Von Jörg-Peter Rau
Zeiss Ikon – Design trifft auf Qualität, Moderne trifft auf Tradition. Oder: Liebe auf den zweiten Blick
Ich muss zugeben – bisher haben sich die „M-Files“ ein wenig angefühlt wie ein trauriger Rundgang durch das Museum der Fotogeschichte. All die großen Namen wie Voigtländer, Rollei oder Konica, hinter deren Glanz von früher heute mehr viel Fototechnik steckt. Wie anders ist diesem im Fall von Zeiss – das Unternehmen ist bis heute ein Optik-Konzern von Weltrang. Die neuerliche Vermarktung einer analogen Kleinbildkamera zu Beginn des 21. Jahrhunderts war trotzdem nur eine kurze Episode. In dieser Folge der „M-Files“ werde ich zeigen, warum das eigentlich schade ist. Denn jetzt geht es um die Zeiss Ikon mit drei ZM (Zeiss-M) Objektiven aus dem aktuellen Lieferprogramm: 25/2.8, 35/2.8 und 50/2.0
In der Firmengeschichte von Zeiss haben Messsucherkameras eine große Rolle gespielt, und so tritt die Zeiss Ikon nicht nur in der Namenswahl ein großes Erbe an. Zum Beispiel hatte die Contax schon 1936 einen Bajonettanschluss für Objektive und einen eingebauten Belichtungsmesser. Hier könnte nun ein langer historischer Exkurs folgen, aber hier geht es ja um die Zeiss Ikon. Während das Unternehmen über all die Jahre und Jahrzehnte immer Objektive produziert hat (zum Beispiel für Hasselblad und diverse Kinokameras), war es im Kamerabau seit 1972 ruhig.
Nach Jahrzehnten wieder eine Messsucherkamera: Was für ein Projekt!

Die komplette Ausrüstung passt in eine kleine Tasche
2005 kam dann aber doch die Zeiss Ikon – wie ich hörte, war es ein Herzensprojekt eines Top-Managers – und mit ihr die Kooperation mit Cosina. Offenbar war klar, dass das ganz auf eine Rechnung und Made in Germany kaum zu schaffen sein dürfte. Und Cosina hatte zu der Zeit ja schon einige Messsucherkamera-Erfahrung. Die Zeiss Ikon blieb bis 2005 im Programm und hatte zeitweise sogar ein Schwestermodell: Die Zeiss Ikon SW (SW für Super-Weitwinkel) setzte ganz auf Aufstecksucher und hatte keinen Entfernungsmesser, aber TTL-Belichtungsmessung. Dabei wurde die automatisch ermittelte Belichtungszeit auf sehr originelle Weise angezeigt.
Deutlich präziser als die Bessas aus dem gleichen Werk

Die deutschen Designer Henssler&Schultheiss kreierten die Zeiss Ikon, gebaut wurde sie bei Cosina.
Beide Kameras wurden wie gesagt bei Cosina gefertigt. Ist die Zeiss Ikon also eine Bessa in einem hübscheren Gewand? Trotz mancher Ähnlichkeiten und trotz einiger identischer Bauteile ist sie es sicher nicht. Die Zeiss hat eine sehr viel längere Messbasis (75 Millimeter gegenüber nur 37 Millimetern bei der Bessa), was mit dem Faktor 0,74 multiplizierte eine effektive Messbasis von 55,9 Millimetern ergibt. Die Zeiss hat überdies einen größeren und helleren Sucher als die Bessas, und auch die Filmrückspulung ist anders gelöst.
Und dann ist die Ikon einfach auch noch gut designt
Bemerkenswert an der Zeiss Ikon ist auch ihr komplett eigenständiges Design. Es wurde vom Büro Henssler und Schultheiss aus Schwäbisch Gmünd (nahe der Zeiss-Zentrale in Oberkochen) entwickelt. Interessant auf der Webseite der Designer (www.henssler-schultheiss.de): Unter Work/Comusmer findet sich auch eine Studie für eine analoge Spiegelreflexkamera, die aber über dieses Stadium nicht hinauskam. Schade eigentlich. Die moderne Ikon jedenfalls ist eindeutig von den Contax-Modellen der Vorkriegszeit inspiriert und zeigt in ihrer Schlichtheit den Einfluss des Bauhaus.
In manchen Punkten setzte die Ikon auch auf Bewährtes
Ein paar Elemente an der Ikon sind aber auch sehr Cosina, und tut der Kamera durchaus gut. Der Verschluss ist das millionenfach bewährte Modell mit Lamellen aus Metall, und die Belichtungsautomatik lässt zwar Finessen wie Spot- oder Mehrfeldmessung vermissen, arbeitet aber sehr zuverlässig und vor allem berechenbar. Nach wenigen Filmen hat man diesbezüglich ein Gefühl für die Kamera entwickelt (das geht bei einer M6 deutlich länger mit ihrer sehr speziellen Messcharakteristik)
Der Triumph der Einfachheit
Wenn man die Ikon erstmals in den Händen hält, macht es schon mal: Wow! Die Kamera ist etwas leichter als eine Leica, wirkt aber ähnlich stabil. Alles ist aufgeräumt und auf Anhieb verständlich. Wer je mit einer Messsucherkamera gearbeitet hat, braucht für die Ikon keine Anleitung. Und dann der erste Blick durch den Sucher! Er ist groß, hell, übersichtlich. Rund um den Rahmen fürs 28er ist noch ordentlich Platz, was nicht nur für Brillenträger erfreulich ist. Unten wird zusätzlich zu den Rahmenlinien die Brennweite in Millimetern eingespiegelt.

