Im Lauf des Jahres hatten wir mehrfach über die mögliche Neuauflage des 28mm Summaron aus den 50er Jahren gesprochen. Sowohl William Fagan als auch ich besitzen das Objektiv im Original, und William schrieb darüber ausführlich hier, mit einigen exzellenten Beispielbildern, von denen eines unten zu sehen ist. Jetzt ist die Rückkehr des Objektivs Realität und die Einzelheiten über das neue/alte Objektiv wurden von Leica bekanntgegeben. Es wird mit Vorbestellung für 2200 Euro erhältlich sein.
Landschaftsaufnahme von William Fagan mit der M240 und seinem “alten” 28mm Sumaron
Es wird viele überraschen, dass das neue Objektiv dem alten Schraubgewinde-Objektiv fast wie ein Ei dem anderen ähnelt. 6228 Stück wurden zwischen 1955 und 1963 hergestellt. Leica konstatiert, dass die Neuauflage optisch identische Eigenschaften hat, um eine klassische Zeichnung und Charakteristik zu erzielen, die Linsen jedoch durch moderne Vergütung verbessert sind.
Es behält sogar die Tendenz zu einer deutliche Vignette wie sein Vorgänger. Das wird jetzt als Vorteil angepriesen: “Die Kombination von hoher Schärfentiefe, natürlichen Kontrasten, exzellenter Detailauflösung und sichtbarer Vignettierung erzielt dabei eine einzigartige Bildwirkung und verleiht den Aufnahmen einen besonderen Look, der an analoge Fotografien erinnert.”
Aber warum sollten wir wegen einer Optik, die selbst an den Standards von vor einem halben Jahrhundert gemessen lichtschwach ist, in Aufregung geraten? Sogar die gute alte X-Vario wurde angefeindet, weil sie nur eine Öffnung von f/3.5 hatte, obwohl das ja schon deutlich lichtstärker ist. Doch hier geht es schlichtweg um die Größe – dies ist nun das kleinste M-Objektiv – mit dabei ist extreme Tiefenschärfe und daher sorgloses Fokussieren. Egal, welche Stammtischparolen über die Kamera in Umlauf sind, die Besitzer einer X-Vario können bestätigen, das man sich mit f/5.6 am “sweet spot” eines Objektivs befindet, dort, wo die optischen Eigenschaften am besten sind. In der Tat, f/5.6-f/8 ist für viele Zwecke ideal, sei es Landschafts- oder Street-Fotografie. Es kann wohl kaum jemals ein “Bokeh-King” sein, aber wenn man mehr Freistellung braucht, hat man dafür vermutlich andere Optiken in der Fototasche.
Die Mehrzahl der Street-Fotografen benutzt in den meisten Fällen f/5.6-f/8 und erfreut sich an der enormen Tiefenschärfe, die Zonenfokus ultraleicht macht, besonders bei Weitwinkel-Objektiven. Für die Freunde der 28mm-Brennweite, eingeschlossen Besitzer der Ricoh GR, Fuji X70 und der Leica Q, ist das Summaron die perfekte kleine Ergänzung zur M-Kamera.
Als Besitzer eines 1958er Summaron bin ich gespannt, wie es sich im Vergleich zum neuen Modell macht. Wenn wirklich nur ein geringer Unterschied in der Zeichnung zu erwarten ist, kann ich mir die gut 2200 Euro für eine Linse sparen, die denselben Job macht wie das Original. Obwohl das alte Summaron relativ selten ist, kann man es schon für Preise zwischen 500 und 800 Euro bekommen. Red Dot Cameras hat ein nettes Exemplar für, ich glaube £599 auf Lager. Wahrscheinlich nicht mehr lange.
Ein offensichtlicher Unterschied zum alten Objektiv ist, dass die Seriennummer vorn ist. Beim Alten findet man sie auf der Rückseite eingraviert, braucht aber ein Vergrösserungsglas dazu.
Unglücklicherweise wird dieser Preisunterschied nicht bleiben, da die Ankunft des neuen Summaron den Preis des Alten in die Höhe treiben wird. Noch etwas: Wer ein altes Summaron besitzt, hat vermutlich nicht die passende Gegenlichtblende dazu, die sind nämlich so selten wie Schaukelpferd-Mist, wie ich selbst feststellen musste. Die Dinger können fast so teuer sein wie das Objektiv selbst. Das Neue kommt jedenfalls gleich mit Gegenlichtblende, das versüßt einem die bittere Pille des Preises etwas.
Ich war immer ein großer Freund des 28mm f/2.8 Elmarit (bis dato Leicas kleinste Linse), schon bevor ich in dem Jahr mit der Leica Q zu der Brennweite konvertieren musste (Anm. des Übersetzers: Schließe mich an!). Das Summaron, sei es alt oder neu, wird für Street Fotografen eine noch bessere Wahl sein, wenn sie ohne Sorge über Fokusprobleme losknipsen wollen. Ist der Fokus erst mal in der richtigen Entfernung eingestellt, etwa 2m (oder 6ft an meinem Schätzchen, das nur die alte Einteilung hat), ist das der hyperfokale Himmel. Näher als 1m geht nicht, weil dies (wie bereits oft genug erwähnt) ein klassisches Objektiv ist. Nichts von diesem verweichlichten 70cm-Kram für das Summaron.
Für den nächsten Monat ist das alte Summaron jetzt vor meiner M-D. Mal sehen, wie es sich macht. Wenn ich jetzt noch die bezaubernde Jenny Hodge von Leica UK dazu bringe, mir ein Exemplar der neuen Version zur Verfügung zu stellen, kommt vielleicht ein brauchbarer Vergleich dabei heraus.
Offizielle Leica-Pressemitteilung:
Neuauflage eines Objektivklassikers
Ultrakompaktes Weitwinkelobjektiv LEICA SUMMARON-M 1:5,6/28 mm für die unauffällige Reportagefotografie
(Wetzlar, 19.10.2016) Mit dem Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm erweitert sich das Objektivprogramm im Messsuchersystem um die Neuauflage eines Leica Klassikers. Als Schraubgewinde-Objektiv 1955 vorgestellt, zählt das Vorgängermodell bis heute zu den kompaktesten Weitwinkelobjektiven im M-System und zeichnet sich durch seine charakteristische Abbildungsleistung aus. Das neue Summaron-M 1:5,6/28 mm greift die klassisch-kompakte Bauweise und die Leistungsmerkmale seines Vorbilds auf und transportiert eine einzigartige, analog anmutende Bildwirkung in die Digitalfotografie.
In seinem optischen Aufbau und der mechanischen Konstruktion entspricht das Summaron-M 1:5,6/28 mm seinem Vorgänger, der bis 1963 in den Leitz-Werken Wetzlar hergestellt wurde. Dass es sich bei der Neuauflage um mehr als einen simplen Nachbau handelt, zeigt das neue Summaron-M 1:5,6/28 mm durch das gelungene Zusammenspiel aus Optik-Entwicklung, Verarbeitungsqualität und Objektiv-Design. In wenigen Details der heutigen Designsprache angepasst, ist das Summaron-M 1:5,6/28 mm in der Ausführung auf das Wesentliche reduziert, ohne dabei den Charakter des legendären Vorbilds zu verlieren. Mit einer kompakten Länge von weniger als zwei Zentimetern ist es besonders unauffällig und stellt die ideale Ergänzung für die diskrete Leica M-Ausrüstung bei der Street Photography dar. Die übersichtliche Schärfentiefenskala in Kombination mit den großen Verstell-Winkeln erlaubt dabei eine präzise Vor-Fokussierung.
Das alte Summaron in der Hand keines geringeren als Stefan Daniel, die neue Version steht vorn auf dem Tisch.
Wie sein Vorgängermodell besitzt das Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm einen symmetrischen, um die Blende angeordneten optischen Aufbau mit sechs Linsenelementen in vier Gliedern. Die historische optische Rechnung des Original-Objektivs wurde dabei unverändert übernommen. So zeichnet sich das Summaron-M 1:5,6/28 mm bei voller Öffnung durch eine kontrastreiche Wiedergabe in weiten Bereichen des Bildfeldes aus. Die Kombination von hoher Schärfentiefe, natürlichen Kontrasten, exzellenter Detailauflösung und sichtbarer Vignettierung erzielt dabei eine einzigartige Bildwirkung und verleiht den Aufnahmen einen besonderen Look, der an analoge Fotografien erinnert.
Das Objektivdesign des neuen Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm wurde in Details der heutigen Designsprache aktueller Leica M-Objektive angepasst. Dazu gehört neben dem M-Bajonett inklusive 6-Bit-Codierung beispielsweise die Form des Fokus-Entriegelungsknopfes, der Durchmesser des Blendenrings und die Rändelungen. Die Ausführung der Gegenlichtblende orientiert sich am ursprünglichen Objektiv und erinnert an die Anfänge der Messsucherfotografie. Sie wird aus massivem Messing gefräst und in einem aufwändigen Fertigungsverfahren hergestellt.
Das Summaron ist ein Mini-Objektiv. Sieht auf der M240 fast lächerlich klein aus.
Wie alle Leica Objektive wurde auch das Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm von den Optik- Spezialisten in Wetzlar entwickelt. Als besonders zuverlässiges und wertbeständiges Produkt „Made in Germany“ wird es aus hochwertigen Materialien gefertigt und in Handarbeit montiert. Die Verbindung von modernster Technik mit sorgfältiger Manufaktur sorgt hierbei für eine konstante Qualität und große Wertbeständigkeit.
Das Summaron-M 1:5.6/28mm ist ausschließlich auf Vorbestellung erhältlich. Die Belieferung erfolgt in Reihenfolge des Bestelleingangs. Auf Grund von starker Nachfrage, vor allem in den ersten Monaten, ist mit längeren Lieferzeiten zu rechnen. Die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 2200 Euro.
Original-Artikel erschienen auf Macfilos, Übersetzung von Claus Sassenberg mit Genehmigung des Autors Mike Evans.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr war ich in letzter Zeit recht schweigsam, was den Blog betrifft. Ich beschäftigte mich gelegentlich damit, neue Seiten für Objektive zu erstellen. Allerdings mache ich nicht den Puts und verzichte ich auf die ermüdende Analyse von MFT-Kurven, stattdessen wird jedes Objektiv mit einigen Bildbeispielen vorgestellt, um die gestalterischen Möglichkeiten aufzuzeigen. Eine ähnliche Auflistung gab es schon auf der alten Webseite, aber zum einen ist sie jetzt ausführlicher und zum anderen weiss ich nicht, wie lange ich die alte Webseite noch online lasse.
