zentimetern ist es besonders unauffällig und stellt die ideale Ergänzung für die diskrete Leica M-Ausrüstung bei der Street Photography dar. Die übersichtliche Schärfentiefenskala in Kombination mit den großen Verstell-Winkeln erlaubt dabei eine präzise Vor-Fokussierung.
Das alte Summaron in der Hand keines geringeren als Stefan Daniel, die neue Version steht vorn auf dem Tisch.
Wie sein Vorgängermodell besitzt das Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm einen symmetrischen, um die Blende angeordneten optischen Aufbau mit sechs Linsenelementen in vier Gliedern. Die historische optische Rechnung des Original-Objektivs wurde dabei unverändert übernommen. So zeichnet sich das Summaron-M 1:5,6/28 mm bei voller Öffnung durch eine kontrastreiche Wiedergabe in weiten Bereichen des Bildfeldes aus. Die Kombination von hoher Schärfentiefe, natürlichen Kontrasten, exzellenter Detailauflösung und sichtbarer Vignettierung erzielt dabei eine einzigartige Bildwirkung und verleiht den Aufnahmen einen besonderen Look, der an analoge Fotografien erinnert.
Das Objektivdesign des neuen Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm wurde in Details der heutigen Designsprache aktueller Leica M-Objektive angepasst. Dazu gehört neben dem M-Bajonett inklusive 6-Bit-Codierung beispielsweise die Form des Fokus-Entriegelungsknopfes, der Durchmesser des Blendenrings und die Rändelungen. Die Ausführung der Gegenlichtblende orientiert sich am ursprünglichen Objektiv und erinnert an die Anfänge der Messsucherfotografie. Sie wird aus massivem Messing gefräst und in einem aufwändigen Fertigungsverfahren hergestellt.
Das Summaron ist ein Mini-Objektiv. Sieht auf der M240 fast lächerlich klein aus.
Wie alle Leica Objektive wurde auch das Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm von den Optik- Spezialisten in Wetzlar entwickelt. Als besonders zuverlässiges und wertbeständiges Produkt „Made in Germany“ wird es aus hochwertigen Materialien gefertigt und in Handarbeit montiert. Die Verbindung von modernster Technik mit sorgfältiger Manufaktur sorgt hierbei für eine konstante Qualität und große Wertbeständigkeit.
Das Summaron-M 1:5.6/28mm ist ausschließlich auf Vorbestellung erhältlich. Die Belieferung erfolgt in Reihenfolge des Bestelleingangs. Auf Grund von starker Nachfrage, vor allem in den ersten Monaten, ist mit längeren Lieferzeiten zu rechnen. Die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 2200 Euro.
Original-Artikel erschienen auf Macfilos, Übersetzung von Claus Sassenberg mit Genehmigung des Autors Mike Evans.
Die Ferien sind zu Ende, und ich bereite mich schon mal innerlich auf ein paar „heisse“ Tage in der Praxis vor. Am Samstag war der Tag, an dem die Teilnehmer der Ferienmusikwerkstatt ihre Ergebnisse präsentieren, da wollte ich nicht fehlen. Ich war darum Freitag Abend aus Südtirol zurückgekehrt.
Die Ferienmusikwerkstatt, der Name ist bereits Programm, ist eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung auf dem Jugendhof Vlotho von einer Woche Dauer, unter der Gesamtleitung von (Prof.) Peter Ausländer. Die Teilnehmer, meist ganze Familien, aus ganz Deutschland und auch Nachbarländern kommen schon seit vielen Jahren immer wieder. Man kann sogar sagen, seit Generationen, denn einige Gruppenleiter sind früher hier als Kinder selbst Teilnehmer gewesen.
Jedenfalls werden die Ergebnisse der Gruppen, wie Eingangs erwähnt, am Samstag präsentiert. Man kann hören und staunen, was alles in dieser Woche „produziert“ wurde, Klangexperimente, Eigenkompositionen, Chorgesang, Ensemblespiel, Instrumentenbau, Kindermusical und vieles andere mehr. Ich habe schon oft darüber berichtet, ältere Blog-Beiträge sind z.B. hier (2014) oder hier (2015).
Den ganzen Nachmittag über geht das. Früher habe ich oft von all dem Fotos gemacht, wie eine Reportage dieses Tages, aber jetzt geniesse ich es auch, einfach einmal nur zuzuhören und nicht zuständig zu sein. Um die Dokumentation brauche ich mir auch wirklich keine Sorgen zu machen, denn es wimmelt nur so von Smartphones und Kameras, die alle erdenklichen Medienformate erzeugen, Bild, Ton oder Video.
Aber eines wollte ich auf jeden Fall selbst ablichten: Als Höhepunkt der Veranstaltung kommt jedes Jahr eine Barockoper zur Aufführung, die die Mitglieder des Barock-Orchesters unter der Leitung von Walter Waidosch einstudiert haben. Die Gesangsolisten dürfen am Pult stehen, die Handlung der Oper wird immer von den Jugendlichen Mitgliedern der Musikwerkstatt pantomimisch dargestellt. Kostüme und Requisite, wie auch das Libretto der Oper werden recht frei interpretiert und man merkt den Ausführenden an, wie viel Spass sie dabei haben.
Ich hatte mir einen Platz vorn links am Rand „der Bühne“ gesichert. Als ich meine fotografischen Paraphernalia auspackte, überlief es mich heiss: Statt meines geliebten 35mm Summilux hatte ich zuhause das 21er Super-Elmar gegriffen, das dem bis auf winzige Unterschiede wie ein Ei dem anderen gleicht. Man sollte also mal auf die Beschriftung achten… ganz klar im Vorteil ist, wer lesen kann.
Kein Summilux-Objektiv! Ganz schön blöd, denn das 50er Summilux ist seit Monaten zur Wartung beim Kundendienst (und nach drei Monaten habe ich jetzt mal eine vorsichtige Anfrage gestellt, wann ich es denn mal zurück erwarten darf). Da war ich froh, dass ich wenigstens die Leica Q dabei hatte, die mir das 35er Summilux zum Glück locker ersetzen konnte. Bei der M habe ich statt des 50er Summilux zur Zeit das entsprechende Summicron im Einsatz, dass für diese Beleuchtung lichtstark genug war. Für eine gewisse Reichweite hatte ich das 90er Summarit f/2.5 dabei, das 90er Macro-Elmar, das ich sonst bevorzuge, hat nur f/4.0 als größte Öffnung. Einen Vorteil hat das Arbeiten mit zwei Kameras ja, man spart sich einiges an Objektiv-Gefummel. So wechselte ich nur ab und zu vom 50er Summicron auf 90er Summarit.
An dieser Stelle möchte ich einfügen: Wenn man wirklich eine (lichtstarke!) Q mit Brennweite im Bereich von 50mm bauen könnte (was ich bisher immer bezweifelt habe), dann könnte man mit zwei Kameras, 28 und 50mm, solche Veranstaltungen locker abdecken.
Auch dieses Jahr war es in der Woche wieder sommerlich warm, und an dem lauen Sommerabend wartete das Publikum geduldig bei einem Glas Wein oder Bier auf dem schönen Innenhof, wann der Einlass zum großen Saal freigegeben würde. Manchmal huschten schon seltsam kostümierte Gestalten unter den neugierigen Blicken der Anwesenden durch, denn welche Oper gegeben wird, erfährt man erst, wenn man drin ist. Dabei ist die Geheimhaltung allerdings nicht Top-Priorität, einiges sickert immer schon vorher durch…
Diesmal wurde die Sache durch drei Feuerwehrleute aufgelöst, die vorher viel Aufhebens um die Brandsicherheit machten… es handelt sich um die Oper „Die römische Unruhe oder die edelmütige Octavia“ von Reinhard Keiser aus dem Jahr 1705. Die Feuerwehrleute traten übrigens zwischendurch immer wieder auf, um die Feinheiten des Librettos zu erklären. Teilweise waren sich die drei nicht ganz einig, weil plötzlich von Prinzessinen aus einer „weit, weit entfernten Galaxis“ die Rede war, was die anderen wiederum heftig dementierten: „Falscher Film!“
Nach der Ouvertüre zog Kaiser Nero samt Hofstaat ein. Ein ziemlich dekadenter Haufen. Noch nicht im Bild der alte Lehrer Seneca, der jeglichen Einfluss auf seinen Ex-Schüler Nero verloren hat und sich völlig frustriert ein Hot-Dog nach den anderen reinschiebt.
Noch ist alles in Butter mit Nero und Octavia
Neros Löwen sind sein Ein und Alles
Sie haben sich selbst am liebsten, Octavia langweilt sich
Nero schickt den weisen Seneca in den Pfeffer
Zur allgemeinen Überraschung des Publikums stellt sich heraus, das der Song „Ich bin der Märchenprinz“ offenbar nicht von der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“, sondern von Keiser ist. Jedenfalls ist er irgendwie in die Oper gerutscht. Der Hofstaat schunkelt dazu.
Die armenische Prinzessin Ormoena wurde als Gefangene nach Rom gebracht. Weil der Hofstatt sich langweilt, soll sie im Circus den Löwen Neros zum Frass vorgeworfen werden. Als Prinzessin mit Migrationshintergrund ist sie automatisch schuldig – für irgendwas. Das reicht zur Verurteilung. Die Wachen schleppen sie herein.
„Jawoll!“, freut sich Nero. „Endlich mal eine andere Diät für meine Löwen als immer Christen! Die sind sowieso meist so mager…“
Ormoena ist „not amused“, als sich die Löwen auf sie stürzen, aber es kommt ganz anders…
Sie kann sie bändigen und kuschelt mit den wilden Biestern! Nero ist platt und verliebt sich ob solcher Tapferkeit prompt in die Schönheit aus dem Osten.
Die Feuerwehr klärt über den Stand der Dinge und den weiteren rätselhaften Verlauf des Librettos auf. Nero nimmt Ormoena zu sich in den Palast.
Octavia geht verständlicherweise in die Schmollecke.
Der ganze Hofstaat geht plötzlich fischen!
Nero zieht ein dickes Ding an Land
Das muss verewigt werden!
Ormoena bewundert den Fischersmann!
Was die Einlage mit dem dicken Fisch eigentlich zu bedeuten hat, kann auch die Feuerwehr nicht erklären. Dem Verfasser dieser Zeilen war es zu mühsam, das Original-Libretto danach zu durchforsten…sorry!
Octavia ist für Nero nunmehr überflüssig. Um schlechte Presse wegen Gattenmordes zu vermeiden, umgeht er die Problematik, indem er seiner Ex einfach den Selbstmord befiehlt. Nach abwägen ihrer Optionen entscheidet sie sich für Harakiri…
…aber just, als sie sich ins Schwert stürzen will, fällt ihr der Sklave Piso in die Parade: Er liebt sie schon lange und will sie verständlicherweise nicht filettiert sehen.
Die ganze Geschichte ruft auch Seneca auf den Plan, der Octavia einen Vorschlag macht, wie sie die Gunst seines missratenen Zöglings Nero wiedererlangen kann. Piso findet das nicht gut. Er hatte sich vorgestellt, mit seiner Angebeteten in den Sonnenuntergang zu reiten.
Der frustrierte Piso zettelt einen Sklavenaufstand an. Grund zur Unzufriedenheit gibt’s genug. Sie fordern die 70-Stunden-Woche (statt der üblichen 168 Stunden) und freien Internetzugang. Für die Römer inakzeptabel, der Aufstand wird blutig niedergeschlagen, Nero lässt sogar die Tiere aus dem Zirkus in den Kampf (im Bild rechts die Giraffe), Piso wird gefangen genommen und zum Tode verurteilt.
Inzwischen kommt Senecas Plan zur Ausführung. Der abergläubische Nero wird auf den Friedhof gelockt, wo ihn die Geister der Toten kalt erwischen.
Die Anklage des Geistes
...das hat er nun davon! Traumatische Erfahrung.
Als ihm der Geist der totgeglaubten Ehefrau erscheint, geht er in sich… Reue, ein bis dato unbekanntes Gefühl, macht sich breit. Er ist sich nicht mehr so sicher, ob es in Ordnung war, Octavia abzuservieren. Jetzt wünscht er sich das Ganze ungeschehen.
Unterdessen wird die Hinrichtung Pisos vollstreckt, der dekadente Hoofstaat zeigt mal wieder seine niederen Instinkte.
Nero will das auch ungeschehen machen. Wie das auch immer vor sich geht, aber Seneca zeigt ihm, wie man den Kopf wieder dranmontiert und flupps…
…ist der frisch guillotinierte wieder wohlauf. Sehr eigenartig und unerklärlich. Das versucht auch erst gar keiner, nicht mal die Feuerwehr.
Im Gegensatz zur Original-Version der Oper, in der am Ende alle zu Paaren wiedervereinigt werden (der Gatte Ormoenas, Tiridates, wurde ganz gestrichen, wohl um das Publikum nicht zu verwirren), wird in der Jugendhof-Fassung eine Ménage-à-trois favorisiert, d.h., sie endet damit, das Nero zwei Frauen hat… sehr progressiv, amoralisch und… beneidenswert (oder schrecklich, kommt auf die Frauen an).
Selbstverständlich wird noch ein feierliches Menuett getanzt.
Was bei einer Jugendhof-Oper auf keinen Fall fehlen darf: Der Auftritt des Papstes (running Gag, fern jedes Librettos) Diese Schlussszene ist mein persönliches Lieblingsbild. Das Summicron zeigt, das es dem Summilux eigentlich nichts nachsteht.
