Die Messsucherwelt jenseits von Leica zu erkunden – das war die Idee der M-Files. Natürlich decken die bisher erschienenen zehn Folgen nicht alles ab. Gerade die ZM-Objektive von Zeiss sind noch ein weites Feld. Prominente Vertreter darauf sind die beiden Distagon-Objektive 1,4/35 und 4/18. Bei mir war es Liebe halb auf den ersten und halb auf den zweiten Blick.
  1. Worum geht es hier eigentlich?
Als Zeiss 2005 zurückkam auf den Markt der Messsucherkameras und ihrer Objektive, war das für viele überraschend. Ja, Zeiss hatte einigen historisch begründeten Ruhm: Die Contax war die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ein Spitzenprodukt, der Leica technisch weit überlegen. Aber schon in den 1970ern hatte sich Zeiss aus dem Kamera-Markt verabschiedet; die Messsucherwelt galt ohnehin als Tummelplatz für Freaks und Leica als die Firma der Unbelehrbaren. Die Zukunft galt ja der Spiegelreflexkamera!
Zeiss Distagon
Passt für Analog und (wenn die Kamera nicht zu alt ist) auch Digital: Distagon an Zeiss Ikon (4/18, links) und Leica M10 (1,4/35, rechts). Ohne Live-View und dergleichen braucht man fürs 18er einen Aufstecksucher.

Zeiss, Voigtländer, Cosina: die deutsch-japanische Verbindung 

Und dann wagte Zeiss doch noch einmal einen Anlauf. Mit der Zeiss Ikon als Kamera, die in mancherlei Hinsicht der Leica M7 überlegen war, und einer ganzen Reihe von Objektiven. Es gibt sogar Leute, die sagen, Zeiss habe die Kamera nur fertigen lassen, um die Optiken dazu verkaufen zu können. Jedenfalls kam es zu Kooperation mit Cosina, wo man von den Voigtländer-Objektiven und -Kameras her einschlägige Erfahrung hatte. Die ließ die damalige Ringfoto-Gruppe bauen, die sich die Namensrechte an Voigtländer hatte sichern lassen. Mehr zu diesem Kapitel gibt’s in Teil 5 der M-Files (https://www.messsucherwelt.com/die-m-files-teil-5-zeiss-ikon).

Auch einen Exoten namens Distagon gibt‘s

Zeiss Distagon
Das Zeiss 18er wurde vor Jahren schon eingestellt, ist aber immer mal wieder noch neu zu finden. Das 35er ist die jüngste Neuvorstellung in der ZM-Linie.
Also legte Zeiss los und hatte ein ehrgeiziges Programm am Start, das nicht weniger als 13 verschiedene Objektive hervorbrachte. Manche kamen und gingen wieder, andere wurden zu Klassikern. Im Herbst 2021 sind noch neun verschiedene Objektive neu lieferbar. In dieser Reihe hab es über die Jahre gab es drei verschiedene Optiken mit der Bezeichnung Distagon. Das ungewöhnlichste von ihnen ist das 2,8/15, mit extremer Brennweite und dafür sehr beachtlicher Lichtstärke; ein Sonderling ohne Entfernungsmesser-Kupplung und mit radial verlaufendem Graufilter, um die Vignettierung auszugleichen. Es wird oder wurde (ich schätze, dass einfach noch Restbestände abverkauft werden) ebenso wie das seltene und seit der Einstellung fast sagenumwobene Sonnar 2/85 in Deutschland gefertigt.

Ein Distagon wird eingestellt, ein Distagon wird vorgestellt

Die anderen beiden Distagone sind in jeder Hinsicht normaler und kommen aus dem Cosina-Werk in Japan. Das 4/18 wurde um 2007 eingeführt und um 2014 wieder abgekündigt (https://www.l-camera-forum.com/topic/266009-zeiss-zm-418-and-4521-now-listed-as-discontinued/), war aber noch lange danach als Neuware noch gut zu bekommen. Zufälligerweise wurde im Jahr der Einstellung des 18ers ein neues 35er vorgestellt (auf der Photokina, als es die noch gab), mit Lichtstärke 1,4 und einer beträchtlich aufwendigen optischen Rechnung. Beide Objektive koste(te)n gut ein Drittel ihrer Leica-Pendants. Das 35 ist weiterhin erhältlich so um 1700 Euro (Leica Summilux 1,4/35: 5000) erhältlich, das 18er wird neu so um 1150 Euro angeboten (Leica Super-Elmar 3,8/18: zuletzt 2950). 