Der Rückspulhebel befindet sich am Boden der Kamera, daher muss er gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Unbedingt auf den Pfeil achten, sonst sind die Negative ruiniert.
Eine Überraschung gibt es aber auch noch: Beim Verstellen der Entfernung am Objektiv in Richtung näher verschieben sich die Rahmenlinien im Sucher nach unten links. Dies gleich die Parallaxe aus, da sich der Winkel zwischen den optischen Achsen von Objektiv- und Suchersystem je nach Entfernung ja ändert. Das Fokussierfeld in der Mitte bleibt dagegen an seinem Ort. Die Verschiebung macht etwa die Hälfte der längeren Seite des Fokusfeldes aus. Kein Drama für mich: Wer das Objekt, auf das er scharf stellt, einigermaßen mittig im Fokusfeld hat, wird es dort auch behalten.
Vorsicht beim Zurückspulen des Films

Das passiert, wenn man den Film falsch zurückspult: Beschädigte Emulsion und klebriges Zeug vom Lichtsiegel überall verteilt. Der letzte schöne Herbsttag in den Alpen ohne vernünftige Bilder.
Ein paar Dinge gilt es freilich zu beachten. Man braucht ein bisschen Übung, um so gerade durch den Sucher zu schauen, dass das Messfeld zum Scharfeinstellen deutlich wird. Und man sollte beim Rückspulen des Films aufpassen – die Kurbel ist am Gehäuseboden, was logischerweise bedeutet, dass die Rückspulrichtung genau andersherum ist. Ich habe in meinem Leben so viele Filme von Hand zurückgespult, dass mir die die Bewegung im Uhrzeigersinn bis heute in Fleisch und Blut geblieben ist. Ich habe nicht aufgepasst. Der Film kehrt trotzdem in die Patrone zurück, aber er verkratzt und wird vom Kleber der Dichtung am Patronenmund versaut. Licht kommt auch noch rein. So habe ich mir ausgerechnet die zwei Filme mit den einzigen Bergtouren im Herbst 2020 versaut.
Zusammen mit den ZM-Objektiven war es ein ganzes System
Ich habe mal gehört, Zeiss habe die ZM nur entwickelt und bauen lassen, um die damals neuen ZM-Objektive besser verkaufen zu können. Kann schon sein, dass da etwas dran ist. Der Sucher der Ikon deckt jedenfalls ganz genau das Zeiss-Programm ab (und nicht alle Leica-Standards). Es gibt Rahmenlinien für 35 und 50 jeweils allein (sehr angenehm!) sowie für 28 und 85 zusammen. 75 und 135 fehlen (es gab ja auch nie ZM-Objektive in diesen Brennweiten). Anders gesagt: Da ging es schon darum, ein System aus Kamera(s) und Objektivprogramm zu vermarkten.
Lange glaubte Zeiss an die Überlegenheit von Film
Leider fiel die Zeiss Ikon genau in die Zeit, als die analoge Fotografie ihren schlimmsten Niedergang erlebte. Das Unternehmen hatte aber eine Menge Entwicklungsgeld investiert, und irgendwann war vermutlich klar: Wenn wir davon etwas zurückbekommen wollen, geht das mit den Objektiven und nicht mit einer analogen Kamera, so trotzig es bei Zeiss auch klang, dass Film als Aufzeichnungsmedium nun einmal unübertrefflich sei (siehe etwa hier: https://spur-photo.com/wp-content/uploads/2013/06/SPUR-Zeiss-Camera-Lens-News.pdf).

