Mit dem letzten Beitrag habe ich ja ganz schön was losgetreten… aber vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, die mir versicherten, dass eine Firma halt mit der Zeit gehen muss und ich doch Vertrauen haben solle, dass Leica schon nicht gleich alle alten Tugenden wegwirft. Nur einer hat mir die Freundschaft gekündigt. Ich wirke wohl „übersatt und gelangweilt“ (Autsch!) und der Blog zeige einfach keine interessante Entwicklung mehr. Ja, sorry, man kann’s nicht allen recht machen. Über die Leica M10 und die klassische Q ist viel gesagt, sie sind und bleiben meine digitalen „Arbeitspferde“, da gibt’s im Moment kaum etwas hinzuzufügen. Meine Meinung zur Q2 habe ich auch zum besten gegeben, das ist für mich „abgefrühstückt“. Für andere digitale Modelle fühle ich mich nicht zuständig (aber finde die neue Fuji X-Pro 3 ziemlich interessant).

Was die „Entwicklung des Blogs“ angeht, liegt mittlerweile ein gewisser Schwerpunkt auf analoger Fotografie. Eigentlich habe ich die Hoffnung, dass selbst Leute, die bewusst und ausschliesslich digital fotografieren, vielleicht ganz interessant finden, was mit Film noch so alles geht und welche „alten Schätzchen“ noch überraschend gute Qualität liefern. Für mich ist es jedenfalls spannend (und eben gar nicht langweilig), was im Laufe des letzten Jahrhunderts an Apparaten auf dem Markt war. Ebenso, noch funktionierende Exemplare zu finden und damit zu arbeiten. Ein bisschen wie ein Paläontologe, der mit den Originalwerkzeugen versucht, Höhlenzeichnungen zu rekonstruieren. Unter Umständen ist für jemanden, der mit Digitalfotografie groß geworden ist, ist die analoge Ära schliesslich so weit entfernt wie die Jungsteinzeit.

Der Zufall wollte es ja, dass mir vor kurzem eine Zeiss Ikon Nettar in die Hand fiel. Eine relativ einfache Faltkamera aus den 50ern für Mittelformat (6X6), die man für 60-100 Euro bei eBay finden kann. Der eine Film, den ich damit beim Wandern in den Dolomiten belichtete, überzeugte mich derart, dass ich neugierig wurde. Wenn schon dieses einfache Billig-Basismodell so etwas zu leisten vermag, was geht dann bei Faltkameras mit aufwendigerer Optik und Verschluss? Zeit, mal über den Tellerrand zu schauen. Leica hat mit (Film-)Mittelformat nie was am Hut gehabt. Meine bisherigen Apparate für Rollenfilm waren die Fuji GW 690 (die „Texas-Leica“) und die Hasselblad 501c (das V-System), beides ganz schöne Öschis. Um sie überall mit zu nehmen, muss man schon hochmotiviert sein.

Super Ikonta: Flaches Mittelformat-Wunder

Die Faltkameras sind dagegen eingeklappt vergleichsweise kompakt. Und da gibt es auch eine „High-End“ Serie, nämlich die „Super Ikonta“ von Zeiss Ikon. Bei Agfa gab’s die „Super Isolette„, bei Voigtländer die Bessas (z.B. die Bessa RF), um nur die bekanntesten zu nennen. Es sind Messsucher-Kameras, das passt doch gut zum Motto meiner Webseite.

Die Super Ikonta also ist keine neue Superheldin des DC-Universums (Wonder Woman’s Kusine?), sondern der Name einer Baureihe von Falt-Kameras der Marke Zeiss-Ikon. Die erste Super Ikonta wurde 1934 vorgestellt, schon das frühe Modell hatte einen gekoppelten Messsucher, Tessar-Optik (75mm, f/3.5), Zentralverschluss (Compur oder Compur-Rapid) und machte Negative vom Format 4,5 X 6 cm auf 120er Rollfilm. Weitere Modelle hatten aber meist das Format 6X6, einige auch 6X9. Diese Baureihe wurde „evolutionär“ weiterentwickelt bis zum Jahr 1960.

Ich machte mich auf die Suche nach brauchbaren Exemplaren.

Suchkriterien

Während der Websuche bei den „üblichen Verdächtigen“ (eBay, diverse renommierte Händler antiquarischer Kameras) stellte ich fest, dass es zwar Super Ikontas aus allen Modell-Perioden gab, aber die meisten nicht oder nur teilweise funktionstüchtig waren. Anders als bei einer Leica, die man ggf. einfach zum Customer Care schickt,  ist es fraglich, ob man eine leicht defekte alte Kamera anderer Marken wieder instandsetzen kann. Ich stiess zwar auch auf Spezialisten, die sich solcher Faltkameras annahmen, nur die waren jenseits des grossen Teiches angesiedelt. Natürlich darf man Gerard Wiener und Kollegen in anderen Städten nicht vergessen, aber auch die brauchen Ersatzteile.

Wirklich gut erhaltene und dazu funktionierende Exemplare sind selten und darum teuer. Selbst ziemlich abgestossene Vertreter dieser Spezies holen Preise von über 300 Euro, wenn sie noch halbwegs laufen. Ist das Teil dann noch in gutem äusserem Zustand (B oder B+), kommt man schnell auf Preise von über 500 Euro. Natürlich spielt auch eine Rolle, um welches Modell genau es sich handelt, manche sind heute besonders schwer zu finden. Dann bezahlt man sogar für funktionslose Sammlerstücke einen Haufen Geld. Eine 533/16 wurde zu der Zeit bei eBay als „Defekt, zum Ausschlachten“ für 250 Euro angeboten.

Mein Ziel war, eine „Nachkriegs“-Super Ikonta zu finden, wegen der vergüteten Linsen, besser geeignet auch für Farbfilm. Auch sollte sie ein Tessar-Objektiv haben, denn es gab auch Spar-Versionen mit Novar-Anastigmat, wie es meine Nettar aufwies. Ich stiess bei eBay auf zwei Kameras, die ich sofort genommen hätte, aber es gab sie nur mit Auktion. Mein Herz sank, bei Auktionen hatte ich noch nie Glück gehabt. Beide waren vom selben Händler angeboten, die Auktionen liefen auf die Sekunde parallel, es verblieben 5 Tage. Es handelte sich um eine 534/16 , die einen Belichtungsmesser hat, und eine 531/16, das nahezu identische Modell (Bj. ca. 1954-55), nur ohne Belichtungsmesser. Das fand ich sogar besser, denn die Selenzellen sind heute fast immer entweder total ausgebrannt oder zeigen viel zu schwache Werte. Ein nutzloses Accessoir.