Retrofokus und was das mit der Messsucherfotografie zu tun hat

Distagon steht im Zeiss-Jargon für Retrofokus-Konstruktionen oder zumindest für optische Rechnungen, die diesen ähnlich sind. Genauer erklärt ist das hier: https://lenspire.zeiss.com/photo/app/uploads/2018/02/en_CLB41_Nasse_LensNames_Distagon.pdf. Für Spiegelreflexkameras ermöglicht, grob verkürzt erklärt, diese Bauweise einen Brennpunkt, der so weit von der Filmebene entfernt ist, dass der Schwingspiegel dazwischenpasst. Das wird um so bedeutsamer, je kürzer die Brennweise ist. Nun haben Messsucherkameras bekanntlich keinen Spiegel, deshalb kommen dort Weitwinkelobjektive traditionell mit einer einfacheren Konstruktion aus, was wiederum die Messsucherwelt lange Zeit zur Superweitwinkel-Domäne machte. Man denke nur an die legendären Leica 21er oder das Zeiss Hologon mit nur 15 Millimetern Brennweite.  Wenn bei Nicht-Retrofokus-Weitwinkeln der Brennpunkt nun also sehr nahe an der Filmebene liegt, ist es zwangsläufig, dass die Lichtstrahlen in immer spitzerem Winkel auf das Aufnahmemedium treffen, je weiter es auf die Bildränder zugeht. Auf Film ist das nicht so schlimm, weil (auch das wieder grob verkürzt erklärt) die Emulsion von allen Seiten belichtet werden kann. Sensoren mögen das hingegen gar nicht, da kann das Licht gar nicht senkrecht genug auftreffen. Tut es das nicht, drohen  hässliche Farbverschiebungen. Meist purpur auf der einen und grün-blau auf der anderen Seite. Auf der hervorragenden englischsprachigen Webseite von Sean Reid www.reidreviews.com ist das Phänomen als „colour drift“ super erklärt. Lasst ein Abo dort, es ist sein Geld wert. So, und jetzt zurück zu den Distagonen. Wenn es Retrofokus-Konstruktionen sind, sollte man denken, sollte das Problem mit den Farbverschiebungen gelöst sein. Weil ja die Lichtstrahlen nicht so schräg auf den Sensor auftreffen. Und ebenso, sollte man denken, dürften die Objektive jetzt nicht ganz so klein ausfallen wie Optiken, die tiefer ins Kameragehäuse hineinragen. Da schauen wir uns gleich im Detail an. Was aber sicher ist: Das sind zwei interessante Objektive, die eine nähere Beschäftigung lohnen. 2. Konkurrenz fürs Summilux? Das Distagon ZM 1,4/35 von Zeiss
Zeiss Distagon
Für ein Messsucherkamera-Objektiv ist das Zeiss 1,4/35 ziemlich groß und dick und schwer. Dafür hat es Innenfokussierung (was bei M-Bajonett-Optiken selten ist), Sondergläser, Asphären und ein Floating Element.

Erste Eindrücke 

Zeiss Distagon
Von Zeiss gibt es eine Gegenlichtblende (#000000-2112-813), die verdächtig ähnlich aussieht wie die LH-13 von Voigtländer. Und die passt genauso auf das Objektiv.
Das ZEISS Distagon 1,4/35 ZM T*, um es einmal mit vollem Namen wie auf dem Frontring eingraviert anzusprechen, kommt beeindruckend daher. Für ein Messsucherkamera-Objektiv ist es ziemlich lang (65 Millimeter ohne Front- und Rückdeckel, 90 mit) und wuchtig (63 Millimeter Durchmesser). Es wiegt 421 Gramm (gewogen, wie ich es in die Tasche packe, also mit beiden Deckeln und Gegenlichtblende). Also ja, es ist groß und schwer. Aber wer dieses Objektiv nur darauf reduziert (und das passiert leider oft im Netz), wird ihm nicht gerecht. Ausgeliefert wird das Distagon in einem dünnen Pappkarton. Gegenlichtblende ist nicht dabei, die Anleitung ist minimalistisch. Wer die – im Zeiss-Jargon – Störlichtblende will, muss nochmals 160 Euro auf den Tisch legen. Das finde ich frech, wenn eine Standard-Einschraubblende nur ein paar Euro kostet. Aber die könnte beim Gebrauch von Filtern stören. Jene haben die Größe 49, und das brachte mich auch auf die Idee, am 35er Distagon die Blende zu probieren, die Voigtländer für die beiden Apo-Lanthare anbietet (eines davon ist ja auch ein 35er, Blog-Gastleber Claus Sassenberg hat es jüngst erst hier besprochen).  Das Teil heißt LH-13 und passt mechanisch auf das Frontbajonett sowie optisch in den Strahlengang – Vignettierung konnte ich nicht feststellen. Immerhin 50 Euro gespart. Eine weitere Handvoll Euro sollte man in einen neuen Frontdeckel investieren. Die von Zeiss sind miserabel und einer Weltmarke unwürdig. Erst kriegt man sie kaum drauf, dann fallen sie ständig runter. Das bekommt jeder Noname-Hersteller besser hin. Mann, Mann, Mann.
Zeiss Distagon
Leuchtend – so wirken viele Bilder, die mit dem 1,4/35 gemacht wurden wie hier im Val Bedretto, Tessin, Schweiz. Alle Bilder in diesem Artikel wurden so bearbeitet, wie die meisten es wohl machen: Aus dem DNG entwickelt, Belichtung hier und da angepasst, vielleicht noch der Kontrast, aber kein Nachschärfen und keine Ausschnitte, wenn nicht anders erwähnt. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/1000 sec, f/4.8 ca., ISO 200.

