Heute verbinden wir mit dem Segment Messsucherkameras das Leica M-System und vielleicht noch einige wenige andere, eher teure Produkte. Wie anders war das in den 1960er Jahren: Damals war die Messsucherkamera mit festem Objektiv ein Massenprodukt und der Vorläufer der Point-and-Shoot-Kameras. Ein besonders interessantes Beispiel ist die Olympus RC 35 von 1970.

Ein kleines Gehäuse mit einem fest verbauten Objektiv, meist ein gemäßigtes Weitwinkel oder ein Normalbrennweite, mit eingebautem Belichtungsmesser und unkomplizierter Handhabung: Das war die Zauberformel für viele der aufstrebenden japanischen Kamerahersteller in den 1960er Jahren. Es war eine Zeit, in der die Fotografie (und das Reisen) für viele Menschen erschwinglich wurde. Der Bedarf war groß an unkomplizierten und preiswerten Kameras – schreckliche Sprüche wie „Geiz ist geil“ gab’s damals noch nicht.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film
Eine kleine, aber solide Kamera: Die Olympus 35 RC wurde gut entworfen und gefertigt. Es spricht für die damals Beteiligten, dass viele Exemplare nach mehr als einem halben Jahrhundert immer noch funktionieren. Bild: Claus Sassenberg

Viele Firmen stellten bemerkenswerte kompakte Messsucherkameras her

Die Antwort im Kleinbildsegment waren die Canonet-Kameras von Canon, die Minolta Hi-Matic-Reihe, die Yashica Electro und viele andere. Ein besonders bemerkenswerter Fotoapparat in dieser Reihe ist aber die Olympus 35 RC, die ich in diesem Artikel vorstelle. Ich habe meine als Geschenk bekommen, eine Art Flohmarktfund von jemandem, der sich auskennt. Der Schenker wusste von meiner langen Beziehung zu Olympus und dachte, die schöne kleine Kamera könnte bei mir ein gutes neues Zuhause finden. Hat sie, wie man gleich sehen wird.

Die 35 RC ist unverkennbar ein Olympus-Produkt

In gewisser Weise kam mir diese Kamera sofort vertraut vor. Sie kommt so unverkennbar von Olympus! Ich finde, diese Firma hat Anfang der 1970er Jahre die schönsten japanischen Kameras hergestellt, und die OM-Spiegelreflexkameras sind für meinen Geschmack echte Design-Ikonen. Auch an der Olympus 35 RC fühlt sich sofort logisch und einfach an, trotz des für Olympus ungewöhnlichen T-Automatikmodus: Man wählt eine Belichtungszeit, und die Kamera findet die richtige Blende. Das Objektiv ist ein recht opulent fünflinsig aufgebautes Zuiko 42mm mit Lichtstärke 2,8.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film mit OM-1
Familienähnlichkeit: Olympus 35 RC von 1970 und Olympus OM-1 von 1972 (ältere OM-Objektive haben auch diesen silbernen Ring auf der Vorderseite).
Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film mit Rollei 35
Die Rollei 35 setzte 1966 Maßstäbe in Sachen Kompaktheit. Die Olympus 35 RC ist deutlich größer, bringt dafür aber über einen Messsucher zum Fokussieren und eine Belichtungsautomatik mit.

Ungewöhnlich für die Marke: Die Olympus 35 RC hat Blendenautomatik

Eine Belichtungsautomatik, für die man eine Verschlusszeit fest einstellt und dann eine entsprechende Blendenöffnung eingesteuert bekommt, ist für Olympus ungewöhnlich. Man denke nur an die OM-2 mit ihrer bahnbrechenden auto-dynamischen Zeitautomatik. Bei näherem Nachdenken ist es aber eigentlich ganz logisch. Die festen Verschlusszeiten zwischen 1/15 und 1/500 können mechanisch eingestellt werden, und die Blende schließt sich auf den gewünschten Wert, indem man einfach den Auslöser drückt (ebenfalls mechanisch, gewissermaßen). Die einzige Elektronik ist für die Belichtungsmessung erforderlich.