Oper vorbei, es kann nahtlos in Partystimmung übergegangen werden. Es ist kurz nach Mitternacht, am Morgen werden sich alle wieder für ein Jahr verabschieden, aber jetzt ist noch Zeit für den gemütlichen Ausklang der Woche.
Der Chronist zieht sich (müde) mit seinem Raub (den Fotos) zurück, verwirrt von den unlogischen Wendungen und der zweifelhaften Moral einer barocken Oper.
Der nächste Blog kommt bestimmt! Fragt sich nur, wann… Ich muss jetzt (nach dem Urlaub) erst mal wieder in meine Praxisroutine kommen, aber in ein zwei Wochen sich wird das eingespielt haben. Mal sehen, vielleicht hat ja auch Mike was zum übersetzen. Wie ich schon vor den Ferien anmerkte, im Augenblick ist nicht viel los im Leica-Bereich, alles wartet auf die Photokina. Übrigens bekam ich heute den Kostenvoranschlag für die Überholung meiner M2 und des 50er Summilux Objektivs. Nach drei Monaten. Ich hatte eine Mail geschickt und vorsichtig nachgefragt, wann denn damit zu rechnen sei, daraufhin hatte man festgestellt, dass die Sache im „System“ festgesteckt hatte. Naja… es geht ja nicht um Organtransplantation… jedenfalls werde ich berichten, wenn die“neue“ alte M2 wieder bei mir ist.
Wer mal im „alten“ Blog gestöbert hat, wird sich an das obige Motiv erinnern, es ist die Burgruine von Salavas bei Vallon Pont d’Arc. Es ist das Erste, was ich sehe, wenn ich morgens aus dem Zelt steige. Vielleicht kennt der eine oder andere das auch, es gibt Motive, die muss man geradezu zwanghaft immer wieder ablichten, dazu gehört für mich dieses Gemäuer. Das Licht macht morgens und abends verrückte Sachen mit dem Ding, man kann es tausend Mal fotografieren und immer ist es anders. Dieses Foto ist vom letzten Freitag. Ich stelle es ganz am Ende des Artikels nochmal ein, weil man das Beitragsbild selbst nicht größer betrachten kann.
Aber wer nicht mit meinen jährlich wiederkehrenden Ritualen vertraut ist, dem sollte ich vielleicht erklären, warum ich aus einem Zelt steige. Die Kanu-AG des Wesergymnasiums Vlotho, der ich seit mehr als dreissig Jahren angehöre, fährt jedes Jahr zum Wildwasser-Kanu-Fahren an die Ardèche. Etwa 25 Schüler und noch mal so viele „Ehemalige“ treffen sich dort jedes Jahr zum Zeltlager. Wer mehr über die Hintergründe erfahren will, kann nochmal hier oder hier nachsehen, der letztere Link ist quasi ein Review zur Leica M240, die ich damals gerade wenige Wochen hatte und dort auf Herz und Nieren prüfte.
Am Wahrzeichen von Vallon, dem Pont D’Arc
Die Woche dort ist jedes Mal eine fotografische „Tour de Force“ für mich. So sehr ich mir auch vorher gelobe, mich zurückzuhalten, kann ich doch nicht die vielen Gelegenheiten einfach ignorieren. Vier Kameras waren dabei:
Natürlich die M240, mein treues „Workhorse“, unbedingt wichtig als Systemkamera mit der Möglichkeit, auch längere Brennweiten zu nutzen.
Die Leica Q, zum ersten Mal – und was sie zusätzlich zur M240 leisten kann, ist eine echte Bereicherung.
Zwei analoge Kameras, meine M3 und eine M6 (die ich kürzlich erwarb). Die Entwicklung der Filme dauert naturgemäß etwas, vermutlich schreibe ich später dazu etwas separat.
Man kann dort alle möglichen Genres abarbeiten, z.B.:
Landschaft – reichlich vorhanden
Architektur – z.B. Pont du Gard
Sport – Aufnahmen am Schwall
Porträt – viele fotogene Teilnehmer
Low-Light – Besuch der Höhlen oder Abends im Zeltlager
Reportage – alles, was so während der Woche passiert
Street – ich zögere etwas, das hinzuzufügen, denn mein Besuch verschiedener Städte und Märkte dort dient mehr dazu, das „Lokalkolorit“ einzufangen. Einiges davon kann als Street-Foto durchgehen, aber ich schüttele immer den Kopf, wenn andere vorbeieilende Passanten fotografieren und das als „Street“ bezeichnen. So etwas wird man bei mir eher nicht finden.
Und weil das immer alles ziemlich gleichzeitig stattfand, versuche ich mit der Trennung in Genres hier im Beitrag etwas Ordnung hereinzubringen, sonst verliere ich selbst den Überblick.
Aber jetzt beginne ich doch erst chronologisch: Ich habe mir angewöhnt, lieber einen Tag früher als der Rest der Truppe vor Ort zu sein, einfach, weil man sich nach einer durchfahrenen Nacht etwas akklimatisieren kann. Selbstverständlich fahre ich nicht allein, sondern mit mir im T5 waren Andreas, ebenfalls regelmässiger Teilnehmer der Fahrt und Jürgen „Bulli“ Grundmann, Liedermacher aus Bielefeld, der gebürtiger Vlothoer ist und ebenso wie wir alle als Schüler zur Kanu-AG stieß.
Nachdem ich mich auf dem Campingplatz „Le Chauvieux“ häuslich eingerichtet hatte, fühlte ich mich frisch genug, gleich dem Nachbarörtchen Barjac einen Besuch abzustatten, denn dort ist Freitags Markt. Weil ich mich dennoch ein bisschen groggy fühlte, beschloss ich, einfach nur die Leica Q mitzunehmen und sie wie eine „Point and Shoot“ zu benutzen, da muss ich mir nicht so viel den Kopf über Einstellungen zerbrechen. Ich schlenderte über den Markt und durch die altehrwürdigen Gassen des Weilers und genoss das südfranzösische Ambiente. Ab und zu knipste ich drauflos. Blende f/4 oder so und einfach nur abdrücken. Von einem Touristen wird auch nichts anderes erwartet.
Mittags war ich immer noch nicht wirklich Müde, darum kam mir die Idee, die Tropfsteinhöhle „Aven d’Orgnac“ zu besuchen, die praktisch am Weg lag. Zwei Dinge sprachen dafür: Die einsetzende Mittagshitze, die den Gedanken an die Höhle, in der konstant 11°C herrschen, schmackhaft machte und mein Ehrgeiz, die Bildstabilisierung der Leica Q zu testen. Im letzten Jahr hatte ich die gerade neu eröffnete „Kaverne“ mit der Fuji X100 T besucht und mit dieser Kamera dort sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielt, auch sie wäre für eine Tropfsteinhöhle erste Wahl, aber die Q mit der leicht kürzeren Brennweite und vor allem mit der Bildstabilisierung ist perfekt. Ich konnte gestochen scharfe Bilder mit einer 1/4 Sekunde aus der Hand machen, sogar bis auf f/3.5 abblenden und war immer noch bei ISO 200. Wer hat da noch Schiss vor Banding und warum eigentlich?
Die Aufnahmen aus der Höhle sind alle mit 1/4 oder 1/8 Sekunde aus der Hand gemacht. die Bildstabilisierung sorgt für gestochen scharfe Ergebnisse
Am nächsten Morgen erwachte ich früh und voller Tatendrang (keine Sorge, es geht nicht so minutiös weiter). Ich fuhr nach Uzès, eine kleine schnuckelige Stadt bei Nimes, die ich das letzte Mal 2012 besucht hatte. Zufällig war dort Markt… ich war diesmal nur bedingt faul und hatte neben der Leica Q auch die M6 mit, fest entschlossen, eine Rolle Kodak Tri-X durchzubringen. Leider wurde mein Enthusiasmus etwas gedämpft, als die Batterie des Belichtungsmessers den Geist aufgab. Ich fühlte mich etwas gedemütigt, hatte ich doch gerade erst Bill Palmer in den Kommentaren auf Macfilos erklärt, wie gut die in den analogen Modellen halten. Nun hatte ich die M6, ein Exemplar in fabrikneuem Zustand aus den 90ern, von Meister in Hamburg erstanden. Die Batterien waren darin und pfiffen vermutlich schon länger aus dem letzten Loch. Ich hatte offensichtlich die letzten Elektronen herausgequetscht. Zum Glück sind die benötigten Knopfzellen ziemlich verbreitet, man bekommt sie selbst in Drogeriemärkten . Uzès hingegen ist sogar groß genug für ein Fotogeschäft und der freundliche Inhaber zückte sofort die passenden Modelle. Ein Leuchten ging über sein Gesicht, als ich ihm die M6 reichte (ist das nicht verrückt? Die Leicas erzeugen im Netz gelegentlich Hass, aber sonst nur positive Gefühle). Er führte mich nach erfolgreichem Wechsel in eine hintere Ecke des Ladens und zeigte mir ein Regal mit recht abgewrackten Kameras, diverse Voigtländer, Konikas, Praktikas, Laufboden- und Messsucherkameras. Fast hätte ich ihm eine Kodak Brownie abgekauft, erinnerte mich aber im letzten Augenblick, dass ich eigentlich kein Sammler bin.
Wenige Kilometer von Uzès entfernt ist das Pont du Gard. Da ich nun so nah war, besuchte ich dieses eindrucksvolle Bauwerk wieder. In jungen Jahren war ich noch durch die Wasserleitung ganz oben gelaufen und hatte abends in luftiger Höhe den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein mit meiner Ex-Freundin (heute ist sie meine Frau) genossen. Das ist natürlich nicht mehr möglich, alles hübsch abgesperrt, wer weiss, wie viele von da oben runtergesegelt sind…
Am Nachmittag kam der Bus und der hintere Teil des Campingplatzes verwandelte sich in einen Bienenschwarm. Oder vielleicht wäre der Vergleich zu einem Ameisenhaufen passender, in Nullkommanichts wurde das Lager mit Küchen-, Vorrats-, Gemeinschafts- und Materialzelt aufgestellt, von den Schlafzelten ganz zu schweigen.
Foto im Slider vorn: Das Wiedersehen
Schon am nächsten Morgen fuhr ein Teil der Gruppe etwas Flussabwärts zum grossen Schwall beim Pont D’Arc, dem Wahrzeichen von Vallon, um dort zu üben. Ich hatte dort schon letztes Jahr recht actionreiche Fotos machen können, indem ich ein gutes Stück in den Fluss hineinwatete. Leider war aber dieses Jahr der Wasserstand spürbar höher, der Druck schon ein kleines Stück vom Ufer entfernt so gross, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es mich von den Beinen reissen würde. Nicht so schön, wenn mit Kamera und Objektiv gut 10.000 Euro versenkt werden. Warum nicht einfach ein Tele benutzen? Nun, weil es nicht das Gleiche ist. Der Bildwinkel wird mit steigender Brennweite immer „Paparazzi-mäßiger“. Das muss nichts schlechtes sein, als ich so am Ufer stand, mein mickriges 90mm betrachtete und mir mehr Reichweite wünschte, sehnte ich plötzlich mein 80-200mm R-Vario-Elmar herbei, das ich auf dem Campingplatz gelassen hatte.
Zum Surfen in die vorderste Welle fahren, sieht einfacher aus als es ist
Trotzdem konnte ich auch mit dem 90er Macro-Elmar einiges ausrichten. Zumal es gegenüber dem R-Objektiv den Vorteil hat, dass ich es durch den Messsucher fokussieren kann und nicht auf den elektronischen Sucher von unterirdischer Qualität angewiesen bin, für den es nie ein Upgrade gegeben hat, was ich mir vor zwei Jahren erhofft hatte. Ein Vögelchen namens Steve H. zwitscherte mir, dass die nächste M einen Hybrid-Messsucher hat, dann sind solche Warzen überflüssig.
Immer hübsch der Reihe nach
An dieser Stelle kommt mein üblicher Vortrag über das manuelle Fokussieren von bewegten Objekten. Es wird weiterhin oft unterstellt, dass man mit einer Messucherkamera ungefähr nur Stilleben fotografieren kann. „Au contraire„, kann ich nur sagen, alles Übungssache. Natürlich hat alles seine Grenzen (wozu habe ich die Leica Q?), aber mit etwas Geschick und der richtigen Technik kann man problemlos auch auf bewegte Motive fokussieren. Erste Option: Man fokussiert auf einen Punkt und lässt das Objekt an diese Stelle kommen, löst dann aus – Bingo, Bild im Kasten. Zweite Möglichkeit (für Fortgeschrittene): Nachverfolgung, man dreht dabei ständig den Distanzring vor- und zurück und korrigiert so etwa alle halbe Sekunde neu, die Kongruenz im Messfeld ist leichter zu erkennen, wenn man immer wieder kurz aus dem Fokus geht. Es ist klar, dass man damit nicht sechs Bilder pro Sekunde macht, aber „spray and pray“ ist auch nicht mein Stil. Obwohl es auch für Serienbild-Aufnahmen seine Gründe gibt, muss ich hinzufügen.
Diese junge Dame ist noch nie beim Kentern unten geblieben, sie bleibt selbst im dicksten Schwall cool.