Jo hebt ab. Leica Q bei f/4.0 1/1600 sec ISO 100
Ansonsten war ausserhalb meiner fotografischen Aktivitäten sehr viel los, da blieb nicht viel Zeit. Zum anderen fühlte ich mich nach der Produktionswut von Mai-Juni etwas ausgepowert. Und schliesslich bewegte sich in meinem speziellen fotografischen Interessenfeld zur Zeit auch nicht viel.
Bis jetzt. Denn vor kurzem kam ein Firmwareupdate für die Leica Q. Und das beinhaltet ein paar sehr brauchbare Sachen, sowohl für das Handling der Kamera wie auch deren Funktion.
Endlich kann man auf die überflüssigen JPG’s verzichten, es ist jetzt möglich, nur DNG’s abzuspeichern. Und zu dem Punkt muss ich sagen, dass es geradezu peinlich ist, das so etwas in einem Firmwareupdate geregelt werden muss. Diese Option gehört in eine Kamera dieser Kategorie schon von ersten Tag an. Aber schwamm drüber…
Immerhin, die übrigen Änderungen sind wirklich zum großen Teil Dinge, die das Handling erleichtern, ganz offensichtlich aus Benutzer-Feedback entstanden.
Zum Beispiel verschwindet die Wasserwaage nicht mehr, wenn man den Auslöser halb durchdrückt. Das war nervig, wenn man rekomponieren will, wenn auch nicht so schlimm, dass ich mich hier darüber ausweinen musste.
Weinen musste ich immer über die 30 Sekunden maximale Belichtungszeit (und die 60 Sekunden der M240 sind auch zuwenig, bei der M9 waren es mehrere Minuten). Wenn man mal z.B. den Sternenhimmel fotografieren will (und ich rede nicht mal von echter Astrofotografie), dann ist das sehr knapp, zumal die Zeit sich sofort deutlich verkürzt, sobald man höhere ISO einstellt. Ebenso bei der M240, das macht die langen Belichtungszeiten sofort kaputt. Ich erinnere mich nicht ganz genau, aber bei ISO 3200 kann man (glaube ich) noch ganze 8 Sekunden belichten. Hallo? Was soll dieser Schwachsinn? Möglicherweise ein Kühlproblem des Sensors, aber das muss man irgendwie in den Griff bekommen.
Bei der Q jedenfalls sind jetzt 120 Sekunden bei ISO 100 drin, wenn man jetzt bei höheren ISO-Werten wenigstens 20 Sekunden den Nachthimmel belichten kann, kann man schon eine Menge Licht einfangen (und die Sterne sind noch keine Streifen). Habe die Einstellung schon ausprobiert: Bei ISO 200 sind 60 Sekunden möglich, bei 400 entsprechend 30 Sekunden und bei 800 dann 15 Sekunden. Rein rechnerisch zieht sie damit allerdings nur mit der M240 gleich, die bei ISO 200 ebenfalls 60 Sekunden zulässt und dann mit steigenden ISO-Werten die Zeit kürzt.
Zur Erinnerung: 600 geteilt durch die Brennweite eines Objektivs (Vollformat-Äquivalent) ergibt die Anzahl Sekunden, die man belichten kann, wenn die Sterne noch (annähernd) Punktförmig dargestellt werden sollen. Bei einem 28mm-Objektiv sind das ca. 21 Sekunden.
Dass bei Langzeitbelichtungen jetzt der “Countdown” gezeigt wird, ist ebenfalls hilfreich.
Magnolie. Leica Q f/1.7 1/8000 sec ISO 100
Man kann jetzt das hintere Display abschalten und hat trotzdem die Möglichkeit, sofort darüber ins Menü oder die Bildrückschau zu gehen. Spart auf jeden Fall Batterie. Weniger nervig vor allem in dunklen Umgebungen, wenn der Bildschirm nicht jedesmal anspringt und trotzdem schnell verfügbar ist.
Da man die Größe des Ein-Punkt-Messfeldes jetzt wählen kann, vermute ich mal, dass ich die kleinste Option dafür wählen werde, aber das muss ich noch ausprobieren.
Ein Reihe anderer Bestandteile des Updates sind ebenfalls sinnvoll, betreffen mich aber nicht so sehr, weil ich sie kaum genutzt habe . Z.B. WiFi oder Benutzerprofile, Blitzgeräte oder Gesichtserkennung etc. Damit will ich nicht sagen, diese Dinge seien überflüssig, im Gegenteil, nur brauche ich sie für meine Notwendigkeiten nicht.
Bleibt noch zu sagen, dass ich mich frage, ob hinsichtlich des Bandings etwas unternommen wurde, das für viele Kritiker der Kamera einen der Haupt-Negativ-Punkte darstellt. Ich habe dazu ja schon klare Stellung bezogen.
Erwähnt wird es nicht, aber die Verlängerung der maximalen Belichtungszeit kann ein Hinweis sein, das man daran gearbeitet hat. Gefährliches Thema, ich habe das Update selbst erst gestern installiert, möglicherweise hat sich überhaupt nichts geändert. Das bleibt also noch zu testen.
Bald ist Urlaub, und dann ist die Q selbstverständlich dabei und wieder mehr Zeit, meine nerdige Seite auszuleben.
Das teuerste Leica-Objektiv, das f/0.95 Noctilux, zeigt gepaart mit der neuen SL seine volle Leistung. Es ist sozusagen eine “himmlische Verbindung”, um mal eine Phrase zu dreschen.
Leicas lichtstärkste Festbrennweite ist kein Objektiv für alle Gelegenheiten. Der einzige, den ich kenne, der es für alles benutzt, ist Thorsten von Overgaard. Sein abgewetztes Nocti scheint permanent auf der M zu sitzen und wird sicher nicht verwöhnt. Er ist ein Hexenmeister, wenn es darum geht, das Ding auf Haaresbreite genau zu fokussieren. Wir gewöhnliche Sterbliche werden eingesaugt und in Stücken wieder ausgespuckt, wenn wir mit einer Messsucher-Kamera versuchen, es mit Overgaard aufzunehmen.
Vollformat bei f/0.95
Ausschnitt
Das wachsame Auge
Schwergewicht
Ich besaß vor einiger Zeit ein Noctilux und es hat in meinen Augen einige Nachteile. Reden wir nicht um den heissen Brei, es ist 700g schwer. Das war das Objektiv, das ich abends vor dem Zubettgehen optimistisch vor meine M oder Monochrom klickte, voller guter Vorsätze für den nächsten Morgen. Der Morgen kam und meistens ersetzte ich es durch ein Summilux oder gar ein Summicron. Warum sollte ich mich mit Gewicht und Sperrigkeit dieses Lichtschluckers belasten, wenn ich nicht vorhatte, in die Kanalisation vorzudringen und auf den Strassen nicht weiter offen als f/2.8 fotografieren wollte?
Es gibt zwei konkrete Hindernisse, mal von Gewicht und Grösse abgesehen. Das Nocti muss weit offen benutzt werden (wenn man das nicht tut, sollte man besser ein ‘Lux oder ‘Cron nehmen, beides bessere und schärfere Optiken). Fokussieren mit f/0.95, bei einer papierdünnen Tiefenschärfe ist auf jeden Fall knifflig. Die kürzeste Belichtungszeit der M240 ist 1/4000 Sekunde, die niedrigste ISO 200 (ohne pull ISO). Das bedeutet, die Kamera ist nicht mal in mittelmässig hellen Verhältnissen schnell genug, das volle Potential der Lichtstärke auszunutzen, ohne dass ein Filter benötigt wird.
Genauer Fokus auf Bunyan und seine Pilgerreise. Man beachte die Tiefenschärfe bei f/0.95. BUNYAN ist in Ordnung, aber das “P” in Pilgrims verschwimmt ins Bokeh.
Unwiderstehlich
Kurz gesagt, es muss getrickst werden, oder man macht Zugeständnisse. Aber wenn man die weite Öffnung des Noctilux nicht wirklich braucht (z.B. bei wenig Licht, vor allem drinnen) erscheint es wie Overkill. Trotz alldem hat das Nocti eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Wenn man es gut und oft gebraucht, wie Thorsten Overgaard, belohnt es einen mit aussergewöhnlichen Ergebnissen. Übung, wie bei den meisten Dingen, ist des Pudels Kern beim Noctilux.
Als ich den Review über die SL machte, war ich überrascht, wie viel leichter man mit ihr auch die gewöhnlichen Leica-Objektive bei Offenblende fokussieren kann, als mit der M. Als mein Freund John Cartwright mir erzählte, was für eine Freude das fokussieren seines 75er Summilux auf der SL sei gegenüber der M, auf der es sich sehr temperamentvoll verhält, setzte das bei mir fieberhafte Spekulation in Gang.
Ich fragte mich, ab das Nocti in der SL sein passendes Gegenstück gefunden hatte. Meine Theorie wurde teilweise bestätigt, als ich gestern dem New Yorker Fotografen und Geschäftsmann Howard Grufferman beim Leica-Store in Mayfair über den Weg stolperte. Um seinen Hals baumelte die nicht ganz leichte Kombination einer Leica SL mit 24-90er Zoom. Aber er bestätigte voller Überzeugung meine Theorie. Er benutzt hauptsächlich M-Objektive auf seiner SL und hatte keine Zweifel, das das Nocti mit der SL glänzt.
genauer Fokus auf Blake und Defoe
...aber die Seitenflügel sind schwammig
Also, kann die SL das “widerspenstige” Nocti wirklich zähmen? Ich beschloss, das herauszufinden.
Fett, breit, perfekt
Man könnte meinen, das Noctilux wäre für die SL gemacht. Fett und breit, mit einem Fussballfeld an Glasfläche ergänzt es genau die zyklopischen Formen der SL. Es passt einfach. Und weit besser ausbalanciert als auf der M, wo es total frontlastig ist. Durch den massiven Griff und den etwas schwereren Body der SL fühlt sich das Nocti wesentlich beweglicher an.
Was das Handling angeht, bevorzuge ich also SL + Noctilux. Es fühlt sich genau richtig an, als wäre das Nocti eine natives Objektiv. Ausserdem habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass das Fokussieren mit Hilfe des klotzigen 4.4MP Suchers und der Bildvergrösserung, die mit im Paket sind, wesentlich leichter geht.
Fokus nach rechts verrutscht
Ausschnitt
Volles Bild
Fokus in der Mitte
Geeignet
Für den Gebrauch mit M-Objektiven ist die SL die am besten geeignete spiegellose Kamera. Besser als die sonst üblichen APS-C Kameras wie z.B. die Fuji X Pro-2, sogar besser als Leicas eigene T. Aus irgendeinem Grund kann man mit der Vollformat Sony A7 besser fokussieren als mit den APS-C Kameras, aber auch die wird von der SL auf die Plätze verwiesen.
