Einen Beitrag über die Leica Monochrom, von der es inzwischen verschiedene Modellgenerationen gibt, konnte ich bisher nicht liefern. Daher freut es mich, dass Dierk Topp sich bereit erklärt hat, diesen Gastbeitrag zu schreiben und mit einer Menge Bilder zu versehen. Wer etwas über Dierk Topps fotografischen Werdegang erfahren möchte, findet das hier auf fokussiert.com unter der Rubrik „Fotografen im Fokus“.

Leica Monochrom – die Welt in Graustufen

Von Dierk Topp

Leica – das war für mich und sicher auch für sehr viele andere Fotobegeisterte DIE Kamera schlechthin vor einigen Jahrzehnten. Die Kamera hätte ich mir vielleicht noch leisten können, aber die Objektive?

Die Fotoleidenschaft – oder besser Freudenschaft – fing bei mir Mitte der 1950er Jahre mit einer Agfa Box meiner Mutter an und hat mich in über 60 Jahren nicht mehr losgelassen. Im Gegenteil, sie ist nach dem Tod meiner Frau der wesentliche Lebensinhalt geworden.

Als ich meiner Frau bei der Ankündigung der M9 am 9.9.2009 so begeistert davon vorschwärmte, fragte sie mich, ob ich die gerne haben möchte. So wurde sie ein wunderbares Geschenkt von ihr. Wir lebten zu der Zeit schon lange auf der Kanareninsel La Palma und ich wünschte mir mit der M9 eine tragbare Alternative zu meiner schweren Nikon D3 und bestellte mir dazu das Elmarit-M 28mm f/2.8 ASPH und das  Macro-Elmar-M 90/4, beides wunderbar winzige Objektive. Durch die schwere Krankheit meiner Frau mussten wir leider bald danach zurück nach Deutschland.

Da S/W für mich schon immer die „richtige“ Fotografie war, viele Bilder der M9 hatte ich in S/W verarbeitet, war die Ankündigung der M Monochrom (ich nenne sie jetzt mal MM) der absolute Traum. Ich bestellte sie gleich wieder bei dem Händler „meines Vertrauens“ in Hamburg und bekam wieder eine der ersten geliefert. Bei seinem Großvater hatte ich schon 1960 meine erste SLR Edixa Reflex gekauft.

Dann kam 2014 die große Enttäuschung, ich stellte fest, dass der Sensor der M9 unbrauchbar war durch die „Sensor Korrosion“, wie sich dann herausstellte. Darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen. Der Sensor wurde auf Kulanz getauscht, da die Kamera noch nicht 5 Jahre alt war. Obwohl sie das wunderbare Geschenk meiner Frau war habe ich sie dann aber schweren Herzens verkauft.

Dann kam 2019 und die zweite große Enttäuschung. Ich hatte sehr viel analog von 6×6 bis 4×5 fotografiert und digital meistens mit der auf infrarot umgebauten Sony und nahm die MM nach langer Zeit mal wieder mit – um dann festzustellen, dass diese auch einen korrodierten Sensor hatte. Es war ja im Prinzip der gleiche Sensor wie in M9. Da ich die MM aber zu der Zeit 7 Jahre hatte verlangte Leica für einen neuen Sensor über 1.500 €. Nach langem Ringen mit mir und mit Leica habe ich mich dann im Oktober für das upgrade Angebot auf M Monochrom 246 (MM246 nenne ich sie jetzt hier) entschieden. Da ich fast nur mit Weitwinkel fotografiere, hat Leica den elektronischen Sucher (von Olympus) dazu gelegt (der inzwischen leider auch Probleme macht).

Genug der Worte und Vorgeschichte, jetzt soll es Bilder geben.

Zur Technik ist noch wichtig: da es keine elektronische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera gibt wird  die Blende im EXIF bei Leica errechnet aus dem Wert des Sensors und der externen Meßzelle neben dem Sucher. Bei hohen Kontrasten und natürlich besonders bei der Verwendung von Filtern führt das zu falschen Blendenangaben im EXIF!
Bei einigen Bildern, die ich mit dem 21mm Zeiss C-Biogon gemacht habe, habe ich die Kamera auf 21mm Elmar eingestellt, was dann aus dem EXIF fälschlich unter dem Bild erscheint.

Da eine Monochrom zumindest bei Landschaften wie bei der analogen Fotografie mit Filter verwendet wird (werden sollte), habe ich Leica vorgeschlagen, einen Filterfaktor im Menü eingeben zu können.

Die erste Serie ist aus der M Monochrom (MM).

Die große schwarze Gandolfi 4×5″ bekam eine kleine Schwester

Ausstellung 100 Jahre Leica in den Deichtorhallen, Hamburg, stolz wie Bolle lief ich mit meiner Leica MM herum.

Die wunderbare Abstufung der Grautöne hat mich gleich in den Bann gezogen und als begeisterter Infrarot-Fan habe ich dies auch schnell ausprobiert, wie das dritte Bild zeigt.