Wer mit dem vollkommen überladenen XR-Trekking in den Schwall fährt, will einfach kentern…
Für alle, die noch nie in einem Kanu gesessen haben, sollte ich noch anmerken: Was da so spielerisch leicht aussieht, nämlich vorne in der Welle zu „surfen“, erfordert viel Mut und Geschick. Die Kräfte, die dort herrschen, sind enorm, beim geringsten Fehler wird man verschluckt, durchgekaut und wieder ausgespuckt. Nun ist das hier eine ungefährliche Sache, sonst käme das auch nicht in Frage.
Allerlei buntes Treiben am Strand, erstes Foto: „Boys will be boys“
Anschliessend wird die Hälfte der Schlucht befahren bis zu einer Stelle, an der die Boote über Nacht gelagert werden. Zu diesem malerischen Ort führt ein kleiner, steiler Wanderweg, der die etwa zweihundert Höhenmeter überwindet, die sich der Fluss in den Kalkstein gefressen hat. Unser langjähriger Busfahrer, der dort mittlerweile jeden Stein kennt, holt die Bootsfahrer am späten Nachmittag ab.
Panorama der Schlucht, Flussschleife kurz vor unserem „Haus-Schwall“ Dies Bild ist aus 11 Einzelfotos zusammengesetzt, die ich mit M240 und 21mm Super Elmar machte. Übrigens aus der Hand.
Der „Haus-Schwall“, Langzeitbelichtung mit 21mm Super Elmar und ND-Filter (10 Blendenstufen). Ein bisschen Spielerei muss auch mal sein.
Das Kochen ist immer eine Gemeinschaftsaktion und hat Eventcharakter… Nebenbei bemerkt: Viele Köche verderben nicht notwendigerweise den Brei!
Die Abende im Lager sind kurzweilig: Zunächst ist das Kochen für über vierzig Leute meist eine Gemeinschaftsaktion, zu der sich jeder auf seine Weise einbringt. Nach dem Essen spielen die einen Fussball, die anderen gehen in Kleingruppen an den Fluss oder zur Burg (Salavas), meistens aber wird Musik gemacht.
Eine kleine Hörprobe von Bulli mit seiner Ukulele. Möglicherweise sieht man hier zum ersten Mal, dass er nur ein Bein hat. Das hindert ihn nicht daran, wie alle anderen Boot zu fahren und in die Schlucht zu steigen.
Schliesslich waren nicht weniger als vier Gitarren, zwei Ukulelen und ein Cachon dabei (sogar meine Querflöte), da liegt es nahe, dass es fast jeden Abend eine Gig gab. Dann hatten wir auch Leute mit, die erstaunliche Talente zeigten, zum Beispiel Feuerspucker. Das war der Moment, als die Leica Q ihre Qualitäten unter Beweis stellen konnte. Schneller Autofokus, low-light-Kapazität und Serienbildaufnahme in rascher Folge sind die Mischung, die man dafür braucht und die Q vereint das auf sich.
Leica Q mit schneller Serienbildfunktion
Ich habe keinerlei Skrupel, eine Kamera im Boot mitzunehmen. Meist die M240, das 28mm Elmarit davor und das 75mm Apo-Summicron zum Wechseln, so bin ich eigentlich für alles Unterwegs gewappnet. Das 75mm führt eigentlich zu Unrecht ein Schattendasein, bei Offenblende erinnert die Zeichnung zum Beispiel sehr an das 50er Summilux. Neben den Aufnahmen im Schwall ist es auch eine exzellente Porträtlinse:
Porträts mit dem 75mm Apo-Summicron
Das 50er Summilux hatte ich dieses Jahr gar nicht mit, kurz vor der Fahrt hatte ich mich entschlossen, es mal zur Wartung ins Werk zu schicken, mir kam es so vor, als hätte es einen leichten Backfokus entwickelt. Vielleicht nur 2-3 cm auf eine Entfernung von 2m, aber das entscheidet schon darüber, ob ein Auge beim Porträt im Fokus liegt oder nicht. Als 50mm-Alternative war mein Summicron dabei, ein altes Objektiv aus den 80er Jahren, aber immer noch exzellent. Es entspricht in der optischen Formel immer noch dem heute produzierten (nicht zu verwechseln mit dem 50er Apo-Summicron), ich hatte es ebenfalls schon mal überholen lassen. Dabei wurde es auch kodiert, das erspart lästige Einstellungen, die man sowieso immer vergisst. Ich habe es wieder häufig benutzt, auch mit ND-Filter 0,9, um bei Sonne mit Blende f/2 arbeiten zu können. Es produziert dann ein wunderschönes, ruhiges Bokeh, so dass ich mein Summilux gar nicht vermisste. Ausserdem hat es noch einen Vorteil: Es ist klein und leicht.
Mit dem 50mm Summicron
Ganz in der Nähe des Campingplatzes startet ein interessanter Wandertrail. Ein (meist) trockenes Flussbett windet sich vom Fluss aus in das Kalksteingebirge hinein, dabei muss man steile Stücke überwinden, Schwindelfreiheit des Wanderers obligatorisch. Obwohl ich schon so oft an der Ardèche war, hatte ich diese spezielle Wanderung noch nie gemacht, also wurde es Zeit. Zum Klettern wollte ich auf keinen Fall eine Kameratasche umhaben, für diesen Einsatz war die Q also prädestiniert, die ideale Wanderkamera. Nicht, dass ich nicht auch bei solchen Gelegenheiten bedenkenlos die M mit 35er oder 28er Objektiv umhänge, aber es geht eben immer noch ein wenig bequemer. Die Q störte mich nicht beim Klettern, ich hatte sie stets griffbereit quer über der Schulter etwas unterhalb der Brust hängen, wie beim Skifahren.
Spannende Wanderung das trockene Flussbett hoch
Da wir schon bei Landschaftsaufnahmen sind: Der Wanderweg durch die Ardèche-Schlucht selbst ist auch sehr attraktiv. Eines Nachmittags ging ich von unserem „Haus-Schwall“ (das ist die Stelle auf etwa halber Distanz der Schlucht, wo wir meist die Boote über Nacht liegen lassen) ein gutes Stück flussabwärts. Auch dieser Weg wird niemals langweilig: Er windet sich am Ufer entlang, mal durch den Wald, mal über Sand oder Kies, man muss abgestürzte Felsen umklettern oder geht eine Weile über freigeschwemmte Kalksteinplateaus. Ich hatte die M240 und die M3, geladen mit Fuji Velvia mit. Mal sehen, was daraus wird.
Auf einer Wanderung den Fluss entlang
Die ältesten anwesenden „Ehemaligen“ waren übrigens das pensionierte Lehrerehepaar, das die Kanu-AG vor über vierzig Jahren gründete und auch die Tradition der Ardèche-Fahrt ins Leben rief. Sie weckten die Gruppe jeden Morgen um sieben Uhr sanft mit Gitarrenklängen und Gesang. Das 50er Summicron fängt die Szene ein
Langsam geht mir hier die Puste aus. Es ist fast nicht möglich, wirklich alle Facetten unseres Aufenthaltes zu erfassen, ich habe noch eine ganze Reihe Fotos auf Lager, die ich bearbeiten will, vor allem Schwarzweiss, denn ich will wieder eine Reihe davon in meinem Portfolio aufnehmen. Vielleicht stelle ich noch ein Video ein, ich habe zwar dieses Jahr nicht selbst gefilmt, aber nachdem sich die „GoPro“-Kameras steigender Beliebtheit erfreuen, gibt es einiges aus dem Schwall zu sehen.
Die Aufnahmen aus den GoPro’s wurden meist schon Abends im Zeltlager zur allgemeinen Belustigung angesehen, vor allem, wenn eine Kenterung dabei war.
Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass mich mein Equipment wie gewohnt nicht im Stich gelassen hat. Meine M hat mittlerweile diesen „brassy“ Look, den manche so stylish finden. Ich kann nichts dafür, keine Absicht, aber wenn sie in Rucksäcken oder in Booten herumrutscht, geht schon mal der Lack ab. Trotz vieler Stöße ist der Messsucher einwandfrei justiert. Die Q hat sich auch nicht beklagt, wenn sie mal gelegentlich gegen einen Felsen schepperte. Und die M3? Vermutlich kann ein Panzer darüber rollen, naja… jedenfalls fast…
Die Woche verging wie immer zu schnell. Und wer die Bilder sieht, ahnt vielleicht, warum diese Fahrt zu einer Art Kultveranstaltung mutiert ist. Von 13 bis 77 Jahre sind eigentlich alle Altersgruppen vertreten und verschmelzen zu einer Einheit. Das Abbauen geht ebenso schnell (oder schneller) wie der Aufbau, aber ist mit ein wenig Wehmut verbunden. Immerhin kann man schon mal beginnen, sich aufs nächste Mal zu freuen.
Spontanes Konzert beim Abbau (Take me home, country road)
Während der Woche erreichte mich durch Mike die Nachricht, dass jetzt Jonathan Slack bei uns mitmacht. Ich musste kurz unterdrücken, zu hyperventilieren, als ich die Mail las. Schon während der Rückfahrt übersetzte ich seinen Vergleich zum 28mm Summicron ASPH. Als ich den Artikel im Layout fertig hatte, war der E-Mail-Kontakt mit Jono, wie ich erwartet hatte: Er ist ein Supertyp ohne Allüren. Ich freue mich schon auf weitere Zusammenarbeit.
Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.
An diese Worte von Mephistopheles aus Goethes Faust muss ich oft denken, wenn ich im Internet lese. Der Negativismus blüht wie ein Pestgeschwür auf allem, was geschaffen, erfunden, kreiert wird. Es kann doch nicht sein, dass etwas so gut ist, dass man es nicht irgendwie kaputt reden kann.
Unter anderem ist es so mit der Leica Q. Ich besitze die Kamera jetzt ein knappes halbes Jahr. In dieser Zeit konnte ich mir ein gutes Bild von ihrer Gebrauchsfähigkeit und Bildqualität machen. Mein Urteil? Sie hat:
ein großartiges Objektiv, Lichtstark und Verzeichnungsarm (und es ist mir sch…egal, ob Letzteres zum Teil durch Software erlangt wird!)
einen Vollformat-Sensor, der hervorragende Dateien liefert und ein angenehmes Farbschema hat, kein Tiefpassfilter
infolgedessen eine Mega-Bildqualität
das schnellste und zuverlässigste Autofokus-System, das ich je benutzt habe
Bildstabilisierung, die absolut brauchbar ist (ich war erst skeptisch)
manuelle Kontrollen, die sofort erreichbar sind, wenn man von Automatiken abweichen will
solide Bauweise, angenehme Haptik
Ich könnte immer so weiter machen, nur, das soll gar kein Review werden. Aber ganz gleich, wie viele Leute ihre positiven Erfahrungsberichte und Fotos veröffentlichen, es gibt immer andere, die müssen ein Haar in der Suppe finden, sonst sind sie nicht glücklich (die armen Würstchen).
In den Foren tummeln sich sorgenschwere Menschen, die sich an den kleinsten Kleinigkeiten aufhängen. Das Display könnte knacken (linke obere Ecke). „Ogottogott die Kamera fällt auseinander! Wir wussten ja, dass die bei Leica nur Schrott bauen!“ Oder im Objektiv klappert’s. „Ach du Scheisse, was ist denn da kaputt?“ Leider normal für die Bildstabilisierung, wenn die Kamera ausgeschaltet ist, wie in jedem anderem bildstabilisierten Objektiv, sei es von Sony oder sonstwem.
Und prompt meldet sich ein Haufen Trittbrettfahrer, die sofort konstatieren, dass sie ja schon fast eine Q gekauft hätten, aber so ein mangelhaftes Produkt natürlich nicht haben wollen. Nur das Beste für Ihre Majestät.
Aber die schlimmste Geissel der Fotografen, der siebte Vorhof der Hölle, der Schrecken der Witwen und Waisen… Banding! Und ja, das kommt wirklich vor, in ganz bestimmten Situationen. Ist mir auch schon begegnet. Oft ist man selbst dran schuld, ausserdem soll man in Lightroom die Pfoten vom Tiefen-Slider lassen, wenn man die Datei sowieso schon ein bis zwei EV hochgezogen hat.
Ich sitze auf einem riesigen Haufen High-ISO-Low-Light-Fotos vom letzten Konzert. Banding? Ich sage nicht, dass es das nicht gibt, aber ich finde es nicht mal in diesen Bildern, obwohl ich einige um 1-2 Blendendstufen hochgezogen habe.
Aber ist das im realen Leben ein Problem? Kraft der Tausende von Bildern, die ich mit ihr gemacht habe, viele davon in Low-Light, kann ich aus vollem Herzen sagen: Nicht die Bohne!
Wie sonst sollte ich wohl z.B. beim letzten Konzert der Musikschule Porta Fotos mit bis zu 10 000 ISO produziert haben, ohne dass Banding in irgendeiner Weise ein Thema wäre? Und wohlgemerkt, ich behaupte nicht, dass man es nicht irgendwo in einer dunklen Bildecke finden kann, wenn man lange genug sucht. Aber das interessiert keine Sau! (Pardon my French) Die Kamera hat bei schwierigsten Bedingungen Bilder abgeliefert, die ich wegen fehlenden Autofokus (von der Sensor-Empfindlichkeit ganz zu schweigen) nicht so leicht mit der M240 hätte machen können. Und schon gar nicht mit 99 % aller anderen Kameras auf dieser Welt (und jetzt nervt mich nicht mit euren Sonys, Fujis und Oly’s, mit denen geht das vielleicht auch, aber wo bleibt da der Spass?)