Das Arbeiten mit dem Messsucher der M kann ebenso äusserst präzise und zufriedenstellend sein, aber es bleibt immer eine Sache des Vertrauens. Man sieht nie die Resultate, wenn man nicht “chimpt” oder bis zum Post-Processing wartet. Bei der SL ist alles auf dem brillanten Display des besten elektronischen Suchers auf dem Markt. Bei Offenblende, speziell bei f/0.95, kann man sich nicht erlauben, alles auf gut Glück zu nehmen. Durch das Vergrößern des Bildes ist genauer Fokus einfacher (ggf. kann Fokus Peaking benutzt werden) und der Fotograf kann sicher sein, dass er richtig liegt. Ich habe schon von einigen eingefleischten Messsucher-Fans gehört, die altersbedingte Augenprobleme haben und deshalb die Sucher der SL und der Q angenehmer finden.
Das Noctilux ist eine verlockende Optik, wenn man erst mal den Bogen raus hat. Was Freistellungspotential und 3D-Wirkung betrifft, gibt es nur wenig Vergleichbares. Dieses Bild von Leica-Mitarbeiter Robin Sinha wurde von Mike Evans mit einem frühen Modell der M240 und Noctilux bei f/1.4 gemacht.
Ich sollte noch den VF-2 Sucher erwähnen, der auf der M als Zubehör eingesetzt wird. Er hilft auch beim Fokussieren mit “schwierigen” Objektiven, aber unglücklicherweise ist er mit 0,920 MP total antiquiert. Das war er schon, als die M240 2012 rauskam, kein Vergleich mit den 4.4MP und 60fps Bildwiederholungsrate der SL. Da kann man gleich einen Ford Modell T mit einem Tesla vergleichen.
Bei der Kombination M und VF-2 gibt es eine Sache, die man gebrauchen kann. Die M triggert als einzige Kamera automatisch die Vergrösserung (falls man es im Menü eingestellt hat), wenn man den Distanzring bewegt. Das ist ein großer Vorteil und nur möglich, weil es eine mechanische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera gibt. Bei allen Nicht-Messsucher-Kameras, die SL, die T, die Fujis und die Sonys eingeschlossen, muss man einen Knopf drücken, um die Vergrösserung zu aktivieren. Dieser Extra-Schritt beim Vorgang des Fotografierens kann nervig sein. Ich schätze, man kann nicht alles haben.
Weit offen
Anfang der Woche borgte ich mir eine SL und ein gebrauchtes Noctilux bei Red Dot Cameras und verbrachte eine halbe Stunde damit, unter den Toten des nahegelegnen Bunhill Fields Friedhofs herumzuschleichen. Bei der Gelegenheit stattete ich John Wesley, William Blake, John Bunyan und Daniel Defoe einen Besuch ab, um nur ein paar der illustren Bewohner dieser uralten Begräbnisstätte zu nennen. Keiner außer Wesley war gewillt, Modell zu stehen. Es war keineswegs ein fundierter Test, aber ich machte diverse Fotos, von denen einige hier zu sehen sind und überzeugte mich selbst davon, dass das Noctilux in der Tat auf der SL glänzt. Ich war sowohl neugierig, wie das Fotografieren bei Offenblende klappt als auch darauf, ob ich mich beim Fokussieren wirklich sicher fühlte.
Ausserdem erinnerte ich mich wieder an die Vorzüge des manuellen Fokussieren (weil ich ein paar Wochen zuvor das 24-90er zum Testen der SL hatte). Es liegt irgendwas unglaublich Befriedigendes darin, auf einen exakten Punkt scharfzustellen und sicher zu sein, dass das Bild im Kasten ist. Mit etwas Übung ist man sehr schnell.
Architektur weit offen mit einem Noctilux? Das ist normalerweise nicht empfehlenswert. Aber hier macht sich die Optik gut und liefert einen beeindruckenden 3D-Effekt. John Wesley steht vor seiner Kapelle, genau auf der anderen Strassenseite von Bunhill Fields. Bild gemacht mit 1/6400s, ISO 50 bei f/0.95. Ein gutes Beispiel für eine Aufnahme, die mit einer M ohne ND-Filter nicht möglich gewesen wäre.
Alle Bilder sind bei f/0.95 gemacht und in einigen Fällen wäre das mit der M240 ohne ND-Filter (um das Licht zu dämpfen) nicht möglich gewesen. Insgesamt hat die SL drei Blendendstufen Vorteil gegenüber der M240. Eine Blendendstufe wegen der kürzeren Belichtungszeit (1/8000s im Vergleich zu 1/4000s bei der M). Noch mehr ins Gewicht fällt, das die native ISO der SL bei 50 liegt, während die M 200 hat (um fair zu sein, es gibt eine “Pull”-Stufe von 100). Das bringt noch mal zwei Blendendstufen mehr für das Noctilux.
Wenn die SL einen elektronischen Verschluss hätte (wie zum Beispiel ihr naher Verwandter, die Q), gäbe es praktisch kein Halten mehr, wenn es darum geht, mit der enormen Offenblende des Noctilux zu spielen. In sehr hellen Verhältnissen, heller also als an diesem Frühlingsmorgen in London, kann selbst die SL bei f/0.95 in Schwierigkeiten kommen. (An dem Tag, als dieser Artikel erschien veröffentlichte Leica ein Firmware-Update, das unter anderem nun auch einen elektronischen Verschluss für die SL möglich macht mit Zeiten bis zu 1/16000s, ähnlich wie bei der Q. Das bedeutet nunmehr vier Blendendstufen Vorteil für die SL gegenüber der M, noch besser für den Gebrauch des Noctilux)
Empfehlung
Die himmlische Kombination SL-Nocti ist ohne jeden Zweifel empfehlenswert. Wer schon ein Nocti hat, bekommt damit einen guten Grund, die SL anzuschaffen. Wer’s nicht hat, sollte in Erwägung ziehen, beides zu kaufen, mal vorausgesetzt, er hat mal eben 18 000 Euro zu verbrennen (der Objektiv-Adapter SL-M kommt dazu).
Meine 81 jährige Omi aus Hessen, Frau Nickela Elmar, hat einen neuen Gespielen. Fuji-san ist ein knackiger junger Mann mit unwiderstehlicher Kraft, Intelligenz und hybridem Sehvermögen direkt aus dem Computerzeitalter. Omi hatte immer schon einen vielschichtigen Geschmack. Sie traf ihn auf Tinder.
Mit ein bisschen Hilfe unseres alten Freundes Silver Efex kommt Leben in Oma Elmar, ein Jungbrunnen für sie. Sie hat so viel Tiefenschärfe, dass meistens nicht mal Fokussieren notwendig ist, speziell nicht für Street-Fotografie. Dies war eine typische “reiss-die-Kamera-hoch-und-drück-ab” Komposition, aber der Zonen-Fokus nagelte die Details auf den Punkt, wie man in der Vergrösserung unten sehen kann.
Kann sie mit Fujis jugendlicher Energie Schritt halten? Das musste ich herausfinden. Also machte ich ein Paar aus ihnen und nahm sie für die Flitterwochen mit auf eine Runde durch das bedeckte, sonntägliche London (Bedeckt war Zufall, aber Omi neigt im Sonnenlicht zu Blendenflecken. Sie braucht eine neue Haube). Es ist schon lange her, seit sie mit dem brummigen Opa Hektor ihre ersten Flitterwochen verlebte, kurz vorm Krieg.
Oben: Ein Besuch bei “The Rutland Arms” inklusive einer Low-Light-Aufgabe für das alte Mädchen
Wakai Fuji war von den alten Brennweiten etwas irritiert: “Maji kayo Oba-chan”, sagte der junge Fuji, “ich dachte, du wärest ein 35mm und jetzt sagst du, du seist 3,5cm?” Ich musste ihm erklären, dass man in Omas Jugend Zentimeter gebrauchte, denn Fuji war mit Millimetern grossgeworden. Noch verwirrender ist, dass Omi sich zu einem 5cm (50mm in moderner Auffassung) entwickelt, wenn sie sich mit dem japanischen jungen Mann, äh… , verbindet. Das war am Anfangs alles etwas verwirrend.
Aber jetzt mal im Ernst. Warum würde irgendjemand, solange er sich geistiger Gesundheit erfreut, ein 81 Jahre altes, vernickeltes 3,5cm Elmar auf das Fuji Flaggschiff, die X-Pro 2, klatschen? Naja, mal abgesehen davon, dass meine geistige Gesundheit tatsächlich zweifelhaft sein könnte, tat ich es, weil ich es konnte! Da ist ein riesiges Arsenal von alten und modernen funktionsfähigen Leica-Objektiven da draussen, nicht zu vergessen die M-Bajonett-Objektive von anderen Herstellern, die nur darauf warten, entdeckt und benutzt zu werden.
Oben: Der Teufel steckt im Detail. Diese Vergrösserung zeigt, dass im Elmar noch einen Menge Leben steckt.
Frau Elmar braucht natürlich einen Adapter, eigentlich zwei, weil sie noch Schraubgewinde (LTM) hat. Ein dünner Ring liefert das M-Bajonett, der Fuji X-M-Adapter verbindet sie mit dem jungen Mann aus Fernost.
Ich wandele auf dünnem Eis, darum lasse ich die gezwungene Analogie mal fallen.
Also, ich tat es, weil ich es konnte, aber auch weil es Spass macht und ich ein neugieriger Charakter bin, der sich schwierige Fragen stellt und dann loszieht, um die Antwort zu finden.
Warum baut man ein 81 Jahre altes Teil auf eine moderne Kamera? Natürlich, weil es geht! Das alte Elmar hat eine einzigartige Zeichnung. Obwohl ich an alte Objektive gewöhnt bin, hat mich dieses überrascht.
Was ich herausfand? Erstens, obwohl die Linse so tut, als sei sie eine 50mm-Brennweite, wenn man sie vor einen APS-C-Sensor baut, verhält sie sich mehr wie ein Weitwinkel-Objektiv. Sie hat so eine mörderische Tiefenschärfe, besonders bei f/5.6 oder f/8, dass die Focus-Peaking Funktion der Fuji die meiste Zeit total durchdreht. Das ist ein nettes kleines Objektiv für Street-Fofografie. Wenn man sie auf zwei, drei Meter Entfernung einstellt, hat man die Leute vor sich und den Mars im Fokus.
Es ist trotzdem eine gute Idee, das hintere Einstellrad zu drücken, um das vergrösserte Sucherbild zu bekommen. Fokus-Peaking ist nämlich teilweise überfordert und behauptet, alles sei im Fokus, obwohl es das offensichtlich nicht ist. Für exaktes fokussieren bei f/3.5 ist es am besten, bei Vergrösserung nach Augenmaß einzustellen.