Zeiss ZM-Objektive. Sie sehen anders aus als die von Leica, aber haben ihre eigene Aesthetik.
Die meisten ZM-Objektive gibt es noch neu
Also sieht es jetzt so aus: Die Kamera ist längst vom Markt, aber die meisten Objektiven aus dem ursprünglichen Programm sind weiter neu erhältlich. Das 18/4 (ich hatte es vor einigen Jahren einmal kurzzeitig, aber am Sensor überzeugte es nicht) wurde vor Jahren eingestellt, das 85/4 scheint ebenfalls nicht mehr erhältlich. Was bleibt, beeindruckt immer noch: Das einzigartige 15/2.8, zwei 21er (2.8 und 4.5, wobei letzteres zwar abgekündigt, aber noch erhältlich ist), ein 25er, ein 28er, gleich drei 35er (1.4, 2.0 und 2.8) und zwei 50er (1.5 Sonnar und 2.0 Planar).
Auch die Optiken sind gebaut von Cosina

Nüchtern verpackt, kein “eye candy” oder Lederköcher wie bei Leica, nicht mal eine Gegenlichtblende inklusive.
Die Objektive werden ebenfalls von Cosina gefertigt, und in manchem erinnern sie schon an ihre Voigtländer-Cousins. So ist der genial gemachte Bajonettanschluss für die Gegenlichtblende (erhältlich für einen satten Aufpreis) der gleiche, auch die Blenden selbst sind teils sehr, sehr ähnlich. Auch in den Materialien sind sich die Zeiss- und die Voigtländer-Objektiven ähnlich. Glas, Alu. Messing. Sonst nichts. In der Summe würde ich sagen, dass die Zeiss-Objektive noch etwas hochwertiger wirken, die Entfernungs- und Blendenringe laufen noch geschmeidiger. Und man kann zwischen schwarz und silber wählen.
Fokussieren? Mit etwas Gewöhnung geht es rasend schnell
Einzigartig an den ZM-Objektiven ist auch die kleine Erhebung am Entfernungsring. Mir scheint er ein super Kompromiss zwischen dem Leica-typischen Fingergriff und einem reinen Einstellring zu sein. Auch hier hat Zeiss genau hingeschaut bei der Entwicklung: Mit dem erwähnten Nubbel auf 6 Uhr, ist jedes Objektiv auf etwa 1,5 Meter eingestellt (ziemlich genau wie bei Leica). Da hat man das Fokussieren recht schnell raus, heute spricht man da ja gerne von muscle memory. Ach ja, immer mal wieder hört man, dass sich die Einstellungsringe an den Zeiss-Objektiven lockern. Ich habe derlei bisher nicht erlebt, hatte sie aber auch noch nie auf Schotterstraßen in der Fahrrad-Lenkertasche liegen.
Das Drumherum kann sich mit Leica nicht messen
Die tolle Verarbeitung setzt sich in der, sagen wir mal, Inszenierung des Produkts nicht fort. Die ZM-Objektive kommen in dünnen Kartons, die Frontdeckel sind eine Frechheit (man kriegt sie kaum drauf, und dann halten sie erst nicht gut), die Streulichtblenden (so der korrekte Zeiss-Jargon) muss man trotz ihrer tollen Qualität unverhältnismäßig teuer extra kaufen, einen Köcher sucht man vergeblich (mein Tipp hier: Paul Glendell, www.classiccases.co.uk, auf Wusch auch in Zeiss-Blau).

Auf Augenhöhe mit Leicas Klassiker, dem Summicron: Das Zeiss Planar 50/2 ZM
Das Planar T* 2/50 ZM im Überblick
Das Planar 50/2 hat sich für mich in der praktischen Benutzung als Herausforderer für das Leica Summicon 50 (Version V) erwisen. Schärfe und Kontrast sind exzellent, und das Planar scheint mir unempfindlicher auf Streulicht zu reagieren. Das kann an der neueren Rechnung liegen oder auch an der T*-Vergütung von Zeiss. Im großen und hellen Sucher lässt sich das Objektiv sehr sicher fokussieren. Bokeh ist ja immer auch Geschmackssache – ich finde, in den unscharfen Bereichen ist der Mikrokontrast etwas zu hoch (da sei das 50/1.5 Sonnar viel besser, höre ich).
Ein 50er, das eigentlich keine Wünsche offen lässt
Wie auch die Kamera, ist auch das Objektiv äußerlich sehr schön. Ich mag dieses klare und schlichte Design und finde es auf Augenhöhe mit dem der Leica-Objektive. Es würde den Rahmen der „M-Files“ sprengen, hier noch umfassend auf die Objektive einzugehen, und dafür bin ich auch nach umfassenden Praxistest nicht wirklich kompetent. Aber festhalten möchte ich: Das 50/2 ZM ist ein super Objektiv für analoge wie digitale Kameras, und das zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Man wird seinen Kauf kaum bereuen.
Das C Biogon T* 2.8/35 ZM im Überblick