Das 35er Distagon im praktischen Alltag

Zeiss Distagon
Das 1,4/35 eignet sich auch hervorragend für die Sachfotografie, weil es nicht verzeichnet. Für mich hat dieses Bild nostalgischen Wert. Genau so ein VW 412 Variant war das erste Auto meiner Eltern, an das ich mich erinnern konnte. Um so größer war die Überraschung, als sich diesen hier bei Würzburg an der Straße stehen stand. Zeiss Distagon 35/1.4 an Leica M262. 1/500 sec, f/2.8 ca., ISO 200.
In Internet existieren ziemlich viele Artikel über das Zeiss 1,4/35 ZM. Auf Macfilos, wo die M-Files ja in englischer Sprache veröffentlicht werden, gibt es einen guten Text über das Objektiv von Mike Mike Evans’ (https://www.macfilos.com/2018/05/18/2018-5-16-zeiss-distagon-t-1435-zm-review/), der gut gelesen zu werden scheint. Besonders interessant sind Mikes Erfahrungen mit dem Objektiv an der Leica CL mit ihrem APS-C-Sensor und an MFT-Kameras. Ich habe das Distagon in der praktischen Anwendung als sehr gut erlebt. Der Blendenring ist schön breit und griffig, die Entfernungseinstellung läuft weich, aber nicht zu locker. An die Drittel-Blendenstufen kann man sich gewöhnen, und die gewisse Kopflastigkeit an einer M-Kamera kann man einfach mit einer Daumenstütze ausgleichen. Klar, das 1,4/35 und eine M-Kamera sind schon ein kleiner Brocken, aber er passt noch in eine sehr kleine Tasche. Ich habe sie tagelang auf langen Touren durchs Hochgebirge getragen.
Zeiss Distagon
Was aus unserem Variant wurde, weiß ich nicht. Dieser hier ist ein anderes Exemplar, und zwar mit kalifornischer Vergangenheit. Nur wenige dieser rostanfälligen Fahrzeuge haben überhaupt überlebt. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M262. 1/180 sec, f/4 ca., ISO 200.
Zeiss Distagon
Hauchdünne Schärfeebene: Wenn das nicht 3-D-Pop ist, was dann? Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M262. 1/90 sec, f/1.4, ISO 200.
Distagon
Detailreich: Blick vom Schwanberg auf Iphofen in Franken. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M262. 1/1500 sec, f/4 ca., ISO 200.
Zeiss Distagon
Als könnte man dieses Stück Geologie anfassen – noch so ein Beispiel für scheinbare Dreidimensionalität. Val Bedretto. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/250 sec, f/4 ca., ISO 200.
Nur eines ist nicht gut: Weil das Distagon nun einmal lang und dick ist, versperrt es einiges vom Sucher-Durchblick. In rechten unteren Quadranten sieht man nicht, was man fotografiert, und auch ohne Gegenlichtblende wird’s nicht viel besser. An der M10 ist es schlimmer als an der Zeiss Ikon mit ihrem Riesen-Sucher, aber das Problem ist unbestreitbar. Wer sehr exakt formatfüllend fotografieren will (was mich der Diafilm über viele Jahre gelehrt hat), muss üben.

Optische Qualität an der digitalen M

Zeiss Distagon
Mit 35ern sind unzählige Reportagen entstanden, und das Zeiss Distagon ist wie gemacht dafür. Stürmische Nacht vor der Cristallinahütte in den Tessiner Alpen (der Hund durfte später noch rein). Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/600 sec, f/1.4., ISO 6400.
Nun ist ein Objektiv vor allem dafür da, dass man Bilder damit macht (in Messsucher-Kreisen muss man daran gelegentlich erinnern), und darauf beziehe ich mich auch. MTF-Kurven und andere mehr oder weniger wissenschaftliche Tests gibt’s im Netz. Hier spricht also die Praxis. Ermittelt an digitalen M-Kameras und sicher auch repräsentativ für analog. Und in dieser Praxis schlägt sich das 1,4/35 mit Bravour. Es ist scharf bis in die Ecken, es hat keinen focus shift, das Licht kann von vorne, von hinten oder in den unmöglichsten Winkeln kommen, nicht bringt dieses Stück Optik aus der Ruhe. Es muss an der aufwendigen optischen Rechnung in Verbindung mit der exzellenten T*-Vergütung liegen.
Zeiss Distagon
Rechts unten kann man mit etwas Mühe ein regenbogenartiges Geisterbild sehen. Mehr Flares habe ich nicht hinbekommen mit dem Distagon, aber wer’s braucht, kann sich ja ein Plugin dafür laden. Val Bedretto, Tessin, in Richtung Nufenenenstock. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/1000 sec, f/2.4 ca., ISO 200.
Was mich umgehauen hat, war eine besondere Transparenz in den Bildern. Sie leuchten ganz eigentümlich, was daran liegt, dass die hellsten Partien immer noch durchgezeichnet sind (bis der M-10-Sensor in die Knie geht) und die Schatten nicht absaufen. Schon aus der Kamera sieht das fast nach HDR aus, aber nicht irgendwie künstlich. Die Algorithmen der M10 können es nicht gewesen sein, denn alle Objektivprofile waren abgeschaltet.
Zeiss Distagon
Episch. Die Landschaft und wie das Distagon sie zeichnet. Oberstes Val Formazza, Italien. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/750 sec, f/5.6 ca., ISO 200.
Zeiss Distagon
Nochmals: knifflige Beleuchtung, starkes Objektiv. Capanna Corno Gries im Tessin. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/125 sec, f/4 ca., ISO 200.
Zeiss Distagon
Und das am nächsten Morgen. Das silberne Band im Tal ist die Nufenen-Passstraße. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/500 sec, f/3.4., ISO 200.
Zeiss Distagon
Dieses Bild ist nicht nur für Bokeh-Studien interessant. Das Kreuz steht auf dem Griespass knapp südlich der Grenze zwischen Schweiz und Italien, wo im Dezember 1953 drei Pfadfinder, 15 und 16 Jahre alt, in einem Schneesturm erfroren sind. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/1500 sec, f/2.4 ca., ISO 200.
Zeiss Distagon
Die Überlebenden der Tragödie haben an der Unglücksstelle auf 2452 Metern ein einfaches Biwak errichtet, um an ihre Freunde zu erinnern und ähnliche Unglücke zu verhindern. Die Halstücher der Verstorbenen hängen noch immer da, als holten ihre Besitzer sie jeden Moment wieder ab. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/60 sec, f/1.4, ISO 640.
Zeiss Distagon
Auch als Portraitobjektiv ist das Distagon super, wenn man noch etwas Umgebung mit drauf haben will. Man beachte die Schärfe und das Bokeh. Zeiss Distagon 1,4/35 an Leica M10. 1/60 sec, f/1.4, ISO 200 (Ausschnitt).
Die Schärfe ist über jeden Zweifel erhaben. Asphärische Linsen, ein floating element, Spezialglas mit anormaler Teildispersion: Bei Zeiss haben sie alle Register gezogen, um in der Prestige-Klasse 1,4/35 etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen. Es ist gelungen, zumal auch die unscharfen Bereiche sehr ansprechend wiedergegeben werden. Der Übergang zwischen scharf/kontrastreich und unscharf/weich ist recht markant, was dann für den viel zitierten 3-D-Pop sorgt. Das ist hier sehr gut beschrieben:  (https://www.35mmc.com/01/04/2019/zeiss-35mm-f-1-4-zm-distagon-review/). Weitere gute Texte über das 35er gibt es von KJ Vogelius (http://gear.vogelius.se/-reviews/zeiss-zm-35-distagon/index.html), Joeri van der Kloet (http://joerivanderkloet.com/zeiss-zm-distagon-351-4-review/) und Jack Takahashi (https://jacktaka.com/zeiss-35mm-f14).
35mm Objektive
Gleiche Brennweite, gleiche Lichtstärke und sonst doch so unterschiedlich: Voigtländer Nokton II 1,4/35, Zeiss Distagon 1,4/35, Leica Summilux Asph. 1,4/35 (von links)

