“Do you think I wanted you to marry a scanner?”
*(Cordwainer Smith, quote from “Scanners live in Vain”)
Man muss ja nicht gleich seinen Scanner heiraten, aber gut kennen sollte man ihn schon. Vor allem, wenn man so schräg drauf ist wie ich und unbedingt Bilder mit Technik aus der Jungsteinzeit machen will, ist man so einem Teil nämlich aus Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und wir betreten hier ein Tal der Tränen, so viel ist sicher.

Was hat Film, was digital nicht hat? Eine wortlose Antwort gibt dieses Bild aus der Leica M4 mit Kodak Portra. Scan mit Nikon V ED, geringfügige Belichtungskorrektur in LR
Ich frag mich in letzter Zeit immer: Was soll eigentlich dieser Retro-Wahn? Ist doch voll krank. Lebt man da nicht in der Vergangenheit? Aber die Antwort ist eigentlich simpel, und ich habe sie hier schon häufiger ausgebreitet. Zum einen habe ich keine Geduld mehr mit dem Gelaber der Kamerahersteller. Ich habe z.B. völlig aufgehört, auf Seiten wie Dpreview zu lesen, was für neue, tolle Kameras mit neuen (überflüssigen) Features XY ausgestattet sind. Bei dem hohen Stand der Technik können alle Fortschritte eh nur marginal sein. Insofern bin ich mit Leicas langsamen Modellzyklen ganz zufrieden (Kurz “Off-Topic”: Irgendwann Anfang des Jahres gab es mal Gerüchte über die Entwicklung einer Q mit längerer Brennweite, aber keiner redet mehr davon). Zum anderen, und das mag für manche ein Schock sein, hat dieser Technik-Wahn überhaupt nichts mit Fotografie als Kunstform zu tun. Für die meisten Gear-Heads ist das mehr Selbstzweck. Ich selbst fühle mich mittlerweile wie der “Fool on the Hill” von den Beatles. Die Kameraindustrie dreht sich immer:
“Round and round and round and round and round
He never listens to them
He knows that they’re the fool
They don’t like him…”
Einige Bilder vom Eiffelturm, mit dem Nikon Coolscan V ED eingescannt. Dazu noch ein Disclaimer: Bei keinem der Bilder (auch der folgenden nicht) habe ich an der Sättigung “gedreht”. Die Farben sind wie gescannt.
Ein “analoges” Jahr
Wenn ich dieses Jahr besonders viel analog fotografiere, dann ist das keine Absage an die digitale Seite. Ich bin froh, solche Kameras wie die M10 und die Q zu besitzen, sie machen einem das Leben leicht. Selbstverständlich finde ich solche Sachen wie rauscharme Sensoren, schnellen Autofokus, Bildstabilisierung, elektronischen Verschluss und Konnektivität gut und ich nutzte sie. Aber wenn ich mal diese Leichtigkeit gar nicht will? Wenn ich mich einfach ein bisschen fordern möchte, mit dem Bonus, zudem ein greifbares Produkt des fotografischen Prozesses in Form eines Negativs in Händen zu halten? Ein sehr flaches Stück Tri-Acetat, auf dem entweder Silberhalogenid oder Mehrschichten Farbkuppler, empfindlich für Blau, Grün und Rot aufgetragen sind? Der Reichtum an Grauwerten oder das Spektrum der Farben in den unterschiedlichen Filmen hebt sich auf charakteristische Weise von digitalen Dateien ab. Ich sage nicht, es ist besser. Aber es ist faszinierend anders. Von der Emotion abgesehen, die dabei ist, wenn man solche Geräte wie eine M3, M4 oder M6 benutzt…
Straßburg – Kodak Portra, gescannt mit Nikon V ED
Dass ich aber nicht allein so drauf bin, sollte mich trösten. Zum Beispiel David Taylor-Hughes, auf dessen Blog ich ganz gern schaue, weil sich seine Ansichten mit meinen fast immer decken. Als Profi lebt er hauptsächlich von Stock-Fotografie und hatte in den letzten Jahren praktisch alle angesagten Kameramodelle in Gebrauch. Olympus, Canon, Sony, Fuji und so weiter. Seine ungeschminkte Meinung zu den jeweiligen Modellen hob sich immer angenehm von dem Fluff ab, der auf vermeintlich “unabhängigen” Review-Seiten verbreitet wurde. Um vor wenigen Monaten zu dem Schluss zu kommen, dass er nur noch mit Leica-Kameras fotografieren will. Die üblichen Gründe kennt man. Jetzt ging er sogar einen Schritt weiter und gab bekannt, dass er zur analogen Fotografie zurückkehrt. Also noch radikaler als ich. Seine Meinung gibt er in den folgenden Worten sehr schön wieder, die ich hier aus dem Englischen übersetzt zitiere:
…im Lauf der Zeit interessiert mich die beinahe zynische Art und Weise immer weniger, in der die Großen der Kameraindustrie ihre Produkte “upgraden”. Ebensowenig halte ich von dem Gearhead-Gezicke, das im fotografischen Internet als “Diskussion” bezeichnet wird.