Zudem hat das 28er Objektiv der Q seine eigene Signatur, insbesondere weit offen. Und ähnliches kann man nur mit einer Vollformat-Kamera mit entsprechend lichtstarker Optik erreichen, in der Kombination gibt’s nicht allzu viel… schon gar nicht zu dem Preis.
Tiefe… man achte auf die Hände rechts. Kommen die nicht aus dem Bild heraus?
Dann gibt es noch die grossen Review-Webseiten, allen voran DPreview. Sie sind nicht dem Verbraucher, sondern der Kameraindustrie verpflichtet. Ist es nicht durchschaubar, wenn kurz nachdem ein (nachlässiger) Mitarbeiter durchschlüpfen liess, das er die Q der Sony RX1R II vorzieht, wenige Zeit später ein Review erscheint, in dem die Q wieder auf die Plätze verwiesen wird. Vielen Dank, Sony.
Und dieser Review: Ich möchte am liebsten den kompletten Blog-Beitrag von David Taylor-Hughes übernehmen, in dem er sich darüber aufregt, was für schwachsinnige Beurteilungskriterien angelegt wurden. Hier übersetzt:
DPreview Nachteile:
„JPG-Engine und deren Individualisierung lässt zu wünschen übrig“
David T.-H.: „Man zahlt 4000 Euro für eine Kamera und macht JPG’S? Echt jetzt?!“
Erheblicher Mangel an frei belegbaren Knöpfen für Kamerafunktionen
David T.-H.: „Das ist ein Vorteil!“
Schreibgeschwindigkeit ist langsam, wenn man RAW und JPG macht
David T.-H.: „Nicht, wenn man eine vernünftige Karte benutzt!“
Video-Funktion unterdurchschnittlich
David T.-H.: „Das ist einfach nicht wahr. Video an der Q ist exzellent und hat eine sehr gute Stabilisierung bei Aufnahmen aus der Hand.“
David T.-H.: „Das ganze Gewicht wird auf das gelegt, was DPreview “ die verschiedenen Macken und Unzulänglichkeiten“ nennt. Klar, ich nehme an, wenn man ein Gear-Head ist, der möglichst viele idiotische technische Spielereien liebt, kann das alles sein. Aber die Leica Q ist die Kamera eines Fotografen, das ist ein Konzept, das DPreview nicht verstehen kann, weil offenbar nicht viele davon dort arbeiten.“
Dann gibt es wirklich Leute, die sich die Mühe machen, ganze Artikel zu schreiben, warum sie sich die Leica Q nicht kaufen werden. Ich verlinke das jetzt bewusst nicht. Ist das nicht der Gipfel der Wichtigtuerei, eine Kamera gar nicht zu kennen (nur vom Datenblatt) und anderen zu erklären, was für Idioten sie sind, sich so ein mit Fehlern behaftetes Teil zu leisten?
Es gibt ein Zitat von Boetius: „Hätte er geschwiegen, wär‘ er Philosoph geblieben.“
…in der Version von Dieter Nuhr: „Einfach mal die Fresse halten.“
28mm: Ich liebe diese Brennweite
Das trifft überhaupt für das meiste zu, wie zum Beispiel auch die ewige Nörgelei an der Brennweite 28mm: Beim heiligen Barnack (den ich in letzter Zeit öfter anrufe), warum kauft man sich ein 28mm-Objektiv, wenn man damit nicht komponieren kann? Ist das der Fehler der Kamera oder der eigene? Also, was gibt’s da zu meckern?
Sorry, ich rede mich heiss, fange an zu klingen wie Steve Huff (was nichts Schlimmes sein muss). Aber um auf den Anfang zurückzukommen: Nachdem sich die Q für mich als so wertvoll erwiesen hat, platzt mir einfach der Kragen, wenn ich all diese pixelzählenden Besserwisser sehe.
Und eins zum Schluss: Dieser ganze Kram ist eine rein männliche Domäne. Weil Frauen, speziell fotografierende Frauen, Kameras als Werkzeug benutzen und nicht nach Unzulänglichkeiten suchen. Und die Fotografinnen haben die gleiche Expertise wie ihre männlichen Kollegen. Sie machen aber lieber Bilder, als ihre Zeit damit zu verbringen, Leute selbst, oder das was die für Gut befinden, im Internet niederzumachen, um ihr Ego aufzupeppen.
Jetzt habe ich mich ausgeweint. Eigentlich fühle ich mich nicht wohl als Welterklärer. Und wie man gemerkt hat, es geht gar nicht allein um die Leica Q, sondern um das Verhalten im Internet im Allgemeinen, aber auch um Borniertheit. Fotografieren ist ein wunderbares Hobby, man kann vielen Menschen damit eine Freude machen, Erinnerungen schaffen, möglicherweise sogar Kunstwerke. Es gibt eine Menge guter Kameras ausser der Leica Q, jeder findet etwas, um „nach seiner Façon selig zu werden“, wie Friedrich der Grosse sagte. Man nennt es „Toleranz“, schon mal gehört? Sie schwindet überall. Ich hoffe, die „Mephistophelesse“ dieser Welt verlieren den Kampf, er ist in vollem Gange. Wählt eure Seite.
Und wieder ein neuer Co-Autor! Mein Freund Jürgen ist erfahrener Benutzer einer Fuji X-E2. Da lag es nahe, ihn um einen Erfahrungsbericht zu bitten. Jürgen ist übrigens der, mit dem ich jedes Jahr meine Mountainbike-Tour mache (einmal sogar nach Kopenhagen…). Wie ich legt er Wert auf hohe Leistung in kleinem Packmass, und da kommt die X-E2 gerade recht. Und noch etwas… nicht jeder, der sich mit der Technik einer Kamera gut auskennt, ist auch in der Lage, damit tolle Bilder zu machen. Hut ab vor Jürgens „fotografischem Auge“! Allein die Bilder sprechen für sich. Aber ich überlasse ihm jetzt das Wort:
Über ein Jahr mit der eierlegenden Wollmilchsau – Fuji X-E2
Temperatursturz am Wochenende. Da ich keine Briefmarkensammlung habe und ungern tropfende Wasserhähne repariere, nehme ich mein letztes Fotobuch in die Hand: Osterferien in Portugal. Erinnerungen an eine frühsommerliche Zeit im Süden vertreiben die Gedanken an den drohenden Graupelschauer draußen. Die Fotos stammen alle aus der Fuji X-E2, die ich seit einem guten Jahr nutze. Eine Zeitspanne, die es verlangt, mal zurück zu schauen. LIghtroom zeigt mir insgesamt knapp 5000 Bilder, die ich als gut gelungen und des Sammelns wert erachtet habe. Das sind ca. 15 Bilder pro Tag. War ich da in meiner Bewertung zu großzügig? Die Fuji X-E2 war vom Start weg keine große Unbekannte. Seit einem Jahr im Handel löste sie bei mir einen X-E1 Body ab, den ich in der Familie weiterreichen durfte. So konnte ich sie gleich für Familienfeiern, Portraits, Ausflüge, Urlaube, lokale Events und berufliche Anlässe einsetzen. Und auch wenn Fuji wegen mangelndem Kaufanreiz dieses sicher nur ungern hören möchte: Ich bin immer noch glücklich damit.
Eine große Kleine
Die X-E2 ist hervorragend „mittelmäßig“. Groß genug, um gut in der Hand zu liegen, gute Haptik und klein genug, um sie (fast) immer dabei zu haben. Zusammen mit dem 35mm/1.4 Objektiv wiegt sie 570g. Nehme ich mein Lieblingsweitwinkel 18mm/F2 auf Wander- oder Fahrradtouren mit, so habe ich insgesamt 725g im Rucksack. Das trage ich gern. Auf unserer Portugal-Tour war das besonders wichtig, da wir nur als Backpacker mit zusätzlichem Tagesrucksack unterwegs waren und unsere gesamte Urlaubsausstattung damit auf dem Rücken trugen. Als beim Einpacken noch genügend Platz war, habe ich das 14mm und das 23mm ohne grosses Nachdenken schnell mit verstaut. Muss ja nicht alles in den Tagesrucksack, dachte ich.
Manchmal hätte ich gern auf Reisen eine Kamera im Hosentaschenformat und schau da auf die X70, die mir immer wieder begeistert gezeigt wird. Allerdings merke ich, dass diese als alleinige Kamera ohne Wechseloptik für meine Fotos insgesamt nicht ausreichen würde. Gerade Lissabon ist entweder unheimlich breit im Panorama (14mm) oder die Motive in gewissem Abstand, der nicht zu verringern ist (35mm).
Und manchmal hätte ich gern eines dieser riesigen Plastikmonster, um mich hinter ihnen verstecken zu können oder eine Spur von Unsicherheit durch imposante Größe zu kompensieren. Das schafft sie einfach nicht! Ist dagegen viel zu niedlich. Habe nach mancher Fotoserie bei Portraits oder Feiern überraschte Gesichter gesehen, sobald sie die Qualität der fertigen Bilder sahen.
Bildqualität
Bei Landschafts- oder Architekturfotos lege ich großen Wert auf eine detailreiche Schärfe. Da macht es mir bei Fuji immer wieder Spaß, bis auf Pixelebene in die Fotos hinein zu zoomen und bei feinsten Linien zu schauen, ob diese nun 2 oder 3 Pixel breit abgebildet wurden. So scharf ist die Kombination des Sensors mit den guten Prime-Objektiven – und das bis in die Randbereiche! Besonders grandios zu sehen beim Elevador de Santa Justa – ein Relikt aus der Zeit um den Baumeister Eiffel. Normalerweise wirkt heutzutage eine 16MP-Auflösung auf dem Papier eher gering, doch in meinen Augen kommt es darauf an, wie genau jedes einzelne Pixel belichtet wurde. Und ehrlich gesagt: bei Portraits sind doch schon 16MP mehr als wir alle sehen wollen.
In der Nachbearbeitung
Viele schwärmen von den fertigen Jpgs, die die Kamera bereitstellt, doch für mich ist eine Kombination aus RAWs und kurzer Nachbearbeitung in Lightroom und ggf. Silver Efex wichtig. Die Dynamik des Sensors lässt hier großen Spielraum zur Kompensation dunkler Bildteile. Bei manchen Szenen mit großem Helligkeitsunterschied können wir in der realen Situation mit dem Auge in die verschiedenen Bereiche schauen und passen unser Auge entsprechend an. Das fertige Bild der Kamera liefert aber nur eine einzige Helligkeitsebene. Ein Anheben der Tiefen in LR ohne Erzeugen eines HDR-Images kompensiert da gern etwas. Deshalb freue ich mich über die dynamischen RAWs der Fuji. Gerade bei Aufnahmen mit Gesichtern verdunkeln sich im Sonnenlicht die Konturen und verringern die dargestellten Emotionen. Und noch kurz zum Stichwort HDR: Noch mehr Dynamik wäre manchmal toll, doch ich mag den oft zu kitschigen Look der extrem hochgezogenen Bilder nicht so sehr. Da kann man lieber etwas Bildinfo weglassen.
Low light
Die ganze Geschichte der Sensorentwicklung der letzten 20 Jahre kann man auch gern auf das LowLight-Verhalten reduzieren. Wie dunkel kann es sein, um bei annehmbarem Rauschverhalten ein brauchbares Bild von bewegten Szenen zu erzielen. Dieser Wettbewerb der Hersteller wird immer weiter gehen. Die Fuji X-E2 hat da inzwischen einen guten Stand erreicht. Ich kann das daran messen, wie gut sie bei abendlichen Feiern in Räumen mit dem vorhandenen Licht auskommt. Das hat im letzten Jahr hervorragend funktioniert und ich konnte jede Aufnahme auch machen, die mir in den Sinn kam. Sie ist kein bloß-eine-Kerze-im-Raum-Wunder, doch ich bin beim Blick auf die Ergebnisse immer wieder angenehm überrascht.
Update
Eigentlich spreche ich von meiner Erfahrung mit ZWEI und nicht einer Kamera. Seit dem 4.0-Update halten alle XE-2-Nutzer ein völlig neues Produkt in der Hand, dass der aktuellen XE-2s ähnelt. Vom Bildschirm bis zu den vielen neuen Features wurde fast alles auf einen neuen Stand gebracht. Silent Shutter und Eye-Detection finde ich dabei besonders praktisch. Und die vielen neuen Statuseinblendungen am Bildschirmrand brauchen zwar viel Eingewöhnung, doch wenn man sich mal richtig damit befasst hat, geniesst man diese neue Übersichtlichkeit.
Keine point-and-shoot-Kamera
Einfach anstellen und auslösen. Tolle Idee. Bei manchen Voreinstellungen kann das funktionieren. Die X-E2 kann sowohl die Belichtung automatisch finden als auch Gesichter zur passenden Fokussierung analysieren. Und bei Landschaftsbildern wird der Fokuspunkt auch – wen wundert es – immer passend gesetzt. Aber bitte nicht zufällig auf eine der vielen Tasten kommen oder etwas verstellen…
Der eigentliche Spaß beginnt bei der X-E2 aber abseits dieser Variante. Dazu kann man im Vergleich zu vielen anderen Kameras, die äußerlich einen eher übersichtlichen Eindruck machen, durch die vielen individuell belegbaren Knöpfe und Schalter vieles sofort einstellen. 3 Sekunden für den passenden Tastendruck statt 3 Minuten Suche im Menü. Focus, Blende, Zeit, Kompensation, Shutter, ISO etc.. Schnell auslösen, bevor das Motiv von der Linse verschwindet.
