Με θάμπωσε με την ομορφιά της…

Das Leica Thambar ist das einzige Objektiv mit einem zugehörigen griechischem Aphorismus: Me thambose me tin omorfia tis (von Schönheit geblendet sein). Wenn man nur den Namen hört, assoziiert man damit möglicherweise ein sehr kleines Perkussions-Instrument. Aber weit gefehlt: Der Name leitet sich von griechischen Verb „thambos“ (θαμπός) her, es steht für „blenden“ oder „verschleiern, verwischen“. Dieser kleine Wissensvorsprung müsste eigentlich beim Quiz-Abend des örtlichen Kamera-Clubs einen Pint Bier wert sein.

Oben: Objektivdeckel und Gegenlichtblende, sowie der spezielle Filter mit dem Punkt, der die Mitte der Frontlinse abdeckt. Unten: Retro-Fetischisten werden das Leder-Futteral lieben.

Über die Reinkarnation des 90mm f/2.2 Thambar, des „verwischten Typs“,  gab es seit langem Gerüchte. Für Retro-Objektiv Liebhaber wird es für 5950 Euro Realität, wenn es nächsten Monat in den Geschäften auftaucht. Das Thambar als „Revival“ eines Objektivs, das es 1935 zuerst gab, ist das zweite Retro-Objektiv von Leica. Das Erste war das kleine Summaron-M 28mm f/5.6.

Leica Thambar-M 90mm f/2.2

Blendende Schhönheit – das Thambar Mk. II auf der Leica M10 (Bild von Leica Camera)

Von dem ersten Thambar wurde bis Kriegsbeginn nur eine sehr kleine Stückzahl hergestellt – etwa 3000 Stück – so dass viele Fotografen mit diesem Objektiv die erste Gelegenheit haben, damit ein Vorkriegs-Kino-Plakat zu kreieren. Es war ursprünglich konzipiert, um damit die ultra-weichen (oder soll man sagen: „verwischten“?) Bilder zu erzeugen, die Hollywood-Star-Fotografen wie George Hurrel, Clarence Bull oder Max Munn Autrey so liebten. Die hier wiederbelebte Version macht aus ihrer Fähigkeit, Bilder zu verwischen, eine Tugend – in einer Zeit, da geradezu klinische Schärfe höchste Popularität geniesst.

Leica erklärt, dass das Thambar, als es 1935 herauskam, ein Versuch war, dem damaligen Geschmack für Porträt-Fotografie – dem weichen, „verwischten“ Bild – Genüge zu tun. Ein normales Leica-Objektiv der 30er Jahre war schon viel zu scharf dafür, geschweige denn unsere heutigen Optiken, die weit jenseits des Akzeptablen gelegen hätten.

»Das Objektiv ermöglicht Aufnahmen mit einer romantischen Bildästhetik , die in dieser Form mit anderen Objektiven nicht realisierbar und die auch heute in digitaler Nachbearbeitung nicht reproduzierbar ist.«

Allerdings. Dachte ich mir schon.

Leica Thambar-M 90mm f/2.2

Die Fotografen von damals lernten schnell, dass das Thambar temperamentvoll sein konnte und die Resultate nicht immer den Erwartungen entsprachen. Das Fokussieren konnte mit „Trial and Error“ verbunden sein. Ein erfahrender Benutzer empfahl deswegen, mehrere Fotos zu machen in der Hoffnung, dass eines schon die erwünschte Wirkung haben könnte. Viele bemerkten, dass das Thambar besonders bei Gegenlicht glänzte. Deswegen sollten Anfänger möglicherweise ihren Lieblings-Hollywood-Star vor einer starken Lichtquelle platzieren. Da das moderne Thambar die gleichen Charakteristiken haben soll wie das Original, gilt: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Marlene Dietrich, Bild von George Hurrel (via The Fabulous Times). Ein wundervolles, aber in dem Fall nicht ganz so verwischtes Bild.