Alternativen

35mm Objektive
Verglichen mit dem Nokton (links), das so sehr an die alten Summiluxe erinnert, und dem aktuellen Summilux FLE (rechts) ist das Distagon ein ordentlicher Brummer.
Ich habe keinen direkten Vergleich mit dem aktuellen Summilux 35 angestellt. Ich nutze das Summilux 35 FLE seit vielen Jahren und mit gleichbleibender Begeisterung. Es zeichnet ganz wunderbar, und mit etwas Übung oder beherztem Abblenden bewältigt man auch den kleinen Rest focus shift.  Das Summilux ist unzweifelhaft handlicher und leichter (um 84 Gramm – ob das viel oder wenig ist, muss jede/r selbst entscheiden) und ragt weit weniger in den Sucher hinein. Rein von der Abbildungsleistung her könnte ich nicht mit letzter Sicherheit sagen, welches 1,4/35 von den beiden nun das bessere ist. Eine ganz andere Möglichkeit ist das Nokton Classic von Voigtländer, das ebenfalls eine Ausgangsöffnung von 1,4 bietet und das es inzwischen in Version II gibt. Das Nokton wiegt fast 200 Gramm weniger und ist vergleichsweise winzig. Optisch kommt es an das Distagon nicht ansatzweise heran, es zeichnet mehr so „vintage“ (man könnte auch sagen: nicht so scharf, nicht so kontrastreich, weich an den Rändern). Charme hat das Nokton trotzdem, nicht nur weil es gegenüber dem Distagon nur etwa ein Drittel kostet. In Teil 2 der M-Files gibt es mehr über das Nokton zu lesen: https://www.messsucherwelt.com/die-m-files-teil-2-die-bessa-r4m/.  Ach so – man kann sicher mit jedem 1,4/35 glücklich werden. Ganz ohne dagegen weniger, glaube ich. Niemand, der ernsthaft fotografiert, sollte ohne so ein vielseitiges Objektiv sein.

3.  Ein Super Super-Elmar? Das Distagon ZM 4/18 von Zeiss

Zeiss Distagon
Das Zeiss 4/18 kam 2007 auf den Markt und wurde sieben Jahre später wieder eingestellt

Erste Eindrücke 

Zeiss Distagon
Lobenswert: Anders als sonst bei Zeiss, war beim 18er Distagon die hochwertige und effektive Gegenlichtblende mit dabei. Sie wird mit der üblichen Bajonett-Mechanik angebracht.
Das Carl Zeiss Distagon 4/18 ZM T* (so ist es vorn auf dem Objektiv eingraviert – tatsächlich heißt die Marke bei 18er Carl Zeiss und beim 35 ZEISS) ist ein kompakt konstruiertes Objektiv (47 Millimeter ohne Front- und Rückdeckel, 70 mit; Durchmesser 65 Millimeter). Es wiegt mit beiden Deckeln und Gegenlichtblende 364 Gramm. Die Blende ist gut: montiert wird sie Zeiss/Voigtländer/Cosina-typisch an einem verchromten Bajonett, und ihre Tulpenform ist recht effektiv. Und die Gegenlichtblende ist im Pappkarton sogar mit dabei – hey Zeiss, geht doch! Der Frontdeckel ist auch hier miserabel. Bei der Suche nach Ersatz muss man schauen, dass der Deckel trotzdem unter die Gegenlichtblende passt (wenn man letztere immer drauflässt, was schon zum mechanischen Schutz ratsam ist). Was mir gefällt, ist das 58er Filtergewinde. Wenn man einen Filter mit niedrig bauender Fassung verwendet, droht trotz des enormen Bildwinkels keine Vignettierung. Ich habe das früher schon mal mit einem Orangefilter von Heliopan ausprobiert, der eine ausgewiesene Slim-Fassung hatte. 
Zeiss Distagon
Starke Leistung im Gegenlicht. Auf Borkum. Zeiss Distagon 4/18 an Leica M10. 1/500 sec, f/8 ca., ISO 100.
A propos früher schon mal: Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass meine Liaison mit dem 18er Distagon eher so Liebe auf den zweiten Blick war. Ich hatte es vor einigen Jahren schon einmal und habe es dann für ein anderes Objektiv in Zahlung gegeben. Scheiden tat nicht weh, weil ich die Schärfe des Objektivs zwar immer mochte, aber die Farbverschiebungen zum Rand hin an meiner damaligen M Typ 240 nicht akzeptabel waren. Mit dem Super-Elmar 3,4/21 war das Thema gelöst, dachte ich.  Trotzdem wollte mich das 18er von Zeiss nicht so recht loslassen, und als sich vor einiger Zeit eines neu recht günstig angeboten sah, konnte ich nicht mehr widerstehen. In Summe habe ich nichts verloren, weil die Gebraucht-Preise auch für einige Zeiss-Objektive eher steigen. Am liebsten hätte ich im zweiten Anlauf endlich ein silbernes Exemplar erwischt, aber die gibt es wirklich sehr selten. Warum ich bei ZM-Objektiven Silber besser finde, steht übrigens hier: https://www.messsucherwelt.com/die-m-files-teil-5-zeiss-ikon/ Das Distagon gibt’s auch in Silber, aber das schwarze war gebraucht wirklich günstig.