Super Ikonta
Die Zeiss Ikon Super Ikonta mit Opton-Tessar 75mm f/3.5 Objektiv und gekoppeltem Messsucher, Modelljahr ca. 1954

Kamera-Poker

Geboten hatte zu dem Zeitpunkt für beide Kameras nur einer, und ich nahm fast an, dass es ein- und derselbe war. Ich bot einmal für die 534/16, die ich gar nicht haben wollte. Dann wartete ich die 5 Tage. 10 Minuten vor Ende der Auktion überbot mich mein „Konkurrent“ bei der 534/16. Bei der anderen Kamera, der 531/16 hatte sich nichts getan, sie lag immer noch bei 200 Euro (was für den Zustand inklusive Funktionstüchtigkeit ein Spottpreis war). 30 Sekunden vor Ende der Auktion überbot ich nochmal bei der 534/16. Ich ging dann sofort zur 531/16 und bot 10 Sekunden vor Ende 204 Euro. Ich bekam sie.

Aber mein Konkurrent hatte mich während der Zeit bei der anderen Kamera wieder überboten. Das hatte ich gehofft, denn die wollte ich ja gar nicht haben. Meine Taktik war einfach, die Aufmerksamkeit meines Mitbewerbers von der Kamera abzulenken, auf die bis 10 Sekunden vor Schluss kein anderer geboten hatte. Ob dieser schlaue Plan nun aufgegangen war, oder ich einfach Glück hatte, werde ich nie erfahren.

Unterdessen…

In den 5 Tagen, die ich auf das Ende der Auktion warten musste, erforschte ich noch eine Option. Es gibt ja noch eine Stelle, wo man möglicherweise alte Kameras finden könnte. Aber das ist ein dämonischer, dunkler Ort voller Halsabschneider, Halunken, zwielichtiger Gestalten und zweifelhafter Angebote, die man unbedingt ausschlagen sollte. Nein, ich rede nicht vom Weissen Haus, sondern von eBay-Kleinanazeigen.

Super Ikonta
Die Zeiss Ikon Super Ikonta 533/16 mit Opton Tessar 80mm f/2.8, Selenzellen-Belichtungsmesser und gekoppeltem Messsucher, Bj. ca. 1953

Ich fand eine Super Ikonta, die seit Juni drin stand, sie war zu einer Art Ladenhüter mutiert. Die Bilder dazu waren mega-verschwommene Handy-Fotos, auf denen man keine Details erkennen konnte. Ausserdem gab es keine genaue Typ-Bezeichnung, man wusste nicht, um welches Modell es sich handelt, der Verkäufer (vermutlich ein professioneller Entrümpler, denn es handelte sich um ein Stück aus einer Haushaltsauflösung) hatte einfach nur abgelesen, was um das Objektiv geschrieben stand. Immerhin handelte es sich um die lichtstarke f/2.8 – 80mm Tessar-Linse, und das erweckte meine Aufmerksamkeit. Diese Optik gehört nämlich zu einer recht raren Sorte von Super-Ikontas. Sie sollte 300 Euro kosten.

Zustand und Funktionstüchtigkeit waren also völlig unklar, dennoch stellte ich eine Anfrage und bot (weil das Teil schon so lange keine Beachtung gefunden hatte) deutlich weniger. Am nächsten Tag hatte ich die Zusage. Ich beschloss, mein Glück zu versuchen, und machte den Handel komplett.

Super Ikonta
Zeiss Ikon Super Ikonta 533/16, Rückseite

Der Händler war so gut wie sein Wort und zwei Tage später kam ein Paket bei mir an, dessen Inhalt mir den Atem stocken liess: Eine spitzenmässig erhaltene Super Ikonta 533/16, offenbar voll funktionsfähig, sogar der Selenzellen-Belichtungsmesser zeigte noch halbwegs richtig an. Ich hatte bei meiner Web-Recherche schlechtere Ausführungen diese Modells für 900 Euro gefunden. Die Seriennummer des Objektivs ordnete den Neuerwerb etwa ins Baujahr 1953-54 ein. Dieses Modell war auch schon vor dem Krieg hergestellt worden, aber die Nachkriegs-Objektive sind vergütet.

Technik

Eigentlich wollte ich nur eine Faltkamera, jetzt hatte ich zwei. Zufällig zwei Modelle, die einen Wendepunkt der Entwicklung der Super Ikontas verkörpern. In die 533/16 hatte Zeiss alles reingepackt, was gut und edel war, vor allem die lichtstarke Optik des 80mm f/2.8 Opton-Tessars (entspricht ca. 44mm Kleinbild-Brennweite), einen Synchro-Compur Verschluss von 1s bis 1/500s inklusive B-Stellung und Blitzsynchronisierung. Ein Vorlaufwerk und einen gekoppelten Messsucher mit dem charakteristischen rotierenden Prisma vorne oberhalb der Frontlinse, der Messsucher in den Sucher eingespiegelt. Ein Belichtungsmesser auf der Deckplatte. Eine Doppelbelichtungssperre und Bildzählwerk, die Kamera macht 12 Frames 6X6 aus 120er Rollenfilm. All das erzeugt ein ordentliches Brikett von Kamera mit dem für die Selbstverteidigung sehr effektiven Gewicht von fast 1,2 kg. Trotzdem: Für Mittelformat immer noch handlich und über das Gewicht kann ein Leica-Liebhaber nur kichern.