Im Sucher kann der Benutzer der Olympus 35 RC die eingestellte Belichtungszeit (obere Skala) und die von der Kamera gewählte Blende (untere Skala) sehen. Wenn sich die Nadel im roten Bereich befindet, ist nicht genug Licht für Blende 2,8 vorhanden, und der Verschluss wird im Automatikmodus gesperrt.

Auch die Olympus 35 RC ist ein Opfer des Quecksilber-Batterie-Banns

Wie viele Kameras ihrer Zeit ist die Olympus 35 RC für die Verwendung von 1,35-V-Quecksilberbatterien ausgelegt. Die dürfen schon lange nicht mehr hergestellt werden. Da hilft leider nur eine teure und recht kurzlebige WeinCell. Auf der anderen Seite gibt es einige Dinge, die an dieser Kamera einfach genial gelöst sind. Die Messzelle befindet sich zum Beispiel in der Nähe der Frontlinse und in dem Bereich, der von einem Filter mit abgedeckt wird.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film
Die Olympus 35 RC ist eine der vielen Kameras, die 1,35-Volt-Batterien benötigen. Die WeinCell Zink-Luft-Batterien sind ein Ausweg, aber sie sind teuer und kurzlebig.

Deckel noch drauf oder zu dunkel? Die Kamera löst einfach nicht aus

Auch toll: Sowohl die (manuell eingestellte) Blende als auch die resultierende Blendeneinstellung werden im Sucher angezeigt. Das ist mehr, als die teuren Olympus-OM-SLR-Kameras jemals konnten. Eine weitere großartige Funktion ist, dass der Auslöser blockiert wird, wenn so wenig Licht vorhanden ist, so dass es für 1/15 und Blende 2.8 nicht mehr reicht (kann im manuellen Modus übersteuert werden). Also keine verschenkten Bilder, weil der Objektivdeckel noch aufgesetzt war.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film
Im Automatik-Modus wählt der Benutzer eine Verschlusszeit zwischen 1/15 und 1/500, und die Kamera steuert die passende Blende ein. Im manuellen Modus (hier zu sehen) lässt sich jede beliebige Kombination verwenden, aber in diesem Fall gibt es keine Belichtungsmessung.

Das Objektiv mag mit 42 Millimetern Brennweite und Blende 2,8 nicht gerade aufregend klingen. Tatsächlich ist es aber ein sehr gutes Objektiv. Die Offenblende ist an diesem Fünflinser super nutzbar. Zugleich verzeiht 2,8 es ein wenig, wenn der Entfernungsmesser nicht ganz genau ist – das Fokussieren ist mit dem kleinen Entfernungsmesserfeld, der kurzen Messbasis und, in meinem Fall, etwas Dunst im Sucher etwas knifflig.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film im Deutschen Technikmuseum Berlin
Sie mag ein Massenprodukt sein, aber sie hat museale Qualitäten. Hier trifft meine Olympus 35 RC auf ihre Schwester im Deutschen Technikmuseum Berlin.

Das Objektiv der Olympus 35 RC sorgt für einen nostalgischen Look

Zurück zum Objektiv: Es ist einfach vergütet und liefert Bilder mit guter Schärfe dort, wo sie hingelegt wurde, und einem weichen Bokeh. Allerdings kann das Zuiko der 35 RC in Bezug auf Kontrast, Streulichtresistenz und Schärfe nicht mit modernen M-Mount-Boliden mithalten. Daher wirken die Bilder aus der Olympus 35 RC auf mich etwas nostalgisch, selbst wenn sie auf modernstes Filmmaterial aufgenommen wurden. Das ist sicherlich Geschmackssache, und ich muss sagen, dass mir dieser Look gefällt.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film
Das Objektiv der Olympus 35 RC wurde nach hohen Standards mit einer aufwendigen fünfgliedrigen Konstruktion („E.Zuiko“ – E ist der fünfte Buchstabe im Alphabet) gebaut. Es hat sicherlich zum hervorragenden Ruf der Olympus-Objektive beigetragen. Mit 42 mm kommt es dem perfekten „Standard“-Objektiv nahe (Bilddiagonale 43 mm bei Vollformat).