Das 18er Distagon im praktischen Alltag

Spiegelsucher
Die Zeiss-Spiegelsucher für das 18er ist ausgezeichnet und liefert ein besseres und größeres Bild als sein Leica-Pendant. Und vergleichen mit diesem, ist er fast ein Schnäppchen.
Das 18er von Zeiss lernt man schnell zu schätzen, wenn man es ein paarmal benutzt hat. In der Handhabung ist es sehr unkompliziert mit breitem Fokus- und Blendenring, und es ist vielseitig einsetzbar. In wirklich dunklen Innenräumen ist Blende 4 jetzt vielleicht nicht optimal, aber die modernen High-ISO-Wunder gleichen das mehr als aus.  Natürlich ist ein Fotografieren allein mit dem Messsucher praktisch unmöglich. Arbeitet man digital, braucht es entweder einen externen elektronischen Sucher (Visoflex) oder Live-View. Oder einen externen optischen Aufstecksucher, der beim analogen Fotografieren ohnehin die einzige Option ist. Der von Zeiss ist hervorragend, sehr groß, sehr hell und absolut resistent bei Gegenlicht. Dazu trägt sicher auch die T*-Vergütung bei. Der Zeiss-Sucher ist teuer, kostet aber immer noch nur die Hälfte des Leica-Pendants. Und das kommt zwar im Lederetui, ist aber sicher nicht besser.
Zeiss Distagon
Rechts unten gibt’s ein paar Flares. Mehr konnte ich nicht herbeiführen. Borkum. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/8 ca., ISO 100.
Zeiss Distagon
Wo es eng zugeht, ist ein Superweitwinkel auch hilfreich. Im Alten Elbtunnel in Hamburg. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/125 sec, f/4, ISO 1000.
Zeiss Distagon
Auf der Elbphilharmonie. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/5.6 ca., ISO 100.
Zeiss Distagon
Man kann sogar mit einem 4/18 ein wenig mit der Tiefenschärfe spielen. Würzburger Residenz. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/4, ISO 200.
Zeiss Distagon
Macht die Räume weit: Mausoleum von Schloss Schwanberg in Franken. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/750 sec, f/4, ISO 200.
Weitwinkel
Was immer dieses Drehkreuz soll, mit dem 18er sieht es noch bizarrer aus. Val Cristallina, Tessin. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/8, ISO 200.

Optische Qualität an der digitalen M

Dass es mit dem Zeiss 18er an der M 240 oder 262 nicht so gut geht, habe ich ja schon geschrieben. Also konzentriere ich mich auf die Kombination mit der M10, und es ist frappierend, wie unterschiedlich das Ergebnis ausfällt. Die Farbstiche am Rand tauchen fast gar nicht mehr auf (immer getestet mit ausgeschaltetem Korrekturprofil), die Schärfe in den Ecken scheint mir besser. Leichtere chromatische Aberrationen und Vignettierung kommen bei beiden Kameras vor, sind aber vergleichsweise einfach zu korrigieren.
Was mich am 18er Distagon vielleicht am meisten beeindruckt, ist die Stabilität bei Gegenlicht. Bei einem Bildwinkel von 100 Grad hat man ja gerne mal eine Lichtquelle im Bild (gewollt oder unvermeidlich). Mit dem Distagon geht davon keinerlei Schrecken aus. Es gibt einzelne kleine Geisterabbildungen, Schleier habe ich kaum entdeckt. Da haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet und die optische Rechnung und die T*-Vergütung hervorragend verbunden. Begeistert hat mich auch der Mikrokontrast, der die Bilder sehr knackig wirken lässt. Allerdings ist das 18er nicht so gut wie das 35er bei der Durchzeichnung der sehr hellen und sehr dunklen Bereiche. Alles in allem bietet es trotzdem eine sehr gute optische Leistung.
Zeiss Distagon
Super Schärfe, hoher Detailreichtum – das Distagon 4/18 macht an der M10 eine gute Figur. Stärker als hier sollte man freilich nicht abblenden, weil sonst die Beugung die Leistung beeinträchtigt. Der Gipfel im Hintergrund ist der 3273 Meter hohe Basodino. Als ich vor 30 Jahren schon einmal an dieser Stelle war, reichte der Gletscher mindestens 200 Meter weiter ins Tal. Höhenmeter. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/180 sec, f/9.5, ISO 200.
Zeiss Distagon
Mit einem 18er kann man den Raum ausdehnen, aber auch Kleines groß machen. Val Formazza, Piemont. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/11, ISO 200.
Weitwinkel
Ganz frei ist das 18er auch in Verbindung mit der M10 nicht von Farbverschiebungen zum Rand hin. Die Wolke rechts sollte eigentlich ganz grau sein und nicht leicht rosa. Distagon 4/18 an Leica M10. 1/250 sec, f/4.8, ISO 200.
Auch in puncto Verzeichnung lässt das 18er nichts zu wünschen übrig. Ganz gut ist die optische Leistung im Nahbereich. Dieser reicht bis jenseits dessen, was der Messsucher leistet und hat ein Minimum von 0,5 Meter, ein Fall für Visoflex oder Live-View. Denn ja, bei ganz geöffneter Blende und minimaler Entfernung hat auch ein 4/18 keine unendliche Tiefenschärfe. Focus Peaking hilft – wie auch beim voll geöffneten 1,4/35 im Nahbereich. Zeiss-Objektive haben natürlich keine Leica-6-Bit-Codierung, so dass die Kamera (sei es eine M oder eine SL mittels originalem Adapter) nicht wissen kann, was für ein Objektiv angesetzt ist. Entsprechend greifen keine Korrektur-Algorithmen, was schon eine besondere Stunde der Wahrheit bedeutet. En Profil für das 3,8/18 von Leica kann man händisch übrigens nicht einstellen, weil das in den Kameras nicht hinterlegt ist (braucht es auch nicht, denn alle Super-Elmare wurden ja mit Codierung ausgeliefert). Probieren kann man das Profil des Tri-Elmars in der 18-Millimeter-Stellung oder die Allzweckwaffe, das Profil für das 21er Elmarit pre-asph (11134), das aber oft überkorrigiert. Am elegantesten ist es, die Korrekturprofile in Lightroom zu verwenden (Voraussetzung: man fotografiert in RAW), da ist für beide Distagone etwas sehr Brauchbares hinterlegt, das die Rest-Verzeichnung und die Vignettierung gleichermaßen behebt. Die Farbfehler lassen sich mit CornerFix reparieren.