Portraits mache ich auch schon lange und mit einer Monochrom ganz besonders. Das genaue fokussieren des Noctilux 50mm/0.95 ist bei offener Blende in einem Messsucher etwas Glücksache, die anderen beiden mit dem 75mm Summicron sind aber auch nicht viel einfacher durch den kleinen Sucherausschnitt. Das ist in der MM246 mit Live View natürlich erheblich sicherer.

Als nächstes drei Beispiele mit Low Key und High Key

Panoramafotografie ist mit der Leica sehr einfach, bei fest eingestellter ISO brauche ich nur den Zeitenknopf von A auf die erforderliche Zeit einzustellen und bin damit schnell und einfach bei manueller Belichtung. Die Möglichkeiten und Technik der Panoramafotografie benutze ich schon seit den Anfängen der Digitalfotografie. Bei relativ statischen Motiven bietet dies die Möglichkeit unabhängig vom verfügbaren Objektiv jeden beliebigen weiteren Bildwinkel zu realisieren, und das mit fast jeder gewünschten Auflösung, ebenfalls unabhängig von der Auflösung des Sensors. Ein typisches Beispiel ist das erste Bild der nächsten Serie. Ich hatte nur das 75mm mitgenommen, da ich winterliche Details aufnehmen wollte, aber sehr schnell sah ich auch andere Motive. Bei diesem Beispiel machte 2×2=4 Aufnahmen, wie immer frei aus der Hand, um das gewünschte Bild zu erhalten.
Die beiden weiteren Aufnahmen sind mit 21mm entstanden, das diesen Bildwinkel auch nicht abdecken kann, in diesen Fällen jedoch mit Stativ, da ich einen 720nm Infrarotfilter verwendet habe. Die Sensoren der MM und der MM246 sind bis in den nahen IR Bereich nutzbar.

Dann kam die M Monochrom 246 (MM246)

Für ein Gruppenbild durfte sie mit der analogen Leica CL und der Minox 35 in dem edlen Leicakarton posieren.

Den nächsten Tag konnte ich für erste Fotos nicht abwarten und ging bei Mondaufgang auf Motivsuche. Die high ISO Eigenschaften der MM waren sehr begrenzt und so habe ich diese dann gleich bei der MM246 getestet und war sehr angetan.

Die folgenden beiden Bilder sind unbearbeitet direkt aus der Kamera und zeigen die sehr gute Abstufung der Grautöne. Das erste Bild mit einem Rotfilter R29 und das zweite Bild mit einem Infrarotfilter 720nm.

Im Gegensatz zur MM hat die MM246 Live View und ich kann endlich meine Weitwinkel, das Voigtlander Heliar-Ultra Wide 12mm f/5.6 Aspherical und das Zeiss C-Biogon 21mm einsetzen, ohne die Komposition mit Sucher bzw. Aufstecksucher raten zu müssen. Für das C-Biogon steht im EXIF das Elmar 21mm, meistens mit Orangefilter genutzt. Inzwischen habe ich festgestellt, dass sogar bei dem 12mm Voigtlander Filter möglich sind!

Die folgende Serie ist unverkennbar aus Hamburg

Durch die guten Eigenschaften bei hohen ISO Werten ist die nächste Serie in Hamburg bei Nacht entstanden. Alle Bilder aus der Hand aufgenommen.

Weiter geht es im Norden mit Lübeck

Klassische Stillleben sind natürlich ebenso möglich, hier mit dem 75mm APO-Summicron

Es folgen Langzeitbelichtungen mit ND10 Filter gemacht, Basis ISO 320, Verschluss auf B eingestellt und mit einem normalen Drahtauslöser aufgenommen.

Durch Corona musste ich seit einigen Monaten auf der Kanareninsel La Palma bleiben, da der Flugplatz gesperrt war. Die folgenden Serien sind deshalb auf La Palma entstanden.

Die Leica wird sicher oft und viel für street Fotografie eingesetzt. Neben den aktuellen juristischen Problemen in Deutschland hat mich street nie so sehr gereizt, da ich meine Bilder lieber besser planen möchte. Portraits von Menschen mache ich aber gerne mit Leica, auch wenn der manuelle Fokus etwas mehr Geduld vor und hinter der Kamera erfordert.

Bei Nebel zeigt sie ganz besonders die schön abgestuften Grautöne

Meine Begeisterung für starke Kontraste kann ich besonders durch den Einsatz von infrarot Filter ausleben. Durch die guten Eigenschaften bei hohen ISO stelle ich die Belichtungszeit passend zur Brennweite fest ein und lasse die ISO für die Belichtung frei bis ISO 10.000 laufen.