Was die Olympus 35 RC so attraktiv macht, ist ihre Benutzerfreundlichkeit. Mit ein paar Grundkenntnissen in der Fotografie (was man in den 1960er Jahren allgemein voraussetzen durfte, so viel zum Thema „Fortschritt“) kann man sie sofort benutzen. Es überrascht nicht, dass diese kleine Messsucherkamera schon zu einem kleinen Geheimtipp für Nicht-Hipster geworden ist, die eine funktionierende Kamera und kein Mode- Accessoire brauchen. Trotzdem… sieht die Olympus 35 RC über der Schulter schon auch cool aus.

Der Sucher der Olympus 35 RC ist klein

Beispielfoto zeigt Leistung der Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film von 1970
Die Olympus 35 RC sollte narrensicher sein, aber man kann damit auch Fehler machen.

Die Olympus 35 RC kam 1970 auf den Markt, zwei Jahre vor der OM-Spiegelreflexkamera und ein paar Jahre nach dem Pen-Halbformatsystem. Sie ist ein bemerkenswertes Stück Technik, und es spricht für ihre Konstrukteure (und Monteure!), dass es noch viele funktionierende Exemplare gibt, im Zweifelsfall hilft auch eine kleine Überholung mit CLA (clean, lubricate, adjust). Okay, der Sucher ist klein und das Entfernungsmessfeld ist sehr klein, so dass schon eine leichte Trübung die Bedienung erschwert. Aber genau in solchen Einschränkungen kann ja auch der Reiz liegen.

Kompakt und hochwertig: Das sollte eine Olympus-Spezialität bleiben

Olympus baute auch nach der RC 35 weiterhin außergewöhnlich kleine und gute 35-mm-Kompaktkameras mit der teils ebenfalls mit Messsucher ausgestatteten XA-Serie (ein weiteres ikonisches Design, siehe diesen Beitrag in der Messsucherwelt). Auf dem Höhepunkt der analogen Ära tauschte die mju-Serie den Messsucher gegen einen sehr guten Autofokus. Eine gute mju II ist heute sehr begehrt – kein Wunder, denn ich habe mit dieser Kamera einige bemerkenswert gute Dias gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Produktfoto zeigt Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film mit Olympus mju II
Olympus produzierte weiterhin erschwingliche Kompaktkameras, die einfach zu bedienen waren und hervorragende Ergebnisse lieferten. Die mju-II von 1997 markierte sicherlich den Höhepunkt der analogen Ära.

Die kleine Olympus 35 RC verdient einen Ehrenplatz sowohl in meiner persönlichen Sammlung als auch in meinem praktischen Fotografieren. Mit einem Kodak ProImage oder einem ähnlichen Film gibt sie mir sowohl nostalgische Vibes als auch großartige Ergebnisse. Ich werde weiter mit dieser schönen Kamera üben und hoffe, irgendwann noch einige der seltenen originalen 43,5-mm-Filter für Schwarzweiß zu finden (im Moment begnüge ich mich mit diesen provisorischen Gel-Filtern, die für die Olympus Trip 35-Kameras hergestellt werden).

Rechtfertigt die Olympus 35 RC die Kosten für die Filmfotografie?