Weiche Ecken? Mein Kollege William Fagan gibt hierzu die stichhaltige Anmerkung, dass ältere Objektive zwar oft darunter leiden, aber das Problem durch den Gebrauch zusammen mit Crop-Sensor-Kameras wie der Fuji X-Pro 2 vermieden wird. Ich habe nun im Sinn, Omi zusammen mit der M-P auszuführen, um zu sehen, ob es einen grossen Unterschied gibt.
Man sehe sich die folgenden sechs Bilder an. Die ersten drei sind mit dem neuen 35mm f/2 Fuji-Objektiv gemacht, die letzten drei mit dem Elmar. Es ist sicher weicher als das moderne Objektiv, aber zeigt alles in allem eine exzellente Abbildungsleistung. (Alle Bilder Velvia, JPG)
Die zwei Bilder oben sind nun unveränderte RAW-Bilder. Das erste mit dem Fujinon 35mm f/2, das zweite das Ergebnis mit dem Elmar. Das Elmar ist wie erwartet sichtbar weicher, während die moderne Linse besser mit den entfernten Details umgeht. Die Bilder sind an unterschiedlichen Tagen gemacht, darum gibt es Abweichungen in den Farben des Himmels. Rückblickend würde ich sagen, dass die Velvia-Einstellung, die man in den sechs Bildern weiter oben sieht, nicht so gut für das Elmar geeignet ist. Man achte auf den Blaustich in Himmel und Wasser (in den drei oberen Elmar-Velvia- Bildern), was auch mein Leser Stephen Jenner beobachtete. Das ist bei der RAW-Datei nicht zu beobachten, manuelle Bearbeitung hätte also ein besseres Resultat ergeben.
Wenn man die klinisch reinen Bilder moderner Linsen von Fuji oder Leica gewohnt ist, wird man von Oma Elmar überrascht sein. Sie kommt aus einer Zeit, als man Weichheit wertschätzte. Sie ist nicht vergütet, bei hellen Lichtverhältnissen kommt es schnell zu Blendenflecken. Im übrigen liebt sie das neue Dunst-Entfernungs-Werkzeug in Lightroom.
Aber das heisst nicht, dass das nicht ein superbes kleines Objektiv ist. Richtig angewandt erzeugt es atmosphärische und attraktive Bilder. Bei kleinen Blenden ist es überraschend scharf.
Träumerische Fluss-Szene, gemacht mit dem alten Elmar. Da ist definitiv ein nostalgischer Look, insbesondere in Schwarzweiss. Dies ist ein JPG mit Standard-S/W-Einstellung aus der Kamera.
Es hat noch einen andere wichtige Eigenschaft. Es ist winzig. Anders als das 5cm Elmar, das versenkbar ist und zum Gebrauch herausgezogen werden muss, ist das 3,5cm fest. Selbst auf der Fuji mit dem Adapter (der fast so tief ist wie das Objektiv selbst) ist es sehr klein. Auf einer Leica M wird es unsichtbar. Wenn man seine M240 wie eine Kompakte Leica II oder III aus Omis Zeiten präsentieren will, muss man sich eins von den Dingern schnappen.
Dazu sind diese Objektive relativ günstig und verlieren keinen Wert. Wenn überhaupt, steigen sie im Preis, so man sie denn gut behandelt. Diese vernickelte Elmar ist wertvoller als das gebräuchlichere verchromte Modell, das man für etwa £250 bekommt. Dieses kostete £350 bei Red Dot Cameras. Es kostete 1935 £9 und die Chrom-Version £9.5s0d.
Dieses Objektiv ist Mini. Wenn man sonst von “Pancake”-Objektiven spricht, ist dies ein Crêpe. Auf der Fuji ist es wegen des Adapters größer, aber auf der Leica verschmilzt es mit dem Gehäuse. Es macht die Kamera fast Manteltaschen-tauglich. Und die Ergebnisse sind nicht schlecht für ein altes Mädchen im neunten Jahrzehnt.
Es ist eigentlich seltsam, dass hier nicht öfter Pferde auftauchen, denn die spielen bei uns eine nicht unbedeutende Rolle. Die drei Frauen, die mein Leben bestimmen, suchen ihr Glück nämlich unter anderem auf dem Rücken der… wie schon gesagt. Ich bin selbst mal einige Jahre viel geritten, aber habe mich dann mehr aufs Rennrad fahren verlegt. Man muss eine Auswahl treffen, wenn man so viele Tauben auf dem Dach hat wie ich, sonst geht man im Freizeitstress unter.
Heute war in unserem Reitverein “Weihnachtsreiten”, das ist eine gesellige Veranstaltung. Es wird eine “Quadrille” geritten, die Kinder bekommen Geschenke (hauptsächlich “Leckerlis” für die Pferde), zum Schluss ein Mächtigkeitsspringen (wer sich traut).
Der “Chef”, Helmut Rethemeier, Olympiasieger von 1976
“Q” wie Quadrille, da liegt es nahe, mal wieder die Q unter erschwerten Bedingungen auszuführen… auf dem Prüfstand heute: Der Autofokus.
Und ich muss gleich sagen, ich bin immer noch dabei, mich vom Boden hochzurappeln, so hat mich das Ergebnis umgehauen! Der Autofokus nagelte die Pferde im Sprung über dem Hindernis fest. Während der Quadrille machte ich ein paar mitgezogene Aufnahmen mit relativ langer Belichtungszeit, dadurch kommt es zu partiellen Bewegungsunschärfen im Bild. Doch gerade das verschafft den Fotos (Bewegungs-)Dynamik. Die Bildstabilisierung war ausgeschaltet, die verträgt Bewegung im Bild nämlich nicht. Ich hatte sie bei keinem der Fotos an.
Das Licht in der Reithalle wechselte ständig, weil teils grelles Sonnenlicht durch die Oberlichter fiel, dafür war es zwischendurch schummrig. Die ISO der Bilder schwankt infolgedessen zwischen 100 und 2000. Die Belichtungszeit stellte ich manuell ein, da die Kamera dazu tendiert, immer 1/60 sec zu nehmen (man kann natürlich eine andere Grenze einstellen). Ich wählte aber lieber manuell je nach Bedürfnis mal 1/125, 1/250 oder 1/500 sec. Die ISO stellt sich entsprechend ein. Blende hatte ich immer zwischen f/1.7 und f/3.2, viel kleiner war nicht nötig.
Letztes Jahr habe ich etwa das gleiche mit meiner M und dem 35er Summilux fotografiert und das ging hervorragend… aber… ich bringe es kaum über die Lippen… mit dem Autofokus der Q kann jeder Depp die Bewegung einfangen, während das mit der M ganz schön Übung erfordert. Obwohl es so “einfach” war, hat es auch mit der Q Spass gemacht. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die Q von jedem bedient werden kann. Damit vernünftige Fotos entstehen, gehört doch etwas mehr dazu als nur ein schneller Autofokus. Eine teure Kamera allein war noch nie ein Garant für gelungene Fotos.
Wenn man genügend Bewegungsfreiheit hat, kann man das 28er Summilux Objektiv für alles gebrauchen. Vielleicht fällt es mir auch besonders leicht, weil 28mm ja schon lange meine bevorzugte Brennweite ist.
Fazit: Die Q wird in dieser ersten Reportage der hohen Erwartungshaltung gerecht, die ich an sie stellte. Zwar bin ich mit der M und Wechselobjektiven noch flexibler, dafür ist es befreiend, nur mit einer Brennweite zu “sehen”. Ausserdem: Kleine, leichte Kamera, keine weitere Ausrüstung erforderlich! Aber bei aller Lobhudelei sollte man jetzt nicht zu dem Schluss kommen, meine M hätte jetzt ausgedient! Es gibt genügend Gelegenheiten, bei denen die Q mit ihren 28mm suboptimal ist… und gelegentlich möchte man doch auch mal den Blickwinkel ändern. Ein 50er Summilux, 75er Summicron oder das 90er Macro-Elmar haben ihren eigenen Reiz, auf den ich nicht verzichten wollte.
Wer diesen (älteren) Artikel interessant findet, mag vielleicht auch das lesen, was ich ein Jahr später zur Leica Q schrieb: Retrospektive: Ein Jahr mit der Leica Q
Des weiteren ist auch das “Statement zur Leica Q” ein Beitrag, in dem ich eine klare Haltung zur Gebrauchsfähigkeit dieser Kamera einnehme.
Leica Q – Hands on
Seit dem Sommer habe ich mit mir gekämpft, weil mich alles an der “Q” sofort angesprochen hat. Vor ein paar Tagen habe ich es aufgegeben. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Ihr Codename bei der Entwicklung war “Hemingway”.
Ich würde sagen: “Wem die Stunde schlägt”, oder “Haben und Nichthaben”, meine Tochter vermutlich: “Der alte Mann und das mehr…”
Dies soll übrigens kein Review werden, denn es gibt genug. Am Ende sind ein paar Links dazu. Ich verstehe diesen Artikel mehr als “Hands on”. Meine persönliche Sichtweise steht im Vordergrund, wie sich die Kamera für mich “anfühlt” und warum sie die ideale Ergänzung zu meiner M240 darstellt.
Die Q ist der “Luxus-Ersatz” für meine Fuji X100T, die ich bereits bei ebay verkauft habe. Natürlich gibt es keine rationale Begründung für den Kauf. Trotzdem mache ich einen Versuch.
Was also hat sie der Fuji voraus?
Ganz offensichtlich – den Vollformat Sensor mit höherer Auflösung.
Die f/1.7 28mm Summilux Optik der Q ist dem f/2.0 Fujinon-Objektiv haushoch überlegen. Die Fuji sollte man z.B. weit offen in der Makro-Funktion gar nicht benutzen, sehr schwammiges Ergebnis. Die Q blendet automatisch etwas ab, das wäre für die Fuji empfehlenswert. Ansonsten ist das 28er Summilux der Q schon bei voller Öffnung klinisch scharf (so dass es manche schon wieder stört).
Meine bevorzugte 28mm Brennweite (die 35mm der Fuji sind “mit drin”, denn wenn ich in der Q auf 35mm gehe, sind immer noch 16 MP Auflösung übrig, die die Fuji hat).
Trotz 28er Brennweite ein erstaunliches Freistellungspotential, deutlich mehr als bei der Fuji.
Höhere Lichtstärke – durch das Summilux Objektiv ein halber Stopp nach unten, durch die höhere (brauchbare) ISO mindestens zwei Stopps nach oben.
Die DNG-Dateien sind stabiler als die Raw-Dateien der Fuji, höhere Dynamik vor allem bei steigenden ISO-Werten.