…You-Tube-Reviewer, von ihrem Ego getrieben, extreme Unhöflichkeit, kommerzielle Abhängigkeiten und Ausbeutung Beteiligter, sowie glatte Lügen sind nun ein absolutes Muss im fotografischen Internet. Meine Gefühle dabei erstrecken sich von Enttäuschung über Zorn, Frustration und dem Empfinden, dass die meisten Leute, die sich da angiften, weniger auf Fotografie als Kunstform Wert legen, als darauf, Streit zu suchen.
Ein paar Bretagne-Bilder mit dem Nikon Coolscan V ED gescannt
Das scannen von Film
Eine längliche Einleitung, das gebe ich zu. Aber ich wollte mich positionieren. Wenn man nun für sich beschlossen hat, zumindest zum Teil zur analogen Fotografie zurückzukehren, führt heute kein Weg am “hybriden Verfahren” vorbei, um die produzierten Negative irgendwie verfügbar zu machen. Die Qualität von Film kann niemand ernsthaft bestreiten. Aber sie (die Qualität) in Dateien umwandeln und erhalten? Das schwächste Glied in der Kette zur Digitalisierung ist der Prozess des Scannens. Der Arbeitsaufwand und der Frust, die damit verbunden sein können, haben sicher schon viele nach zaghaften Versuchen mit Film zur Aufgabe veranlasst.

Noch ein Vorteil des hybriden Verfahrens: Dieses Panorama der Skyline von Auray wurde aus zwei Negativ-Scans kreiert. Leica M4, Kodak Tri-X 400, Orange-Filter und Nikon Coolscan V ED
Ich selbst war immer genervt von dem Zeitaufwand, bis mich wohlmeinende Leser (Danke, Kai) auf die simple Tatsache aufmerksam machten, dass die Firmen wie Pixelgrain oder Open Eyes, die gut und professionell entwickeln, schliesslich auch Rohscans dazu für einen vernünftigen Preis anbieten. Das enthemmt schon mal ganz gewaltig, den Auslöser zu betätigen, denn diese durchaus einfachen Scans sind im allgemeinen für die Präsentation auf dem Monitor oder kleine Ausdrucke vollkommen ausreichend. Viel Zeit gespart.
Aber eins ist auch klar: Die betreffenden Roh-Scans geben bei weitem nicht das Potential wieder, das in den Fotos steckt. Und das soll gar keine Kritik an z.B. Pixelgrain sein, denn davon ist auch dort mit keinem Wort die Rede. Alle bieten High-End-Scans unterschiedlicher Qualitätsstufen an, wenn es darum geht, das Äußerste aus dem Material zu holen. Aber das ist deutlich aufwändiger und damit teurer, kaum jemand wird so ganze Filme digitalisieren.