Und noch ein letzter Gedanke zur analogen Fotografie im Jahr 2023. Sicher, sie ist teuer geworden. Die Zeiten, in denen man einen Dreierpack Kodak Gold für elf Euro bekommen konnte, werden nie wieder kommen. Die Nachfrage nach Material ist groß, das Angebot ist gering und die Preise sind hoch. Wenn dann noch ein Objektiv hinzukommt, das zwar schön ist, aber nicht ganz den heutigen Standards entspricht, stellt sich zweifellos die Frage, ob das alles Sinn macht. Ich würde sagen ja – auch und gerade bei der Olympus 35 RC.

Analoge Bilder haben ihren eigenen Look, und Scans aus einem guten Labor (ich kann MeinFilmLab in Hürtgenwald mit Jörg Bergs und seinen kompetenten und sorgfältigen Mitarbeitern nur empfehlen) können mit digitalen Mitteln eben nicht nachgebastelt werden. Zumindest ist das meine Meinung, und ich bin bereit, in dieses besondere Ergebnis zu investieren. Und, wie ich mal bei Macfilos geschrieben habe, kann man für den Preis einer digitalen Messsucherkamera ziemlich viele Filme kaufen. Es gibt sicherlich bessere historische Kameras, aber aus irgendeinem Grund ist und bleibt die Olympus 35 RC für mich besonders reizvoll.

Manche Kameras zeigen uns, wie die Zeit vergeht – die Olympus 35 RC ist eine davon

Wer eine Olympus 35 RC oder einen ihrer Zeitgenossen in die Hand nimmt, spürt, wie die Zeit vergeht. Selbst das billigste Smartphone des Jahres 2023 wird mehr Möglichkeiten zum Fotografieren bieten als diese Kameras, die jetzt so unglaublich nostalgisch wirken. Andererseits werden diese Handys in 50 Jahren garantiert nicht mehr zu gebraucht sein. Und diese kleinen unaufgeregten Kameras haben, wenn man so will, einen Vollformatsensor. Außerdem bieten sie ein echtes fotografisches Erlebnis. Es war mir ein Vergnügen, diese schöne Kamera kennen zu lernen. Wir bleiben Freunde.

Beispielfoto zeigt Leistung der Olympus 35 RC Messsucherkamera für Film von 1970
Gute Nacht, analoge Fotografie? Sicherlich nicht, wenn man das Glück hat, eine so schöne kleine Messsucherkamera wie die Olympus 35 RC zu besitzen: Morgen ist ein neuer Tag. Konstanz. Kodak Ultramax 400.

8 Kommentare

  1. Ja, der Bericht lässt auch mich hinschmelzen.
    Hatte sie, oder besser, habe sie immer noch. Das war meine erste Olympus, dann folgten OM1, OM2……und irgendwann stieg ich um auf Nikon. Bis heute suche ich eine so schöne, wertige und gute kleine Kamera, die ich immer in meiner Tasche habe.
    Entweder sie sind sinnlos teuer (Fuji) oder so klein, dass du ohne Brille nichts einstellen kannst.
    Aber, es fährt natürlich auch jeder gerne Einspritzer und keinen Vergaser mehr im Auto – ja, das war auch eine schöne Zeit.

  2. Bartelt, Torsten

    Ich habe noch so eine Kamera mit allen Orginal Papieren. Ich habe vor zwei Jahren damit noch s/w Filme belichtet, selbst entwickelt und auch das ganze Positiv Verfahren bis zum fertigen Bild gemacht und Sie sehen sehr gut aus .

  3. Die Olympus 35 RC ist eine großartige Kamera. Kleiner Tipp zur Batterie: statt einer Winecell funktioniert sie auch wunderbar mit 675 Zink Luft Hörgeräte Batterien. Gibt es in fast jedem DrogerieMarkt (wo es gestern übrigens wieder Kodak Gold 200 36 im Dreierpack für 18€ gab) Einfach etwas Karton aussen Rum und fertig. Alternativ gibt es auch günstige gefräst Messing Adapter.