Alternativen

18mm Objektive
Ähnliche Größe, ähnliche technische Daten: Leica Super-Elmar Asph. 3,8/18 und Zeiss Distagon 4/18.
Bei 18 Millimetern Brennweite für die Messsucherkamera denkt man sicher zuerst an das Super-Elmar 3,8/18 von Leica. Es ist der natürliche Konkurrent für das Distagon, wurde aber unlängst auch ersatzlos eingestellt. Es genießt einen guten Ruf hinsichtlich seiner optischen Qualität. In Größe und Gewicht unterscheidet es sich vom Distagon nicht besonders mit 37 Gramm weniger und einer etwas eckigeren Form, bedingt durch die Gegenlichtblende. So gut die Leica-Gegenlichtblende ist, so unschön ist die Verwendung von Filtern am Super-Elmar. Man braucht einen teuren Adapterring für einen riesigen 77er Filter, und dann ist es auch noch so, dass der Adapter durchbrochen ist (für den Messsucher). In der Folge kann Licht von hinten innen auf den Filter fallen, was wohl jedes Bild ruiniert, selbst wenn man auf Flares steht. Und das ist nicht nur für Schwarzweiß-Fotografen wichtig. Am Superweitwinkel nimmt man doch gerne auch mal einen Graufilter und verzaubert die Oberfläche des wogenden Meeres.
18mm Objektive
Wenn man auf 18 Millimeter aus ist als Messsucherkamera-Nutzer, bleiben neben dem Zeiss Distagon noch das Leica Tri-Elmar Asph. 4/16-18-21 sowie das Leica Super-Elmar Asph. 3,8/18. Die roten Markierungen an den vorderen Gewinden sollten die Nutzer daran erinnern, immer die Gegenlichtblende aufgeschraubt zu lassen, sonst könnte der stark konvexen Frontlinie ein Unheil zustoßen.
Ansonsten gibt’s noch das erwähnte Tri-Elmar mit seinen 16, 18 und 21 Millimetern Brennweite. Es ist mit f/4 gleich lichtstark wie das Distagon und stellt die einzige derzeit neu erhältliche Alternative dar. Ich wüsste von keinem anderen 18er, das je mit M-Bajonett hergestellt worden wäre.

4. Zusammenfassung: Zwei Objektive, die man nicht unterschätzen sollte

Ich denke, es wurde deutlich, dass nicht nur ich beide Distagone gut finde, sondern dass sie dies objektiv (pun intended) auch sind. Wer auf Film arbeitet, braucht ohnehin keine Korrekturprofile und keine korrekten EXIF-Daten. Aber auch im digitalen Workflow haben beide Objektive ihre Berechtigung, zumindest ab einer M10 aufwärts. Und wenn einem EXIF-Daten wichtig sind, kann man sie mit einem kleinen Lightroom-Plugin namens LensTagger ergänzen. 

Distagon oder Super-Elmar? Auf die Kamera kommt’s an

Wir haben gesehen, dass das größte Problem beim 18er die Farbverschiebungen (colour drift) sind. An einer M262/240 finde ich das Ausmaß schwer erträglich, aber je nach eigenen Anforderungen und nach der Beleuchtungssituation der Motive kann man das vielleicht auch anders empfinden. Auch dazu gibt es mehr in Teil 5 der M-Files (https://www.messsucherwelt.com/die-m-files-teil-5-zeiss-ikon/). An der M10 oder der für colour drift angeblich noch weniger anfälligen M10R gibt es wenig, was gegen das Distagon 4/18 spricht. Und vieles, was für es spricht – nicht nur, aber ganz besonders das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Distagon oder Summilux? Kopfsache und Herzenssache

Am Distagon 1,4/35 gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Ein tolles Objektiv mit herausragender Schärfeleistung und zugleich schönem Bokeh, exzellenter Durchzeichnung von Lichtern und Schatten, superbem Gegenlichtverhalten und sehr guter Ergonomie. Wenn man also eine Messsucherwelt jenseits von Leica akzeptiert (und das sollte man wirklich), bleibt fast nur noch die Frage, ob man mit Größe und Gewicht des Distagon klarkommt und lernt, auch mit einem rechts unten etwas verdeckten Blickfeld im Sucher zu fotografieren.
Zeiss Distagon
Zum Abschluss noch ein Bild mit dem 35er: Der Griessee im obersten Wallis und was vom gleichnamigen Gletscher übrigblieb. Zeiss Distagon 35/1.4 an Leica M10. 1/1000 sec, f/4.8 ca., ISO 200.
Weitwinkel
Und noch eines mit dem 18er: die Würzburger Residenz von der weniger bekannten Gartenseite aus. Distagon 4/18 on Leica M10. 1/150 sec, f/4, ISO 200.