Bedienbarkeit – die Menüführung ist gegenüber der Fuji deutlich überschaubarer.
Manuelles Fokussieren fühlt sich bei der Leica Q an wie bei einem “echten” mechanischen M-Objektiv. Dagegen kann die “fly-by-wire”-Technik der Fuji nicht an. Ausserdem sind die Fokussierhilfen (Vergrösserung, Fokus-Peaking) bei der Q einfach besser und deutlicher.
Der Autofokus ist schneller! Und das heisst schon was, denn die Fuji ist nicht gerade lahm. Angeblich zur Zeit (die Angaben gehen etwas auseinander) der schnellste Autofokus an einer Kompaktkamera.
Belichtungsreihen: Endlich kann ich zwei oder drei EV einstellen! Total bekloppt bei der Fuji, das nur höchstens ein EV möglich ist. Darüber habe ich immer geflucht.
Markierungen auf dem Objektiv. Oh ja, diese Dinger brauche ich wirklich! Wer nicht versteht, warum, sollte mein Tutorial zum Fokussieren lesen.
Kleinigkeiten – tolle Makro-Funktion, bessere Akkulaufzeit, bessere Verarbeitung, minimalistisches Design.
Was verliere ich?
Den optischen Sucher (heul!). Es geht nichts über einen optischen Sucher!
Die Fuji konnte man in die (Mantel-) Tasche stecken. Bei der Q ist zuviel Objektiv vorne…
eine Menge Geld, die die Q mehr kostet. Und trotz aller ihrer Vorteile ist sie nicht vier mal besser als die Fuji, sondern nur (fast) vier mal teurer…und hier beginnt das Irrationale.
(Update 14.12.15, ein Freund machte mich auf fehlende Punkte in der Verlust-Liste aufmerksam) Der kamerainterne Blitz.
In-Camera-Raw-Conversion
Zu den letzten beiden Punkten muss ich sagen, dass ich sie nicht vermisse, weil ich sie nie benutzte. Ebenso wenig wie ich Bedarf für die Film-Emulationen Fuji-Astia oder Provia hatte, denn wenn ich so etwas will, mache ich es im Postprocessing.
Nebenbei: Warum habe ich mir keine Sony RX1R II gekauft, den offensichtlichen Konkurrenten? Antwort: Weil sie keine Leica ist… 🙂
Bei Steve Huff las ich den Review eines Sony-Shooters. Er kam mit den Sucherrahmen nicht zurecht. Sie irritierten ihn bei der 50mm Komposition, weil sie das Gesichtsfeld eben nicht eingrenzen, sondern man wie bei einer M alles drum herum weiterhin sieht. Sorry, aber… beim Eignungstest für M-Fotografen schon durchgefallen. Um fair zu sein: Das arbeiten mit Sucherrahmen erfordert Übung und Vorstellungsvermögen, darum ist es auch nicht jedermanns Sache. Aber der grosse Vorteil liegt gerade darin, das man den Überblick behält über das, was ausserhalb stattfindet und entsprechend schnell auf Änderungen dort reagiert.
Um das Thema abzuschliessen: Die ursprüngliche RX1R und die neue RX1R II sind Spitzenkameras. Die Kaufentscheidung ist eine reine Geschmacksache. Man komme mir nicht mit dem Argument, der Sensor sei besser als der der Q! Seit DxO den Sensor der M9 als “unterirdisch” abgetan hat, weiß ich, wieviel vom Sensorranking zu halten ist. Um so mehr, wenn sich die betreffenden Sensoren sowieso auf den Spitzenplätzen drängeln.
Ein Sensor ist nur so gut, wie das, was drum herum gebaut ist. Und eine Kamera ist mehr als die Summe ihrer Teile.
Was sie nicht ist: Eine Mini-M.
Sie kann mir nicht die M ersetzen, an die kreative Bandbreite dieser Kamera kommt sie nicht heran. Schon allein, weil sie eben keine Systemkamera ist und keinen Messsucher hat. Es spielt auch keine Rolle, dass sie nach oben zwei Stopps mehr ISO verträgt. Aber sie kann einen Teil der Jobs übernehmen, die ich sonst nur der M zugetraut habe. Wenn ich in Städten unterwegs bin und sowieso nur 28mm benutze, kann ich die M gleich zuhause lassen. Für “Reportage” ist sie ideal. Ich habe mich nie über das Gewicht der M beschwert und werde es auch jetzt nicht tun, aber die Q ist auch deutlich leichter, ohne sich hohl anzufühlen. Dazu enthebt sie mich dem Zwang, Wechselobjektive mitzuschleppen.
Bei Events (Konzerten, etc.) kann sie nun den “weiten” Bereich abdecken, während ich die M mit einem 50er oder 75er Objektiv nutzen kann. Sicher sieht es wichtigtuerisch aus, mit zwei Kameras um den Hals herumzurennen, aber ich kann so deutlich schneller reagieren. Es schadet auch nicht, weniger die Objektive zu wechseln. Dazu sehen die Farben aus der Q und der M praktisch identisch aus, so dass es nicht stört, die Bilder zu mischen.
Update, 07.01.2016: Dia Farben sind nicht identisch, nur durch die vielen Low-Light-Fotos in der ersten Zeit wurde ich zu dieser Annahme verleitet. Das Farbschema der Q weicht marginal von dem der M240 ab, aber vor allem die bei der M häufig kritisierten Hauttöne werden bei der Q besser beurteilt.
Die Q ist also eine echte Ergänzung, in grösserem Maß als die Fuji.
Letzten Samstag hatte ich morgens ein kleines Konzert mit meinem Flötenquartett (“Argillus”). Kaum war ich zuhause, brachte der Paketbote das gute Stück. “Unboxing”, immer wieder schön. Das Gefühl der Kamera in der Hand sofort typisch Leica – perfekte Verarbeitung. Der Blick durch den Sucher versöhnte mich mit dem Elektro-Teil: Wirklich sehr klar (ich hatte das schon in München gesehen, als ich die Q in der Brienner Strasse begutachtete). Es gibt (zur Zeit) nur einen Besseren, und das ist der der Leica SL.
Ich hatte schon eine Aufgabe. Sofort den Akku laden und die Kamera geschnappt, denn meine Jüngste hatte ihre Freundinnen zum Geburtstag auf die Eisbahn geladen.
Es gab also keine Zeit, die Bedienungsanleitung anzusehen. Aber wenn man mit der M240 vertraut ist, braucht man nicht Raketenwissenschaftler zu sein, um die Q zu verstehen. Das Menü ist überschaubar, ich stellte sofort auf DNG+JPG (hoffentlich kann man mal die überflüssigen JPG’s bei irgendeinem Firmware-Update hinter sich lassen). Dann stellte ich ISO-Automatik ein (Knopf wie bei der M) und Blendenautomatik (genau wie bei der Fuji am Blendenring), Autofokus am Entfernungsring (sehr schöne Design-Lösung). Schon hatte ich erstmal das “Rundum-Sorglos-Paket” gebucht. In der Eishalle war es nicht besonders hell, darum stellte ich die Blende fest auf f/1.7 ein, aber es gab einzelne sehr blendende Lichtquellen. Die Q ist nicht Invariant, zur Schonung der Highlights dachte ich: Mal die Belichtungskorrektur runterstellen, und siehe da: Wie bei der M am Daumenrad gedreht, und schon erledigt. Eine ganze Menge ist wie bei der M240 untergebracht, das ist auch ein grosser Vorteil, wenn man zwischen den Kameras “switcht”. Man muss nicht lang überlegen, wo was ist.
Oh, und selbstverständlich habe ich sofort den Autofokus auf ein Feld gestellt, dass ich normalerweise in der Mitte lasse. Mit der Kreuzwippe kann man es leicht bei exzentrischen Motiven verschieben. Bei normalen Entfernungen reicht aber zielen und rekomponieren. Auf keinen Fall lasse ich mir in einer Lotterie von 49 Messpunkten vorschreiben, wo zufällig mein Fokus liegt!
Der Autofokus nagelte die quirlige Bande jedes Mal ohne Probleme fest, dabei hatte ich nicht mal auf “Continuous” gestellt. ISO hatte ich auf Maximal 12500 begrenzt (bis 50 000 möglich), das ist wie bei der M (bei 3200) die realistische Grenze. Die Automatische Bildstabilisierung hatte ich nicht an, die sei nämlich nur für stillstehende Motive geeignet (das hatte ich schon mal in einem Review gelesen). Später in der Bedienungsanleitung (die ich dann teilweise schon noch durchgesehen habe…) fand ich heraus, dass sie für stillstehende oder sich langsam bewegende Motive mehrere Blendendstufen bringen soll.
Mehrere, das heisst ja wohl mindestens zwei. Ich kann bei dem 28er Objektiv mit 1/8 Sekunde noch aus der Hand fotografieren, also sollte ich dann wenigstens 1/2 Sekunde schaffen. Ich bin skeptisch, ob das klappt, aber ich werde es versuchen…
Apropos der Verschluss: Natürlich total leise, sehr diskrete Kamera, da kann man mitten im Pianissimo im Konzert drauflos knipsen. Das ist oben nicht aufgelistet, denn die Fuji ist auch geräuschlos. Auf der Eisbahn war das völlig egal.
Dann fiel mir ein putziger Knopf neben der Daumenmulde auf. Und Schwups – Sucherrahmen! Man fühlt sich gleich zuhause. Er schaltet immer zwischen 35 und 50 mm wieder auf 28 durch. Aber ganz anders als der verpönte “digitale Zoom” bei anderen Kameras grenzen die Sucherrahmen in gewohnter Weise den Bereich ein, das komplette 28mm Sucherbild bleibt erhalten. Man sieht also wie bei einer M-Kamera, was sich ausserhalb des Rahmens tut. Das aufgenommene DNG zeigt sowieso immer alles, aber beim importieren in LR wird das Bild gleich gecroppt dargestellt. Wie auch immer, man kann das später noch beliebig ändern, wenn man mit seiner Komposition nicht einverstanden ist. Und wer meint, es sei wenig, wenn da 15 bzw. 8 Megapixel übrig bleiben, sollte sich mal kurz vom Pixel-Wahn der heutigen Zeit befreien. Ausserdem sind das Leica-Pixel, mein voller Ernst, es gibt riesige Unterschiede auf dieser Ebene. Allein das Nichtvorhandensein des Moirè-Filters sorgt schon für einen Unterschied zu Bilddateien aus anderen Kameras (mit AA-Filter).