Die aktive Bestimmung der Blende mit irrem Freistellungspotiential ist klasse. Bei Portraits muss ich immer wieder über die Regel schmunzeln, dass man zur Fokussierung das dem Betrachter zugewandte Auge auswählen sollte. Bei dem 56mm/f1.2-Objektiv muss man das bei Offenblende immer berücksichtigen! In der Tiefe werden bei Kopfaufnahmen nämlich nur knapp 1-2 cm scharf. Klasse Look!
Die spontane Belichtungskorrektur durch ein einfaches Rädchendrehen erspart bei Fotos mit extremen Highlights ein Ausbrennen von Strukturen. Im Vergleich zur analogen Fotografie, bei denen die Chemie die dunklen Bildteile vernachlässigte, ist ja auf den Chips bei den Lichtern das Detailende schneller erreicht. Im Zweifelsfall einfach runter mit der Belichtung und dann bei Bedarf in Lightroom wieder hoch holen. Da geht so einiges. (Anmerkung des Edit.: Vertiefung dieser Materie im Tutorial „Invarianz“ möglich)
Die Auto-ISO-Funktion lässt bei der Wahlkombination Zeit/Blende viel Spielraum. Wenn ich fotografiere, entscheide ich im Regelfall nur noch zwischen ISO 200 (Basis) und Auto-ISO, dann wahlweise bis 3200 oder sogar 6400. Tagsüber ist das ja fast egal, aber wenn es dunkel wird… dann kann ich Lowlight-Bildzerstörer wie das Rauschen (bei Nachtaufnahmen auf Stativ bitte immer mit ISO 200) oder Verwackeln durch zu geringen Verschlusszeit (dann bitte immer Mindestverschlusszeit bis ISO 6400) vermeiden. Das hört sich im ersten Augenblick kompliziert an, ist aber in der Praxis einfach.
Und wie geht es weiter?
Entweder investiert man in einen neuen Body, in neue Objektive oder besser noch in Reiseziele. Mit dem X-E2-Body bin ich besonders nach dem Firmware-Upgrade noch sehr zufrieden. Obwohl ich mich viel mit der Kamera beschäftige, sehe ich immer noch viel Potential, das ich noch nicht ausgeschöpft habe. Und bei den Objektiven habe ich inzwischen meine Wunschkombi zusammen und geniesse deren Bildqualität.
Als kleine Tipp für Fuji-Neueinsteiger: die Preisdifferenz zwischen neuen 24MP-Bodies (aktuell die X Pro-2) und den „alten“ Sensoren ist ziemlich groß. Vielleicht sollte man erwägen, lieber eine X-E2, XT-1 oder X-E2s zu kaufen und sich dann ein zusätzliches Objektiv zu gönnen. Die wahren Fuji-Schätze sind die Festbrennweiten-Objektive!
Zum Abschluss noch ein paar Fotos aus Lissabon. Immer eine Reise wert!
Normalerweise flachen zweite Teile ja schnell ab. Was jedoch diese Neuauflage des Teamworks Leica M/Leica Q betrifft, hat sich die Kombination in ihrer Effizienz für gedankenschnelles Arbeiten mit verschiedenen Brennweiten ohne die Notwendigkeit von Objektivwechsel erneut bewiesen. Wer jetzt einwendet, das könne man mit einem guten Zoom-Objektiv noch viel bequemer erreichen, ohne gleich zwei Kameras herumzuschwenken, dem sei gesagt, dass ich kein Zoom-Objektiv kenne, das den „Look“ einer Leica Summilux-Festbrennweite, sei es 50er oder 28er, reproduzieren kann, geschweige denn so lichtstark ist.
Frisch dem Grab entstiegen
Scary – Leica Q bei f/1.7 1/125sec Dieses Bild ist mit 10 000 ISO gemacht. Minimale Rauschunterdrückung (Luminanzrauschen in LR, Wert: 21)
Seit einigen Jahren nun begleite ich die Jahreskonzerte der Musikschule Porta, jedesmal ein Highlight. Aber diesmal: Kaum noch zu toppen! Unter der Gesamtleitung von Christiane Pesendorfer wurden Teile des Musicals „Tanz der Vampire“ gebracht, die das Publikum förmlich aufsaugte (man beachte das raffinierte Wortspiel). Eine unglaubliche Menge von anderen Menschen, vom Ensemble mal ganz abgesehen, war an der Realisierung dieses Projektes beteiligt, aber ich überlasse es der Internet-Seite der Musikschule Porta, die „Credentials“ zu geben. Das Musical war nur ein Teil des Jahreskonzerts, es gab noch einige andere Beiträge, aber ich beschränke mich hier, sonst sprengt das den Rahmen.
Akteure lauschen der Regie: Das 50er Summilux erschafft ein gemäldeartiges Bild im Chiaroscuro-Stil
Für mich hiess es diesmal: Bühnenfotografie! Ich liebe dieses Genre! Wenn ich in ein Theater gehe, schaue ich mir neidvoll die Programmhefte an und seufze im Stillen, das es mir doch auch einmal vergönnt sein möge, ganz nah man Geschehen die Emotionen einzufangen.
Eine gute Fee besuchte mich schon irgendwann im Herbst letzten Jahres. Sie liess Glitzer aus ihrem Zauberstab über mich regnen und verkündete: „Mein Name ist Isolessa Summilux, ich bin die gute Fee der Fotografen. Freue dich, dein sehnlichster Wunsch wird in Erfüllung gehen!“
Ich freute mich, aber zermarterte mir das Hirn. Was war das noch gleich? Aussehen wie George Clooney? Dann fiel’s mir ein: „Cool! Das Date mit Jennifer Lawrence, wann…?“
„Mumpitz“, sagte die Fee leicht angesäuert. „Bühnenfotografie!“ Da hatte ich’s. Ich freute mich noch mal, die Zeit verging, und gestern war’s soweit: Die Show fand vor ausverkauftem Haus statt! Ich war vorbereitet.
Das Ensemble. Hinter der Bühne musste ich immer aufpassen, nicht plötzlich ein paar Liter Blut zu verlieren.
Eigentlich fotografiert man bei den Proben, nicht bei der Aufführung selbst. Und auch in diesem Fall war es ein Segen, dass es eine Generalprobe mit Kostümen gab, denn da kann der Fotograf sich nach Herzenslust auf der Bühne bewegen. So war das die Gelegenheit für einige „Close-ups“.
Ausserdem konnte ich mich mit den Gegebenheiten vor und hinter der Bühne vertraut machen, auch von wo welche Akteure auftauchen und wie sie sich dann auf der Bühne bewegen, um immer einen günstigen Aufnahmewinkel zu haben. Bildkomposition in dem Zusammenhang ist kein Zufall, sondern Ergebnis vorausschauender Planung. Zur rechten Zeit am rechten Ort und so weiter, bla, bla.
Steif gefroren
Professor Ambronsius ahnt etwas.
Bücher! Jede Menge!
Herbert, der Sohn des Grafen Krolock
Überraschung!
Schon Vampir!
Ich wuselte also sowohl bei der Probe als auch bei der Aufführung an strategisch günstige Positionen. Dabei spritze ich immer wieder „Backstage“, weil sich in der „Maske“ auch Interessante Sachen abspielten. Ich wünschte, ich hätte einen „Zeitumkehrer“ wie Hermione in H.P., oder meine eingebildeten multiplen Persönlichkeiten wären real vorhanden, dann könnte ich überall gleichzeitig sein. No such luck.
Spieglein, Spieglein… immer was los in der Maske
Meine „Arbeitspferde“ waren also die M240 mit dem 50er Summilux (den Blendenring bei f/1.4 festgeschweisst) und die Q, die ich auch meist weit offen gebrauchte, aber gelegentlich abblendetete, um die Tiefe der Bühne zu erreichen. Mit den beiden Kameras (und den beiden Brennweiten) konnte ich eigentlich alle „kompositorischen“ Bedürfnisse stillen. Aber von Ehrgeiz zerfressen, hatte ich noch zwei weitere Kameras dabei: Meine M3, geladen mit Kodak Tri-X und die Fuji X70.
Porträt mit 50er Summilux weit offen
Vor die M3 kam mein 35er Summilux, weil ich mit dem 400 ASA-Film Lichtstärke brauchte. Etwas unpraktisch wegen des Suchers, der nicht den ganzen Bildwinkel des 35ers zeigt, aber das 50er Summilux wollte ich vor der M haben und mein 50er Summicron ist zwar ein Klasse-Objektiv, aber mir fehlt dann eine ganze Blendendstufe und das macht sich in dem Bereich schnell bemerkbar. Ich hatte mich ziemlich spontan entschieden, die M3 mitzunehmen, so hatte ich zuhause nur den Tri-X, nichts Empfindlicheres. Man kann natürlich den Film auf 800 ASA „pushen“, aber ich wollte nicht zu grobes Korn, ausserdem kam ich bei der dort vorherrschenden Beleuchtung meist mit 1/30 oder 1/50s aus, das reichte mir. Auf das Ergebnis der zwei Rollen Film, die ich belichtete, muss natürlich noch etwas gewartet werden. Ich weiss noch nicht, wann ich die Zeit für die Entwicklung finde.
Herbert findet Alfred zum anbeissen
Wenn ich zwischen den drei Sucherkameras „switchte“, war das ein sehr unterschiedliches Erlebnis. Die Q gewährt einen ziemlich „elektronischen“ Blick, aber selbst bei der Beleuchtung, mal schummrig, mal blendend helle Scheinwerfer, immer problemlos. Der Blick durch den Sucher der M240 ist für mich so normal wie der aus meinem Wohnzimmerfenster. Aber jedes Mal, wenn ich die M3 ans Auge hob, grenzte das an Reizüberflutung: Diese Helligkeit, diese… Größe! Man taumelt fast einen Schritt zurück, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Der beste Sucher, der je in eine Kamera gebaut wurde. Sie ist jetzt 60 Jahre alt.
Die X70 fristete ein Schattendasein. Für solche Gelegenheiten hatte ich sie auch nicht für mich gedacht, aber ich machte ein paar Fotos zwischendurch, um sie mal bei diesen Lichtbedingungen zu testen. Ausserdem erwies sich das schwenkbare Display wieder als vorteilhaft, weil ich mich mit Kamera auf Hüfthöhe unbemerkt an meine Beute schleichen konnte.
Strecken ihre kalten Glieder
Erwachen
Voll da!
Verdammt zur Ewigkeit
Ich wechselte also Kameras wie ein Zirkusjongleur. Aber nach Sichtung aller Bilder muss ich feststellen: Am häufigsten benutzte ich die Q, weit öfter als die M240, die mir zwar einige schöne Shots mit schöner Isolierung des Objekts brachte, aber für den Gesamteindruck war mehr die Q verantwortlich.
Die Gräber öffnen sich
Der heilige Barnack steh mir bei, wenn das, was ich gleich zu Papier, äh, auf den Bildschirm bringe, möglicherweise den Tatbestand der Häresie erfüllt aber… die Q allein hätte den Job auch geschafft! Da, jetzt ist es raus…möglicherweise holen mich bald die Schergen aus Wetzlar, um mich dem Großinquisitor Dr. Kaufmann vorzuführen, aber ich stehe zu meiner… abartigen Lehre.
Die sind nicht zum Kuscheln! Der weite Bildwinkel der Q ist der bizarren Szenerie angemessen
Wenn es nicht ausdrücklich um Isolation des Motivs ging, war der Weinwinkelblick der Q sogar besser geeignet, die bizarre Szenerie darzustellen, als der relativ „langweilige“ Bildwinkel des 50ers auf der M. Aber natürlich gilt: Sonst habe ich, statt mit Kameras, mit Objektiven jongliert. In den Vorjahren hatte ich aus eben diesen Gründen alles von 21 bis 200mm vor der M und das ging hervorragend. Meine provokative These ist, dass man mit einer guten Kamera mit Festbrennweite bewaffnet alles abdecken kann, vorausgesetzt, man darf nah genug heran. Das haben auch schon genügend Leute mit der Fuji X100 bewiesen.
Gruselbraut
Bühnenfotografie ist eigentlich eine Schwarz-Weisse Domäne. Aber dies ist eine Ausnahme, und wer die Bilder anschaut, versteht hoffentlich, warum. Mit Beleuchtung, Masken und den Kostümen fand ein Farbenrausch statt, der zum Gesamteindruck unbedingt dazugehört (dennoch bin ich auf die Tri-X Bilder gespannt). Übrigens, Farben: Man merkt die unterschiedliche Gewichtung im Weissabgleich zwischen Q und M. Die Q ist deutlich kühler (und ich muss sagen, realistischer) als die M, ebenso sind die Hauttöne der Q angenehmer. Bei der M muss man immer ein bisschen tricksen, bis es passt.
Die letzten Pinselstriche
Duett: Totale Finsternis
Pause
Grauenvolle Gesellschaft
Gewusel in der Maske
Sarahs Solo
Der Graf umgarnt sein Opfer
Die Ahnen sehen zu
Tanz der Vampire
Vampire? Die gibt's hier nicht!
Ich denke, man kriegt so langsam einen Eindruck, was da los war. Das Schwierigste war, hinterher überhaupt Bilder auszusortieren, denn ich habe nicht die Entschuldigung, dass viele einfach nichts geworden sind. Kaum unscharfe oder verwackelte Fotos. Wenn, dann wegen meiner Unzulänglichkeit, das Summilux zu fokussieren. Die Q hatte ich im Single-Modus, der Autofokus nagelte alles auf den Punkt fest, die Bildstabilisierung tat ihr übriges.