Die beiden Distagone: Mit 18 and 35 Millimetern um die Welt

Beide Zeiss-Distagone sind Objektive zum Fotografieren und nicht für die Vitrine. Sie haben keinen Leica-Nimbus und keinen Leica-Werterhalt. Es kommt alles ein wenig bescheidener daher bei Zeiss, die Dinger taugen nicht fürs Unboxing-Video. Aber ihre inneren Werte sind beachtlich. Vielen (Messsucher-) Fotografen würden diesen beiden Objektiven für eine Weltreise genügen. Noch Wünsche?
weitwinkel
Mal kurz durchatmen, hier geht es nur um Objektive. Morgens an der Piansecco-Hütte hoch über dem Val Bedretto im Tessin. Zeiss Distagon 35/1.4 an Leica M10. 1/2000 sec, f/2.8 ca., ISO 200.
Hinweis in eigener Sache: Mit diesem Artikel werden die M Files wieder aufgenommen. In der Fortführung sind einige weitere Folgen für Herbst/Winter geplant, darunter möglicherweise auch nochmals Artikel zu weiteren Zeiss-ZM-Objektiven. Das Fernziel bleibt, am Ende eine umfassende Übersicht über die möglichst vollständige ZM-Reihe zu schaffen. Insbesondere Leser, die mit den raren ZM-Objektiven 2,8/15 und 2/85 praktische Erfahrung haben, können sich gerne über Blog-Gastgeber Claus Sassenberg melden, ich wäre sehr interessiert an Bildern und Nutzerstimmen. Disclaimer: Die Artikel für die Messsucherwelt entstehen ohne kommerzielle Interessen. Ich bekomme keine Vergünstigungen von Herstellern oder Händlern. Ich danke aber dem Lichtblick Fotofachgeschäft (www.lichtblick-foto.de) und dem Leica Store Konstanz (https://www.leica-store-konstanz.de) für einige Leihgaben, die halfen, diesen Artikel abzurunden.

* * *

Die M-Files: M-Mount-Objektive, -Kameras und passendes Zubehör jenseits von Leica M

Die M-Files sind ein Langzeit-Projekt, das sich auf Foto-Ausrüstungsteile mit oder für Leica M-Bajonett konzentriert, die von anderen Firmen als Leica hergestellt wurden oder die nicht zum M-System von Leica gehören. Es verfolgt einen mehr oder weniger enzyklopädischen Ansatz, ohne wissenschaftlich zu sein. Der Schwerpunkt liegt immer auf der praktischen Nutzung von Kameras, Objektiven und anderen Produkten. Zu den in den M-Files besprochenen Produkten gehören Kameras, Objektive, Sucher, Belichtungsmesser und mehr. Einige der Marken auf der wachsenden Liste sind Contax, Konica, Minolta, Rollei, Voigtländer und Zeiss.

Hier geht es zum M-Files Navigator, der einen einfachen Zugang zu allen Artikeln auf Deutsch und Englisch und Reviews nach Produkttyp und Marke ermöglicht.

Find out more about the project and get access to all English versions of the M Files episodes (including this article in English) on www.macfilos.com.

12 Kommentare

  1. Hans-Peter Huser

    Sehr geehrter Herr Rau
    Wie heisst es bei Schilller: Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt! Also, da ist er, mein Kommentar:
    Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen – wie gewohnt: gekonnt und informativ! Und vor allem aus der Praxis, mit besten Bildern unterlegt.
    Das 35-er hatte ich mal, als ich noch bei Sony war (mit Adpater). Das Objektiv war der Hammer! Als ich dann auf die Leica umgestiegen bin war es mir zu gross und zu schwer. Also hab‘ ich’s verkauft – ein Fehlentscheid, den ich bis heute bereue! Heute bin ich unterwegs mit dem 35/2 von Zeiss, das nicht den legendären Ruf des 1.4 hat. Für meinen Geschmack ist aber auch das 2.0 ein absolutes Spitzenobjektiv. Schreiben Sie auch über dieses Kleinod mal was? Ich kann’s Ihnen ausleihen – Sie müssen es einfach in Basel abholen :-)).
    Danke nochmals für Ihre viele Arbeit – Ihre Rezensionen sind ein Genuss!

    • Jörg-Peter

      Lieber Herr Huser, vielen Dank, auch späte Kommentare sind willkommen! Ich freue mich, dass Sie auch gute Erfahrungen mit dem Distagon gemacht haben. Man kann übrigens immer mal wieder auch gebraucht gute Exemplare finden. Das Zeiss 35/2 steht durchaus auf meiner Liste, aber noch nicht so ganz bald. Die nächsten Folgen der M-Files sind schon in der Mache, aber es dauert einfach immer seine Zeit – ich mache das ja auch nur hobbymäßig. Ich freue mich, wenn Sie weiter ein interessierter Leser bleiben. Und wegen des überaus freundlichen Angebots komme ich ggfs. direkt auf Sie zu. Beste Grüße den Rhein hinab, Jörg-Peter Rau

  2. Dr. Ernst Gerhus

    Moin Herr Rau,

    Ihr Artikel ist sehr inspirierend. Ihre Anmerkung in den Kommentaren: “ … Zeiss Service eine Tabelle erstellt hat, welche Objektiveinstellungen an der M9 oder auch M10 …“, veranlasst mich zu der Frage, wo ist diese Tabelle von Zeiss zu finden? Ich nutze einige ZM Objektive an der M und bin immer auf der Suche nach den Referenzen für die passenden Objektiveinstellungen für Zeiss-Linsen an der M.

    Für einen passenden Link wäre ich Ihnen sehr verbunden.

    Viele Grüße,
    Ernst Gerhus

    • Lieber Herr Dr. Gerhus,

      vielen Dank für die freundliche Rückmeldung. Was die Zeiss-Tabelle angeht, melde ich mich per Mail bei Ihnen. Ich habe für dieses Dokument keine Freigabe für eine Veröffentlichung. Was ich aber sagen kann: Sie stammt aus M9-Zeiten und ist nur mit Vorsicht auf neuere Kameras übertragbar. Nach meiner Erfahrung ist es immer noch am sinnvollsten, bei einem in den technischen Daten (Brennweite und Ausgangsöffnung) ähnlichen Leica-Objektiv zu starten und sich dann die Mühe mit Tests zu machen. Denn auch die digitalen M-Modelle reagieren zum Teil sehr unterschiedlich auf die Zeiss-Objektive. Aus Faustregel kann gelten, dass an der M240/M262 Farbverschiebungen zum Rand hin häufiger sind als an der M10, und die hochauflösende M10-R soll in diesem Bereich sogar noch besser sein, so lese ich jedenfalls die extrem empfehlenswerten Test von Sean Reid (www.reidreviews.com, die Abogebühr lohnt sich unbedingt).