Zu erwähnen wäre noch der automatische Weissabgleich: Auf der Eisbahn war eine üble Mischung von LED, Tungsten, Glühlampen und irgendwas von Outer Space… die Q traf die real vorhandene Lichtstimmung auf den Punkt. Leider war die ziemlich hässlich. Man assoziiert sofort Gallenprobleme.
Am Samstagabend sabberte ich erst mal über die DNG’s der Q in Lightroom, superklar, rauscharm und flexibel wie die der M. Dann machte ich mich mit den Feinheiten der Bedienung vertraut. Alles sofort nachvollziehbar. Aber wozu brauche ich WiFi? Vielleicht finde ich das noch heraus… ach ja: Selfie machen, aufs iPhone senden und sofort zu Facebook… so ‘n Mist… ich hab doch gar keinen Facebook-Account…
Dann, tief im Menü verborgen: Scene-Modes! Da kann man wohl dankbar sein, dass die nicht oben auf ein Wahlrad gedruckt sind…das wäre ja so was von uncool… Naja, vielleicht braucht man mal “Panorama”. “Zeitraffer” gibt’s auch, das mag bei entsprechenden Motiven effektvoll sein.
Total cool dagegen die Umschaltung der Entfernungsskala, wenn man auf “Macro” stellt.
Die Macro-Funktion ist superschnell eingestellt. Überhaupt sind alle Kontrollen so untergebracht, dass man überhaupt keine Hemmungen hat, schnell etwas zu ändern. Weil man eben nicht 27 verschiedene Menü-Seiten durchblättern muss. Dazu ein kleiner, schlauer Knopf links vom Monitor: Der “FN”-Button. Lang gedrückt, gewährt er Zugang zu einigen Hauptmenüpunkten, man kann sich das gerade benötigte direkt auf den Knopf legen.
Dann probierte ich manuelles Fokussieren. Wow. Schneller kann’s ohne Messsucher nicht mehr gehen. Und das Gefühl am Entfernungsring ist (fast) wie bei einem M-Objektiv. Bei der Fuji ist das manuelle Fokussieren wie der Hilfsmotor an einem Segelboot: Er bringt das Boot voran, aber so gedacht ist es nicht. Bei der Q ist die Methode dem Autofokus absolut gleichwertig. Und superschnell verfügbar: Einfach am Tab des Entfernungsrings entriegeln und drehen, sofort springen die Fokussier-Hilfen ein. Man muss die Kamera nicht mal vom Auge nehmen, wenn man plötzlich ein Hindernis für den Autofokus vor sich hat. Perfektes Design.
Darüber sind sich die Reviewer sowieso einig: Man hat den Eindruck, die Entwickler der Kamera haben bei allen früheren Leica-Modellen nachgesehen, was besonders gut funktioniert und das in die Q gebaut. Dazu schnurrt alles von Beginn an, ohne das Leica (wie sonst) ein Firmware-Update losschicken muss. Und das bei einer völlig neu konzipierten Kamera. Das schaffen kaum die “Großen” (Nikon, Canon, Fuji, Sony)! Die Fuji X100 dagegen hatte am Anfang mehr Bugs als ein neapolitanischer Strassenköter.
Am nächsten Tag, Sonntag also, musste ich nachmittags mit dem Bläserkreis Weihnachtslieder auf dem Vlothoer Adventsmarkt spielen. Gleich danach griff ich mir die Q und machte ein paar Bilder. Der kleine Adventsmarkt war gut besucht.
Ein Freund von mir, Bulli Grundmann, seines Zeichens Liedermacher aus Bielefeld (und gebürtiger Vlothoer, Mitglied der Kanu-AG, war schon mit an der Ardèche), gab ein Konzert für die Kinder. Ein paar Bilder davon habe ich in Silver-Efex in S/W konvertiert. Auch das fühlt sich mit den DNG’s der Q wie gewohnt an, sie liefert ausgezeichnetes Schwarzweiss-Grundmaterial. Übrigens sandte mir Bulli eine kleine Hörprobe mit seiner neuen Ukulele (hier mit seiner Genehmigung):
Für Porträts sollte man sich an den 50mm Einblendrahmen halten, man ist so automatisch in einem Abstand, der die Proportionen wahrt. Wenn man Porträts mit 28mm bildfüllend aufnimmt, kann es sein, dass Rübennase und Glubschaugen vom Porträtierten nicht als so schmeichelhaft empfunden werden.
Leica Q (Typ 116) 28mm Summilux f/1.7 1/60sec ISO 100
Weil es bald dunkel war, konnte ich noch mal die Low-Light Eigenschaften der Kamera testen. Sie sind der M240 sehr ähnlich, mit zwei Stops ISO-Gewinn nach oben. Wie schon erwähnt, ist der Sensor der Q nicht invariant, also sollte man wie bei der M entweder Auto-ISO benutzen oder manuell Werte einstellen, die zur erforderlichen Belichtungszeit passen. Es empfiehlt sich aber ebenso wie bei der M, die Highlights durch Belichtungskorrektur nach unten zu schonen. Also auch hier kein Umdenken nötig, der M-Shooter fühlt sich mit der Q immer zuhause.
Nach kaum einer Woche mit der Kamera (heute ist Donnerstag) bereue ich den Kauf keine Sekunde. Sie ist ein Juwel, wie die M vermag es dieses kleine Ding, eine persönliche Beziehung herzustellen. Man möchte sie ausführen!
Unten: Der Schlusschor beim Weihnachtskonzert des Wesergymnasiums. Der Weissabgleich in der Kirche ist übrigens “tricky”. Die Q hat ihn sofort getroffen.
Wie gesagt, für einen richtigen Review habe ich die Kamera noch nicht lange genug, außerdem sind bereits genügend geschrieben worden. Insgesamt wird die Q exzellent bewertet, vor allem von Seiten, die nicht ausgesprochene “Leica-Fan-Boy” Reputation haben, und das zählt doppelt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich auf die Q verlassen kann wie auf meine M. Selbst für Landschaftsfotos (bei Wanderungen, Fahrradtouren, etc.) wird sie mich als “leichte” Alternative zur M begleiten. Das sie auch hervorragende Gegenlichteigenschaften hat, konnte ich bei Sonnenaufgang gestern morgen auf dem Burghof von Vlotho testen. Nebenbei: HDR ist (meist) genauso überflüssig wie bei der M.
Ein Blog jagt den nächsten, aber damit ist es auch dann erst mal gut. Gerade aus Paris zurück, war wieder der Tag der Präsentation der Ergebnisse der Woche der “Ferienmusikwerkstatt” und wie immer war es erstaunlich, was die Teilnehmer in der einen Woche alles geschafft hatten. Den krönenden Abschluss macht immer spätabends die Barockoper unter der musikalischen Leitung von Walter Waidosch, in der alle Teilnehmer, ob gross oder klein, irgendwie eingebunden sind. Teils als Librettist, Musiker, Bühnen-und Maskenbildner, teils als Darsteller hat jeder eine Aufgabe, die alle mit unglaublich viel Spass dabei erfüllen.
So ist das fotografieren der Abläufe immer eine dankbare Sache. Bühnenfotografie finde ich sowieso sehr reizvoll, ich habe leider kaum Gelegenheit dazu (noch schöner ist es natürlich, wenn man bei den Proben zu einem solchen Stück zwischen die Teilnehmer treten kann und von dort fotografiert, denn bei der Aufführung muss man sich schliesslich hübsch ausserhalb des Geschehens halten).
Beinahe hätte ich die Oper nicht fotografiert, zumindest nicht, um einen Blog daraus zu machen, denn ich war noch ziemlich erfüllt von der letzten Zeit in Kärnten, München und Paris, viele der Bilder von da musste ich noch sichten, also war ich etwas zögerlich, mir noch mehr aufzuhalsen. Aber eine Teilnehmerin sprach mich nachmittags an und schwärmte sehr nett von den Beiträgen über die Opern im Blog der letzten Jahre (hier 2013, hier 2014), dass ich weich wurde. Ich bereue jetzt, dass ich erst ein wenig knurrig reagierte, erlag dann aber doch der netten Ansprache.
Am Abend legte ich meine fotografischen Paraphernalia bereit und machte mich auf arbeiten unter erschwerten Bedingungen gefasst. Damit ist mein defekter Messsucher gemeint, denn es war klar, dass ich nun ständig in dem Bereich fokussieren musste, den er eben nicht mehr zeigte. Also war ich auf den Sch…elektronischen Sucher angewiesen, um mit Fokuspeaking mein Motiv zu finden. Dazu musste ich irgendwie mit der Auslöseverzögerung leben, die nun mal bei Live-View immanent ist. Ich half mir allerdings während der Aufführung: Um flexibler zu sein, nahm ich gelegentlich blitzschnell das Objektiv aus dem Bajonett, zog den Hebel des Messsuchers (im Gehäuse der Kamera) ganz nach vorne (also in Stellung “Nah”) und setze das Objektiv mit Distanzring auf kleiner Entfernung wieder auf. Dann konnte ich ein näher gelegenes Motiv mit Messsucher fokussieren (in eine Richtung geht er ja, nur nicht wieder zurück). Aber das beschleunigte die Motivsuche und erhöhte die Trefferquote erheblich, so dass ich fast nur noch so vorging.
Das Ganze ist natürlich ein “pain in the ass”, ich bin froh, wenn ich nächste Woche die Kamera repariert bekomme. Ansonsten liess ich die Kamera auf Belichtungsautomatik bei Blendenvorwahl und hatte Auto-ISO wie gewöhnlich auf 3200 begrenzt. Die längste Belichtungszeit bei Automatik sollte 1/Brennweite sein, obwohl hier 1/2XBrennweite auch durchaus o.k. gewesen wäre. Aber die Akteure bewegten sich ausser beim Tanzen nicht zu hastig, und ich finde eine gut platzierte Bewegungsunschärfe durchaus Bildwirksam.
Bei Sichtung und Aussortieren der Bilder überlegte ich kurz, ob ich alle in Schwarzweiss präsentiere, denn einige eignen sich sehr gut dafür, auch ist der Bereich der Bühnenfotografie eine S/W-Domäne. Dann aber entschied ich mich doch für die Farbvariante. Wie immer bin ich über den Sensor erfreut, der auch bei hoher ISO noch Bilder mit guter bis sehr guter Farbdynamik liefert. Am automatischen Weissabgleich der Kamera habe ich nachträglich nichts geändert, die Fotos geben die gelbliche Beleuchtung naturgetreu wieder. Überhaupt sind alle Bilder wenig verändert: Hier und da etwas die Belichtung angehoben, die Highlights zurückgenommen, ein wenig Rauschunterdückung, das ist schon alles.