Super Ikonta
Größenvergleich mit einer Leica M2 (Mitte). Rechts die Super Ikonta 531/16, links 533/16
Super Ikonta
Direkter Größenvergleich 531/16 und 533/16

Die 531/16, das spätere Modell, ist wieder deutlich kleiner und wiegt nur knapp die Hälfte. Hier sieht man wieder, dass sich in all den Jahren die Gesetze der Optik nicht verändert haben. Weil bewusst auf etwas Lichtstärke und Brennweite verzichtet wurde, kann die ganze Kamera kleiner sein (Klingeling: Darum kann bis heute keine Q mit lichtstarkem 50mm-Objektiv gebaut werden: Der Durchmesser des Objektivs wäre größer als die Höhe des Bodys! Notlösung: Q2). Aber auch dieses Opton-Tessar 75mm f/3.5  ist extrem gut, der Synchro-Compur Verschluss wartet mit den gleichen Werten wie die 533/16 auf (es war das Beste, was Zeiss damals zu bieten hatte). Signifikanter Unterschied: Der Messsucher ist nun gänzlich intern untergebracht und arbeitet nach einem anderen Prinzip, ein Spiegel und eine bewegliche Linse machen das externe rotierende Prisma (Markenzeichen mehrerer Generationen von Super Ikontas) überflüssig. Die 531/16 vereinfacht das Laden des Filmes (auch 12 Frames 6×6 120er Rollenfilm) und hat ein Zählwerk, wie auch eine Doppelbelichtungssperre (diese Sperren können „tricky“ sein, davon später). Die Dimensionen der Kamera entsprechen der Ikon Nettar, die ich schon hatte. Sie passen beide in die gleiche Bereitschaftstasche.

Die 531/16 ist also wirklich eine High-End Mittelformat-Kamera in Miniaturgröße. Sie passt in eine Jackentasche, ohne groß zu beulen.

Einsatzmöglichkeiten

Mir fällt auf, dass bei Besprechung historischer Kameras oft echt lieblose Bilder präsentiert werden, ungefähr die Mülltonnen an der nächsten Hausecke. Und dann soll man davon auf das Vermögen der Kamera zurück schliessen. Nun soll das nicht zu hochtrabend klingen, aber einen gewissen Anspruch an Motiv, Licht und Bildkomposition habe ich schon. Ausserdem geht es darum, die Kamera in ihrem natürlichen Habitat zu testen, sozusagen artgerechte Haltung.

Im Fall der Super Ikontas ist das z.B. die Reisefotografie, inklusive Landschaft, ein bisschen Reportage. Denkbar ist sie auch für Porträts. Schnelle Schnappschüsse wird man eher nicht erwarten (obwohl das nicht ausgeschlossen ist), für Sport ist der Einsatzbereich sicher auch begrenzt. Andererseits würde ich keinen Hinderungsgrund sehen, einen ausreichend empfindlichen Film einzulegen und mit 1/500s springende Pferde abzulichten. Rapide Bildfolge wie bei einer mechanischen Leica-M schafft man nicht, der Filmtransport dauert länger und dann muss noch der Verschluss separat gespannt werden.

Super Ikonta
Am Ellenbogen. Super Ikonta 533/16 1/250s bei f/8 Kodak Ektar

Es traf sich gut, dass gerade die Herbstferien anstanden und wir eine Woche Sylt geplant hatten. Wir fuhren mit der Bahn nach Westerland. Ich hatte beide Klappkameras und meine M10 mit. Sofort macht sich der Vorteil der Kompaktheit bemerkbar: Wenn man nur einen Koffer mitnimmt, nehmen alle drei Kameras nicht viel Platz weg. Versuchte ich, die Hasselblad und die Texas-Leica (Fuji GW-690) mitzunehmen, wäre im Koffer noch Platz für die Zahnbürste.

Entsprechend passt auch selbst die größere 533/16 zusammen mit der M10 und einem zusätzlichen M-Objektiv in die kleine Hadley-Digital-Tasche. Bequem mitzunehmen und immer griffbereit bei Fahrradtouren (wir hatten ein Tandem, geht ab wie Schmidts Katze), Wanderungen am Strand oder Stadtbummel. Wie gesagt, nimmt man nur die 531/16, kann man die in die (Mantel-)Tasche stecken. Ich habe auch die klassischen Leder-Bereitschaftstaschen für die Ikontas, aber ich mag die Dinger grundsätzlich nicht. Sie sind mir einfach zu klobig, auch bei Kleinbildkameras.

Super Ikonta
Herbstidylle in Kaitum. Super Ikonta 531/16 bei f/3.5 1/50s Kodak Ektar. Dieses Bild entstand spätnachmittags bei bedecktem Himmel

Filmauswahl

Der Wetterbericht für die Woche auf der Insel war nicht allzu prickelnd, sehr durchwachsen und eher nicht viel Sonne. Darum nahm ich einige Rollen Kodak Ektar mit, denn dieser Film ist auch bei bedecktem Himmel brillant. Nicht sehr empfindlich (nach heutigen Massstäben), aber ich hatte auch nur Tageslichtfotografie im Sinn. Real kamen in der Woche alle möglich Belichtungssituationen vor, und eine Rolle Kodak Portra 400 war auch mit.

Super Ikonta
Tiefer Sonnenstand in Wenningstedt. Super Ikonta 531/16 bei f/5.6 1/500s, Kodak Portra 400

Für Entwicklung und Scan meiner Filme habe ich inzwischen zu „Mein Film Lab“ gewechselt (und bin sehr zufrieden), irgendwo dort wird der Kodak Ektar als „der Velvia der Farbnegativ-Filme“ bezeichnet. Das kann ich nach der Woche bestätigen. Richtig belichtet (davon später mehr) liefert er intensive Farben bei feinster Körnung. Gerade für die Herbststimmung auf der Insel war der Film ideal.

Super Ikonta
Die Herbstfarben in den Dünen. Super Ikonta 533/16 bei f/5.6 1/500s Kodak Ektar
Leica M10
Der Vergleich ohne Wertung: Das gleiche Motiv aus der Leica M10 mit 35mm Summicron bei f/2. DNG aus LR , Tonwerte eingestellt
Super Ikonta
100% Vergleich aus LR, das M10 Bild ebenfalls mit 3000 Pixeln Kantenlänge

Dass man über Geschmack bekanntlich nicht streiten kann, ist klar. Ich persönlich mag die intensiven Farben des Ektar, davon abgesehen erkennt man auch bei dem einfachen Scan die ausgezeichneten Eigenschaften des Tessar-Objektivs der Ikonta, denn mit einem Leica Summicron muss man sich erst mal messen können!