Lüneburg: Am Hafen. Leica M6 mit 28mm Summicron und Kodak Tri-X 400, Scan mit Nikon Coolscan V ED
Praktisch alle analogen Fotos, die ich von diesem Sommer im Blog präsentierte, sind solche “einfachen” Rohscans. Für meine Zwecke reichten sie aus. Befreit von dem Zwang, alles selbst einzuscannen, erlebte ich meine eigene “Renaissance” der Fotografie mit Film und frischte vieles von dem vermeintlich redundanten Wissen auf, das halbvergessen schlummerte.
Der Anlass, mich mal wieder mit dem Scannen mit eigenen Mitteln zu befassen, war die letzte Charge der Rohscans aus Schottland. Ich wollte mir was gönnen und hatte die größere Variante bestellt (mit ca.50MB-Tiffs). Was ich dabei lernen musste: Wenn man “einfache” Scans nur höher auflöst, macht man eigentlich lediglich die Unzulänglichkeiten stärker sichtbar, ohne merklich Qualität zu gewinnen. Ich war unzufrieden mit dem Ergebnis, weil ich wusste, dass ich die Bilder besser belichtet hatte, als es die Scans nun zeigten. Grund genug, nach längerer Zeit mal wieder meinen Nikon Coolscan V ED in Betrieb zu nehmen, den ich vor einigen Jahren noch neu erstanden hatte.
Am Glen Nevis, Leica M6 mit Kodak Portra, Scan mit Nikon Coolscan V ED
Die Nikon-Scanner dieser Generation werden nicht mehr hergestellt, es gibt überhaupt nichts Vergleichbares im Preis-Leistungsverhältnis auf dem Markt. Wenn man einen solchen Scanner in gutem Zustand gebraucht ergattern kann, sollte man zuschlagen. Denn die Geräte, die den Nikons deutlich überlegen sind, namentlich die Hasselblad-Flextight-Scanner, sind so teuer, dass sich die Anschaffung nur für Profis oder Firmen (wie auch Pixelgrain) lohnt, die damit ihre High-End-Scans machen und verkaufen. Wer da mehr wissen will, dem empfehle ich die informative Webseite von Peter Emmerich.

“The three Sisters” bei Glencoe. Noch ein Panorama aus zwei Negativen, Leica M6 mit 21mm Super-Elmar bei f/4.0 1/500sec, Kodak Portra 160
Unterhalb der Flextight und Nikon-Scanner klafft eine “Qualitätslücke”, die bis heute kein Hersteller ausfüllt. Auf der Seite “Filmscanner-Info” gibt es eine “Rangliste” der Wertigkeit, die Bände spricht. Der “nächstbeste” Scanner ist der Braun FS 120, dann kommen eigentlich nur noch die Flachbettscanner, z.B. von Epson, realistisch in Frage. Da ich selbst einen Epson V700 habe, kann ich den Unterschied zum Coolscan hier eindrücklich zeigen. Das neueste Modell, der V850, unterscheidet sich kaum vom Vorgänger. Aber eines ist noch ganz wichtig zu erwähnen: Es gibt einen Anbieter von Scan-Software, der alles in der Hand hat: Silverfast. Egal, welcher Scanner (die alle mit eigener Software geliefert werden), mit Silverfast verbessert sich das Scan-Ergebnis. Natürlich nützt die tollste Scan-Software nichts, wenn die Hardware nichts hergibt.

Edinburgh. Leica M6, Kodak Portra, Scan mit Nikon V ED. Man beachte den Reichtum an Grün-Tönen, die der Film liefert.