Zum Abschluss eine extreme Aufnahme. Der Vollmond zwischen den Wolken über dem Atlantik aus etwa 500m Höhe aufgenommen. Ich habe sie nachts um 3 Uhr vor meinem Häuschen gemacht mit dem Summilux 35mm bei Blende 1.4. Da ich nicht alle Wolken drauf bekam, habe ich auch diese Aufnahme gestitcht – und zwar aus der Hand!

Drei mal Leica und ein Fake (Zorki)

Diese und mehr Bilder sind hier in meinem flickr zu finden:

Leica M Monochrom
https://www.flickr.com/photos/dierktopp/albums/72157631116294886

Leica M Monochrom 246
https://www.flickr.com/photos/dierktopp/albums/72157711381079637

Vielen Dank
Dierk

4 Kommentare

  1. Hallo Kai,
    vielen Dank!
    Nach der dritten Annullierung hoffe ich, dass ich in einer Woche endlich auf dem Weg in den Norden bin – und dann auch endlich wieder mit den Analogen fotografieren kann. Eine 4×5″ Zero sollte auch auf dem Weg zu mir sein und sich dann mit der Linhoff Technika um die Aufmerksamkeit streiten 🙂

    Deine Brennweite ist ja eher 28mm, aber SWW war schon immer meine Leidenschaft. Gestern habe ich auch sehr viel mit 10mm und 850nm Infrarot aufgenommen.

    Vor einiger Zeit hatte ich eine Testserie zu IR gemacht mit der Monochrom und zum Vergleich mit der auf IR umgebauten Sony und einer normalen Sony. IR mit externem Filter geht mit einem normalen Farbsensor aber es werden die Zeiten natürlich lang und man braucht ein Stativ.
    Wenn du für das DSLR Forum einen User hast kannst du die Bilder hier sehen:
    https://www.dslr-forum.de/showpost.php?p=15813044&postcount=898
    Ich plane aber auch einen Beitrag zu IR, mal sehen, wo der landen kann 🙂
    Viele Grüße
    dierk

  2. Moin, Dierk.
    Schön, dass Du wieder gesund zurück bist.
    Und schön, einmal mehr zu spüren, dass hinter den Bildern ein Mensch steht. Ich kann Dir nicht genau sagen woran ich das fest mache. Aber es fühlt sich gut an.

    Ich mag die Bilder sehr. Nur mit denen des Ultraweitwinkel, die wirken mir irgendwie fremd. Die Infrarotaufnahmen wirken angenehm weich. Aber ansonsten habe ich auch in Deiner Bibliothek viele persönlich bekannte Motive entdeckt.
    Lieber Gruß
    Kai
    Was mich interessieren würde:
    Kann man eigentlich bei einer normalen Digitalkamera z.B. der M 240 oder M10 bei monochromen Aufnahmen mit einem Filter was werden?
    Kann man irgendwie verhindern, dass die sicherlich extrem hellen Punkt wie Mond oder Laternen noch einen Hauch Kontur haben?

    Auch, wenn ich alles andere als ein Sammler bin, so eine kleine Monochrome könnte mir schon gefallen.

    • Moin Kai,
      vielen Dank!
      leider habe ich deinen Kommentar jetzt erst gesehen 🙁
      Zu deiner Frage:
      bei einem Farbsensor machen normale S/W Filter wie gelb oder rot sicher wenig Sinn. Die Auswirkungen auf das Bild kann man in der Bearbeitung viel besser erreichen, unter Anderem z.B. durch die Filtersimmulation in Nik Silver Efex oder LR.
      Bei Infrarot müsste es anders sein. Ich habe z.B. sogar bei meinem Handy mit davor gehaltenem IR Filter ein „brauchbares“ Bild erhalten. Es ist natürlich vollkommen rot und sieht genau so aus wie mit einer auf IR umgebauten Kamera, aber in S/W umgewandelt sieht es genau wie ein IR Bild aus. Beim Handy aus der Hand geht die ISO natürlich viel zu hoch und die Verschlußzeit zu weit runter, aber technisch geht es. Ich habe schon vor 15 Jahren mit der Nikon D70, die einen sehr schwaren IR Sperrfilter hatte) IR Aufnahmen gemacht, natürlich mit Stativ.
      Die Frage nach dem Mond und Laterne verstehe ich nicht ganz?
      Viele Grüße
      Dierk

    • Hallo Kai,
      ich lese gerade über Infrarot-Fotografie und bin dadurch auf deinen Eintrag gestoßen.
      Wenn du den Mond mit Konturen haben möchtest, funktioniert das nur am Anfang der blauen Stunde und sogar noch besser wenn die Sonne gerade noch scheint. Der Mond ist so hell, daß der Dynamikumfang immer überschritten ist. Außerdem bewegt er sich sehr schnell, ca. doppelt so schnell wie die Erde. Man braucht daher sehr kurze Belichtungszeiten, um Bewegungsunschärfe zu vermeinden. 1/125s ist ein guter Start.
      Also nein, Nachtaufnahmen mit einem Mond mit Konturen sind immer Composings.
      Viele Grüße
      Dirk

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