Zweiter Vergleich:

Super Ikonta
Bei Wenningstedt. Super Ikonta 533/16, Kodak Ektar
Leica M10
Leica M10 mit 35mm Summicron bei f/5.6 1/500s

Die Leica M10-Datei würde beim Vergleich ähnlicher werden, wenn man die Sättigung deutlich erhöht, denn das ist natürlich das hervorstechende Merkmal des Kodak Ektar. Trotzdem nochmal der Hinweis auf die hervorragende Abbildungsqualität der Zeiss-Tessar-Linse im Vergleich zum Summicron.

Belichtung

Nach meiner Erfahrung liefert Farb-Negativfilm die besten Ergebnisse, wenn man eine halbe bis eine Blende überbelichtet, dabei aber natürlich die Schatten anmisst! Um die Highlights braucht man sich bei Film eh keine Sorgen zu machen. Ektar ist da keine Ausnahme, die Intensität der Farben nimmt bei der Belichtungsstrategie zu, bei Mittelformat ist das Korn kaum zu identifizieren.

Super Ikonta
Die Palucca läuft in List ein. Bei praller Sonne kann ich mir die Belichtungsmessung eigentlich sparen. Die Sunny-Sixteen-Regel tut’s. Super Ikonta 533/16 bei f/5.6 1/500s Kodak Ektar

Bei prallem Sonnenschein bin ich mit der Sunny-Sixteen-Regel noch nie auf die Nase gefallen, aber bei bedecktem Himmel ist das Licht schwer zu schätzen. Für solche Fälle habe ich schon länger den Seconic L-208, ein einfaches Teil für die Hosentasche. Ich messe in der Regel das vom Motiv reflektierte Licht und nehme meist den „dunkelsten“ Wert an. Obendrein hatte ich den Belichtungsmesser auf 50 ASA eingestellt, um beim Ektar schon mal eine Blende draufzugeben. Bei Zwischenwerten zog ich meist etwas ab, so dass ich tendenziell eher etwas unter einer Blende Überbelichtung blieb. Diese Belichtungsstrategie ging jedenfalls voll auf.

Super Ikonta
Low-Light geht auch: Auf die Schatten angemessen mit der Super Ikonta 531/16 bei f/3.5 1/25s Kodak Portra 400, aus der Hand, Schärfe lässt zu wünschen übrig. In dem Augenblick, wo ich das Bild machte, dachte ich: „Wird sowieso nichts…“

Die Super Ikonta im praktischen Gebrauch

Super Ikonta
Begegnung auf der Wattseite. Super Ikonta 531/16 f/4.0 1/100s Kodak Ektar

Bietet sich ein passendes Motiv, ist so eine Super Ikonta schnell hervorgeholt und ausgeklappt. Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht, Blende und Belichtungszeit den vorherrschenden Lichtbedingungen schon vorher anzupassen. Wenn sich nichts plötzlich geändert hat, braucht man nicht ständig nachzumessen, muss also nur noch fokussieren und auslösen. Der Messsucher beider Kameras arbeitet genau und zuverlässig. Das Messfeld ist ein runder Punkt im Sucher, er kommt natürlich an das klare Messfeld einer Leica-M nicht ran, aber er tut’s.

Super Ikonta
Gegenlicht am Weststrand. Super Ikonta 533/16, Kodak Ektar

Die Doppelbelichtungssperre der Super Ikontas ist etwas, was der Angelsachse als „mixed blessing“ bezeichnen würde. Also nicht nur gut. Ich hatte schon so etwas im Vorfeld gelesen, musste aber erst lernen, die Tücken dieser Mechanik zu umgehen. Es verhält sich nämlich so: Wenn man so weit ist, zu fotografieren, also die Kamera am Auge hat, den Verschluss gespannt, fokussiert und komponiert und dann ein wenig halbherzig den Auslöser leicht betätigt (vielleicht, weil man noch auf den richtigen Zeitpunkt wartet), gibt es ein kaum hörbares, sanftes Klicken und die vermaledeite Doppelbelichtungsperre ist „on“. Auslösen nicht mehr möglich, man muss den leeren Frame weiter transportieren. Bis ich das checkte, produzierte ich mehrere unbelichtete Filmabschnitte. Desgleichen gewöhnte ich mir auch ab, den Film immer sofort weiter zu transportieren, wenn ich die Kamera wieder in die Tasche stecken wollte. Auch bei eingeklapptem Gehäuse rastet die Sperre ein, wenn der Auslöser minimal eingedrückt wird. (Update, Januar 2020 Nach ein bisschen Überlegung und Inspektion der Verschlussmechanik fand ich den „Workaround“: Wenn einen der Fluch der Sperre erwischt, einfach vorne am Compur-Verschluss auslösen, die Mechanik vom Auslöser am Gehäuse her liegt ja offen)

Aber wenn man das endlich kapiert hat, ist das alles kein Problem.

Super Ikonta
Am Königshafen. Bildkompositorisch nicht der Hit, man könnte etwas Himmel weg-croppen. Schöne Farben des Kodak Ektar. Super Ikonta 533/16

Das 6X6 Filmformat stellt bildkompositorisch eine gewisse Herausforderung dar, vor allem, wenn man sonst auf 3X2 fixiert ist. Man produziert schnell eine Menge „negativen Raum“. Vor allem bei so flachen Landschaften wie auf Sylt muss man sich immer Vorder- und ggf. auch Hintergrund suchen. Das gelingt nicht immer zur absoluten Zufriedenheit, aber auch diese Herausforderung macht das Leben interessant. Ich habe extra alle Bilder (bis auf das Ziegenbild) im quadratischen Format belassen, damit man sehen kann, was vielleicht „übrig“ wäre. Bei dem einen oder anderen Foto würde ich vielleicht sonst noch etwas croppen (und das ist bei Mittelformat auch kein Problem!).