  4. Holger Bohnensack

    Lieber Joerg-Peter,
    Dein Bericht zur Olympus 35 RC ist klasse Du schreibst mir aus dem Herzen.
    Ich habe mir meine 35RC 1974 gekauft, habe sie bis heute und liebe sie immer noch.
    Um die Olympus 35 RC besser verstehen zu können ist es gut wenn man sich in die Zeit 1974
    zurückdenkt. 1974 bin ich gerade 16 Jahre alt und noch Schüler. In den Fotogeschäften werden
    Kassettenkameras 126 und viele Pocketkameras verkauft. Filmkameras Super 8 plus Filmprojektoren
    und Leuchten dazu, aber auch Zubehör wie Blitzwürfen und Blitzbirnen Ag3B werden gerne gekauft,
    denn Elektronenblitzer sind noch teuer. Als Film benutzt man Kodak Color, Agfa CNS oder bei DIA
    den bewährten Agfa CT18 oder Kodachrome 64.
    Zu dieser Zeit hatte ich eine einfache Voigtländer Vitoret und eine Praktica Nova Spiegelreflex ohne
    Belichtungsmessser. Diese beiden Kameras hatte mein Vater an mich weitergegeben, nachdem er
    sich etwas Moderneres gekauft hatte. Ich war damals schon sehr Fotointeressiert holte mir
    regelmäßig Fotokataloge z.B. alle 6 Monate den neuesten Fotokatalog von Neckermann und Quelle.
    Vor jedem Fotogeschäft blieb ich stehen und schaute was es an neuen Kameras gab und auch was
    gebraucht angeboten wurde. Die Gebrauchtecke liebte ich besonders und ich habe viele Jahrzehnte
    danach geschaut. Leider gibt es diese so gut wie nicht mehr und das klassische Fotogeschäft ist so gut wie ausgestorben. Mir fehlt da etwas, ich finde das sehr schade.
    Bei den Kollegen meines Vaters gab es einen Geheimtip für eine präzise, hochwertige kompakte Kleinbildkamera: *** Olympus 35 RC ***
    Bei Ringfoto bekam ich den kleinen DIN A6-Prospekt, „Alles über Olympus Kameras ´73“. Den habe ich fast verschlungen und konnte ihn fast auswendig. darin war die Olympus 35 RC. Übrigens auch dieser Katalog ist noch bei mir. Zur 35 RC wurde geschrieben …. eine Minikamera mit Maxikomfort. Objektiv 5 Linsen, legendäre Olympus Schärfe., Präzisionsverschluss 1/15-1/500. Alle Olympus Kameras haben Zuiko-Objektive hier E-Zuiko mit 5 Linsen 2,8/42mm. ZUIKO bedeutet sinngemäß Spitze, scharf wie eine Spitze ….
    Die Kamera hatte Entfernungsmesser, Blendenautomatik, Blitzautomatik (Flashmatic), Mittenkontakt, Blende und Zeit im Sucher eingespiegelt und man konnte Zeit und Blende voll manuell einstellen und hatte so alle Freiheitsgrade. Was ein tolles Wahnsinnsgerät. Zudem war die Kamera sehr kompakt, sehr wertig und sah toll aus. Die hätte ich gerne gehabt.
    Das Problem: Die Kamera hat 350.- DM gekostet. 1974 hat ein mittlerer VWGolf 1 etwa 9000.- DM gekostet. Übertragen auf das Jahr 2023 würde die Olympus heute etwa 1360.- Euro kosten! Die 35 RC war kein Billigheimer und ich war Schüler. Die Rollei 35 gab es auch schon. Tolles Gerät, noch kleiner und kostete 460.- DM also noch mehr. Außerdem hatte die Rollei nur Blende 3,5, keine Zeitautomatik, keinen Entfernungsmesser und eine teilweise umständliche, gewöhnungsdürftige Bedienung. Also habe ich mir am 03.07.1974 meine Olympus 35 RC gekauft. Zum Glück kaufte der Händler meine fast neue Kodak Pocket 500 für 150.- DM an. Trotzdem musste ich 200.- DM draufzahlen von meinem nicht üppigen Schüler-Taschengeld. Aber ich war glücklich.
    Ich habe sie liebevoll behandelt und gepflegt. Sie sieht heute noch aus wie neu und brauchte nie einen Service. Ich habe mit dieser Kamera Schwarz-weiss, Farbe und Dia gemacht. Die Ergebnisse waren top und ich war und bin mit dem Objektiv sehr zufrieden.
    Ich nehme sie heute noch gerne in die Hand, „spiele“ein wenig mit ihr und erinnere mich wie stolz und glücklich ich war, als ich sie 1974 kaufte. Zwischenzeitlich habe ich viele weitere ältere mechanische Kameras. Meine Olympus 35 RC aber liegt mir besonders am Herzen. Sollte ich irgendwann mal in Altersheim müssen und könnte nur 3 alte Kameras mitnehmen können, so wäre meine 35 RC auf jeden Fall dabei…