Es ist aber auch klar, dass der tollste Sensor nichts kann ohne die entsprechenden Objektive und bei diesen Lichtbedingungen kam mal wieder die Stunde der Summiluxe. Aber auch das 75er Apo-Summicron und das 90er Summarit kamen zum Zuge, letzteres sogar recht oft. Ich hatte ihm den Vorzug vor dem 90er Apo-Macro gegeben (das ich in letzter Zeit favorisiere), denn hier war in erster Linie Lichtstärke gefragt (davon ab: die Summarite zählen wohl zu den am meisten unterschätzten Objektiven überhaupt. Zu unrecht, mancher Hersteller müsste sich bemühen, schon den Standard zu erreichen, den diese Optiken setzen).
Hier ist also der Bericht über die inhaltlich erstaunlich aktuelle Barockoper:
Leica M mit 35mm Summilux asph. bei f/2.4 1/45sec ISO 3200
Der Dirigent klärt die Besucher über die Tatsache auf, dass sie nicht Glucks “Orpheus und Eurydike” zu erwarten haben, sondern Johann Joseph Fux verantwortlich zeichnet (“da steckt bestimmt der Fux dahinter”, ist ein bekanntes Zitat aus seiner Zeit…oder nicht). Völlig vergessen zu erwähnen hatte Walter Waidosch allerdings, dass die Jugendhof-Librettisten gnadenlose Anleihen bei Jacques Offenbachs “Orpheus in der Unterwelt” gemacht hatten. Nun ja, das merkte das Publikum dann ganz schnell.
Erste Szene: Orpheus und Eurydike haben sich nicht mehr viel zu sagen. Die ganze Romantik ging im Brei des Alltäglichen unter, und sie sind einander mittlerweile herzlich egal.
So sucht sich der prinzipienlose und als Musiklehrer etwas heruntergekommene Orpheus andere Frauenbekanntschaften. Er betrügt seine Frau mit der Nymphe Chloé, die aber aus ganz anderen Gefilden kommt. Die öffentliche Meinung (ein Chor von drei bürgerlich gekleideten Herrschaften), ist entsetzt: Er bändelt mit einer Kreatur der Hölle an (aber sind das nicht irgendwie alle Frauen? Anm. der chauv. Red.)! Obwohl es den Chronisten etwas verwirrt, denn nach seiner Erinnerung war Persephone die Frau des Pluto und somit die “Höllenfürstin”. Vielleicht klärt mich ja noch mal einer auf, was ich hier nicht checke.
Eurydike sieht sich indessen ebenfalls mit einem neuen Verehrer konfrontiert: Pluto (nein, nicht der Hund! Pluto wie Hades, kapiert?) umgarnt sie. Dass er sich zunächst als Schäfer Aristäus ausgibt, unterstreicht die zweifelhafte Moral der Sache nur. Pluto will Eurydike mit in die Hölle nehmen, dazu hat er sich mit einem Vampirgebiss á la Twilight ausgestattet. Ein kräftiger Biss in den Hals, und es ist um Eurydike geschehen, sie folgt ihm willig.
Nicht aber ohne vorher einen Abschiedsbrief zu schreiben, der ihr von Pluto in die Feder diktiert wird:
Verlassen muss ich diese Schwelle,
Denn ich bin tot ohn’ allen Zweifel,
Aristäus war der Gott der Hölle,
Und jetzt holt mich der Teufel.
Orpheus kann sein Glück nicht fassen, dass er die Alte los ist, hat aber die Rechnung ohne die öffentliche Meinung gemacht, die Zeter und Mordio schreit ob den verletzten Grundfesten der Ehe.
Szenenwechsel: Olymp
Sie (die öffentliche Meinung) zwingt Orpheus, bei Jupiter Hilfe zu suchen, der hier gerade mit seinem neuen Raumgleiter von Ferrari eintrifft. Dazu singt ein Terzett aus jungen Damen lautstark seine bekannte Hymne “Fred vom Jupiter” (alle Achtung, dass der Fux das drauf hatte, hätte ich nie gedacht!).
Das höllische Personal wartet derweil auf seinen Einsatz.
Nun also wird der Casus vor den Götterboss gebracht. Mit dabei sind die öffentliche Meinung, einige Götter des Olymp und Juno, die mit dem Accessoire des Nudelholzes einen seltsam strengen Eindruck macht. Besonders zu beachten ein Neuzugang: Der “Flankengott”. Seit der letzten Fussballweltmeisterschaft hat ja der Begriff “Götzenverehrung” eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Jupiter, dem die öffentliche Meinung am A… vorbeigeht, hat so seine eigene Agenda. So ein Besuch in der Hölle könnte ganz amüsant werden.
Szenenwechsel: Höllische Gefilde, Plutos Boudoir.
Wir sehen einige niedere Geister, die das Versteck der Eurydike bewachen. einer der Leibwächter mit Hellebarden müsste eigentlich Hans Styx sein. aber welcher, wird uns nicht verraten. Die niederen Geister spielen gerade Höllen-Mau-Mau, eine teuflische Variante des beliebten Kartenspiels, in dem das Blatt fast nur aus Siebenen besteht…
Pluto: “Äh, Teufelchen…rückt mal zur Seite, wir haben ein Tänzchen vor.”
Und gemessenen Schrittes wird ein Menuett getanzt.
Dann trifft plötzlich Jupiter als “Gatecrasher” mit fast dem gesamten Olymp ein. Pluto ist “not amused”. Das Zitat “von Zeit zu Zeit seh’ ich den Alten gern” kommt ihm nicht in den Sinn. Weil er aber genau weiss, was der vergnügungssüchtige Olymp in der Hölle will, befiehlt er erst mal eine Spontanorgie, um von Eurydike abzulenken.
Un ab geht der “Galopp infernal”, der Höllen-Cancan, Fux wird von Offenbach plattgemacht. Hier zeigt sich mal so richtig, dass die Anweisung “Furioso”, gelegentlich auf Notenblättern zu finden, sich von den Furien der Hölle herdefiniert!
Für die kleinen Teufelchen ist das Gehabe der Furien faszinierend. Da gibt’s jede Menge dazu zu lernen.
Jupiter mischt kräftig mit, lässt sich aber vom eigentlichen Grund seines Besuchs nicht ablenken. Orpheus hat unterdessen Eurydike als Bacchantin im Getümmel entdeckt und fordert abermals getrieben von der öffentlichen Meinung seine Ehefrau zurück.
Gegen die öffentliche Meinung ist kein Kraut gewachsen (wahrscheinlich befürchtet Jupiter sonst einen Shitstorm auf seiner Facebookseite), also verfügt er, dass Orpheus seiner Gattin voran die Unterwelt verlassen darf, solange er sich nicht nach ihr umdreht. Dabei hat er so seine Hintergedanken.
Orpheus singt noch einmal nach alter Art herzzereissend, dann schiebt ihn die öffentliche Meinung heraus aus der Hölle. Aber Jupiter…
…schleudert einen Blitz! Erschrocken dreht sich Orpheus um. Getroffen waren nur die Leibwächter des Pluto (“keine Barockoper ohne Tote!” wurde noch als Motto verkündet. Aber waren diese Höllenwächter nicht technisch gesehen eigentlich schon vorher tot? Doch ich will hier nicht in Erbsenzählerei verfallen). Nur: Damit war natürlich der Deal geplatzt.
Sehr zum Verdruss der öffentlichen Meinung war das allen ganz recht. Chloé bekommt ihren Orpheus und Pluto seine Eurydike (obwohl es auch Gerüchte gab, dass Jupiter mit ihr angebändelt habe, sobald Juno nicht mehr im Blickfeld war). Jedenfalls rauscht die öffentliche Meinung empört von der Unmoral ab und wart nicht mehr gesehen.
Dann kam noch der “running Gag” der Barockopern der Ferienmusikwerkstatt. Völlig frei von jeder möglichen Vorlage eines Librettos marschierte der Papst auf und vermählte die Paare (was die Moral auf den Tiefpunkt bringt, haben wir es doch hier mit dem Tatbestand der Bigamie zu tun).
Die Oper endet unter tosendem Applaus der Zuschauer mit einer Cocktailparty aller Beteiligten. Am besten man zieht keine Moral aus der Handlung, sonst bekommt man es vermutlich mit der öffentliche Meinung zu tun…
Wieder einmal eine grossartige Leistung aller Akteure, wenn man bedenkt, in welch kurzer Zeit das alles auf die Beine gestellt worden war. Was mir immer ein wenig leid tut: Die Sänger und Musiker kann ich in den Fotos nicht so recht würdigen, weil sie sich technisch gesehen hinter der Bühne befinden und ich dort nicht hinkomme, ohne zu stören.
Der Abend war da sicher noch lange nicht zu Ende, die sommerlich warme Nacht lud noch zu einem Glas Wein unter freiem Himmel ein, aber der (müde) Chronist packte seine Sachen und fuhr nach Hause.
P.S.: Heute packe ich meine Kamera ein und sende sie zum Customer Service. Gestern Abend war ich noch auf der Hochzeit meines Neffen und wäre fast verrückt geworden, als ich wieder mit dem dämlichen elektronischen Sucher fokussieren wollte. Nach kurzer Zeit nahm ich stattdessen das Objektiv ab und zog den Hebel jedes Mal von Hand nach vorn, was tatsächlich immer noch schneller ging als das andere. Wer weiss, was man sich da an Staub einfängt, aber der Sensor wird ja sowieso gereinigt. Zum Glück hatte ich keinen offiziellen Auftrag für Fotos, es lief dort einer mit einer Nikon und einem fetten Blitz herum (ich enthalte mich jetzt, wenn auch mühsam, eines Kommentars dazu), also brauchte ich mich gar nicht so aufzuregen. Aber ich merkte einmal mehr, wie schnell ich mit einem funktionierenden Messsucher sonst bin.
Auf unserem Rückweg vom Ossiacher See machten wir für zwei Tage in München Station.
Beim betrachten der Bilder kommen mir echt Zweifel. Ist das wirklich das, was ich von München in Erinnerung habe? Der Rummel auf dem Marienplatz, dem Viktualienmarkt, der Kauffingerstrasse? Welche der weibliche Teil meiner Familie natürlich sofort erforschen musste. Irgendwo habe ich gehört, dass sich die Verweildauer in Schuhgeschäften in männlicher Begleitung deutlich verkürzt. Das ist jedenfalls unwahr.
Woran ich mich lieber erinnere, wenn ich an die Tage in München denke, ist unsere Unterkunft dort, ein uriger Gasthof in Unterföhring, wo wir von der Wirtin freundlich begrüsst wurden. Das gute bayrische Bier und Essen Abends dort im gemütlichen Biergarten, immer noch bei sommerlicher Wärme. Oder die Fahrt mit dem Fahrrad an der Isar entlang zum Englischen Garten, die Sommerstimmung, die Badenden. Lauschige Plätze und Biergärten etwas abseits der Hauptströme. Ein Markt, wo sich meine Töchter mit frischen Kirschen voll stopften.