An diesem Punkt wird es Zeit, eine Alternative zum Scannen aufzuzeigen, die von vielen propagiert wird und die ich auch schon ausgenutzt habe: Das abfotografieren der Negative (oder Dias). Schon im Jahr 2004 baute ich mir selbst mit Hilfe eines Diaprojektors, eines alten Rasierspiegels, einer Mattscheibe und ganz simplen schwarzen Kartons ein Gerät, das mir ermöglichte, mit meiner Kamera und einem Makro-Objektiv die schwarzweissen 6X9-Negative meines Grossvaters abzufotografieren. Die Ergebnisse sind immer noch so, dass ich damit zufrieden bin. Nun bin ich nicht der Einzige, der auf so etwas gekommen ist. Beschreibungen ähnlicher Eigenbauten gibt es zuhauf. Und wenn man sich diese Technik ohne Bastelei zueigen machen will, kann man sich einen “Filmtoaster” anschaffen. Das ist eine stabile Konstruktion von Lichtquelle und Filmhalter, an die man seine eigene Kamera mit Objektiv koppeln kann. Die Qualität der abfotografierten Filme kann durchaus im Bereich der Nikon-Scanner liegen, aber Vorsicht: Es gibt Nachteile!
- Der Film im Halter liegt nicht immer gerade, oft ist er durchgebogen und Teile befinden sich ausserhalb der Tiefenschärfe
- Die exzellent funktionierende, automatische Hardware-basierte Staub- und Kratzer-Entfernung der Nikon- oder Epson-Scanner entfällt! Je nach Verschmutzungsgrad der Filme kann das pro Bild erhebliche Zeit zum retuschieren beanspruchen!
- Bei Negativ-Farbfilmen muss man unter Umständen erheblich in der Foto-Software arbeiten, bis man die richtige Farbe und den Weissabgleich herstellt, denn die Orange-Maske muss beseitigt werden (das macht die Scanner-Software automatisch, bei Silverfast ist sogar für jeden Filmtyp und Hersteller ein Farbprofil hinterlegt). Ein Blau-Filter nimmt schon mal das gröbste, aber auch hier muss man für jeden Film seine eigene Lösung in Photoshop suchen.
Trotzdem ist auch für mich die Idee, mit meiner M10 und dem optisch unübertroffenen 100mm R-Apo-Macro-Elmarit Negative abzufotografieren, durchaus nicht abstrus. Nur macht das Vorhandensein des Nikon-Scanners den Gedanken daran überflüssig.
Nachdem ich das alles erneut recherchiert hatte und zu dem traurigen Schluss kam, dass sich in diesem Bereich seit mindestens 10 Jahren nichts Neues getan hat, lehnte ich mich entspannt zurück und freute mich, den Nikon zu haben.
Vergleich eines Kodak TMax 400-Negativ-Scans: Der Nikon-Scan im ersten Bild zeigt eine Menge mehr Graustufen, die trotz Versuch aus dem Rohscan (zweites Bild) nicht zu gewinnen waren
Zurück zu den Schottland-Bildern. Ich begann, einzelne Bilder zu scannen und experimentierte mit den Einstellungen in Silverfast, denn das Programm ist Komplex und das Scan-Ergebnis in hohem Maße von der richtigen Bedienung abhängig. Dies will ich hier nicht weiter ausführen, das wäre schon genug Stoff für ein Videotutorial. Auf alle Fälle merkte ich schnell, dass die Nikon-Scans den Rohscans vom Fotolabor erheblich stärker überlegen sind, als ich gedacht hätte. Dabei rede ich nicht mal von der Auflösung, die natürlich beim Nikon V ED mit ca. 20MP pro Kleinbild-Negativ sehr hoch ist, sondern mehr von der Wiedergabe der Dichtewerte aus dem Filmaterial. Die resultierenden TIFFs lassen in Lightroom eine Menge Spielraum für Nachbearbeitung, falls nötig. Was für ein Belichtungs-Bandbreite in Film steckt, stellte ich fest, als ich in Paris mal versehentlich den Blendenring von f/5.6 auf f/2.0 verstellt hatte. Das resultierende, total überbelichtete Negativ (denn schon beim Wert f/5.6 hatte ich auf die Schatten belichtet) ist immer noch brauchbar und zeigt keine sichtbar ausgebrannten Bereiche! Aber selbst wenn es so wäre: Im Gegensatz zu Sensordaten reisst der überbelichtete Bereich bei Film nicht einfach ab und bildet hässliche Übergänge, sondern geht sanft ineinander über.