Super Ikonta
Bildkomposition: Bei quadratischem Format muss man sich schon Vordergrund suchen. Super Ikonta 533/16, Kodak Ektar

Die hier präsentierten analogen Fotos sind allesamt Scans im JPG-Format mit der Kantenlänge von 3000 Pixeln, wie sie „Mein Film Lab“ vorab per Downloadlink liefert. Ich finde die Qualität bereits sehr gut und ich kann mich nicht bremsen, darauf hinzuweisen, was dann ein High-End-Scan aus solchen Mittelformat-Aufnahmen herausholen kann.

Super Ikonta
Am roten Kliff bei Kampen. Super Ikonta 533/16, Kodak Ektar

Nach einer nicht allzu steilen „learning-curve“ kann ich nur resümieren, dass die Benutzung der Super Ikonta durchaus ein weites Feld von Aufnahmesituationen abdeckt und Freude im Gebrauch macht. Keineswegs eine Mittelformat-Notlösung, die vergüteten Tessar-Objektive liefern brillanten Mikrokontrast und Farbwiedergabe, Schärfe über das gesamte Bildfeld ohne (ausser weit offen) merkliche Vignettierung und sehr schöne Freistellungsmöglichkeiten wegen der gegenüber Kleinbild deutlich geringeren Tiefenschärfe selbst bei mittleren Blenden.

Wieder ein Pferd im Stall, dass ich weiterhin nutzen werde, kein Museumsstück!

23 Kommentare

  1. Hallo Claus,

    toller Beitrag. Im Fundus meiner Schwiegermutter fand sich eine alte Bessa 66 ihres Vaters. Mittelformat für die Hosentasche, jedoch ohne Entfernungsmesser. Liefert auch heute noch gute Bilder, ist aber eher unpraktisch in der Handhabung. Also sollte ein Upgrade her. Nach einiger Recherche und auch dank deines Beitrags fiel die Wahl auf die Super Ikonta 531/16.
    Leider scheint meine eine Macke zu haben. Oder ich bin zu doof für die Doppelbelichtungssperre. Habe mir extra angewöhnt, den Film erst weiter zu drehen unmittelbar bevor ich eine neue Aufnahme machen möchte. Für die ersten Bilder ging das auch gut. Doch nun steht die drei und ich kann den Film nicht mehr weiterdrehen. Mit Gewalt geht es dann zur vier. Doch ist der Auslöser über den Knopf oben blockiert. Ich kann nur noch händisch am Objektiv vorne auslösen und dann wieder mit Gewalt den Film weiterdrehen. Bin ich zu doof? Oder hat mein Exemplar einen Defekt?

    • Claus Sassenberg

      Hallo Benjamin,

      das scheint eher eine Kombination von Fehlern zu sein :(, selbst wenn die doofe Doppelbelichtungssperre einsetzt, kann man sonst den Film ohne weiteres transportieren, bloß ist man gezwungen, vorne am Objektiv an der Mechanik auszulösen.
      Was da jetzt genau schief läuft, kann ich leider auch nicht sagen, ist mir noch nicht untergekommen. Aber das Problem ist trotzdem sicher auf die „genial“ konstruierte Sperre zurückzuführen.
      Wenn’s ganz blöd läuft, musst du den Film herausnehmen. Alles könnte sich auch richten, wenn man im Dunkeln die Rückwand öffnet (aber ich weiss nicht genau, wie das dann mit dem Zählwerk ist).

      Viele Grüße und ich drücke die Daumen,

      Claus

      • Hi Claus,

        wenn man die Rückwand öffnet, setzt sich das Zählwerk zurück. Was in sofern sub-optimal ist, als dass ja im späteren Verlauf länger gedreht werden muss, bis der nächste Punkt erreicht ist. Einfach, weil die Rolle immer dicker wird…
        Werde den Film jetzt mit Gewalt durchprügeln und die Kamera dann mal zum CLA schicken…
        Danke jedenfalls für die schnelle Rückmeldung.

  2. Interessant zu lesen zu den Super Ikontas. Habe in letzter Zeit selbst einige davon gehabt, bei Wiese in HH oder Mayrhofer in Salzburg Komplettservice machen lassen, ausprobiert, weiter mich dem Thema MF, vor allem 6×9, gewidmet. Dabei bin ich dann auf die Voigtländer gestoßen und habe heute 3 Bessa II (1 Color-Heliar, 2 Color-Skopar) und 2 Perkeo II (beide Color-Skopar). Eine vollüberholte Super Ikonta V4 (534/16) habe ich behalten. Diese alten Kameras haben optische Leistungen, die auch heute noch fantastisch sind. Die Perkeo II muss man speziell erwähnen, die mit ihrem Color-Skopar gestochen scharfe Bilder macht, auch in Farbe auf Velvia50/100. Extrem kompakt – die kleinste 6×6, die es wohl gibt. Allerdings ganz ohne Überfluss: Blende, Zeit, Entfernung und ein raffiniertes Sicherungssystem gegen Doppelbelichtung, Leerbilder, Bildzählwerk: auch alles abschaltbar. Man bekommt 13 Bilder auf den Film. Absolut genial für den Reisenden mit analogem Selbstverständnis. Habe früher jahrzehntelang mit M4 und M6 fotographiert. Aber Seele haben die auch keine richtige mehr, finde ich.