Aber natürlich waren wir als Touristen in München und als solche verpflichtet, die üblichen Orte “abzuklappern”. Dazu muss man sich nicht sehr überwinden, denn es ist alles sehr sehenswert, davon abgesehen, dass wir in der kurzen Zeit natürlich nur einen Bruchteil aufnehmen konnten. Ausserdem war es sehr heiss, was den Aktionsradius aus rein physiologischen Gründen etwas einschränkt.
Ich war das letzte Mal vor 24 Jahren in München, dafür immerhin vier Wochen lang, die ich ebenfalls in bester Erinnerung habe. Gleich nach dem Studium musste ich nämlich meinen Grundwehrdienst als “W12er” ableisten, in München war Offiziersausbildung, weil ich als Stabsarzt einberufen worden war (also Bundeswehr “deluxe” für mich, sehr angenehm, mit drei Pickeln auf der Schulter wurde ich von allen in Ruhe gelassen, die sonst Rekruten das Leben schwer machen wollen). Es war immer recht früh Dienstschluss, also Zeit genug, die Stadt zu erforschen. Es ist eigentlich kein Wunder, dass ich München mit einem angenehmen Lebensgefühl verbinde, denn damals hatte ich allen Grund, glücklich zu sein: Ich hatte mein Studium und die vielen anstrengenden Prüfungen für’s Staatsexamen hinter mir, die Approbation in der Tasche, war jung verheiratet und die Welt (in diesem Fall München) lächelte mich freundlich an.
Selfie. Leica M mit 21mm Super-Elmar asph. bei f/3.4 1/2000sec ISO 200
Zurück zur Gegenwart: Meine Kamera, besser gesagt mein Messsucher, machte mir Kummer. Es fing schon sporadisch in Kärnten an, dass er “hing”, das heisst, ich konnte nicht nah fokussieren. Genauer gesagt, nah fokussieren ging schon, ich konnte das nur nicht im Messsucher sehen, weil er sich nicht von selbst vollständig zurückstellte, wenn die Schnecke des Objektivs den kleinen Hebel im Gehäuse bei den weiteren Entfernungen nach innen bewegte. Einziger “Workaround”: Der elektronische Aufstecksucher (den ich sonst nie gebrauche). Immerhin, wenigstens damit konnte ich noch nah einstellen, aber alles geht viel langsamer. Blende auf, fokussieren mit Fokuspeaking, Arbeitsblende einstellen, abdrücken. Nervig, zeitraubend und bei weitem nicht so exakt und schnell wie mit dem (funktionierenden) Messsucher. Immerhin, bei der M9 wäre mit kaputtem Sucher “Ende im Gelände”, bei der M hat man wenigstens noch diese Option. Der nette Mitarbeiter im Leica-Store in der Brienner Strasse bestätigte nur, was mir eigentlich klar war: Die Kamera muss zum Customer Service. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, zu Gerard Wiener in die Landwehrstrasse zu gehen, aber erstens repariert der eigentlich nur analoge Leicas, zweitens war die Zeit viel zu kurz. Ich war schon allein deswegen niedergeschlagen, weil ich ja noch Paris in der Folgewoche geplant hatte und der Gedanke, die ganze Zeit mit dem blöden elektronischen Sucher zu verbringen, erschien mir nicht sehr attraktiv. Noch von München aus kontaktierte ich Leica und sie machten mir sofort einen Termin zur Reparatur. Ich versende die Kamera in den nächsten Tagen und werde sie sehr schnell wiederbekommen. Aber in Paris musste ich so klar kommen…wie das war, berichte ich noch. Jedenfalls nicht so schlimm, wie ich dachte.
Immerhin gab mir der Besuch im Store die Gelegenheit, die Leica Q mal leibhaftig in Händen zu halten und auszuprobieren. Die Haptik ist sofort vertraut, das bekannte “Leica-Feeling”, wertig und solide. Sie ist deutlich leichter als die M, aber weit davon entfernt, sich hohl anzufühlen. Sehr schönes Sucherbild (kommt einem optischen schon sehr nahe…), blitzschneller Autofokus auch im schummrigen Ladengeschäft. Das ist natürlich alles nichts neues für den, der die Reviews gelesen hat. Dem ist also nichts hinzuzufügen. Sicher ist: Leica hat gepunktet mit dem Ding. Das ist wirklich die “Mini-M”, die viele erwartet hatten. Bleibt den ewig Unzufriedenen nur, an der Brennweite rumzumäkeln (die mir bekanntermassen sehr recht ist), aber eine längere Brennweite wäre bei den optischen Ansprüchen, die Leica hat, als Autofokussystem einfach zu riesig geworden.
Mit den derzeitigen Unzulänglichkeiten meines Messsuchers musste ich mich einstweilen abfinden und versuchte, das beste daraus zu machen. Bei unseren Wanderungen durch die Städte bevorzuge ich ja sowieso 28mm, die waren auch mit dem Handicap des Suchers kein Problem zu fokussieren. Die Surfer an der Surferwelle konnte ich ganz gut mit dem 50er Summilux und dem 90er Macro ablichten, denn mittlere Entfernungen funktionieren noch. Der Messsucher ist auch nicht dejustiert, er geht nur nicht in die Ausgangsstellung zurück.
Übrigens fühlte ich mich da in meinem Element, wie in Südfrankreich am Wildwasserschwall: Ich habe da bestimmt mindestens 50 Fotos oder mehr gemacht, solche “Action” finde ich immer sehr fotogen. Und hier wieder der Hinweis für die Schlaumeier, die immer meinen, mit einer manuell zu fokussierenden Kamera ginge das nicht. Weit gefehlt. Alle Aufnahmen schön scharf, das ist nur eine Frage der Technik, Übung und des persönlichen Geschicks. Und davon hat mir der Liebe Gott genug mitgegeben, was sicher auch was mit meiner Berufswahl zu tun hat.
An einem Abend wartete ich im Englischen Garten, bis die Lichter angingen, und machte dann noch die übliche Runde durch die Innenstadt. Es war sommerlich warm und noch viel Leben auf den Strassen und Plätzen. Ich bin immer wieder erfreut, wie gut man mit der M aus der Hand bei solchen Lichtbedingungen klar kommt. Tipp nebenbei: Bei vielen Lampen im Bild ggf. die Belichtungskorrektur so um die 1 Blendenstufe zurückstellen, wenn man mit Live-View oder mit EVF komponiert und somit bei Mehrfeldmessung landet, denn die Kamera neigt dann zur Überbelichtung (weil sie auf Tageslichtbedingungen eingestellt ist).
Am letzten Vormittag fuhren wir noch mit den Rädern zum Olympiapark. Die Architektur finde ich noch immer beeindruckend. Auf dem Rückweg machten wir Station in einem kleinen Biergarten im Luitpold-Park, dann war es Zeit, sich von München zu verabschieden.
Abends waren wir schon wieder in Vlotho, ich begann am nächsten Tag meine Sachen für Paris zusammenzusuchen, denn ich hatte für einige Tage “frei” bekommen. Ich hatte schon vor einem Jahr drei Wochen Urlaub von der Praxis geplant, da aber alle anderen Familienmitglieder in der letzten Woche etwas vor hatten (Ferienmusikwerkstatt…Blog kommt!), wollte ich nicht zuhause sitzen. Ich beschloss, mal wieder nach Paris zu fahren und meinem Hobby zu frönen. Das klingt ein bisschen eigenbrötlerisch, aber ab und zu kann ich eine “Auszeit” gebrauchen, um so mehr freue ich mich wieder auf die gemeinsamen Unternehmungen.
Jedenfalls habe ich aus Paris einiges an Bildmaterial mitgebracht, welches ich zur Zeit sichte und für den nächsten Beitrag zusammenstelle.
Eigentlich bin ich nicht so der Typ für lange Brennweiten oder Makro.
So, nachdem ich das nun hinter mir gelassen habe, muss ich zugeben, dass ich ab und zu mal ein bisschen Reichweite brauche.
Dazu kann man bei Landschaftsaufnahmen damit so schön komprimieren (dass es noch nicht so auffällt, wie bei wirklich langen Brennweiten, denn über 90mm kann ein DSLR-Nutzer natürlich nur müde lächeln…).
Nebenbei: Neulich las ich einen Beitrag auf LuLa, in dem der Autor aufforderte, man solle sich bei Landschaftsaufnahmen doch mal von den Weitwinkelobjektiven freimachen, mit denen die nur gemacht werden. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er nur von sich auf den Rest der Welt schloss, offenbar hatte er seit Jahren nur mit weiten Linsen fotografiert. Jedenfalls hängt bei mir die Wahl der Linse eindeutig von der Art des Motivs ab, und dazu zählt auch Landschaft. Mit meinem “alten” 90er Summarit habe ich einige sehr schöne Keeper in der Hinsicht gemacht.
Das Neue Macro-Elmer 90mm habe ich nun seit Anfang des Jahres. Hauptgrund für die Kaufentscheidung waren die Masse des Objektivs: Eingefahren ist es etwa so gross wie das alte 50er Summicron, das kommt meinem krankhaften Verlangen nach Kompaktheit der Ausrüstung überaus entgegen. Dazu hat es – surprise! – exzellente Abbildungseigenschaften.
Der Grund, dass ich mich überhaupt erinnerte, etwas über das Objektiv zu schreiben, war, dass ich jetzt endlich auch den Makro Adapter geliefert bekam. Typisch Leica – ein halbes Jahr Lieferzeit…
Erst wollte ich ihn zurückschicken (das Ding ist schweineteuer!), aber dann probierte ich ihn aus und fand doch die Möglichkeiten damit (auch im Gebrauch mit anderen Objektiven) sehr verlockend.
Dennoch – alle bisherigen Aufnahmen, die ich hier zeige, sind ohne den Adapter gemacht, man braucht ihn also nur bedingt.
Die Aufnahmen im Slider habe ich gemacht, als ich vor ein paar Tagen auf einen Reifenwechsel wartete. Meine kleine, bevorzugte Autowerkstatt ist nämlich am Rande Vlothos, die Farbe der Gerste schlägt gerade von grün nach gelb um, um diese Zeit sind die Felder besonders schön. Ein paar andere Bilder stammen aus dem Verlauf des Jahres. Ich denke, sie sprechen für sich, was Abbildungseigenschaften des Objektivs betrifft. Wer gerne wissen will, wie Objektiv und Adapter zusammen arbeiten, sollte sich diesen Artikel von Jono Slack durchlesen.
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