    Viele Grüße

    • Jörg-Peter

      Lieber Holger,

      vielen Dank für Deinen Beitrag! Wie schön, dass Du aus 50-jähriger Erfahrung berichten kannst. Ja, Olympus war immer eine besondere Marke, und ich habe sie auch immer besonders gemocht. Die RC-Serie hatte ich allerdings bisher weniger auf dem Schirm. Die PEN hat mich nie besonders interessiert, meine XA habe ich sträflicherweise weggegeben, aber die analogen OMs bleiben bei mir! Wenn man nur mehr Zeit hätte, diese Schätzchen aus regelmäßiger zu nutzen…

      Grüße Jörg-Peter

    • Hallo Herr Bohnensack,
      Vielen Dank für diesen wunderschönen nostalgischen Kommentar, ich habe mich bis zu dem Abschnitt über die Olympus in allen Details wiedergefunden!
      Foto-Quelle,Neckermann, Ringfoto, Porst und wie sie alle hiessen, waren meine Standardlektüre, allerdings reichte es bei mir nicht mal für eine Olympus, sondern eine Praktica L ohne Belichtungsmesser bei Neckermann zu 199 DM. Auch die Kamera habe ich noch, und funktionieren tut sie auch noch! Das war 1975 wo ich mir diese Kamera von meinem Erspartem als Schüler kaufen konnte. Meine Eltern schenkten mir damals den Belichtungsmesser und eine kleine Universaltasche, die heute ebenfalls noch immer in meinem Besitz sind…gute alte wertige Zeit kann ich nur sagen…mittlerweile fotografiere ich immer noch analog, mit Minolta und Zeiss Ikon, als Hosentaschenkamera die Olympus XA, die erste, ohne Zahl, meiner Ansicht nach immer noch die beste XA.
      Die war in einer Grabbelkiste mit anderen alten Kameras, aus einer Hausräumung wegen Todesfall, alles sollte auf den Müll, bis einer daran dachte dass ich in Digitalzeiten immer noch analog fotografiere und mir vielleicht eine Freude machen könnte, und wie! Derjenige hatte mir ein Geschenk gemacht wie Weihnachten,Geburtstag und Nikolaus an einem Tag!

      Mit freundlichen Grüssen,
      JCHardt.

  5. Ich habe auch noch eine tolle Olympus: Die XA, wirklich eine kleine zum „Immerdabeihaben“-Kamera, eine geniale Ingenieursleistung des Herrn Maitani! So klein und trotzdem mit Mischbildentfernungsmesser und „eingebauter“ Schutztasche…

    • Jörg-Peter

      Lieber JC Hardt,

      vielen Dank für die Rückmeldung. Die XA (Ur-Modell ohne Zahl) ist tatsächlich ein kleines Meisterwerk. Leider habe ich meine nicht mehr. Wenn ich gebraucht mal eine finde oder jemand aus der Leserschaft hier eine in gute Hände abzugeben hat…

      Grüße Jörg-Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert