Falls sich jetzt jemand fragt, ob ich im Publikationswahn bin, sei gleich gesagt, dass ich vorhabe, mich über Ostern entspannt zurückzulehnen und die Zeit zu geniessen. Ausser einer Sache, und das ist “just for fun”. Ich möchte nämlich noch einen Artikel über die Fuji X-Pro2 von Macfilos übersetzen und hier einstellen, denn ich glaube, dass diese Kamera von allgemeinen Interesse ist.
Obwohl ich noch vor kurzem behauptet und selbst geglaubt habe, ich müsste dieses Jahr nicht zur Lasershow von “Der Hermann leuchtet” fahren, fand ich mich gestern Abend überraschend am Steuer meines Autos wieder, auf der Landstrasse nach Detmold. Irgendwie muss eine meiner multiplen Persönlichkeiten noch gestern Nachmittag meinen guten Freund Volker angerufen haben, der auch gerne fotografiert, und mit ihm vereinbart haben, dorthin zu fahren. Jedenfalls behauptete er das (mein Freund, nicht die multiple Persönlichkeit).
Dieses “Alter Ego” also, nennen wir es mal… Quentin, hatte dafür gesorgt, dass ich nur die Leica Q dabei hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, Merlin kaltzustellen. Wer Merlin ist? Nun, sein Name fängt mit M an, also… ich sagte ja, multiple Persönlichkeiten.
Ich beschloss, später herauszufinden, was mit Merlin war und mir die Laune nicht durch die Intrigen meines Unterbewusstseins verderben zu lassen. Ich bin ja nicht verrückt.
Volker und ich waren so in ein “nerdiges” Gespräch über Kameras vertieft , dass ich erst nach sechs Kilometern merkte, das ich längst am Denkmal vorbei gefahren war… Gottseidank waren unsere Frauen nicht dabei, oder sie hätten uns mit Spott überhäuft wie der Chor einer griechischen Tragödie.
Übrigens, das Denkmal… Hermann, oder “Arminius” – ein Relikt aus einer Zeit, als man verzweifelt nach Volkshelden suchte und alles verklärte, was die so angestellt haben. Entgegen der damaligen Auffassung, er sei der “Befreier Germaniens”, weil er in der “Varusschlacht” drei Legionen abgemurkst hat, sieht es heute eher so aus, als hätte er hauptsächlich eigene Interessen verfolgt. Schliesslich war er selbst bei den Römern aufgewachsen und hatte für sie als Offizier gedient, bis er zu seinem Stamm, den Cheruskern, zurückkehrte und Thusnelda, die Tochter des Oberbonzen Segestes, zur Frau nahm. Sie war seine Tussi. Jedenfalls, bevor die Geschichte zu lang wird: Es ist sehr zweifelhaft, dass er mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen für den Erhalt von Bratwurst und Brezeln kämpfte.
Ich frage mich sogar, ob man ihn noch posthum verklagen kann, dass er die Römer vertrieb. Der Schaden für die Tourismusindustrie ist immens! Man denke nur, wie viel lukrative Ruinen die hier hinterlassen hätten!
Naja, jedenfalls residiert dieser Bronze-Pseudo-Siegfried da im Teutoburger Wald und dient wenigstens als beliebtes Ausflugsziel…
Nach einem eleganten Wendemanöver stiessen wir an der Abzweigung der Strasse zum Denkmal auf einen unnachgiebigen Wächter, der sich todesmutig vor unser Auto warf und uns am weiterfahren hinderte. War der Heldenmut durch die unmittelbare Nähe zum Hermann inspiriert oder war er einfach nur stoned? Er beharrte darauf, dass der Parkplatz oben auf dem Berg voll war und wir die Park + Ride – Möglichkeit nutzen sollten, die vom Heimatmuseum abging. Dabei deutete er auf einen Gelenkbus, der gerade vorbeifuhr und in dem sich eine derartige Menge Menschen quetschte, dass die Verkehrsbetriebe von Tokyo noch eine Menge hätten lernen können, was effektive Personenbeförderung betrifft. Der Anblick liess uns spontan beschliessen, noch eine kleine Wanderung zum Denkmal zu machen. Die etwas über drei Kilometer bergauf waren kein Problem, aber es war schon ziemlich dunkel und ab und zu kam einer dieser Busse vorbei, vollbeladen mit verdammten Seelen… aber nein, hinter dem Steuer sass wider Erwarten kein Knochenmann, sondern ein von lippischer Hausmannskost wohlgenährter Busfahrer mit rosigen Wangen.
Oben angekommen, konnte von Verdammnis keine Rede sein. Zu unserem Erstaunen waren die Fahrgäste ohne Knochenbrüche, innere Blutungen oder verlagerte Organe aus dem Bus gekommen. Man tummelte sich feuchtfröhlich an den zahlreich vorhandenen Theken oder flanierte über das Gelände. Der Wald war bunt illuminiert und der Hermann von einer Batterie giftgrüner Laser umgeben, die seinen Standort vermutlich selbst auf dem Jupiter preisgaben.
Alles hübsch bunt, klarer Fall von Augenkrebs…
Mein Freund und ich erforschten die Location, ich machte auch mal ein Bild der Statue von vorne, denn aufgrund der Beschaffenheit des Geländes ist für ausreichen Zuschauer nur dahinter Platz, also wendet uns der Möchtegern-Germane bei der Show unhöflich sein Hinterteil zu. Ich beschloss, die Bildstabilisierung einzuschalten, die ich bisher mit Skepsis betrachtet hatte, stellte auf eine 1/10sec und machte Bilder aus der Hand. Das war kein Problem, ich muss bei Gelegenheit mal die Grenzen austesten, irgendwo habe ich gelesen, dass Bilder aus der Hand bei einer 1/2 Sekunde möglich sind (natürlich funktioniert das alles nur, wenn sich das Motiv nicht bewegt. Der Hermann stand vorbildlich stocksteif da, obwohl man schon vom Hinsehen einen lahmen Arm bekommt…).
Hermann mal von vorne, schon vom Hinsehen wird der Arm lahm
Bevor die Show begann, suchten wir uns einen geeigneten Standort, der bei 28mm Brennweite einen passenden Bildausschnitt bot. Um uns herum waren eine Menge anderer Foto-Enthusiasten mit Kameras aller Kategorien und Stativen. So ein Ding hatte ich aus alter Gewohnheit auch mitgebracht, aber mir wurde jetzt klar, dass das völlig überflüssig war. Sicher, für ein paar “Standfotos” bei niedriger ISO war es o.k., aber bei den meisten Fotos heute Abend ging es um rapide ablaufende Laser, die entsprechend kurze Belichtungszeiten erforderten., sonst würde man auf den Fotos nur Schlieren sehen. Wozu also hatte ich mich überhaupt mit dem sperrigen Teil belastet? Es nervte mich schon geraume Zeit. Quentin lächelte überheblich aus den Tiefen meines Bewusstseins. Er hätte es gleich sagen können. Ich ignorierte ihn und stopfte das überflüssige Stativ in ein Versteck unter einer der Hütten, um die Hände frei zu haben.
Das unvermeidbare Selfie
Ich bin eigentlich ein Typ, der sein Motiv durch den Sucher betrachtet, vorzugsweise durch einen optischen. Es widerstrebt mir, die Kamera wie ein Kind mit einer stinkenden Windel mit ausgestreckten Armen zu halten. Aber man muss auch mal flexibel sein. Bei den vielen Menschen um uns herum war es eindeutig von Vorteil, die Kamera über den Kopf zu heben und mit Live-View zu arbeiten. Die Blende hatte ich natürlich ganz offen, ISO auf Automatik (auf max. 6400 begrenzt) und die Belichtung manuell auf 1/60, dann auf 1/125 gestellt. Die Bildstabilisierung hatte ich angelassen. Ach ja, als Belichtungsmessmethode wähle ich immer “Mittenbetont”, irgendwie komme ich damit am besten zurecht und hier war das sogar sehr sinnvoll, weil das meiste Licht in der Bildmitte entstehen würde. Mehrfeldmessung würde die eher dunklen Bildränder mit einbeziehen und tendenziell eine zu lange Belichtung einstellen (oder höhere ISO), Spot-Messung nur die helle Bildmitte in Betracht ziehen und zu stark unterbelichten.
Man wartet gespannt auf die Show
Die Lasershow begann, um mich herum ratterten die Verschlüsse. Ich hatte zunächst überlegt, die Entfernung manuell einzustellen, aber wollte dem Autofokus einen Chance geben. Und der hatte auch tatsächlich nicht die geringsten Schwierigkeiten, Bild auf Bild den Fokus auf den Punkt festzunageln. Ich hatte auf “S” (Single-Mode) gestellt, weil es normalerweise nicht meine Art ist, beim Fotografieren nach dem Motto “Spray and Pray” vorzugehen. Da ich aber jetzt fast unaufhörlich den Auslöser betätigte, kann das der Sache schon ziemlich nahe. Der Pufferspeicher der Kamera schluckte alles klaglos, die rote Leuchtdiode, die den Schreibvorgang auf die Karte anzeigt, blinkte unaufhörlich, aber ich musst nicht einmal eine Zwangspause einlegen. Das fotografieren ging so idiotisch einfach, dass ich viel zu viele Bilder machte. HCB hätte mich vierteilen lassen, vom “Instant décisif” konnte keine Rede sein. Am Ende hatte ich fast 450 Bilder (DNG+JPG). Aber obwohl die Kamera pausenlos im Live-View-Betrieb lief und diese Menge Bilder gemacht hatte, war der Akku noch zu 2/3 voll.
Gegenüber letztem Jahr hatten die Veranstalter mächtig aufgerüstet, es war deutlich mehr Spektakel und Effekt. Ich war doch froh, dass Quentin mich hierhergelockt hatte. Volker kam übrigens mit seiner Fuji X-E2 auch bestens zurecht (ebenfalls ohne Stativ). Ich wage zu behaupten, dass die Qualität seiner Bilder ebenfalls sehr gut ist und (mal wieder) den Preisunterschied der beiden Kameras von locker 3000 Euro in keiner Weise widerspiegelt.
Hatte ich schon erwähnt, dass es kalt war? Antarktisch. Zwischendurch mussten wir unsere steifen Finger an einem Becher (alkoholfreien) Punsch aufwärmen, sonst hätte jedenfalls ich nicht mal mehr den Auslöser drücken können. An vernünftige Handschuhe hatte ich nicht gedacht, denn die Q (wie auch die M) kann man damit ganz gut bedienen, das hatte sie im Skiurlaub bewiesen (nur den Touchscreen muss man vergessen). Nach etwa zwei Stunden beschlossen wir, dass es sich nicht lohnte, für weitere Fotos erfrorenen Gliedmaße in Kauf zu nehmen. Wir gingen verächtlich an dem schon wieder vollgestopften Shuttlebus vorbei und machten noch mal die kleine Nachtwanderung, dabei wurde uns wenigstens wieder warm. Vor allem, wenn wir uns mit einem Satz in den Graben vor dem Bus in Sicherheit bringen mussten.
Zuhause hatte ich die Qual der Wahl beim aussortieren der Fotos. Die ISO lag meist zwischen 1000 und 3200, manchmal bei 6400. Ich hielt mich mit der Rauschunterdrückung in LR stark zurück. Wenn man in den dunklen Bildbereichen etwas Luminanzrauschen sieht, ist mir das lieber, als alles platt zu bügeln.Quentin bemerkte selbstgefällig, dass ich kaum Ausschuss hatte, Merlin war neidisch und stocksauer, dass er ausgetrickst worden war. Ich blendete das Gezeter der beiden aus und ging todmüde ins Bett. Vielleicht sollte ich meinen Kopf doch mal untersuchen lassen.
Aus verschiedenen Gründen ist die neue, abgespeckte Version der M, die M Typ 262 eine interessante Kamera. Wenn man sie als Indikator für die zukünftige Leica-Strategie betrachtet, ist sie vielleicht die signifikanteste Neuvorstellung seit der M 240 auf der Photokina 2012.
Obwohl die 262 als Fotoapparat genau die gleiche Leistung zeigt wie die deutlich teuerere 240, fasziniert sie durch ihr Konzept der Einfachheit und der Rückkehr zum Purismus der Messsucherfotografie. Kein Wunder also, dass sie von den eingeschworenen Fans der Leica-M Reihe mit offenen Armen aufgenommen wurde.
Es ist also ein Schritt zurück zur reinen Messsucher-Kamera, die von vielen seit dem Ende der Produktion der M9 vermisst wurde. Der Drang zur Nostalgie und der Einfachheit zeigt sich in der steigenden Nachfrage für das Vorgängermodell, der M9. Vor allem, seit Leica das Sensor-Problem gelöst hat. Ich kenne einige M240 und M-P Besitzer, die sich kürzlich eine “günstige” M9 als Zweitkamera zugelegt haben und sich über das geringere Gewicht und die einfache Bedienung freuen. Manche sind deswegen sogar ganz zur M9 zurückgekehrt.
Vielfalt
Die M brachte mehr davon. Obwohl der CMOS-Sensor der M von den meisten (nicht von allen) vor allem wegen der höheren ISO-Kapazität begrüsst wurde, war die Möglichkeit, Videos zu machen und einen elektronischen Sucher aufzustecken nur bei wenigen auf der Wunschliste.
Im Rückblick spricht eigentlich vieles dafür, dass die einfachere M 262 eigentlich das ist, was die M 240 von Anfang an hätte sein sollen. Eine reine, zeitgemässe Messsucher-Kamera. Es ist eine M9 mit CMOS-Sensor ohne weitere unliebsame Komplikationen. Im Vergleich mit der 240 bietet die 262 weniger, also kein Live-View oder alles was damit zusammenhängt, nämlich Video, elektronischer Sucher, alternative Belichtungsmessung-Methoden, Auswahl der Sucherrahmen und der Wahlhebel für die Rahmen (den es nur an der M-P gibt). Der Verzicht auf diese Funktionen erlaubt eine Gewichtsersparnis von attraktiven 80g und eine ebenso willkommene Verschlankung des Menüs.
Es gibt auch kleine Änderungen im Design. Am Auffälligsten ist die Stufe links oben auf der Deckkappe. Leica sagt, es sei eine Reminiszens an die M9, tatsächlich liegt es am fehlenden Mikrofon.
Die scheinbaren Mängel der Kamera erzeugen in Wirklichkeit eine M im traditionellen Sinn, die bei den eher konservativen Leica-Anhängern genau ins Schwarze trifft.
Während der ursprünglichen Entwicklungsphase im Jahr 2010 und 2011 schaute Leica auf die damalige Entwicklung im spiegellosen Sektor und fühlte sich verpflichtet, mehr Funktionen zu implementieren, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten.
Also wurde die Checkliste von Funktionen deutlich erweitert, um der M eine breitere Zielgruppe zu geben. Irgendjemand hatte wohl das Gefühl, dass die M hinterher hinkt, macht man nicht solche Zugeständnisse an Möglichkeiten, die auch andere Hersteller bieten. Video, yes! EVF, yes! Schicke bunte Sucherrahmen, yes! Live View, yes! Genug Kästchen wurden abgehakt, um die Non-Leica Reviewer glücklich zu machen. Leica hielt Schritt mit der Entwicklung, aber nur fast, denn selbst bei Vorstellung der neuen Kamera waren die Konkurrenten schon wieder davongeeilt.
Seither ist noch mehr passiert. Die M 240 bleibt eine tolle Messsucherkamera, aber kann auf dem Gebiet der Elektronik nicht mehr auf Augenhöhe agieren.
Der grosse Unterschied zwischen 2012 und 2016 ist, dass die M sich nicht mehr mit den Mitbewerbern messen muss. Leica hat jetzt die SL, die der M in Bezug auf Technologie, Videoeigenschaften, Live View und Sucher meilenweit voraus ist.
Also, zurück zur 262. Ohne die überflüssigen Funktionen kehrt die M zurück zu dem, was sie am besten kann: Nämlich als optimale Platform für Messsucher-Objektive mit der unzweifelhaft besten Methode, manuell zu fokussieren, die je erfunden wurde. Darüber hinaus macht sie die Gewichtsersparnis und das leicht geänderte Äussere zu einer würdigen Nachfolgerin der immer noch populären M9. Sie fühlt sich sogar ähnlich an.
Bildqualität
Ich erzähle hier nicht, dass die 262 bessere Bilder macht als die 240 oder die M-P. Aber sie sind auch nicht schlechter. Das Ergebnis ist immer dasselbe, egal welches Objektiv, egal welche Kamera.
Man opfert absolut gar nichts in Bezug auf die Bildqualität. Ich reite jetzt nicht weiter darauf herum: Es gibt “da draussen” -zig Tests von der M und M-P, manche erschöpfend, die keine Fragen offen lassen.
Um ehrlich zu sein: Ich musste nicht viel Zeit mit der Kamera verbringen, um den Review zu schreiben. Aber es geht nichts darüber, sie ein paar Tage zu benutzen um die Unterschiede zur M 240 wirklich deutlich wertzuschätzen. Als also Leicas Presseabteilung mir mitteilte, dass eine Verfügbar sei, griff ich schnell zu.
Design
Ohne eine Menge zusätzlicher Elektronik, dem EVF-Interface und einem Mikrofon konnten die Leica-Ingenieure die Deckkappe wieder wie bei der M9 gestalten. Diese ist statt aus Messing nun aus Aluminium. Das Gehäuse aus Magnesium-Druckguss ist das gleiche wie bei der M 240 und M-P. All das bringt eine willkommene Gewichtsersparnis von 680 auf 600g.
Es gibt die Kamera zur Zeit nur in Schwarz (obwohl ich bald eine Chrom-Version erwarten würde) und hat den roten Punkt und den fehlenden Sucherrahmen-Hebel mit der M 240 gemeinsam. Die M-P hat den Hebel, aber keinen roten Punkt.
Gefühl, Handling
Die 80g weniger spürt man, sobald man die Kamera in die Hand nimmt. Sie fühlt sich besser an als M oder M-P, mehr wie die M8 oder M9, die M7 nicht zu vergessen. Wem dieses traditionelle M-Design gefällt, fühlt sich sofort zur 262 hingezogen.
Wer mehr Griffsicherheit braucht kann sich eines Thumbs Up (eines meiner Lieblings-Accessoires überhaupt) und des Leica-Handgriffs bedienen. Sowohl der einfache als auch der Multifunktionelle passen, aber das interface des letzteren ist nur für diagnostische Zwecke. Die meisten M262 Besitzer werden sich die Gewichtsersparnis nicht durch die Griffe kaputt machen, sondern bestenfalls beim Thumbs Up bleiben.
Schlankeres Menü
Durch Verzicht auf Live-View und Video haben es die Leica-Ingenieure geschafft, das Menü von sechs auf drei Seiten zu schrumpfen, das Set-Menü eingeschlossen. Also, bescheidene 2 Menüseiten durch eine Seite Set-Menü ergänzt. Das ist einer der Haupt-Anziehungspunkte der 262. Ein Schritt zurück zur verlorenen Einfachheit. Die meisten modernen Kameras leiden unter aufgeblähten Menüs. Speziell bei Sony und Fuji kommt man nach meiner eigenen Erfahrung nur schwer damit klar. Leicas Entscheidung, die Dinge einfach zu halten ist lobenswert. Die M262 ist eine einfache Kamera mit einfachen Kontrollen aber einem reichhaltigen Fotografie-Erlebnis. Alles was man braucht, aber nichts darüber hinaus.
Verschluss
Den technischen Daten kann man entnehmen, dass die M262 einen neuen Metall-Lamellen Schlitzverschluss mit vertikalem Ablauf aufweist, im Gegensatz zum dualen Verschluss der M240, der sowohl die klassische als auch die Live-View Öffnung unterstützt.
Man sagt er sei leiser und diskreter, designed um Street-Fotografen anzusprechen, die Wert auf so etwas legen. Trotzdem, nach einem direkten Vergleich mit meiner M240-P kann ich das ehrlich nicht bestätigen.
Er hat einen anderen, markanten Ton, kaum dass die minimale Differenz der Lautstärke, wenn es sie überhaupt gibt, ein Kaufargument ausmacht. Vielleicht finden ihn manche angenehmer, aber ich bin mit dem Auslösegeräusch meines alten Verschlusses ganz zufrieden. Ich habe ein etwas improvisiertes iPhone-Video gemacht, auf dem man den Unterschied der Verschlüsse von M 262 und M240-P (derselbe wie der der M 240) hören kann. Es findet sich am Ende des Beitrags.
Wetterfestigkeit
Von Anfang an war die M240 Wetterfest, aber es wäre ein Fehler, eine Versiegelung auf dem Standard anderer Kameras, z.B. der neuen X Pro-2 zu erwarten. Leica sagt darüber:
Die M ist so effektiv wie möglich versiegelt, um die Möglichkeit der Penetration von Wasser in das Kamerainnere auf ein absolutes Minimum zu verringern. Das bedeutet zum Beispiel, dass leichter Regen kein Problem ist. Nichtsdestotrotz sollte bedacht werden, dass das M-Bajonett ebensowenig wie die M-Objektive gegen Spritzwasser versiegelt sind.
Das ist klar genug und die Objektivfassung, die nicht geschützt werden kann, bleibt die Achillesferse. Aber schliesslich kann man mit dem M-Bajonett Objektive aus über 80 Jahren verwenden, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg.
Die M 262 bietet exakt dasselbe Niveau an Wetterfestigkeit, mit einer Ausnahme. Die mit Live-View ausgestatteten grossen Brüder haben eine Schwachstelle im EVF-Anschluss. Wenn der mitgelieferte Blitzschuh-Stecker nicht angebracht ist, der auch den EVF-Anschluss schützt, kann dort Wasser eindringen. Die 262 hat diesen Anschluss nicht, ist also etwas sicherer.
Im Vergleich zur M 240
Die 262 hat die 240 ziemlich weggefegt. Wie ich schon früher gesagt habe, die M-P bietet mehr Preis-Leistung als die 240, die man meiner Meinung nach ignorieren sollte (ausser Gebraucht). Man sollte sich entweder für die M 262 oder die voll ausgestattete M-P entscheiden.
Im Vergleich zur M-P
Zur Zeit ist die M-P mit ihrem 2GB Arbeitsspeicher (der die dreifache Geschwindigkeit bietet), dem Saphirglasbildschirm und dem Sucherrahmen-Wahlhebel ( der aus irgendeinem Grund bei der M 240 und 262 wegrationalisiert wurde), den manche immer noch brauchbar finden, die weit bessere Wahl, wenn man Live View und EVF möchte.
Das Saphirglas ist beständiger als das Gorilla-Glas der M 240/262, das schlichte Design der M-P ist mit dem traditionellen Schriftzug auf der Deckkappe gefälliger. Wenn man also mehr möchte als die M 262 bietet, sollte man zur M-P greifen und nicht zur 240.
Im Vergleich zur SL
Selbst wenn man sie nur mit M-Objektiven benutzt (vom einzigen Systeminternen Zoom mal abgesehen), könnte die SL für die, die viele technische Spielereien und einen guten EVF möchten, attraktiv sein. Und was für ein Sucher: Der wahrscheinlich beste EVF, den ich je benutzte, besser noch als der der Q, und das will was heissen. Im Vergleich ist der VF-2 der M geradezu lächerlich veraltet und für eine solch teure Kamera eine bittere Enttäuschung. Für den Schrott soll man auch noch 400 Euro bezahlen. Weiterhin hat die SL einen fantastischen (eingebauten) Handgriff, bei der M muss man dafür auch extra in die Tasche greifen.
Würde ich noch mal anfangen und nicht schon einen M-P besitzen käme ich in Versuchung, mir eine puristische M 262 zuzulegen, mit einer SL als Zweitkamera.
Vorbote der Veränderung
Die auf das Wesentliche reduzierte M262 trifft aus dem Blickwinkel eines Messsucher-Enthusiasten so ins Schwarze, dass sie ein Ausgangspunkt für das nächste M-Modell sein sollte. In gewisser Weise vermute ich, das sie ein Experiment ist, um zu sehen wie die Verbraucher reagieren. Ich würde mir wünschen, dass Leica für die nächste M mal genau hinsieht, wie das Fortbestehen der Messsucherkameras aussehen kann. Ich persönlich bin mehr denn je überzeugt, das es eine strahlende Zukunft gibt.
Mit der SL, die die Techno-Freaks bei Laune hält hat Leica eine Chance, die nächste M in einen wahren Nachfolger der Film-M’s zu verwandeln. Die Funktionen einfach halten, etwas Gewicht und Grösse verlieren (Sony hat mit der A7-Serie gezeigt, wie es geht), schon sind wir bei einer digitalen Version der M7, oder gar dem heiligen Gral, der originalen M3. Messsucher-Fanatiker hätten nichts lieber als eine digitale M3 in Feel und Look. Es gibt definitiv eine Nische für solch eine Kamera und Leica kann sie füllen.
Schlussfolgerung
Die M262 is der natürliche Nachfolger der M9, mehr als die M oder die M-P die, wie ich glaube, eher überambitioniert sind und mehr bieten als der Messsucher-Enthusiast wirklich braucht oder will.
Die Gewichtsersparnis und geringeren Kosten sind ein guter Ausgleich gegen Live-View, von dem ich weiß, dass ihn die meisten selten nutzen. Es ist eine reine Messsucher-Kamera und daher für Fans eine bessere Wahl als die M oder M-P. Es ist die Kamera die denen, die von der M9 oder M-E upgraden, am ehesten gefallen wird, Gewicht und Form sind mehr oder weniger identisch.
Test-Videos
Mein Freund Jim Arnold in Ohio erwarb früh eine M 262, nachdem er mit einer M9 basierten M-E Blut geleckt hatte. Im Video gibt er eine ausführliche Beurteilung der M262 im Vergleich zur M9 – anders als in meinem Review, der sie mit der M und M-P vergleicht.
Das zweite ist das kurze Video zum Vergleich des Auslösegeräuschs von M-P und M262, das letzte Video ist Kai Wongs “All the Leica you need”- Review zur M262.
(Text ins Deutsche übersetzt von Claus Sassenberg)
Eine Weile ist vergangen, seit ich den letzten Blog schrieb. Es gab so vieles anderes, das mich beschäftigte ausser Fotografie. Das heisst nicht, dass ich nichts fotografiert habe (meist innerfamiliäres). Ebenso habe ich wie gewohnt die großen fotografischen Webseiten verfolgt (eigentlich eine tägliche Routine), aber auch dort gab es nichts bahnbrechendes zu berichten. Zumindest, was meine Zielgruppe betrifft. Es gibt Neuauflagen von professionellen DSLR’s und von Kameras im spiegellosen Segment mit kleineren Sensoren, beides für mich ohne Interesse.
Ich gebe zu, dass ich ein wenig Schadenfreude empfunden habe, als der Review der Sony RX1R II bei DPreview herauskam und man am Ende (vorsichtig) durchblicken liess, das in den Augen der Tester die Leica Q gegenüber der Sony (in gewisser Weise) zu bevorzugen sei. Erstaunt war ich auch, denn ich hatte angenommen, dass Sony inzwischen den “automatischen Gold-Award” gebucht hatte. Es gibt noch Überraschungen.
Auf derselben Website gab es vor ein paar Tagen einen Bericht über die Leica Q im Einsatz bei einem Hochzeitsfotografen. Dies war… gelinde gesagt “underwhelming”. Oh, er war verständig genug, hat die richtigen Dinge gesagt, “great Lens”, “schneller Autofokus”, “tolle Farben”, und so weiter in der Art. Aber die Bilder dazu… ich will auf keinen Fall zu sehr darauf herumhacken (es gibt genügend mittelmässige Bilder auf meiner Webseite, von geschmacklichen Erwägungen beim Postprocessing ganz abgesehen), aber… um es mal so auszudrücken: Wenn ich auf einer so großen Webseite einen Bericht abliefere, dann müssen zumindest zwei, drei Bilder richtige Whopper sein. Da das Bildmaterial eher durchschnittlich war, fing der Mann sich einen Haufen Troll-Kommentare ein, die weder er noch die Q verdient haben. Immerhin zeigt der Beitrag, dass Profis wie er, die sich sonst nur auf ihre DSLR’s als “Workhorses” verlassen haben, Kameras wie der Leica Q eine Chance geben. Überhaupt hat die Q anscheinend eine ganze Menge Leute dazu gebracht, Leica als Kamerahersteller (wieder) ernst zu nehmen. Nicht wenige, die sonst mit Leicas gar nichts anfangen konnten, haben sich eine Q zugelegt.
Auch wenn ich gerade keinen neuen Blog schreibe, freue ich mich über den stetigen Zustrom von Kommentaren und E-Mails, durch die ich interessante und nette Leute kennen lerne (bisher wurde ich von Trollen verschont, mal sehen, wie lange noch…). Es sind oft Anregungen oder auch Anfragen zu technischen Details, die ich gerne beantworte. Neulich bekam ich sogar ein Script “geschenkt”, das verhindert, dass beim herunterladen von der Speicherkarte auf die Festplatte die (an sich) überflüssigen JPG’s der Leica Q mit geladen werden und Speicherplatz fressen. Vielen Dank nochmal! Aufmerksam machen möchte ich noch auf einen “Leica-Kollegen”, Kai-Torsten Steffens, der hauptsächlich mit einer M7 und (analog-) MP fotografiert und eine Schleswig-Holstein-Webseite mit vielen interessanten Inhalten aufgebaut hat. Für seinen (sehr lesenswerten) Beitrag zur Insel Sylt hat er auf Bilder zurückgegriffen, die ich in den Jahren 2011-2013 mit M9 und M240 gemacht habe.
Letzten Samstag spielte “Cellissimo”, das ist das Cello-Ensemble von Oliver Krüger, in einem Flüchtlingsheim in der Nähe von Vlotho. Da meine Tochter auch beteiligt ist, war ich dabei und hatte mir vorgenommen, die Sache fotografisch zu dokumentieren. Eine willkommene Gelegenheit, die Q in Kombination mit der M zu testen. Ich nahm also beide Kameras mit, die M nur mit dem 50er Summilux, kein weiteres Objektiv. Ich wollte sehen, was ich mit 28 und 50mm Brennweite abdecken kann. Ein weiterer Grundgedanke war, ohne Objektivwechsel auszukommen und so Staub (auf dem Sensor) und Zeit zu sparen.
Als ich die M checkte, sah ich eine Anzeige, die ich noch nie zuvor gesehen hatte: Auf dem Display erschien in roter Schrift: “Akku-Alter prüfen”. Obwohl der Ladezustand noch gut war, scheint eine gewisse Alterung der Ladungsträger einzutreten. Jedenfalls zeigte mir dass, wie sehr ich mich in letzter Zeit auf die Q verlassen habe. Ein kurzes Nachladen behob das Problem.
Wir waren eine Stunde vor Konzertbeginn am Ort, nicht nur Cellissimo war beteiligt, sondern auch die “Cellissimo-Kids”, die ganz jungen Schüler von Oliver Krüger. In dieser Zeit vor Beginn machte ich schon einige Fotos, man kann schon mal die Belichtungsbedingungen testen und sich “warmschiessen”. Oft ist auch schon was Brauchbares dabei. Je näher der Beginn rückte, desto mehr Besucher fanden sich in der ehemaligen Aula der alten Schule ein, vor allem Kinder.
Und während ich meine Bilder machte, fand ich mich auf einmal von den Kindern umringt, die sich fragten, was ich gleich mit zwei Kameras dort anstellte. Bemerkenswert ist nebenbei, dass sie meine Kameras so anziehend fanden, denn dort waren auch andere, z.B. mit einer Bridge-Kamera mit Klapp-Display oder kleine Kompakte Kameras. Sie stürzten sich aber auf die Leicas. Warum? Ich vermute, dass selbst bei diesen Kindern, die (geschätzt) zwischen 5 und 11 Jahre alt waren, die “Gestalt” der Kameras quasi den Archetyp eines “ernstzunehmenden” Fotoapparats darstellt. Allerdings will ich das nicht überbewerten, wenn ich mit einer Canon 5D dort gewesen wäre, hätte die die Kinder auch angezogen.
Ich zeigte ihnen die Kameras und sie verstanden sehr schnell (wir verständigten uns mit Zeichensprache), dass die M zu kompliziert für sie war (eigentlich haperte es wie immer nur am manuellen Fokus, ein Konzept, dass für sie fremd war). Die Q hingegen konnten sie sofort intuitiv bedienen. Vielleicht erklärt mich der eine oder andere für Verrückt, aber ich liess sie mit der Q losziehen und drauflos fotografieren. Sie blieben ja im Saal, und die Sache machte mir genauso viel Spass wie ihnen. Das einzige, was schade war: Bei dem Gefummel an der Kamera hatte ich nicht bemerkt, dass das Zeitrad von Stellung “A” auf eine 1/2000 Sekunde gerutscht war. Daher machte die Kamera (deren maximale ISO ich auf 6400 eingestellt hatte) Bilder, die ich in Lightroom zwei Blendendstufen hochziehen musste. Andererseits beschert mir das einen Test über High-ISO, denn die resultierenden Bilder entsprechen 25 000 ISO. Sie sind trotzdem brauchbar, haben eine verträgliche Körnung und nur eine minimale Andeutung von Banding in ganz dunklen Bildbereichen (wenn man nicht danach sucht, findet man es nicht). Diese und alle anderen Bilder habe ich übrigens in Silver Efex entwickelt, dazu etwas Filmkorn gegeben (keins der anderen Bilder war über ISO 2000, also war etwas Struktur erwünscht, um die Dateien nicht so “klinisch” wirken zu lassen). Hier kommen die “High-ISO-Bilder:
So also wurde die Q zu meiner “Verleih-ca” (Begriff bei Paul Ripke geklaut).
Während die Q unterwegs war, machte ich einige Schnappschüsse von den Kindern mit der M und dem 50er Summilux:
Was die Kombination 28/50 mm betrifft: Unter den dort vorherrschenden Bedingungen brauchte ich nichts anderes, da ich mich frei bewegen konnte und auch nah dran kam (gerade bei 28 mm muss ich immer an Robert Capa denken: “If your Photos aren’t good enough, you’re not near enough!”). Müsste ich mehr Reichweite haben, bliebe immer noch, das 75er oder 90er zum Wechseln mitzubringen. Hier war das überflüssig.
Der unterschiedliche Bildwinkel beider Brennweiten sorgt für Abwechslung, 28mm bezieht mehr Umgebung mit ein, selbst bei “Close-Up”-Aufnahmen, während 50mm tendenziell mehr isoliert. Das Freistellungspotential beider Objektive ist natürlich willkommen. Nur bei dem Gruppenbild zum Schluss habe ich einmal auf f/2.8 abgeblendet, sonst immer Offenblende benutzt. Hier einmal eine Gegenüberstellung der Perspektiven bei ähnlichem Motiv und Entfernung:
Ich machte einige “Studien” mit dem 50er Summilux:
Nach dem Konzert stellten sich alle zu Gruppenbild auf, darunter auch einige Kinder und die Dolmetscher:
Aber die Kinder waren nicht nur auf meine Kameras scharf, die Musik hatte sie durchaus erreicht. Sie zeigten dann reges Interesse für die Celli. Ich hatte nun meine Q wieder:
Meine Tochter und ich verliessen die Schule mit einem Gefühl menschlicher Wärme. In diesen zwei Stunden konnten wir nur wieder mal feststellen, dass die Flüchtlinge und deren Kinder genau so sind wie wir. Nur haben wir das Glück, nicht in einer Gegend zu wohnen, wo blutrünstige Fanatiker uns ermorden wollen. Obwohl — was Fanatiker betrifft, haben wir die hier auch um uns. Der Hohe Bauzaun um das Schulgebäude und die zahlreichen Security-Leute waren ja wohl nicht da, um die Bevölkerung vor den Flüchtlingen zu schützen…
Die Fotos habe ich auch dem DRK-Mann gesandt, der das Camp leitet. Er wird sie den Kindern zur Verfügung stellen.
Die Schlussfolgerungen:
Die Q und die M mit 50er Objektiv sind eine Super-Kombination.
Die Q kann man jedem bedenkenlos in die Hand drücken
Aber noch etwas war an diesem Wochenende: Das 8-Klassenspiel der Waldorfschule Minden, die meine jüngere Tochter besucht. Die Klasse hatte in den letzten Wochen intensiv das Stück “Die Welle” einstudiert, das einen geradezu unheimlichen aktuellen Bezug hat. Meine Frau fotografiert sonst mit dem iPhone, aber als Fotos von den Proben für’s Programmheft gebraucht wurden (und ich keine Zeit hatte), drückte ich ihr die Q in die Hand. Sie war erst skeptisch, dann brachte sie ordentliche Fotos nach Hause:
Ich machte während der Aufführung noch ein paar zur Erinnerung (mit der M, weil ich für die Q zu weit weg war):
Zu guter Letzt noch ein Tipp: Wer nicht zu weit von Detmold entfernt wohnt und seine Technik für Nachtaufnahmen perfektionieren möchte, sollte wissen, dass die Aktion “Der Hermann leuchtet” wieder begonnen hat. Das ist ein Lichterspektakel mit Lasershow, das noch bis zum 20. März am Hermannsdenkmal stattfindet. Letztes Jahr war ich dort (siehe auch diesen Blog-Beitrag), diesmal hatte ich eigentlich nicht vor, dorthin zu fahren. Ich bin mit den Fotos vom letzten Jahr noch durchaus zufrieden, selbst wenn ich ein wenig neugierig bin, wie die Q sich machen würde.
Gleich nach Weinachten machte sich unsere Familie auf in die Alpen. Mit im Gepäck natürlich die Leica Q. Bis dahin hatte ich insbesondere im Skiurlaub immer die Fuji X100s benutzt, denn es kann unter Umständen sehr ungesund sein, sich mit einem Backstein um den Hals wie der M240 zu verplätten.
Aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen ist die M nicht so praktisch für solche Aktivitäten. Man kann sie z.B. nicht mit einer Hand bedienen (ausser man verzichtet aufs fokussieren, was sich evtl. auf die Bildqualität ungünstig auswirkt…), kurz gesagt, Autofokus ist erforderlich. Die Fuji X100 hingegen hat sich in diversen Skiurlauben bewährt, selbst unter widrigsten Witterungsbedingungen.
Da Standbilder unbeteiligte Betrachter nach kürzester Zeit einschläfern, mache ich gern “Actionfotos” während der Fahrt (darum die notwendige Bedienung mit einer Hand) oder auch Serienbilder von Vorbeifahrten oder Sprüngen. Ein schneller Autofokus ist also essentiell, die Fuji war bereits sehr gut in dieser Hinsicht, die Q ist bekanntermaßen noch besser. Während der Fahrt benutze ich selbstverständlich nur den Monitor zur Bildkomposition, da ich dann die Piste auch im Auge habe, um keinen umzufahren.
Ich benutze für die Q den Standard-Trageriemen der M-Kameras, der sehr gut zu ihr passt und sich in der Länge verstellen lässt (warum ist der mitgelieferte Tragriemen der Q so ein blödes Ding?). Quer über die Schulter gehängt, liegt die Kamera so gut vor oder hinter dem rechten Arm am Körper an und stört nicht beim Skifahren, selbst wenn man sehr schnell und sportlich fährt oder springt. Zum Schutz der Frontlinse habe ich einen B+W UV-Filter 010 (49mm-Gewinde) vorgeschraubt. Nur gute Filter nehmen, nicht daran sparen! Ansonsten hatte ich die Q nicht verpackt (ich bin ein Feind von Bereitschaftstaschen oder Halfcases, die Teile sind mir alle viel zu klobig), selbst bei Schneefall hätte ich die Kamera umbehalten, wie ich es auch bei der Fuji X100 tat, denn wenn die Kamera Aussentemperatur hat, schmilzt der Schnee nicht, Feuchtigkeit ist so kein Problem. Kristian Dowling hat die Q sogar im strömenden Regen benutzt, nur kann er das natürlich nicht weiterempfehlen. Den Objektivdeckel nehme ich übrigens nie, die Sonnenblende ist Schutz genug und so ein loser Deckel ist meist in Nullkommanix verschwunden. Der Akku hält so einen Skitag locker aus, allerdings hatte ich einen zweiten in der Tasche, für alle Fälle. Wenn ich von der Piste zurückkam, wurde der Ersatzakku für den Abend eingesetzt. Am nächsten Morgen waren wieder beide frisch geladen.
Doch ganz so extreme Wetterverhältnisse wie beim letzten Skiurlaub die Fuji X100 musste die Q diesmal nicht ertragen, denn es war die ganze Woche sehr frühlingshaft. Der gesamte Alpenraum litt unter Schneemangel, entsprechend bestanden die Pisten aus Kunstschnee, der aber von überraschend guter Qualität war und uneingeschränktes Fahrvergnügen zuließ. Die Einheimischen kratzten sich am Kopf und konnten sich kaum erinnern, wann mal so ein Schneearmes Weihnachten war. Die Angaben gingen denn auch zum Teil in die 50er Jahre zurück, einer behauptete gar, das sei das letzte Mal 1946 so gewesen. Meine Kollegin (mit der ich zusammen die Praxis habe) ist sich sicher, dass es in den 90ern schon mal so war.
Wie auch immer, Skifahren ging sehr gut, es war dafür sonnig und das Skigebiet nicht überfüllt. Dazu muss ich unsere Unterbringung erwähnen: Im Haus “Rehblick”, direkt am Feistritz-Lift, von dem man schnell zur Talstation kommt, kein Auto oder Ski-Bus nötig.
Aber das allein machte es nicht aus, Rehblick ist eine bodenständige, traditionelle Frühstückspension des Ehepaars Yvonne und Michael Ladstätter. Yvonne kümmert sich wirklich liebevoll um die Gäste und versucht alles, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Im Vorfeld organisierte sie sogar, wo wir Sylvester feiern konnten, für meine Frau buk sie extra einen Geburtstagskuchen (weil im Ort kein Bäcker mehr ist). Ihre freundliche und herzliche Art ist alles andere als geschäftsmässig, und das spürt man sofort, man fühlt sich willkommen. Desgleichen Michl, ihr Mann, Leiter der Skischule. Michl hat immer gute Tipps parat und schüttelte für uns spezielle Skistunden und ein Langlauf-Special am Staller Sattel aus dem Ärmel. Er hilft in der Pension, wo er kann, dabei ist nämlich auch eine kleine Landwirtschaft. Die Milch kommt immer von den eigenen Kühen. Schade, dass die Schneelage so mies war, denn Michl hätte mit uns eine Tour abseits der Pisten gemacht.
So, das war der Werbeblock, aber das durfte nicht unerwähnt bleiben. Diese persönliche und freundliche Atmosphäre ziehe ich jedem Fünf-Sterne-Hotel vor.
Zurück zum Thema: Die Q war also auf der Piste ebenso gut zu gebrauchen wie die Fuji X100, welch letztere, ich muss es einfach sagen, vom Preis-Leistungsverhältnis nach wie vor die ultimative Wahl unter den kompakten High-End-Kameras darstellt. Selbst die Sony RX1R II ist nüchtern betrachtet sehr teuer, wenn man bedenkt, was sie (und die Q) der Fuji voraus haben. Aber natürlich: Für Leute wie mich ist so ein Vollformatsensor das Lockmittel.
Und der ist in Verbindung mit dem Summilux-Objektiv schon Klasse, eine andere Liga als jede APS-C oder Micro 4/3 Kamera. Ursprünglich hatte ich den Eindruck, dass die Farben der Q der der M240 sehr ähnlich sind, aber das war, als ich jede Menge Low-Light Aufnahmen machte, bei Kunstlicht ist das schwer zu beurteilen. Nachdem ich jetzt viele Tageslicht-Fotos gesichtet habe, stelle ich fest, dass das Farbschema der Q etwas anders ist, vielleicht sogar besser, obwohl ich mich über die Farben der M240 nie beschwert habe.
Bei Sonnenschein und Schnee ist man bei herkömmlichen Kameras schnell gezwungen, die Blende zu schliessen oder einen ND Filter zu benutzen. Die Fuji hatte einen eingebaut, den man zuschalten konnte, die Q braucht ihn nicht, weil sie ab einer 1/2000 sec auf elektronischen Verschluss umschaltet, der bis zu einer 1/16 000 sec geht. Bei bestimmten, sehr schnell bewegten Motiven kann “Rolling Shutter” auftreten, dann muss man doch auf den guten alten ND-Filter zurückgreifen. Dieses Problem gab es aber auf der Piste nicht, zwar war die Fortbewegungsgeschwindigkeit insbesondere meiner älteren Tochter etwa im Bereich einer Pershing-Rakete, für die Q reichte es aber noch.
Bei Blende f/4.0 oder f/5.6 wurden bei der Helligkeit teilweise noch Belichtungszeiten von 1/10 000 sec gebraucht. In Verbindung damit muss ich noch den Autofokus erwähnen: “Lichtgeschwindigkeit” beschreibt ihn nur unzulänglich. In der Silvesternacht machte ich aus Neugier Schnappschüsse von den Raketen, die Michl in den Nachthimmel schickte. Die Kamera war in der Lage, in dem Augenblick zu fokussieren, in dem die Raketen explodierten und ohne wahrnehmbare Verzögerung auszulösen, so dass dieser Moment im Bild festgehalten wurde. Was das in Bruchteilen von Sekunden eigentlich heisst, weiss ich nicht, aber es ist sehr, sehr wenig… übrigens ist das totaler Blödsinn, auf diese Weise Feuerwerke zu fotografieren. Mir ging es nur um das Experiment. Wer wissen will, wie man das wirklich macht, sollte sich mein Tutorial dazu ansehen. Es befindet sich in der Mitte dieses Blog-Beitrags.
Noch etwas zum automatischen Weissabgleich: Er ist (fast) immer perfekt. Bei Kunstlicht neige ich gelegentlich dazu, es etwas weniger gelblich zu machen, aber das liegt nicht an der Kamera. Die hat es so genommen, wie es war. Wenn ich ganz besonders sicher sein will, nehme ich meine Whibal-Karte und mache einen manuellen Weissabgleich, zwei individuelle Werte kann die Kamera speichern. Meistens kann man sich die Mühe sparen. Das folgende Bild ist eine Herausforderung an den Weissabgleich (und die Sensordynamik). Später Nachmittag, Talstation im Schatten, Spiegelung der gegenüberliegenden Berge im Sonnenlicht, Kunstlicht in den Schaufenstern… ein Alptraum für den Weissabgleich. Ich habe ihn so gelassen, wie er aus der Kamera kam:
Eigentlich bin ich ein Verfechter des “Instant décisif”, also des “Entscheidenden Augenblicks”. Das bedeutet, man drückt im richtigen Moment ab. Demgegenüber steht die Taktik “spray and pray”, also den Verschluss rattern lassen und hoffen, dass irgendwas Brauchbares dabei herauskommt. Beim Sport aber weiche ich meine eigenen Regeln auf, hier ist es durchaus sinnvoll, mal Serienbilder von Bewegungsabläufen zu machen. Bei der Q muss man den Einschaltknopf nur von “S” auf “C” (Continuous) stellen, dann macht sie Serienaufnahmen. Im Menü kann man einstellen, ob man 10, 5, oder 3 Bilder pro Sekunde haben möchte. Beim Skifahren fand ich die mittlere Einstellung am besten (5 Bilder/Sek.). Mit meiner verhältnismässig “langsamen” 16 GB Sandisk Extreme 30MB/s Speicherkarte machte die Kamera maximal zwölf DNG+JPG Bilder in rascher folge, dann musste sie “nachladen”. Sean Reid machte mit seiner Sandisk 16GB 45MB/s fünfzehn Bilder in Folge. Das hängt also von der Schreibgeschwindigkeit der Karte ab. Aber allein diese grosse Datenmenge zeugt von einem ziemlich grossen Arbeitsspeicher, über den die Kamera verfügt. Die Nachverfolgung beim fokussieren funktioniert tadellos. Alle Bilder einer Serie gestochen scharf. Ich habe ein paar zusammengestellt (nicht zu hoch aufgelöst, weil sie sonst zu viel Platz auf der Webseite wegnehmen, prinzipiell könnte man sie in 4K wiedergeben).
Einzelne Bilder aus Serien:
Das Gegenlicht-Verhalten des Objektivs ist exzellent, man kann locker gegen die Sonne Fotografieren, insbesondere etwas abgeblendet kommt es kaum zu “Flare” oder ähnlichen störenden Artefakten. Dabei bin ich mir bei den Skifotos nicht sicher, ob es eher an dem UV-Filter lag, wenn überhaupt etwas auftrat. Ich hatte zuhause mal bei Sonnenaufgang Fotos (ohne Filter) gemacht und nicht das geringste entdecken können.
Die Nächte waren sternenklar und wie immer im Hochgebirge ist trotz Restlichts der Ortschaften mehr zu erkennen als in unseren total “lichtverseuchten” Gegenden. Die Q verfügt über ein lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv, dazu macht sie noch bei ISO 400 immerhin 30 Sekunden Belichtung. Bei 28mm Brennweite fangen bei 30 Sekunden Belichtungszeit die Sterne zwar an, leicht “länglich” zu werden, das macht sich aber nur bei näherer Betrachtung bemerkbar. Wer die genauerem Zusammenhänge nachlesen will, kann sich mein Tutorial zur Fotografie des Sternenhimmels ansehen. Für den Bildeindruck an sich spielen die leicht ovalen Sterne keine Rolle. Also schnappte ich mir ein Stativ und ging aufs Feld oberhalb von “Rehblick”. Die Nächte im Tal waren kalt, -7 Grad und weniger, ich fummelte mit kalten fingern an der Kamera herum. Aber wie die M9 oder M240 sind die wenigen notwendigen Bedienknöpfe ohne weiteres im Dunkeln gut zu finden. Man muss manuell auf unendlich fokussieren, denn am dunklen Himmel findet der Autofokus keinen ausreichenden Kontrast. Blende auf f/1.7 und das Zeitwahlrad auf 1+ gestellt, wählte ich mit dem Daumenrad die maximale Belichtungszeit von 30 Sekunden. Die Bildkomposition war schwierig, hier zeigt sich das Manko eines noch so guten elektronischen Suchers. Ich konnte mich nur an Lichtpunkten orientieren. Zum Glück gibt es die Wasserwaage, dass man wenigstens den Horizont gerade hat. Ansonsten muss man zur Not belichten, nachsehen (“chimpen”), und die Komposition korrigieren.
Von dem Ergebnis war ich selbst überrascht, etwas ähnliches könnte ich mit der M240 nur mit dem 35er Summilux erreichen, diese Brennweite ist aber schon zu lang für die erforderliche Belichtungszeit. Um genügend Sternenlicht “einzufangen”, musste ich in Kauf nehmen, dass die Strassenbeleuchtung überproportional hell wird, entsprechend teilte ich das Bild bei der Nachbearbeitung in zwei Zonen, durch entsprechende graduierte Filter: Unten nahm ich die Highlights und die Belichtung insgesamt zurück, während ich beim Sternenhimmel um eine Blende hochzog und den Kontrast und die Tiefen verstärkte. Normalerweise hätte ich mir das sparen können, wenn ich keine Strassenbeleuchtung im Bild gehabt hätte, aber das konnte ich mir nicht aussuchen. Für “echte” Astrofotografie sollte man das vermeiden. Hat man in dieser Hinsicht Ambitionen (ich nicht!), sollte man sich übrigens eine Nikon D810 zulegen, es gibt sogar ein Sondermodell mit speziellen Features für die Bedürfnisse der Astrofotografen. Aber dass die Leica Q in der Lage ist, immerhin einen solchen “Eindruck” zu verschaffen, ist eine nette Zugabe. Hier noch mal nur die Milchstraße, einfach in den Himmel fotografiert:
Selbstverständlich konnte ich auch die Low-Light Eigenschaften der Kamera gut gebrauchen. Es gibt dort urige Hütten und Restaurants, in denen es recht schummrig ist. Nächstes Foto: Stromausfall beim Silvesterdinner. Kerzenlicht als einzige Lichtquelle.
In der Silvesternacht waren wir noch in dem angesagten Aprés-Ski-Schuppen “Kuhstall”, um etwas abzufeiern.
Am Ende des Urlaubs stellte ich verblüfft fest, dass ich meine M nicht einmal benutzt hatte. Das sagt viel darüber aus, wie ich mit der Q zufrieden bin. Aber dennoch: Ohne M geht es nicht, es gibt Gelegenheiten, da reicht mir die 28mm Optik doch nicht. Man darf gespannt sein, was im September dieses Jahres die neue M bringen wird, die Q gibt schon einen Vorgeschmack auf den neuen Wind, der bei Leica weht.
Es ist eigentlich seltsam, dass hier nicht öfter Pferde auftauchen, denn die spielen bei uns eine nicht unbedeutende Rolle. Die drei Frauen, die mein Leben bestimmen, suchen ihr Glück nämlich unter anderem auf dem Rücken der… wie schon gesagt. Ich bin selbst mal einige Jahre viel geritten, aber habe mich dann mehr aufs Rennrad fahren verlegt. Man muss eine Auswahl treffen, wenn man so viele Tauben auf dem Dach hat wie ich, sonst geht man im Freizeitstress unter.
Heute war in unserem Reitverein “Weihnachtsreiten”, das ist eine gesellige Veranstaltung. Es wird eine “Quadrille” geritten, die Kinder bekommen Geschenke (hauptsächlich “Leckerlis” für die Pferde), zum Schluss ein Mächtigkeitsspringen (wer sich traut).
Der “Chef”, Helmut Rethemeier, Olympiasieger von 1976
“Q” wie Quadrille, da liegt es nahe, mal wieder die Q unter erschwerten Bedingungen auszuführen… auf dem Prüfstand heute: Der Autofokus.
Und ich muss gleich sagen, ich bin immer noch dabei, mich vom Boden hochzurappeln, so hat mich das Ergebnis umgehauen! Der Autofokus nagelte die Pferde im Sprung über dem Hindernis fest. Während der Quadrille machte ich ein paar mitgezogene Aufnahmen mit relativ langer Belichtungszeit, dadurch kommt es zu partiellen Bewegungsunschärfen im Bild. Doch gerade das verschafft den Fotos (Bewegungs-)Dynamik. Die Bildstabilisierung war ausgeschaltet, die verträgt Bewegung im Bild nämlich nicht. Ich hatte sie bei keinem der Fotos an.
Das Licht in der Reithalle wechselte ständig, weil teils grelles Sonnenlicht durch die Oberlichter fiel, dafür war es zwischendurch schummrig. Die ISO der Bilder schwankt infolgedessen zwischen 100 und 2000. Die Belichtungszeit stellte ich manuell ein, da die Kamera dazu tendiert, immer 1/60 sec zu nehmen (man kann natürlich eine andere Grenze einstellen). Ich wählte aber lieber manuell je nach Bedürfnis mal 1/125, 1/250 oder 1/500 sec. Die ISO stellt sich entsprechend ein. Blende hatte ich immer zwischen f/1.7 und f/3.2, viel kleiner war nicht nötig.
Letztes Jahr habe ich etwa das gleiche mit meiner M und dem 35er Summilux fotografiert und das ging hervorragend… aber… ich bringe es kaum über die Lippen… mit dem Autofokus der Q kann jeder Depp die Bewegung einfangen, während das mit der M ganz schön Übung erfordert. Obwohl es so “einfach” war, hat es auch mit der Q Spass gemacht. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die Q von jedem bedient werden kann. Damit vernünftige Fotos entstehen, gehört doch etwas mehr dazu als nur ein schneller Autofokus. Eine teure Kamera allein war noch nie ein Garant für gelungene Fotos.
Wenn man genügend Bewegungsfreiheit hat, kann man das 28er Summilux Objektiv für alles gebrauchen. Vielleicht fällt es mir auch besonders leicht, weil 28mm ja schon lange meine bevorzugte Brennweite ist.