Keine spektakulären Spezifikationen, aber eine Optik, die viele zu lieben gelernt haben: Das Zeiss C-Biogon 35/2.8 ZM
Das C-Biogon 35/2.8 (das C steht für compact oder classic) wurde schon oft mit Lob überschüttet, und in vielem stimme ich gerne zu. Es ist ein der Tat ein wunderbares Objektiv – klein und leicht, aber nicht zu filigran in der Handhabung. Bei einem 35er und Blende 2.8 würde man erwartet, dass mit der Tiefenschärfe nicht so viel zu machen ist, aber man sollte das nicht unterschätzen. Ich habe den Eindruck, dass die Übergänge zwischen scharf und unscharf sehr markant sind, was für den gelegentlich mal so genannten „3-D-Pop“ sorgt.
Wer bei Film bleibt, macht mit dem kleinen 35er nichts falsch
Für alle Film-Liebhaber, denen 2.8 als maximale Lichtstärke genügt, ist das kleine Zeiss fast ein „No-Brainer“, zumal es neu weniger kostet als ein gebrauchtes Leica Summarit. Ich muss sagen, gegenüber diesem 35/2.4-Liebling von mir schlägt sich das Zeiss sehr wacker… so lange man auf Film arbeitet. An der Digitalkamera zeichnet es dagegen leider starke Farbstiche an den Rändern, bei meinem Exemplar mehr rechts als links. Mit der M10 ist es besser als mit der M262, das Leica-Profil für das 28/2.8 (11809) hilft ganz ordentlich. Trotzdem ein Wermutstropfen für alle mit Digital-Ambitionen.
Das Biogon T* 2.8/25 ZM im Überblick

Ich kenne keinen Film, der dieses Objektiv an die Grenzen seiner Auflösungs-Fähigkeit bringt: Zeiss Biogon 25/2.8 ZM.
Als drittes Objektiv im Bunde konnte sich das Biogon 25/2.8 ausprobieren. Diese Brennweite ist eine Zeiss-Spezialität, fast alle anderen Hersteller haben ja 24 Millimeter im Programm. Ich denke, das ist historisch bedingt, vielleicht schien auch die halbe Normalbrennweite sinnvoll. Dieses 25er jedenfalls hat den Ruf, unfassbar gut zu sein, und ich kann bestätigen, dass es auch bei den besten von mir verwendeten Filmen (Extar 100, der neue Ektachrome) nicht annähernd an seine Grenzen stieß. Neben der Auflösung sind auch Schärfe und Kontrast ausgezeichnet; Streu- und Gegenlicht scheinen durch einen magischen Mechanismus eliminiert zu werden.
Ein praktischer Bildwinkel und exzellente Schärfe

Nur im nahen Schwarzwald, aber für einen Moment ist alles andere so weit weg. Zeiss Ikon mit Biogon 25/2.8 ZM. Kodak ProImage 100
Ganz praktisch habe ich das Objektiv ohne den separat und für recht viel Geld erhältlichen Aufstecksucher verwendet. Wenn man keine Brille trägt, entspricht der ganze Sucher der Zeiss Ikon recht genau dem Bildwinkel des 25ers. Das sorgt für zügiges Arbeiten: Schärfe wie gewohnt über das Messfeld, Belichtung automatisch (wenn nötig mit Korrektur oder Messwertspeicher) oder manuell, Ausschnitt durch einen Rundumblick im Sucher. Wobei etwas abgeblendet und nicht im Nahbereich sowieso sehr viel Tiefenschärfe da ist. An digitalen Kameras war die Schärfeleistung an den Rändern auf gleichwohl höchstem Niveau etwas schwächer, an der M262 habe ich auch einen leichten magenta Farbstich am Rand bemerkt.