Wenn ich die Bilder ansehe, die hier gezeigt werden, habe ich immer den Eindruck, es fehlt noch was. Davon abgesehen, dass ich den ganzen ersten Teil des Konzertes verschweige, aber wer sich mehr Bilder ansehen will, für den werde ich die entsprechende Seite der Musikschule verlinken, wenn sie online ist.
Best friends forever... im wahrsten Sinn des Wortes
Hi there!
Try me!
A chorus line
Porträts habe ich ohne Ende gemacht. Mein gewohnter Ansatz ist, dafür wenigstens 50er, 75 oder 90er Brennweite zu nehmen, aber die 28mm der Q sind kein Problem, wenn man nicht zu nah herangeht.
Die Porträts der Ahnen
Mein Fazit? Gebt mir eine Q, lasst mich nah genug heran, und ich mache damit alles, ohne dass ihr etwas vermisst. Gebt mir eine M mit 50er Summilux dazu, und ich zeige euch, was ihr vergessen habt, zu vermissen!
50er Summilux: Perfekte Isolation
Alle Bilder sind als DNG’s in Lightroom entwickelt, nur die Tonwerte angepasst, bei den Fotos der M240 manchmal die Farbtemperatur etwas kühler eingestellt. Entweder gar keine oder minimale Rauschunterdrückung (zwischen 160 und 10 000 ISO kam alles vor), dann als JPG’s exportiert.
Nebenbei: Für die Fortsetzung von „Falsches Spiel in Camera City“ brauche ich noch etwas… aber sie kommt.
Das teuerste Leica-Objektiv, das f/0.95 Noctilux, zeigt gepaart mit der neuen SL seine volle Leistung. Es ist sozusagen eine „himmlische Verbindung“, um mal eine Phrase zu dreschen.
Leicas lichtstärkste Festbrennweite ist kein Objektiv für alle Gelegenheiten. Der einzige, den ich kenne, der es für alles benutzt, ist Thorsten von Overgaard. Sein abgewetztes Nocti scheint permanent auf der M zu sitzen und wird sicher nicht verwöhnt. Er ist ein Hexenmeister, wenn es darum geht, das Ding auf Haaresbreite genau zu fokussieren. Wir gewöhnliche Sterbliche werden eingesaugt und in Stücken wieder ausgespuckt, wenn wir mit einer Messsucher-Kamera versuchen, es mit Overgaard aufzunehmen.
Vollformat bei f/0.95
Ausschnitt
Das wachsame Auge
Schwergewicht
Ich besaß vor einiger Zeit ein Noctilux und es hat in meinen Augen einige Nachteile. Reden wir nicht um den heissen Brei, es ist 700g schwer. Das war das Objektiv, das ich abends vor dem Zubettgehen optimistisch vor meine M oder Monochrom klickte, voller guter Vorsätze für den nächsten Morgen. Der Morgen kam und meistens ersetzte ich es durch ein Summilux oder gar ein Summicron. Warum sollte ich mich mit Gewicht und Sperrigkeit dieses Lichtschluckers belasten, wenn ich nicht vorhatte, in die Kanalisation vorzudringen und auf den Strassen nicht weiter offen als f/2.8 fotografieren wollte?
Es gibt zwei konkrete Hindernisse, mal von Gewicht und Grösse abgesehen. Das Nocti muss weit offen benutzt werden (wenn man das nicht tut, sollte man besser ein ‚Lux oder ‚Cron nehmen, beides bessere und schärfere Optiken). Fokussieren mit f/0.95, bei einer papierdünnen Tiefenschärfe ist auf jeden Fall knifflig. Die kürzeste Belichtungszeit der M240 ist 1/4000 Sekunde, die niedrigste ISO 200 (ohne pull ISO). Das bedeutet, die Kamera ist nicht mal in mittelmässig hellen Verhältnissen schnell genug, das volle Potential der Lichtstärke auszunutzen, ohne dass ein Filter benötigt wird.
Genauer Fokus auf Bunyan und seine Pilgerreise. Man beachte die Tiefenschärfe bei f/0.95. BUNYAN ist in Ordnung, aber das „P“ in Pilgrims verschwimmt ins Bokeh.
Unwiderstehlich
Kurz gesagt, es muss getrickst werden, oder man macht Zugeständnisse. Aber wenn man die weite Öffnung des Noctilux nicht wirklich braucht (z.B. bei wenig Licht, vor allem drinnen) erscheint es wie Overkill. Trotz alldem hat das Nocti eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Wenn man es gut und oft gebraucht, wie Thorsten Overgaard, belohnt es einen mit aussergewöhnlichen Ergebnissen. Übung, wie bei den meisten Dingen, ist des Pudels Kern beim Noctilux.
Als ich den Review über die SL machte, war ich überrascht, wie viel leichter man mit ihr auch die gewöhnlichen Leica-Objektive bei Offenblende fokussieren kann, als mit der M. Als mein Freund John Cartwright mir erzählte, was für eine Freude das fokussieren seines 75er Summilux auf der SL sei gegenüber der M, auf der es sich sehr temperamentvoll verhält, setzte das bei mir fieberhafte Spekulation in Gang.
Ich fragte mich, ab das Nocti in der SL sein passendes Gegenstück gefunden hatte. Meine Theorie wurde teilweise bestätigt, als ich gestern dem New Yorker Fotografen und Geschäftsmann Howard Grufferman beim Leica-Store in Mayfair über den Weg stolperte. Um seinen Hals baumelte die nicht ganz leichte Kombination einer Leica SL mit 24-90er Zoom. Aber er bestätigte voller Überzeugung meine Theorie. Er benutzt hauptsächlich M-Objektive auf seiner SL und hatte keine Zweifel, das das Nocti mit der SL glänzt.
genauer Fokus auf Blake und Defoe
...aber die Seitenflügel sind schwammig
Also, kann die SL das „widerspenstige“ Nocti wirklich zähmen? Ich beschloss, das herauszufinden.
Fett, breit, perfekt
Man könnte meinen, das Noctilux wäre für die SL gemacht. Fett und breit, mit einem Fussballfeld an Glasfläche ergänzt es genau die zyklopischen Formen der SL. Es passt einfach. Und weit besser ausbalanciert als auf der M, wo es total frontlastig ist. Durch den massiven Griff und den etwas schwereren Body der SL fühlt sich das Nocti wesentlich beweglicher an.
Was das Handling angeht, bevorzuge ich also SL + Noctilux. Es fühlt sich genau richtig an, als wäre das Nocti eine natives Objektiv. Ausserdem habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass das Fokussieren mit Hilfe des klotzigen 4.4MP Suchers und der Bildvergrösserung, die mit im Paket sind, wesentlich leichter geht.
Fokus nach rechts verrutscht
Ausschnitt
Volles Bild
Fokus in der Mitte
Geeignet
Für den Gebrauch mit M-Objektiven ist die SL die am besten geeignete spiegellose Kamera. Besser als die sonst üblichen APS-C Kameras wie z.B. die Fuji X Pro-2, sogar besser als Leicas eigene T. Aus irgendeinem Grund kann man mit der Vollformat Sony A7 besser fokussieren als mit den APS-C Kameras, aber auch die wird von der SL auf die Plätze verwiesen.
Das Arbeiten mit dem Messsucher der M kann ebenso äusserst präzise und zufriedenstellend sein, aber es bleibt immer eine Sache des Vertrauens. Man sieht nie die Resultate, wenn man nicht „chimpt“ oder bis zum Post-Processing wartet. Bei der SL ist alles auf dem brillanten Display des besten elektronischen Suchers auf dem Markt. Bei Offenblende, speziell bei f/0.95, kann man sich nicht erlauben, alles auf gut Glück zu nehmen. Durch das Vergrößern des Bildes ist genauer Fokus einfacher (ggf. kann Fokus Peaking benutzt werden) und der Fotograf kann sicher sein, dass er richtig liegt. Ich habe schon von einigen eingefleischten Messsucher-Fans gehört, die altersbedingte Augenprobleme haben und deshalb die Sucher der SL und der Q angenehmer finden.
Das Noctilux ist eine verlockende Optik, wenn man erst mal den Bogen raus hat. Was Freistellungspotential und 3D-Wirkung betrifft, gibt es nur wenig Vergleichbares. Dieses Bild von Leica-Mitarbeiter Robin Sinha wurde von Mike Evans mit einem frühen Modell der M240 und Noctilux bei f/1.4 gemacht.
Ich sollte noch den VF-2 Sucher erwähnen, der auf der M als Zubehör eingesetzt wird. Er hilft auch beim Fokussieren mit „schwierigen“ Objektiven, aber unglücklicherweise ist er mit 0,920 MP total antiquiert. Das war er schon, als die M240 2012 rauskam, kein Vergleich mit den 4.4MP und 60fps Bildwiederholungsrate der SL. Da kann man gleich einen Ford Modell T mit einem Tesla vergleichen.
Bei der Kombination M und VF-2 gibt es eine Sache, die man gebrauchen kann. Die M triggert als einzige Kamera automatisch die Vergrösserung (falls man es im Menü eingestellt hat), wenn man den Distanzring bewegt. Das ist ein großer Vorteil und nur möglich, weil es eine mechanische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera gibt. Bei allen Nicht-Messsucher-Kameras, die SL, die T, die Fujis und die Sonys eingeschlossen, muss man einen Knopf drücken, um die Vergrösserung zu aktivieren. Dieser Extra-Schritt beim Vorgang des Fotografierens kann nervig sein. Ich schätze, man kann nicht alles haben.
Weit offen
Anfang der Woche borgte ich mir eine SL und ein gebrauchtes Noctilux bei Red Dot Cameras und verbrachte eine halbe Stunde damit, unter den Toten des nahegelegnen Bunhill Fields Friedhofs herumzuschleichen. Bei der Gelegenheit stattete ich John Wesley, William Blake, John Bunyan und Daniel Defoe einen Besuch ab, um nur ein paar der illustren Bewohner dieser uralten Begräbnisstätte zu nennen. Keiner außer Wesley war gewillt, Modell zu stehen. Es war keineswegs ein fundierter Test, aber ich machte diverse Fotos, von denen einige hier zu sehen sind und überzeugte mich selbst davon, dass das Noctilux in der Tat auf der SL glänzt. Ich war sowohl neugierig, wie das Fotografieren bei Offenblende klappt als auch darauf, ob ich mich beim Fokussieren wirklich sicher fühlte.
Ausserdem erinnerte ich mich wieder an die Vorzüge des manuellen Fokussieren (weil ich ein paar Wochen zuvor das 24-90er zum Testen der SL hatte). Es liegt irgendwas unglaublich Befriedigendes darin, auf einen exakten Punkt scharfzustellen und sicher zu sein, dass das Bild im Kasten ist. Mit etwas Übung ist man sehr schnell.
Architektur weit offen mit einem Noctilux? Das ist normalerweise nicht empfehlenswert. Aber hier macht sich die Optik gut und liefert einen beeindruckenden 3D-Effekt. John Wesley steht vor seiner Kapelle, genau auf der anderen Strassenseite von Bunhill Fields. Bild gemacht mit 1/6400s, ISO 50 bei f/0.95. Ein gutes Beispiel für eine Aufnahme, die mit einer M ohne ND-Filter nicht möglich gewesen wäre.
Alle Bilder sind bei f/0.95 gemacht und in einigen Fällen wäre das mit der M240 ohne ND-Filter (um das Licht zu dämpfen) nicht möglich gewesen. Insgesamt hat die SL drei Blendendstufen Vorteil gegenüber der M240. Eine Blendendstufe wegen der kürzeren Belichtungszeit (1/8000s im Vergleich zu 1/4000s bei der M). Noch mehr ins Gewicht fällt, das die native ISO der SL bei 50 liegt, während die M 200 hat (um fair zu sein, es gibt eine „Pull“-Stufe von 100). Das bringt noch mal zwei Blendendstufen mehr für das Noctilux.
Wenn die SL einen elektronischen Verschluss hätte (wie zum Beispiel ihr naher Verwandter, die Q), gäbe es praktisch kein Halten mehr, wenn es darum geht, mit der enormen Offenblende des Noctilux zu spielen. In sehr hellen Verhältnissen, heller also als an diesem Frühlingsmorgen in London, kann selbst die SL bei f/0.95 in Schwierigkeiten kommen. (An dem Tag, als dieser Artikel erschien veröffentlichte Leica ein Firmware-Update, das unter anderem nun auch einen elektronischen Verschluss für die SL möglich macht mit Zeiten bis zu 1/16000s, ähnlich wie bei der Q. Das bedeutet nunmehr vier Blendendstufen Vorteil für die SL gegenüber der M, noch besser für den Gebrauch des Noctilux)
Empfehlung
Die himmlische Kombination SL-Nocti ist ohne jeden Zweifel empfehlenswert. Wer schon ein Nocti hat, bekommt damit einen guten Grund, die SL anzuschaffen. Wer’s nicht hat, sollte in Erwägung ziehen, beides zu kaufen, mal vorausgesetzt, er hat mal eben 18 000 Euro zu verbrennen (der Objektiv-Adapter SL-M kommt dazu).