  3. Ein Bauvorschlag von Cyrill Harnischmacher hat mich zu meiner ersten ADOX Golf gebracht. Dann habe ich angefangen sie zu sammeln. Ich wollte mit ihnen fotografieren. Aber bei dem Wunsch blieb es lange. Vor einigen Tagen habe ich angefangen, Teile meiner umfangreichen Spiegelreflexausrüstung zu verkaufen. Ungenutzt schlummerten meine Nikons im Schrank. Zu schade.
    Beim Besuch deiner Seite, die ich schon lange mit meiner Webseite verlinkt habe, überkam mich doch die Wehmut. Deine Artikel über die ZEISS IKON Nettar und die ZEISS Super Ikonta weckten den Analogbazillus auf. Oder ist es ein Virus? Egal, befand sich doch in meiner Sammlung noch eine ZEISS IKON Nettar mit dem Novar 1:6,3/75mm. Also legte ich einen Film ein. Auch die Rollfilme kühlen seit Jahren bei mir im Kühlschrank vor sich hin. Jetzt warte ich darauf, wie der KODAK Portra 400, den KODAK bei seiner Einführung auf der PHOTOKINA, kostenlos verteilte, die Jahre überstanden hat. Auf die Nettar habe ich einen Entfernungsmesser von Voigtländer gesteckt, den ich auch vor einigen Jahren erstanden habe.
    In dem dämonischen Ort fand ich dann zwei ZEISS Super Ikonta. Anhand der Fotos entschied ich mich für die Ausführung 531/16. Mit dem Verkäufer konnte ich schnell auf einen Preis einigen. Zusammen mit einer Bereitschaftstasche ist sie vor einigen Tagen bei mir eingetroffen. Sie macht einen sehr gepflegten Eindruck. Ob die Ausführung mit dem NOVAR 1:3,5/75mm ein „Nachteil“ ist, wird sich noch herausstellen.
    Da mich das Thema ZEISS IKON Faltkameras nicht losließ, habe ich mich weiter umgesehen. Im Zulauf sind jetzt eine weitere ZEISS IKON Nettar mit einem Novar 1:4,5/75mm(!) und eine Super Ikonta 534/16 mit einem Tessar 1:3,5/75mm.
    Wenn ich in meinem Leben zurückschaue, besitze ich Kameras, die so alt sind wie ich; in meiner Kindheit gefertigt wurden. Meine Familie besaß damals nicht das Geld, um sich eine solche Kamera zu kaufen. Irgendwann bekam ich mal eine AGFA Isola. Eine 6X6 mit einem Tubus. Damit fotografierte ich mehr schlecht als recht. Ich hatte niemand, der es mir zeigte. Jetzt weiß ich wie es geht und möchte noch einige Jahre Freude daran haben. Andere auf meiner Webseite teilhaben lassen.
    Ich hoffe nicht, dass ich irgendwann zu meinem Arzt gehen muss und ihm meine Kameras auf den Empfang stelle und sage: „Bei Ihnen sind sie in guten Händen“.
    Viele Grüße
    Hans

    • Claus Sassenberg

      Hallo Hans,

      die hohe Virulenz des Analog-Erregers hängt auch vom Wirt ab … will sagen, wenn die „Abwehr“ schon geschwächt ist, läuft die Infektion schneller und fulminanter ab. Andere sind völlig immun. Ob die aber glücklicher dran sind, ist eine andere Frage.

      Da hast du jetzt ja auch eine hübsche Sammlung von Faltkameras zusammen. Die Novar-Linsen sind schon o.k., man muss halt in den Ecken Abstriche machen. Für mich ist die 534/16 mit dem Tessar allerdings Favorit, aber auch, weil die Super-Ikontas einen Messsucher haben. Der Selenzellen-Belichtungsmesser hat vermutlich nur nostalgische Bedeutung. Die Kamera ist jedenfalls unglaublich handlich für Mittelformat (ich habe ja die 531/16 mit Opton-Tessar, die hat so ziemlich die gleichen Dimensionen).

      Die Faltkameras spielen auch in meiner Biographie eine Rolle. Mein Großvater brachte mir mit seiner Agfa Billy Record (Bj. 1936) das Fotografieren bei.

      Und die Geschichte mit dem Patienten hatte eher nichts damit zu tun, dass ich zufällig sein Zahnarzt bin, sondern weil ich in unserer Kleinstadt als „Foto-Nerd“ gelte. Mir haben schon mehrere Leute „alte Schätzchen“ übergeben, die sie in irgendeiner Schublade gefunden haben, das ist allerdings bisher immer wertloser Schrott gewesen.

      Der alte Mann war neulich wieder zur Kontrolle da und freute sich, als ich ihm die Bilder aus seiner Kamera zeigte.

      Viele Grüße aus Vlotho,

      Claus

  4. Hi Claus
    Bzgl Reparatur schau mal hier
    http://www.4photos.de/camera-diy/kamerareparatur.html
    Evtl. Kann Dir auch von Lichtgriff.de geholfen werden.
    Viele Grüße vom
    Henning

    • Claus Sassenberg

      Hallo Henning,

      danke für den Tipp, werde ich auf dem Schirm behalten, falls ich mal was instandsetzen lassen muss. Zum Glück laufen momentan alle alten Schätzchen reibungslos 🙂

      Schönen Sonntag,

      Claus

  5. Hallo Claus,
    tolle Bilder – vor allem das Aufmacherbild mit dem Leuchtturm gefällt mir wirklich gut! Ich habe selber zwei Zeiss-Ikon Kameras, die mir auf Flohmärkten für um die 20EUR zuliefen…funktionieren auch beide, jedoch ohne Messsucher, so dass das Zielen und Fokussieren eher Glücksache ist. Vielleicht schau ich doch nochmals etwas weiter, denn von Gewicht und Platzbedarf sind die Falter wirklich unschlagbar…habe mir mit einer Mamiya RZ67 aber gerade eher den Gegenentwurf zugelegt 😉
    Tom

    • Claus Sassenberg

      Hallo Tom,

      die Mamiya ist ein Super-Werkzeug, wenn es nicht so sehr auf das Packmass ankommt, und das gilt ja genauso für meine Hasselblad 501c. Aber wie du (ich hab ein bisschen gegoogelt… Respekt!) bin ich auch zunehmend von „alter“ Technik fasziniert und finde das Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Kameras spannend.

      Faltkameras wie die „einfache“ Zeiss Ikon Nettar oder Agfa Isolette gibt’s wie Sand am Meer für wenig Geld, aber die entsprechenden „Super“-Modelle mit Messsucher und anspruchsvoller Optik/Verschluss werden ziemlich hoch gehandelt. Aber manchmal hat man auch Glück und kommt auf so einen in irgendeiner Schublade vergessenen Schatz zu.

      Viele Grüße,

      Claus

      • Hallo Claus,

        meine andere „alte“ Kamera für Nassplatten kommt mit Stativ und Objektiv auf 20kg Lebendgewicht. Habe sie erst einmal außerhalb des Ateliers genutzt und die Schlepperei (nebst mobiler Dunkelkammer) ist schon aufwendig….die Mamiya habe ich bisher noch nicht getestet, aber auch die ist gegenüber der Hasselblad ein großer und schwerer Brocken mit >2.5kg. Mal sehen, wie ich mich damit anfreunde.