Das erste Bild im Slider stammt von einer korrekten Belichtung, dass zweite ist die im Text erwähnte versehentliche Überbelichtung um (fast) vier Blendenstufen, das dritte die Korrektur aus Lightroom, die damit trotzdem möglich war.
Ein zweites Beispiel. Das vordere Bild zeigt das Ergebnis nach Lightroom-Korrektur, das zweite Bild ist der Original-Scan. Das Bild ist aus einer (analogen) Belichtungsreihe und ca. 2 Blendenstufen überbelichtet. Offensichtlich lässt es sich ohne Probleme richtig einstellen. Diese Erkenntnis hat für mich sogar eine gewisse Belichtungs-Konsequenz: Tendenziell grosszügig belichtete Bilder (in den Grenzen der Dynamik des Films) sind besser zu scannen als zu dunkle. Zudem sollte der Kontrast beim scannen selbst gering eingestellt werden, er wird in LR auf den gewünschten Wert gebracht.
Da ich jetzt sah, was in meinen Bildern eigentlich noch steckte, packte mich der Ehrgeiz. Weil ich plötzlich statt einzelner Bilder doch ganze Filme scannen wollte, probierte ich anstelle des sonst benutzten Filmstreifenhalters den automatischen Filmstreifeneinzug aus (dem ich bis dahin immer misstraut hatte, zu Unrecht, wie sich zeigte). Das Labor liefert die Negative immer in Streifen zu sechst und das ist genau die optimale Anzahl für den Einzug. So beschleunigte sich durch “Stapelscans” der Workflow erheblich, zumal ich in den Scanzeiten einfach etwas anderes machen konnte. In gar nicht so langer Zeit hatte ich nicht nur die Schottland-Bilder, sondern auch einige aus Paris, der Bretagne und Strassburg gescannt.

100% Vergrösserung-Vergleich: Links der Scan aus dem Nikon Coolscan V ED, rechts der Epson V700. Beide Bilder sind auf die gleiche Auflösung gebracht (also eher zum Nachteil des Coolscan). Dass das Korn im Nikon-Scan akzentuiert ist, ist volle Absicht meinerseits. Es könnte in der Scan-Software stärker unterdrückt werden, aber ich habe festgestellt, dass das analog zum Rauschen digitaler Dateien ist: Die Auflösung würde leiden, und bei der 20MP-Originaldatei spielt das Korn bei Betrachtung (oder Print) keine Rolle. Der Epson Scan (der das Filmkorn automatisch unterdrückt, aber “schmiert”) ist in jeder Hinsicht unterlegen. Auflösung, Farbtiefe, Schärfe, Dynamik der TIFF-Datei lassen zu wünschen übrig, zudem hatte ich Mühe, die richtige Farbtemperatur einzustellen, die bei dem Nikon nicht korrekturbedürftig war.

Zweites Beispiel: 100% Vergrößerung bei angepasster Auflösung (Nikon-Scan verkleinert), links wieder der Scan mit dem Nikon, rechts Epson. Eklatanter Unterschied in Schärfe und Farbtiefe.
Die Neugier trieb mich zu einem Vergleich mit dem Epson V700 (den ich eigentlich nicht angeschafft hatte, um Negative zu scannen, sondern für allgemeine Scans von Aufsichtvorlagen benutze, die im Büro so anfallen). Trotzdem mag er in Form der modernen Reinkarnation, dem V850 für manche eine Alternative darstellen. Ich erinnere mich sogar an einen Thread im Leica-Forum von vor ein paar Jahren, in dem Scans aus dem V700 (oder V650) mit denen aus den Nikons gleichgestellt wurden bzw. sogar besser sein sollten. Dass das Bullshit ist, sieht der sprichwörtliche Blinde mit dem Krückstock. Den V700 benutzte ich zudem einmal mit der Epson Software (die wesentlich geringere Einstellmöglichkeiten lässt, aber vielleicht auch simpler zu bedienen ist), und einmal mit der zugehörigen Silverfast-Software. Zu den Scan-Zeiten: Der Epson braucht für 6 Negative bei höchstmöglicher (realistischer) Auflösung von 2400 ppi (in der Software kann man mehr einstellen, aber die Hardware gibt das gar nicht her) ungefähr 7 Minuten (Stapelscan), der Nikon bei 4000 ppi knapp 6 Minuten für die gleichen sechs Bilder. Die Scan-Geschwindigkeit scheint übrigens von dem angeschlossenen Computer (in dem Fall mein iMac) mit-abhängig zu sein, keine Ahnung, ich hatte keinen Nerv, das Ganze noch mal mit Macbook zu wiederholen. Wenn ich aber die Angaben aus dem Internet sehe, scheinen meine Scans ziemlich rasant zu sein.