Eine Weile ist vergangen, seit ich den letzten Blog schrieb. Es gab so vieles anderes, das mich beschäftigte ausser Fotografie. Das heisst nicht, dass ich nichts fotografiert habe (meist innerfamiliäres). Ebenso habe ich wie gewohnt die großen fotografischen Webseiten verfolgt (eigentlich eine tägliche Routine), aber auch dort gab es nichts bahnbrechendes zu berichten. Zumindest, was meine Zielgruppe betrifft. Es gibt Neuauflagen von professionellen DSLR’s und von Kameras im spiegellosen Segment mit kleineren Sensoren, beides für mich ohne Interesse.
Ich gebe zu, dass ich ein wenig Schadenfreude empfunden habe, als der Review der Sony RX1R II bei DPreview herauskam und man am Ende (vorsichtig) durchblicken liess, das in den Augen der Tester die Leica Q gegenüber der Sony (in gewisser Weise) zu bevorzugen sei. Erstaunt war ich auch, denn ich hatte angenommen, dass Sony inzwischen den „automatischen Gold-Award“ gebucht hatte. Es gibt noch Überraschungen.
Auf derselben Website gab es vor ein paar Tagen einen Bericht über die Leica Q im Einsatz bei einem Hochzeitsfotografen. Dies war… gelinde gesagt „underwhelming“. Oh, er war verständig genug, hat die richtigen Dinge gesagt, „great Lens“, „schneller Autofokus“, „tolle Farben“, und so weiter in der Art. Aber die Bilder dazu… ich will auf keinen Fall zu sehr darauf herumhacken (es gibt genügend mittelmässige Bilder auf meiner Webseite, von geschmacklichen Erwägungen beim Postprocessing ganz abgesehen), aber… um es mal so auszudrücken: Wenn ich auf einer so großen Webseite einen Bericht abliefere, dann müssen zumindest zwei, drei Bilder richtige Whopper sein. Da das Bildmaterial eher durchschnittlich war, fing der Mann sich einen Haufen Troll-Kommentare ein, die weder er noch die Q verdient haben. Immerhin zeigt der Beitrag, dass Profis wie er, die sich sonst nur auf ihre DSLR’s als „Workhorses“ verlassen haben, Kameras wie der Leica Q eine Chance geben. Überhaupt hat die Q anscheinend eine ganze Menge Leute dazu gebracht, Leica als Kamerahersteller (wieder) ernst zu nehmen. Nicht wenige, die sonst mit Leicas gar nichts anfangen konnten, haben sich eine Q zugelegt.
Auch wenn ich gerade keinen neuen Blog schreibe, freue ich mich über den stetigen Zustrom von Kommentaren und E-Mails, durch die ich interessante und nette Leute kennen lerne (bisher wurde ich von Trollen verschont, mal sehen, wie lange noch…). Es sind oft Anregungen oder auch Anfragen zu technischen Details, die ich gerne beantworte. Neulich bekam ich sogar ein Script „geschenkt“, das verhindert, dass beim herunterladen von der Speicherkarte auf die Festplatte die (an sich) überflüssigen JPG’s der Leica Q mit geladen werden und Speicherplatz fressen. Vielen Dank nochmal! Aufmerksam machen möchte ich noch auf einen „Leica-Kollegen“, Kai-Torsten Steffens, der hauptsächlich mit einer M7 und (analog-) MP fotografiert und eine Schleswig-Holstein-Webseite mit vielen interessanten Inhalten aufgebaut hat. Für seinen (sehr lesenswerten) Beitrag zur Insel Sylt hat er auf Bilder zurückgegriffen, die ich in den Jahren 2011-2013 mit M9 und M240 gemacht habe.
Letzten Samstag spielte „Cellissimo“, das ist das Cello-Ensemble von Oliver Krüger, in einem Flüchtlingsheim in der Nähe von Vlotho. Da meine Tochter auch beteiligt ist, war ich dabei und hatte mir vorgenommen, die Sache fotografisch zu dokumentieren. Eine willkommene Gelegenheit, die Q in Kombination mit der M zu testen. Ich nahm also beide Kameras mit, die M nur mit dem 50er Summilux, kein weiteres Objektiv. Ich wollte sehen, was ich mit 28 und 50mm Brennweite abdecken kann. Ein weiterer Grundgedanke war, ohne Objektivwechsel auszukommen und so Staub (auf dem Sensor) und Zeit zu sparen.
Als ich die M checkte, sah ich eine Anzeige, die ich noch nie zuvor gesehen hatte: Auf dem Display erschien in roter Schrift: „Akku-Alter prüfen“. Obwohl der Ladezustand noch gut war, scheint eine gewisse Alterung der Ladungsträger einzutreten. Jedenfalls zeigte mir dass, wie sehr ich mich in letzter Zeit auf die Q verlassen habe. Ein kurzes Nachladen behob das Problem.
Wir waren eine Stunde vor Konzertbeginn am Ort, nicht nur Cellissimo war beteiligt, sondern auch die „Cellissimo-Kids“, die ganz jungen Schüler von Oliver Krüger. In dieser Zeit vor Beginn machte ich schon einige Fotos, man kann schon mal die Belichtungsbedingungen testen und sich „warmschiessen“. Oft ist auch schon was Brauchbares dabei. Je näher der Beginn rückte, desto mehr Besucher fanden sich in der ehemaligen Aula der alten Schule ein, vor allem Kinder.
Und während ich meine Bilder machte, fand ich mich auf einmal von den Kindern umringt, die sich fragten, was ich gleich mit zwei Kameras dort anstellte. Bemerkenswert ist nebenbei, dass sie meine Kameras so anziehend fanden, denn dort waren auch andere, z.B. mit einer Bridge-Kamera mit Klapp-Display oder kleine Kompakte Kameras. Sie stürzten sich aber auf die Leicas. Warum? Ich vermute, dass selbst bei diesen Kindern, die (geschätzt) zwischen 5 und 11 Jahre alt waren, die „Gestalt“ der Kameras quasi den Archetyp eines „ernstzunehmenden“ Fotoapparats darstellt. Allerdings will ich das nicht überbewerten, wenn ich mit einer Canon 5D dort gewesen wäre, hätte die die Kinder auch angezogen.
Ich zeigte ihnen die Kameras und sie verstanden sehr schnell (wir verständigten uns mit Zeichensprache), dass die M zu kompliziert für sie war (eigentlich haperte es wie immer nur am manuellen Fokus, ein Konzept, dass für sie fremd war). Die Q hingegen konnten sie sofort intuitiv bedienen. Vielleicht erklärt mich der eine oder andere für Verrückt, aber ich liess sie mit der Q losziehen und drauflos fotografieren. Sie blieben ja im Saal, und die Sache machte mir genauso viel Spass wie ihnen. Das einzige, was schade war: Bei dem Gefummel an der Kamera hatte ich nicht bemerkt, dass das Zeitrad von Stellung „A“ auf eine 1/2000 Sekunde gerutscht war. Daher machte die Kamera (deren maximale ISO ich auf 6400 eingestellt hatte) Bilder, die ich in Lightroom zwei Blendendstufen hochziehen musste. Andererseits beschert mir das einen Test über High-ISO, denn die resultierenden Bilder entsprechen 25 000 ISO. Sie sind trotzdem brauchbar, haben eine verträgliche Körnung und nur eine minimale Andeutung von Banding in ganz dunklen Bildbereichen (wenn man nicht danach sucht, findet man es nicht). Diese und alle anderen Bilder habe ich übrigens in Silver Efex entwickelt, dazu etwas Filmkorn gegeben (keins der anderen Bilder war über ISO 2000, also war etwas Struktur erwünscht, um die Dateien nicht so „klinisch“ wirken zu lassen). Hier kommen die „High-ISO-Bilder:
So also wurde die Q zu meiner „Verleih-ca“ (Begriff bei Paul Ripke geklaut).
Während die Q unterwegs war, machte ich einige Schnappschüsse von den Kindern mit der M und dem 50er Summilux:
Was die Kombination 28/50 mm betrifft: Unter den dort vorherrschenden Bedingungen brauchte ich nichts anderes, da ich mich frei bewegen konnte und auch nah dran kam (gerade bei 28 mm muss ich immer an Robert Capa denken: „If your Photos aren’t good enough, you’re not near enough!“). Müsste ich mehr Reichweite haben, bliebe immer noch, das 75er oder 90er zum Wechseln mitzubringen. Hier war das überflüssig.
Der unterschiedliche Bildwinkel beider Brennweiten sorgt für Abwechslung, 28mm bezieht mehr Umgebung mit ein, selbst bei „Close-Up“-Aufnahmen, während 50mm tendenziell mehr isoliert. Das Freistellungspotential beider Objektive ist natürlich willkommen. Nur bei dem Gruppenbild zum Schluss habe ich einmal auf f/2.8 abgeblendet, sonst immer Offenblende benutzt. Hier einmal eine Gegenüberstellung der Perspektiven bei ähnlichem Motiv und Entfernung:
Ich machte einige „Studien“ mit dem 50er Summilux:
Nach dem Konzert stellten sich alle zu Gruppenbild auf, darunter auch einige Kinder und die Dolmetscher:
Aber die Kinder waren nicht nur auf meine Kameras scharf, die Musik hatte sie durchaus erreicht. Sie zeigten dann reges Interesse für die Celli. Ich hatte nun meine Q wieder:
Meine Tochter und ich verliessen die Schule mit einem Gefühl menschlicher Wärme. In diesen zwei Stunden konnten wir nur wieder mal feststellen, dass die Flüchtlinge und deren Kinder genau so sind wie wir. Nur haben wir das Glück, nicht in einer Gegend zu wohnen, wo blutrünstige Fanatiker uns ermorden wollen. Obwohl — was Fanatiker betrifft, haben wir die hier auch um uns. Der Hohe Bauzaun um das Schulgebäude und die zahlreichen Security-Leute waren ja wohl nicht da, um die Bevölkerung vor den Flüchtlingen zu schützen…
Die Fotos habe ich auch dem DRK-Mann gesandt, der das Camp leitet. Er wird sie den Kindern zur Verfügung stellen.
Die Schlussfolgerungen:
Die Q und die M mit 50er Objektiv sind eine Super-Kombination.
Die Q kann man jedem bedenkenlos in die Hand drücken
Aber noch etwas war an diesem Wochenende: Das 8-Klassenspiel der Waldorfschule Minden, die meine jüngere Tochter besucht. Die Klasse hatte in den letzten Wochen intensiv das Stück „Die Welle“ einstudiert, das einen geradezu unheimlichen aktuellen Bezug hat. Meine Frau fotografiert sonst mit dem iPhone, aber als Fotos von den Proben für’s Programmheft gebraucht wurden (und ich keine Zeit hatte), drückte ich ihr die Q in die Hand. Sie war erst skeptisch, dann brachte sie ordentliche Fotos nach Hause:
Ich machte während der Aufführung noch ein paar zur Erinnerung (mit der M, weil ich für die Q zu weit weg war):
Zu guter Letzt noch ein Tipp: Wer nicht zu weit von Detmold entfernt wohnt und seine Technik für Nachtaufnahmen perfektionieren möchte, sollte wissen, dass die Aktion „Der Hermann leuchtet“ wieder begonnen hat. Das ist ein Lichterspektakel mit Lasershow, das noch bis zum 20. März am Hermannsdenkmal stattfindet. Letztes Jahr war ich dort (siehe auch diesen Blog-Beitrag), diesmal hatte ich eigentlich nicht vor, dorthin zu fahren. Ich bin mit den Fotos vom letzten Jahr noch durchaus zufrieden, selbst wenn ich ein wenig neugierig bin, wie die Q sich machen würde.
Gleich nach Weinachten machte sich unsere Familie auf in die Alpen. Mit im Gepäck natürlich die Leica Q. Bis dahin hatte ich insbesondere im Skiurlaub immer die Fuji X100s benutzt, denn es kann unter Umständen sehr ungesund sein, sich mit einem Backstein um den Hals wie der M240 zu verplätten.
Aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen ist die M nicht so praktisch für solche Aktivitäten. Man kann sie z.B. nicht mit einer Hand bedienen (ausser man verzichtet aufs fokussieren, was sich evtl. auf die Bildqualität ungünstig auswirkt…), kurz gesagt, Autofokus ist erforderlich. Die Fuji X100 hingegen hat sich in diversen Skiurlauben bewährt, selbst unter widrigsten Witterungsbedingungen.
Da Standbilder unbeteiligte Betrachter nach kürzester Zeit einschläfern, mache ich gern „Actionfotos“ während der Fahrt (darum die notwendige Bedienung mit einer Hand) oder auch Serienbilder von Vorbeifahrten oder Sprüngen. Ein schneller Autofokus ist also essentiell, die Fuji war bereits sehr gut in dieser Hinsicht, die Q ist bekanntermaßen noch besser. Während der Fahrt benutze ich selbstverständlich nur den Monitor zur Bildkomposition, da ich dann die Piste auch im Auge habe, um keinen umzufahren.