        Ich war in den vergangenen Jahren zu 90% analog unterwegs, erst eine gebraucht „zugelaufene“ M240 brachte mir den Spaß an der Digitalfotografie wieder zurück. Bin da kein Dogmatiker…was für mich zählt, ist zum einen das Ergebnis, zum anderen die Freude am Fotografieren. Die Super Ikonta hast Du bei mir eingepflanzt, mal schauen… eigentlich habe ich genug Kameras herumliegen. Und ich stimme Dir zu: diese wollen benutzt werden, statt als Museumsstücke in der Vitrine ihr Dasein zu fristen.

        Viele Grüße,
        Tom

  6. Hallo Claus,
    ich war schon sehr gespannt auf deine Kombination aus Zeiss 6×6 und Ektar 100. Das Ergebnis spricht in beiden Fällen für sich! Bei diesen Herbstfarben kann der Ektar tatsächlich schon die Anmutung eines Dias haben, wenn das Licht günstig ist. Ich erinnere mich dann gerne an Kodachrome-Zeiten zurück, aber beim hybriden Workflow denke ich nicht ernsthaft an Diafilm.
    Nach den Erfahrungen mit meiner 6×6 TLR (Minolta Autocord) brauchen sich die besten Tessare der 50er und 60er Jahre beim Mittelformat auch heute nicht zu verstecken. Nur mit dem Gegenlicht sollte man es trotz Streulichtblende nicht übertreiben. Auch bei deiner Ikonta scheint es so zu sein, dass bei Blende 5,6 eine sehr gute Auflösung mit ordentlicher Freistellung und schönem Bokeh kombiniert werden kann. Ich bin schon auf eine Hardware-Besichtigung gespannt.

    Gruß
    Volker

    • Claus Sassenberg

      Lieber Volker,

      bin schon gespannt auf deinen Gastartikel zur Minolta Autokord, der hier erscheinen wird (ja, dies ist ein Teaser 🙂 ).

      Und ich hoffe, dass wir bald Gelegenheit haben, unsere alten Schätzchen in Natura zu betrachten.

      Liebe Grüße und bis bald,

      Claus

  7. Moin Claus.
    Ja, aus genau den gleichen Gründen habe ich mich für den Kodak Ektar auf unserer Norwegen-Tour entschieden. Tolle Wiedergabe bei trüben Wetter und unübertrieben kräftige Farben bei Sonne. Erstaunt war ich auch bei den Schneeaufnahmen, die muss ich aber noch einpflegen.
    Ich selbst belichte den Ektar übrigens als ISO 100, auf mittleren Wert.
    Unter https://mare.photo/blende-8-die-sonne-lacht/ habe ich einmal einige Belichtungs-Werte aufgeschrieben, die ich ausprobiert habe. Das klappt auch wirklich bei trüben Wetter.

    Insgesamt wirkt der EKTAR etwas wärmer als der Portra 160. Aber ich habe als Ergänzung zum Ektar den Kodak Portra 400 mitgenommen, ihn in Innenräumen mit 400 und die gleiche Filmspule draußen bei ISO 160 belichtet. Das kommt dem Ektar schon sehr nahe.
    In unserem Wohnzimmer hängt vom Ektar Kleinbildfilm übrigens eine Vergrößerung 60x40cm. Ist zwar das absolute Maximum, aber noch gerade so möglich. Das ist echt beeindruckend.

    Bei Leica, so habe ich gehört, sollen wohl die Teile für analoge Kameras ausgehen. Aber ich habe konkret angefragt. Wäre wirklich schade.
    Dein Artikel zeigt einmal mehr, wie wenig Kamera man wirklich braucht. Der ware Schrecken von Sony und Co, die genau das Gegenteil täglich recht aggressiv predigen.
    Lieber Gruß von Kai

    • Claus Sassenberg

      Guten Morgen Kai,

      deine Artikel zu den Belichtungswerten hatte ich auch schon mal gelesen und fand das Thema gut zusammengefasst. Ich war auch schon in Versuchung, etwas ähnliches zu schreiben, aber dann kam mir das fast „plagiiert“ vor und liess es. Auf der Seite von „Mein Film Lab“ werden auch wertvolle Belichtungstipps gegeben, die sich mit meinen Erfahrungen zu 100% decken, kann die Lektüre wärmstens empfehlen!
      Möchte hier auch den Link zu deinem Artikel zu Kodak Ektar einfügen, der sicherlich von allgemeinem Interesse ist, sehr schöne Beispielbilder!

      Wenn das wirklich wahr ist, dass Leica die analogen Kameras verlässt, kann ich das nicht nachvollziehen (und ganz ehrlich: Ist das nicht auch ein bedenkliches Zeichen der Firmenpolitik, für deren Kritik ich in dem vorigen Artikel so viel Haue gekriegt habe?). Es gibt bestimmt noch einen Markt für neue, hochwertige analoge Kameras. Wenigstens ein Modell sollte man vielleicht in der Palette behalten.

      Liebe Grüße,

      Claus

      • Na, ein bisschen plagiieren wir ja alle:-)
        Man könnte ja solche Artikel ja auch gemeinsam ergänzen und dann auf den teilnehmenden Seiten setzen. Aber pauschal habe ich bei Dir kein Problem mit dieser Art von Plagiat:-)
        Offiziell hat mir Leica übrigens geantwortet, dass man hoffe, noch sehr lange analoge Kameras zu produzieren. Mal schauen, was diese Aussage in zwei Jahren noch bedeutet. Allerdings spricht auch Leica Meister von ungebrochenem Interesse an den analogen Kameras.
        Vom Ektar habe ich übrigens die ersten Schneebilder: Aber beim nächsten Mal würde ich mich wieder genauso schwer mit der Frage tun, ob Ektar oder Portra 160. Ich nehme mal an, das geht Dir genauso ?
        Lieber Gruß
        Kai

      • Claus Sassenberg

        Ektar oder Portra, das ist hier die Frage… vermutlich würde ich bei Tageslicht und Landschaft Ektar favorisieren, bei Porträt eher Portra 160 oder 400 (Portra hat die schönsten Hauttöne) oder bei weniger Licht Portra 400 oder 800.