Hier im Slider der Vergleich ganzer Bilder: Das erste jeweils vom Coolscan, dann folgen zwei aus dem Epson ohne und mit Silverfast. Obwohl auch die Nikon-Bilder auf eine geringere Auflösung gebracht wurden, erkennt man die höhere Schärfe sofort (von anderen, weniger offensichtlichen Qualitätsmerkmalen abgesehen) .
Einige Bilder im Schottland-Blog habe ich ausgetauscht, weil mir der Unterschied zu den Rohscans zu weh tat, aber die Bilder in den vorausgegangenen Blogs lasse ich. Stattdessen zeige ich hier einige der “verbesserten” Versionen. Mein vorläufiges Fazit? Ich werde weiterhin die Filme mit Bereitstellung von (kleinen) Rohscans entwickeln lassen, man hat so schon mal einen guten Überblick. Bei Bedarf werde ich einzelne Bilder aber mit meinen Möglichkeiten selbst scannen. Und wer sich über das “inter caecos etc.” im Titel wundert, dem sei gesagt, dass ich damit ausdrücken will, dass mir wohl bewusst ist, dass der Nikon nicht das technisch bestmögliche Scan-Ergebnis liefert, ich aber im Vergleich zu den meisten Alternativen ganz zufrieden sein kann. Und wenn ich mal ein so tolles Foto mache, dass ich es unbedingt optimal gescannt brauche, dann kann ich immer noch einen Flextight- oder Trommelscan in Auftrag geben.
Noch eine Möglichkeit: Statt Film – die Emulation davon über eine digitale Datei. Hier eines meiner (digitalen) Lieblings-Landschafts-Bilder aus den Highlands, das zweite im Slider ist mit Kodak Portra VC überlagert. Warum nicht? Fuji macht auch nichts anderes schon “in Camera”, wenn sie einen zwischen Astia, Provia, Velvia oder Classic Chrome wählen lassen.
Und zu guter Letzt: Wer glaubt, meine Leica Q fristet ein Schattendasein, hat sich getäuscht. Vor allem bei familiären Gelegenheiten ist sie dabei. Wie neulich, als ich die Family überzeugte, wir könnten doch ruhig mal einen Ausflug in das nahegelegene Erzbergwerk Kleinenbremen machen. Ich war schon mal vor zwei Jahren dort, aber die anderen noch nie. Die Q konnte dort im Schummerlicht glänzen: Mit der Bildstabilisierung sind quasi Langzeitbelichtungen aus der Hand möglich. Wie bei diesem Bild von der tiefsten Stelle des Bergwerks, wo es “abgesoffen” ist:

Erzbergwerk Kleinebremen. Leica Q bei f/1.7 1/8 sec ISO 3200
*Cordwainer Smith, den ich ganz am Anfang zitiere, ist mein All-Time-Favourite-Science-Fiction-Autor! Sein leider begrenztes Werk ist von genialer Tiefe. Die Kurzgeschichte “Scanners live in Vain” las ich in den siebziger Jahren das erste Mal, vorher kannte ich das Wort “Scanner” gar nicht. Kein Wunder also, wenn ich Scanner mit dieser Story assoziiere. Selbst Asimov, Clarke oder Heinlein kommen nicht mal annähernd in seine Sphäre. Freilich sind da noch die Werke der Strugatzki-Brüder… das ist wieder was Besonderes…
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