Das Thambar müsste als Kontrast zu den heutigen Objektiven (insbesondere des messerscharfen 50mm Apo-Summicron-M und dem 90mm Apo-Summicron) echt Spass machen. Es ist durch und durch ein Porträt-Objektiv, und ein unscharfes dazu. Als Mittel zur Erschaffung des verträumten 30er-Jahre-Looks und zur Beseitigung von Falten und Unreinheiten nebenbei ist es bestens geeignet.

Das Thambar, so wie es in den späten 30ern auf einer schwarzen Leica III ausgesehen hat.

 

Originalartikel bei Macfilos erschienen. Übersetzt von Claus Sassenberg

7 Kommentare

  1. Hallo Leicafreunde
    Habe damals das Summaron probiert – große Klasse. Also must have. Wunderbar analog und retro , mit den Vignettierungen.
    Wenn ich nun das Thambar probiere demk ich zu wissen was passiert. Weil , habe einige Bilder im Netz gesehen. Die Wirkung ist unvergleichlich.

  2. …das Objektivkollegium meiner M würde sich sehr freuen, dieses Objektiv persönlich kennen zu lernen. Ich laß es aber noch etwas zappeln. Doch früher oder später, ich bin mir da ganz sicher, fahre ich mal wieder in den Leica-Store nach Wetzlar 😉

  3. So sehr es bereits in den entsprechenden Foren verschrieen wird, mich freut dieser Weg. Auch, wenn ich es mir nicht leisten können werde. Aber könnte ich, es wäre meins. Nur schade, dass Leica doch sehr die Oberklasse im Visier hat. Ein wenig preiswerter und ich würde darauf sparen.

    • Claus Sassenberg

      Die Kommentare auf Macfilos sind ja auch eher „ungnädig“. Und wie ich auch schon Mike mitteilte, als wir uns im Vorfeld dieser Übersetzung per E-Mail austauschten, erinnert mich das Ganze an den Empfang der ersten Monochrom. Die Pixelzähler konnten sich nicht vorstellen, dass man mit dem Verzicht auf einen Teilaspekt der „digitalen Perfektion“ auch etwas gewinnen kann. Aber je lauter sich einer darüber mokiert, desto deutlicher disqualifiziert er sich in meinen Augen als jemand ohne Fantasie… und Toleranz, möchte ich hinzufügen, denn was regt er sich auf? Wenn die Optik nichts für ihn ist, o.k., aber warum darf Leica nicht etwas machen, das nicht „Mainstream“ ist? Dem Geschmack der Massen folgen doch schon alle anderen Hersteller.

      Auch ich werde es vermutlich nicht anschaffen, zu wenig Verwendungsmöglichkeiten für das, was ich fotografiere. Aber ich hätte es durchaus gerne, wenn der Preis nicht auch für meinen Spieltrieb einen Dämpfer darstellen würde. Wäre ich z.B. Hochzeitsfotograf (oder überhaupt Profi mit Hang zu Porträts), wäre das Ding ganz schnell in meiner Fototasche.

      Komisch, wo sind heute all die, die laut über die Monochrom geschimpft haben, dass Leica jetzt völlig den Verstand verloren hat und sich sein eigenes Grab schaufelt (und viel üblere Sachen sagten)? Eigentlich muss das Leben als „Leica-Basher“ doch frustrierend sein! Die düsteren Vorhersagen treffen niemals ein (im Gegenteil, die Firma wächst, blüht und gedeiht). Es geht ihnen so ähnlich wie den Sekten, die das Datum des Weltuntergangs dauernd nach hinten verschieben müssen, wenn es wieder verstrichen ist…

      • Lieber Claus,
        und ich frage mich, wie sehen sie aus, die Bilder der Basher, der Unzufriedenen, der Nörgler?
        Freude am Fotografieren wird sich in den Bildern genauso widerspiegeln, wie Missgunst, Intoleranz und Neid.
        Ich selbst sehe das Objektiv übrigens nicht nur im Bereich Portrait, sondern auch Stilleben oder Landschaften. Vielleicht, eines Tages…. dann leih ich es Dir auch mal 🙂

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