        Aber ehrlich: Was gerade drin liegt, wird schon „passend gemacht“, eine Frage der Belichtungsstrategie. 😉

        Liebe Grüße,

        Claus

    • Stefano Strampelli

      Mit etwas Verspätung habe ich diesen Beitrag entdeckt. Im Herbst 2020 habe ich sehr spontan eine Wanderung in Rüdesheim gemacht. Auf Vorrat hatte ich als 120er Filme nur Portra 400. Für Kleinbildfilm hatte ich dagegen den Ektar. Das Wetter war stark bewölkt und daher habe ich einige Motive tatsächlich doppelt aufgenommen. In einem Fall hatte ich die für Landschaftsfotografie bessere Kamera (Mittelformat), im anderen Fall hatte ich den für die Lichtverhältnisse besseren Film (Ektar auf Kleinbild). Auf diesen zwei Bildern kann man den Unterschied zwischen den zwei Filmen gut nachvollziehen. Was besser ist, ist Geschmacksache. Der Ektar ist auf jeden Fall deutlich stärker gesättigt. Manchem (nicht mir) könnten aber die Farben etwas unnatürlich vorkommen.

      Viele Grüße
      Stefano

  8. Robert Langhof

    Hallo Claus,

    erstmal vielen Dank deinen tollen, neuen Beitrag! Dein letztes Thema, brachte mich irgendwie zum Schwitzen, weil es nach Blog-Endzeit-Stimmung klang und ich schon dachte, dass der Blog bald wohl kein neues „Futter“ mehr liefert!
    Es ist nicht so gekommen – das freut mich und ich lese interessiert weiter!

    Glückwunsch zu deinen „neuen“ Kamera’s! Es sind damit echt tolle Fotos entstanden, besonders die kräftigen Farben in Kombination mit dem quadratischen Format und Bildaufbau sind ein Genuß! Ich habe eigentlich keinen Bedarf an einer solchen Kamera, aber irgendwie wurde ein Bedürfnis geweckt (must have? ;-))

    Ich habe gestern Abend zum ersten mal einen Kodak TriX-400 selbst entwickelt und heute die doch gelungenen Negative mit meinem Nikon SuperCoolscan 4000 ED in digitales Format gebracht! Es ist viel Arbeit, aber bei einem Hobby schaut man nicht unbedingt auf die Zeit und es hat sich wirklich gelohnt!

    Weiterhin viel Erfolg!

    Beste Grüße aus Radebeul,
    Robert

    • Claus Sassenberg

      Hallo Robert,

      nein, zur Beruhigung: Es findet sich immer ein fotografisches Thema, das mich gerade fesselt und über das ich schreiben möchte. Aber manche scheinen nicht zu verstehen, dass dieses keine reine Leica-Fanseite ist, die alles kritiklos schluckt. Nun haben ja die meisten dafür gestimmt, dass es eigentlich nichts zu kritisieren gibt, aber ich bin da (immer noch) nicht so sicher. Und: Ein Mann wie Erwin Puts, der über Jahrzehnte Leica eng begleitet hat, muss auch gewichtige Gründe haben, sich von der Firma zu trennen.
      Ich bleibe Leica erst mal treu und werde über alle (auch neuen) Produkte schreiben, die mich interessieren! Denn das ist der Luxus, den ich habe: Es ist meine Seite, und niemand hat zu bestimmen, was kommt! Wer Lust hat, hier zu lesen und meine Begeisterung für das eine oder andere fotografische Segment teilt, ist herzlich eingeladen. Aber wen das nicht interessiert, der soll einfach wegbleiben und mich in Ruhe lassen mit Geschwafel über „die mangelnde Entwicklung meiner Webseite“ (das hat mich offensichtlich echt provoziert).
      Es ist mir egal, wie viele Zugriffe auf die Seite es gibt und ich suche auch nicht die Themen danach aus, ob sie maximales Interesse erzeugen (demnach dürfte ich nur über die Leica Q und Q2 schreiben). „Blog“ hat schliesslich was mit Tagebuch zu tun, so gebe ich Einblick in das, was mich bewegt und das ist auch immer im Fluss. Noch vor vier Jahren hätte ich mir selbst nicht träumen lassen, dass ich mich so in die analoge Fotografie vertiefe. Andererseits habe ich auch nicht vor, dies zu einer rein „analogen“ Seite mutieren zu lassen.

      Gratuliere zum ersten selbst entwickelten Film! Trotz oder gerade wegen der vielen Arbeit weiss man das Ergebnis um so mehr zu schätzen. Und ich denke, man kann auch immer ein bisschen stolz sein, so ein Handwerk zu beherrschen.

      Liebe Grüße,

      Claus

  9. Lieber Claus,
    wieder einmal ein sehr schöner Beitrag.
    Ich persönlich liebe diese kleinen Faltkameras. Unglaubliche Bild- und auch Verarbeitungsqualität der Kamera. Mein absoluter Favorit ist, wie schon einmal angemerkt, eine Agfa Super Isolette. Da ich sie auch viel beim Bergsteigen und Mountainbiken nutze habe ich mir heuer zusätzlich eine gut erhaltene Konica Pearl IV gegönnt. Das ist eine Faltkamera mit 6×4,5 Format, was für viele Landschaftsaufnahmen manchmal „besser geht“ (wahrscheinlich auch ein bisschen durch die digitale Gewöhnung ans 3×2 Format). Beide Kameras liefern eine wirklich tolle Performance ab und brauchen einen Vergleich mit aktuellen Digitalkameras nicht zu scheuen.
    Schöne Grüße
    Thomas

    • Claus Sassenberg

      Hallo Thomas,

      der Agfa Super Isolette bin ich bei der Websuche auch begegnet, aber sie ist echt selten zu bekommen! Gut erhaltene Stücke werden deutlich über 500 Euro gehandelt. Aber das ist dir vermutlich absolut bewusst. Sie ist ein tolles Werkzeug!

      Das mit dem Format der Konica Pearl IV finde ich auch interessant (stelle nebenbei fest, dass die Kamera auch hoch gehandelt wird), und es stimmt, bei 6X4,5 fühlt man sich als Kleinbild-Shooter evtl. mehr zuhause.

      Liebe Grüße,

      Claus

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