      Viele Grüße JP Rau

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  5. Wow,
    Sehr gut geschriebener und sehr gut strukturierter Praxisbericht.
    Da macht das Lesen Spaß.

  6. Jörg-Peter Rau

    Lieber Jean-Claude Hardt, vielen Dank für die nette Rückmeldung. Ich freue mich immer, wenn jemand in meinen Beiträgen auch einen ganz praktischen Nutzen sieht. Es ist mein generelles Ziel, die Zeiss-ZM-Palette so vollständig wie möglich abzuarbeiten, aber das ist natürlich nur schrittweise umsetzbar. Bei den 35ern habe ich mich bisher auf den 1.4 und das 2.8 beschränkt, weil das eine durch besondere Lichtstärke und das andere durch besondere Kompaktheit heraussticht (optisch exzellent sind beide). Das 2.0 als Kompromiss schien mir da nicht ganz so spannend. Ihre Erfahrungen und auch Rückmeldungen anderer Nutzer ermutigen mich aber, mir das Biogon 1:2/35 ZM auch noch irgendwann vorzunehmen. Allerdings stehen im Rahmen der M-Files zunächst einige andere Themen an, ich muss also im Geduld bitten. Viele Grüße JP Rau

  7. Hardt Jean-Claude

    Sehr geehrter Herr Rau,

    Wieder ein sehr interessanter und aufschlussreicher Beitrag über Zeiss-Objektive.
    Ich hatte damals nicht das Budget für das 1.4/35mm und habe mir das Biogon 2/35mm gekauft.
    Diesen Kauf habe ich nie bereut, das Objektiv ist kompakt und leicht, gut zu handhaben, und 1.4 habe ich bis heute nicht vermisst, trotz Fuji Velvia mit 50 ASA. Ich fotografiere mit der Zeiss Ikon ZM und der Minolta CLE. Die Minolta hat zwar keinen Bildfeldrahmen für 35 mm sondern für 40mm, (bei 35mm Brennweite wird der 28mm-Rahmen eingespiegelt), aber mit etwas Übung habe ich es doch hinbekommen, bei den Dias den richtigen Bildausschnitt zu fotografieren.
    Über das Biogon habe ich noch keinen Blog hier gelesen (oder übersehen?), es würde mich freuen hierüber einen Artikel mit Ihrer Meinung und Beispielfotos zu lesen.

    Vielen Dank für diesen interessanten und sachlichen Messsucherwelt-Internetauftritt und freundliche Grüsse,

    Jean-Claude Hardt.

  8. Michael Christ

    Lieber Herr Rau
    Ihnen besten Dank für diesen wieder exzellenten und interessanten Beitrag! Ich selbst bin ein grosser Fan der Zeiss ZM Objektive, deren Zeichnung mir ausserordentlich gefällt! Teilweise besser als die Leitz/Leica Linsen.
    Gerne möchte ich noch ergänzen, dass der Zeiss Service eine Tabelle erstellt hat, welche Objektiveinstellungen an der M9 oder auch M10 empfohlen werden, um die Korrekturen für ZM Objektive vorzunehmen. zB liefern die Einstellungen 24/f2.8 oder 28/f2 exzellente Bildergebnisse für Aufnahmen mit dem Zeiss ZM 18mm/f2.8.

    Danke nochmals sehr!
    Ihr Michael Christ (meine email ist Ihnen zugänglich, gerne sende ich Ihnen dieses File mit der Einstellungsübesicht zu).

  9. Sehr geehrter Herr Rau,

    vielen, vielen Dank für diesen überaus interessanten und aufschlußreichen Artikel. Ich frage mich, wo Sie die Zeit dafür hernehmen. Ich hatte darüber nachgedacht, ein Voigtländer 35mm f/1.4 Nokton zu kaufen. Nach diesem Artikel werde ich das nicht machen. Vintage-Objektive habe ich schon genug.
    Nun bin ich gespannt, wie es mit den M-Files weitergeht.
    Viele Grüße, Dirk Säger

    • Jörg-Peter Rau

      Lieber Herr Säger,

      vielen Dank für die Rückmeldung. Mir machen die M-Files selbst ja selbst den vielleicht größten Spaß, und ich verknüpfe gerne meine ganz praktischen Erfahrungen mit ein paar grundsätzlicheren Überlegungen. Das Teilen von Wissen liegt mir dann eben auch schon von Berufs wegen. – Keine Zeit hätte ich freilich für umfassende Labortests und der dergleichen, da ich mich dafür nicht so begeistern kann und auch die Aussagekraft für begrenzt halte.
      Zum 35er Nokton – in Folge 2 der M-Files habe ich mich mit diesem etwas genauer auseinandergesetzt: https://www.messsucherwelt.com/die-m-files-teil-2-die-bessa-r4m/. Ganz sicher kein schlechtes Objektiv, und wer nicht so viel ausgeben will und/oder ein sehr handliches, aber lichtstarkes Objektiv sucht, ist gerade im Analog-Einsatz gut damit bedient. Ich würde beim 35 eher zum neuen Ultron raten, das Claus Sassenberg so begeistert hat, oder zu einem gebrauchten Summarit (wenn man mal eines findet), das ich persönlich überragend finde. Es sei denn, man braucht die Lichstärke von 1,4 wirklich. Da wird’s dann entweder sperrig (Zeiss) oder sehr teuer (Leica).

      Viele Grüße, Jörg-Peter Rau

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