Auch das Riesenrad ist im Lockdown und am Konstanzer Hafen irgendwie gestrandet. Zeiss Biogon 25/2.8 ZM an Leica SL.
Einfach gut: Warum das Arbeiten mit ZM-Objektiven Spaß macht
Im täglichen Einsatz sind die ZM-Objektive einfach gut. Also: gut, weil sie einfach sind. Unaufdringlich, schnörkellos, zuverlässig. Mit dem Planar und einer gebrauchten M240 ist der Einstieg auch in die Messsucherwelt nicht mehr so unerreichbar, und zugleich ist man für sehr lange Zeit gut versorgt. Wer viel schwarz-weiß arbeitet, muss beachten, dass das 50/2 und das 35/2.8 das eher ungewöhnliche Filtermaß von 43 Millimetern brauchen; das 25er dagegen hat die Leica-typischen 46 Millimeter. Die Gegenlichtblende beim 50/2 und 35/2.8 sieht exakt so aus wie die vom Voigtländer 35/1.4. Bei den noch kürzeren Brennweiten sind die Blenden etwas merkwürdig und machen in ihrer Flachheit nicht den Eindruck, viel zu bringen.
Wie geht es weiter mit der ZM-Reihe?
Ich habe über die Zeit auch mal mit dem 85/4 sowie mit dem 21/2.8 fotografiert, und ich kann bestätigen, dass alle ZM-Objektive in der gleichen, hohen Qualitätsliga spielen. Reviews gibt’s dazu genug. Was ich aber nicht weiß, ist, wie es mit den ZM-Objektiven weitergeht. Ich habe gehört, die Verkäufe seien schwach, und die Wertschätzung bei Zeiss für die ZM-Reihe sei ausbaufähig. Was leitet man da aus der Einstellung einzelner Objektive ab? Und daraus, dass man sie immer mal wieder mit einem Rabatt bekommt, der auf einen Leica-Kunden geradezu verstörend wirkt?
Bei mir war es Liebe auf den zweiten Blick
Bei mir jedenfalls war es Liebe auf den zweiten Blick. Das 18/4 hatte mich an der Digitalkamera nicht überzeugt. Das 21/2.8 hatte ich verkauft, als ich dachte, nie wieder mit Film arbeiten zu wollen (erwies sich beides als falsch). Vielleicht springt bei anderen der Funke schneller oder auch gar nicht über. Ich kann aber überzeugt dazu raten, den ZM-Objektiven eine Chance zu geben. Sie sind klasse, man wird ihren Kauf nicht bereuen.
Wer braucht da noch eine M7?
Wer bis hierher gelesen hat, wird nicht überrascht sein: Von den Kameras mit M-Bajonett, die ich bisher für die „M-Files“ getestet habe, ist die Zeiss Ikon sicher eine besonders attraktive. Sie kann fast alles, was eine M7 auch beherrscht (außer TTL-Blitzsteuerung), und ihr Sucher setzt bis heute einen Standard. Die Zeiss Ikon lässt sich schnell und intuitiv bedienen und ist in manchem der M7 klar überlegen. Man denke nur ans Filmeinlegen.

Ein attraktives System für den Filmfotografen, und manche der Objektive performen auch auf digitalen Bodys hervorragend.
Und doch fehlt eben das, was eine Leica ausmacht
Aber ach weh, die Zeiss Ikon hat keinen roten Punkt. Da mag die Marke Zeiss noch so hell strahlen, an den Leica-Nimbus kommt die Zeiss Ikon nicht ran. In der Hand fühlt sie sich gut an, aber nicht wie eine Investition auf Jahrzehnte oder ein künftiges Erbstück. Und, anders als bei einer Leica, muss man sich Gedanken darüber machen, wie man eine Zeiss Ikon in den nächsten Jahrzehnten repariert bekommt und wie es mit Ersatzteilen aussieht. Trotzdem würde ich zum Kauf raten: Es ist eine tolle Kamera.
Die Kamera ist rar, die Objektive sind leicht erhältlich
Wer auf dem derzeit leergefegten Markt keine oder nur eine überteuerte Zeiss Ikon findet, kann sich zumindest mit den ZM-Objektiven etwas Zeiss-Feeling die Fototasche holen. Die sind auch neu gut verfügbar und haben einen für ihre Leistung sehr fairen Preis. Ich kann die drei von mir zuletzt viel benutzten ZM-Objektive (50/2, 35(2.8, 25/2.8) für die Arbeit auf Film ohne Vorbehalte empfehlen. Wer ohne 6-bit-Codierung und entsprechende Einträge in die Exif-Werte leben kann und notfalls ein paar Korrekturen händisch vornimmt, der wird am 25 und 50er auch für digital viel Freude haben.
Es sind Zeiss-Produkte. Ohne Wenn und Aber.
Bei Voigtländer und Rollei habe ich mich ja schon gefragt, ob die ehrwürdigen alten Namen nicht vielleicht auch ein wenig Etikettenschwindel sind. Bei den ZM-Objektiven und der Zeiss Ikon finde ich, dass sie die stolze Aufschrift „Carl Zeiss“ mit vollem Recht sagen. Und was will man des Lobes mehr sagen?
Neueste Kommentare