Ich benutze für die Q den Standard-Trageriemen der M-Kameras, der sehr gut zu ihr passt und sich in der Länge verstellen lässt (warum ist der mitgelieferte Tragriemen der Q so ein blödes Ding?). Quer über die Schulter gehängt, liegt die Kamera so gut vor oder hinter dem rechten Arm am Körper an und stört nicht beim Skifahren, selbst wenn man sehr schnell und sportlich fährt oder springt. Zum Schutz der Frontlinse habe ich einen B+W UV-Filter 010 (49mm-Gewinde) vorgeschraubt. Nur gute Filter nehmen, nicht daran sparen! Ansonsten hatte ich die Q nicht verpackt (ich bin ein Feind von Bereitschaftstaschen oder Halfcases, die Teile sind mir alle viel zu klobig), selbst bei Schneefall hätte ich die Kamera umbehalten, wie ich es auch bei der Fuji X100 tat, denn wenn die Kamera Aussentemperatur hat, schmilzt der Schnee nicht, Feuchtigkeit ist so kein Problem. Kristian Dowling hat die Q sogar im strömenden Regen benutzt, nur kann er das natürlich nicht weiterempfehlen. Den Objektivdeckel nehme ich übrigens nie, die Sonnenblende ist Schutz genug und so ein loser Deckel ist meist in Nullkommanix verschwunden. Der Akku hält so einen Skitag locker aus, allerdings hatte ich einen zweiten in der Tasche, für alle Fälle. Wenn ich von der Piste zurückkam, wurde der Ersatzakku für den Abend eingesetzt. Am nächsten Morgen waren wieder beide frisch geladen.
Doch ganz so extreme Wetterverhältnisse wie beim letzten Skiurlaub die Fuji X100 musste die Q diesmal nicht ertragen, denn es war die ganze Woche sehr frühlingshaft. Der gesamte Alpenraum litt unter Schneemangel, entsprechend bestanden die Pisten aus Kunstschnee, der aber von überraschend guter Qualität war und uneingeschränktes Fahrvergnügen zuließ. Die Einheimischen kratzten sich am Kopf und konnten sich kaum erinnern, wann mal so ein Schneearmes Weihnachten war. Die Angaben gingen denn auch zum Teil in die 50er Jahre zurück, einer behauptete gar, das sei das letzte Mal 1946 so gewesen. Meine Kollegin (mit der ich zusammen die Praxis habe) ist sich sicher, dass es in den 90ern schon mal so war.
Wie auch immer, Skifahren ging sehr gut, es war dafür sonnig und das Skigebiet nicht überfüllt. Dazu muss ich unsere Unterbringung erwähnen: Im Haus „Rehblick“, direkt am Feistritz-Lift, von dem man schnell zur Talstation kommt, kein Auto oder Ski-Bus nötig.
Aber das allein machte es nicht aus, Rehblick ist eine bodenständige, traditionelle Frühstückspension des Ehepaars Yvonne und Michael Ladstätter. Yvonne kümmert sich wirklich liebevoll um die Gäste und versucht alles, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Im Vorfeld organisierte sie sogar, wo wir Sylvester feiern konnten, für meine Frau buk sie extra einen Geburtstagskuchen (weil im Ort kein Bäcker mehr ist). Ihre freundliche und herzliche Art ist alles andere als geschäftsmässig, und das spürt man sofort, man fühlt sich willkommen. Desgleichen Michl, ihr Mann, Leiter der Skischule. Michl hat immer gute Tipps parat und schüttelte für uns spezielle Skistunden und ein Langlauf-Special am Staller Sattel aus dem Ärmel. Er hilft in der Pension, wo er kann, dabei ist nämlich auch eine kleine Landwirtschaft. Die Milch kommt immer von den eigenen Kühen. Schade, dass die Schneelage so mies war, denn Michl hätte mit uns eine Tour abseits der Pisten gemacht.
So, das war der Werbeblock, aber das durfte nicht unerwähnt bleiben. Diese persönliche und freundliche Atmosphäre ziehe ich jedem Fünf-Sterne-Hotel vor.
Zurück zum Thema: Die Q war also auf der Piste ebenso gut zu gebrauchen wie die Fuji X100, welch letztere, ich muss es einfach sagen, vom Preis-Leistungsverhältnis nach wie vor die ultimative Wahl unter den kompakten High-End-Kameras darstellt. Selbst die Sony RX1R II ist nüchtern betrachtet sehr teuer, wenn man bedenkt, was sie (und die Q) der Fuji voraus haben. Aber natürlich: Für Leute wie mich ist so ein Vollformatsensor das Lockmittel.
Und der ist in Verbindung mit dem Summilux-Objektiv schon Klasse, eine andere Liga als jede APS-C oder Micro 4/3 Kamera. Ursprünglich hatte ich den Eindruck, dass die Farben der Q der der M240 sehr ähnlich sind, aber das war, als ich jede Menge Low-Light Aufnahmen machte, bei Kunstlicht ist das schwer zu beurteilen. Nachdem ich jetzt viele Tageslicht-Fotos gesichtet habe, stelle ich fest, dass das Farbschema der Q etwas anders ist, vielleicht sogar besser, obwohl ich mich über die Farben der M240 nie beschwert habe.
Bei Sonnenschein und Schnee ist man bei herkömmlichen Kameras schnell gezwungen, die Blende zu schliessen oder einen ND Filter zu benutzen. Die Fuji hatte einen eingebaut, den man zuschalten konnte, die Q braucht ihn nicht, weil sie ab einer 1/2000 sec auf elektronischen Verschluss umschaltet, der bis zu einer 1/16 000 sec geht. Bei bestimmten, sehr schnell bewegten Motiven kann „Rolling Shutter“ auftreten, dann muss man doch auf den guten alten ND-Filter zurückgreifen. Dieses Problem gab es aber auf der Piste nicht, zwar war die Fortbewegungsgeschwindigkeit insbesondere meiner älteren Tochter etwa im Bereich einer Pershing-Rakete, für die Q reichte es aber noch.
Bei Blende f/4.0 oder f/5.6 wurden bei der Helligkeit teilweise noch Belichtungszeiten von 1/10 000 sec gebraucht. In Verbindung damit muss ich noch den Autofokus erwähnen: „Lichtgeschwindigkeit“ beschreibt ihn nur unzulänglich. In der Silvesternacht machte ich aus Neugier Schnappschüsse von den Raketen, die Michl in den Nachthimmel schickte. Die Kamera war in der Lage, in dem Augenblick zu fokussieren, in dem die Raketen explodierten und ohne wahrnehmbare Verzögerung auszulösen, so dass dieser Moment im Bild festgehalten wurde. Was das in Bruchteilen von Sekunden eigentlich heisst, weiss ich nicht, aber es ist sehr, sehr wenig… übrigens ist das totaler Blödsinn, auf diese Weise Feuerwerke zu fotografieren. Mir ging es nur um das Experiment. Wer wissen will, wie man das wirklich macht, sollte sich mein Tutorial dazu ansehen. Es befindet sich in der Mitte dieses Blog-Beitrags.
Noch etwas zum automatischen Weissabgleich: Er ist (fast) immer perfekt. Bei Kunstlicht neige ich gelegentlich dazu, es etwas weniger gelblich zu machen, aber das liegt nicht an der Kamera. Die hat es so genommen, wie es war. Wenn ich ganz besonders sicher sein will, nehme ich meine Whibal-Karte und mache einen manuellen Weissabgleich, zwei individuelle Werte kann die Kamera speichern. Meistens kann man sich die Mühe sparen. Das folgende Bild ist eine Herausforderung an den Weissabgleich (und die Sensordynamik). Später Nachmittag, Talstation im Schatten, Spiegelung der gegenüberliegenden Berge im Sonnenlicht, Kunstlicht in den Schaufenstern… ein Alptraum für den Weissabgleich. Ich habe ihn so gelassen, wie er aus der Kamera kam:
Eigentlich bin ich ein Verfechter des „Instant décisif“, also des „Entscheidenden Augenblicks“. Das bedeutet, man drückt im richtigen Moment ab. Demgegenüber steht die Taktik „spray and pray“, also den Verschluss rattern lassen und hoffen, dass irgendwas Brauchbares dabei herauskommt. Beim Sport aber weiche ich meine eigenen Regeln auf, hier ist es durchaus sinnvoll, mal Serienbilder von Bewegungsabläufen zu machen. Bei der Q muss man den Einschaltknopf nur von „S“ auf „C“ (Continuous) stellen, dann macht sie Serienaufnahmen. Im Menü kann man einstellen, ob man 10, 5, oder 3 Bilder pro Sekunde haben möchte. Beim Skifahren fand ich die mittlere Einstellung am besten (5 Bilder/Sek.). Mit meiner verhältnismässig „langsamen“ 16 GB Sandisk Extreme 30MB/s Speicherkarte machte die Kamera maximal zwölf DNG+JPG Bilder in rascher folge, dann musste sie „nachladen“. Sean Reid machte mit seiner Sandisk 16GB 45MB/s fünfzehn Bilder in Folge. Das hängt also von der Schreibgeschwindigkeit der Karte ab. Aber allein diese grosse Datenmenge zeugt von einem ziemlich grossen Arbeitsspeicher, über den die Kamera verfügt. Die Nachverfolgung beim fokussieren funktioniert tadellos. Alle Bilder einer Serie gestochen scharf. Ich habe ein paar zusammengestellt (nicht zu hoch aufgelöst, weil sie sonst zu viel Platz auf der Webseite wegnehmen, prinzipiell könnte man sie in 4K wiedergeben).
Einzelne Bilder aus Serien:
Das Gegenlicht-Verhalten des Objektivs ist exzellent, man kann locker gegen die Sonne Fotografieren, insbesondere etwas abgeblendet kommt es kaum zu „Flare“ oder ähnlichen störenden Artefakten. Dabei bin ich mir bei den Skifotos nicht sicher, ob es eher an dem UV-Filter lag, wenn überhaupt etwas auftrat. Ich hatte zuhause mal bei Sonnenaufgang Fotos (ohne Filter) gemacht und nicht das geringste entdecken können.
Die Nächte waren sternenklar und wie immer im Hochgebirge ist trotz Restlichts der Ortschaften mehr zu erkennen als in unseren total „lichtverseuchten“ Gegenden. Die Q verfügt über ein lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv, dazu macht sie noch bei ISO 400 immerhin 30 Sekunden Belichtung. Bei 28mm Brennweite fangen bei 30 Sekunden Belichtungszeit die Sterne zwar an, leicht „länglich“ zu werden, das macht sich aber nur bei näherer Betrachtung bemerkbar. Wer die genauerem Zusammenhänge nachlesen will, kann sich mein Tutorial zur Fotografie des Sternenhimmels ansehen. Für den Bildeindruck an sich spielen die leicht ovalen Sterne keine Rolle. Also schnappte ich mir ein Stativ und ging aufs Feld oberhalb von „Rehblick“. Die Nächte im Tal waren kalt, -7 Grad und weniger, ich fummelte mit kalten fingern an der Kamera herum. Aber wie die M9 oder M240 sind die wenigen notwendigen Bedienknöpfe ohne weiteres im Dunkeln gut zu finden. Man muss manuell auf unendlich fokussieren, denn am dunklen Himmel findet der Autofokus keinen ausreichenden Kontrast. Blende auf f/1.7 und das Zeitwahlrad auf 1+ gestellt, wählte ich mit dem Daumenrad die maximale Belichtungszeit von 30 Sekunden. Die Bildkomposition war schwierig, hier zeigt sich das Manko eines noch so guten elektronischen Suchers. Ich konnte mich nur an Lichtpunkten orientieren. Zum Glück gibt es die Wasserwaage, dass man wenigstens den Horizont gerade hat. Ansonsten muss man zur Not belichten, nachsehen („chimpen“), und die Komposition korrigieren.
Von dem Ergebnis war ich selbst überrascht, etwas ähnliches könnte ich mit der M240 nur mit dem 35er Summilux erreichen, diese Brennweite ist aber schon zu lang für die erforderliche Belichtungszeit. Um genügend Sternenlicht „einzufangen“, musste ich in Kauf nehmen, dass die Strassenbeleuchtung überproportional hell wird, entsprechend teilte ich das Bild bei der Nachbearbeitung in zwei Zonen, durch entsprechende graduierte Filter: Unten nahm ich die Highlights und die Belichtung insgesamt zurück, während ich beim Sternenhimmel um eine Blende hochzog und den Kontrast und die Tiefen verstärkte. Normalerweise hätte ich mir das sparen können, wenn ich keine Strassenbeleuchtung im Bild gehabt hätte, aber das konnte ich mir nicht aussuchen. Für „echte“ Astrofotografie sollte man das vermeiden. Hat man in dieser Hinsicht Ambitionen (ich nicht!), sollte man sich übrigens eine Nikon D810 zulegen, es gibt sogar ein Sondermodell mit speziellen Features für die Bedürfnisse der Astrofotografen. Aber dass die Leica Q in der Lage ist, immerhin einen solchen „Eindruck“ zu verschaffen, ist eine nette Zugabe. Hier noch mal nur die Milchstraße, einfach in den Himmel fotografiert:
Selbstverständlich konnte ich auch die Low-Light Eigenschaften der Kamera gut gebrauchen. Es gibt dort urige Hütten und Restaurants, in denen es recht schummrig ist. Nächstes Foto: Stromausfall beim Silvesterdinner. Kerzenlicht als einzige Lichtquelle.
In der Silvesternacht waren wir noch in dem angesagten Aprés-Ski-Schuppen „Kuhstall“, um etwas abzufeiern.
Am Ende des Urlaubs stellte ich verblüfft fest, dass ich meine M nicht einmal benutzt hatte. Das sagt viel darüber aus, wie ich mit der Q zufrieden bin. Aber dennoch: Ohne M geht es nicht, es gibt Gelegenheiten, da reicht mir die 28mm Optik doch nicht. Man darf gespannt sein, was im September dieses Jahres die neue M bringen wird, die Q gibt schon einen Vorgeschmack auf den neuen Wind, der bei Leica weht.
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