Fazit: Die Q wird in dieser ersten Reportage der hohen Erwartungshaltung gerecht, die ich an sie stellte. Zwar bin ich mit der M und Wechselobjektiven noch flexibler, dafür ist es befreiend, nur mit einer Brennweite zu “sehen”. Ausserdem: Kleine, leichte Kamera, keine weitere Ausrüstung erforderlich! Aber bei aller Lobhudelei sollte man jetzt nicht zu dem Schluss kommen, meine M hätte jetzt ausgedient! Es gibt genügend Gelegenheiten, bei denen die Q mit ihren 28mm suboptimal ist… und gelegentlich möchte man doch auch mal den Blickwinkel ändern. Ein 50er Summilux, 75er Summicron oder das 90er Macro-Elmar haben ihren eigenen Reiz, auf den ich nicht verzichten wollte.
Kaum verwunderlich, dass ich fotografisch zur Zeit auf die Leica Q fixiert bin und die M240 ein Schattendasein fristet. Am Ende diese Beitrags habe ich diesen Umstand in einem fiktiven “Dialog” mit der M verarbeitet.
Inzwischen ist bei meinem geschätzten Blogger-Kollegen Jörg Lange ein ausführlicher Review erschienen, den ich sehr lesenswert finde. Da schon von Jörg die Rede ist, empfehle ich auch die Lektüre seines M240-Erfahrungsberichts, der meiner Meinung nach epische Züge hat.
Im Leica Camera Blog fand ich auch einen schönen Bericht von David English.
An Jörgs Review war für mich interessant, das er als M240-Shooter zu genau den gleichen Einstellungs-Präferenzen kommt wie ich. Die Gewohnheiten von der M240 lassen sich zum grossen Teil auf die Q übertragen, darum ist das “switchen” zwischen den beiden Kameras um so leichter. Beispielsweise die Bevorzugung der mittenbetonten Belichtungsmessung, die man von der M gewohnt ist. Dann die Bildkomposition: Erst mit der Kamera auf die Bereiche schwenken, wo die Belichtung gemessen wird, dann diese speichern. Bei der M geht man bis zum ersten Druckpunkt des Auslösers, dann rekomponiert man auf das eigentliche Motiv. Bei der Q ist ein Schritt mehr notwendig, weil man bei der M schon fokussiert hat oder das jetzt macht. Die Belichtungsspeicherung habe ich mir auf die Daumentaste gelegt, die gleich neben der Mulde super zu erreichen ist. Also bei der Q: Sucher auf den Bereich, wo die Belichtung gemessen wird, mit Daumentaste speichern, dann aufs eigentliche Motiv verschwenken, mit dem Auslöser zum ersten Druckpunkt den Autofokus speichern, evtl. nochmal rekomponieren und auslösen. Autofokus: Selbstverständlich nur ein Messpunkt, in der Regel in der Mitte.
Das klingt megakompliziert, aber in Wirklichkeit ist einem diese Vorgehensweise von der M schon in Fleisch und Blut übergegangen. Die AEL-Belichtungsspeicherung kennen die meisten von ihren DSLR’s. Bei meiner 5D habe ich es früher genauso gemacht. Nur macht es mit der Q viel mehr Spass…
In vielen Fällen kann man sich das auch sparen, man hält drauf und drückt ab… eben “point and shoot”, auch mal schön… und schnell, wenn es um Schnappschüsse geht.
Beim Wifi geht es mir ebenso wie Jörg – nicht mein Ding. Wenn ich die Kamera auf dem Stativ habe und verwackelungsfrei auslösen will, stelle ich lieber einfach auf Selbstauslöser, als mit dem iPhone herumzufummeln.
Seit meinem Hands-on-Beitrag über die Q habe ich sie nicht so oft benutzen können, wie ich mir das gewünscht hätte, viele andere Sachzwänge in der Vorweihnachtszeit hielten mich davon ab. Aber immerhin konnte ich sie zu diversen Weihnachtsmärkten mitnehmen, wo sie immer wieder ihre Low-Light-Eigenschaften eindrucksvoll unter Beweis stellte. Die Bilder von dort sind meist mit negativer Belichtungskorrektur gemacht, später in LR um ca. 0,5 bis 1 Blendendstufe hochgezogen, dass bewahrt meines Erachtens mehr Details in den Highlights. Bei keinem habe ich Rauschunterdrückung angewandt.
Das letzte Bild vom Weihnachtsmarkt in Minden einmal voll, einmal als 100%-Vergrösserung. Selbst ein so grosser Bildausschnitt zeigt viele Details, vor allem wenn man bedenkt, das es bei grösster Öffnung aufgenommen wurde:
An einem sonnigen Nachmittag ging ich am Weserufer spazieren, etwas abgeblendet ist das 28er Summilux-Objektiv bombastisch für Landschaft, fühlt sich an wie mein 28er Elmarit oder Summicron an der M. Ich könnte die Bilddateien in Lightroom nicht voneinander unterscheiden. Schärfe und Auflösung sind phänomenal. Leider erinnern Landschaftsaufnahmen um diese Jahreszeit immer an Motive für Trauerkarten.
Doch vor allem stellte die Q ihre Eigenschaft als “diskrete” Kamera unter Beweis. Beim “Cellissimo“-Konzert in der Kirche zu Dankersen konnte ich jederzeit fotografieren, ohne zu stören, da es keinerlei Geräusche gibt. Ich hatte eine “Pool-Position” in der ersten Reihe, also freies Schussfeld. Allerdings bewegte ich mich nicht im Raum, wie ich es bei einem “offiziellen” Shooting tun würde, daher ist der Blickwinkel aller Aufnahmen eher statisch. Trotzdem kann man mit der Auflösung der Kamera noch genügend ausschneiden, um die Bildabfolge interessanter zu machen. Davon abgesehen wäre ausserdem die M240 mit 50er oder 75er Objektiv dabei, wenn ich mehr Ambitionen hätte. Aber auch diesmal war es befreiend, nur die kleine Kamera zu benutzen. Mir ging es weniger um Künstlerisches, sondern um die Erinnerung, denn meine Tochter ist bei Cellissimo dabei. Das ist übrigens eine Formation, die vom Cello-Lehrer Oliver Krüger (Musikschule Porta-Westfalica) geleitet wird. An dem Abend waren auch Schüler/Innen der Klavierlehrerin Frau Preuß-Niemeyer beteiligt.
Heute habe ich endlich Zeit, mich um die “trivialen” Dinge wie das Schreiben dieses Blog-Beitrags zu kümmern. Wie Eingangs erwähnt, waren die letzten zwei Wochen in der Praxis sehr fordernd, kommt es doch saisonal bedingt zu vielen ungeplanten Behandlungsfällen. Aber darüber will ich mich nicht beschweren, im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich so viel zu tun habe… nur manchmal geht man ein bisschen am Stock. Ich weiss: Also doch Jammern auf hohem Niveau. Jedenfalls konnte ich mit dem befriedigenden Gefühl die Pforten für dieses Jahr schliessen, dass alle, die da waren, mit ein wenig besserer Lebensqualität die Feiertage verleben können.
Zum Schluss ein Ausflug in die Fiktion… ich bin von Jugend an mit einer etwas (zu) lebhaften Fantasie gesegnet, also habe ich mir Gedanken gemacht, wie wohl meine “M” über die neue “Q” denken könnte. Dabei ist folgendes herausgekommen:
“Pang of Jealousy”
Vor ein paar Tagen legte ich zufrieden die neue Leica Q auf meinen Schreibtisch und fuhr den iMac hoch, um Bilder einzulesen. Da fiel mein Auge zufällig auf die M240, die auf dem Sideboard abgestellt war. Ich zuckte zusammen. Sie sah mich missbilligend mit kleinster Blende an, eigentlich hätte ihr Blick mich zu einem Häufchen Asche reduzieren müssen.
»Na, hast du dich gut amüsiert mit dieser blöden Kuh?« Oder meinte sie blöde ›Q‹? Jedenfalls triefte ihre Stimme vor Sarkasmus. Ich leckte mir nervös über die Lippen. Meine M war eine Diva. Wer hätte das gedacht? Sie nutzte mein verblüfftes Schweigen aus, um weiter Dampf abzulassen.
»Seitdem sie hier ist, hast du mich nicht mehr angefasst! Was hat sie, dass ich nicht habe?«, keifte sie mit sehr kurzer Verschlusszeit und viel zu hoher ISO. Ich rollte mit den Augen. Ihr Hang zum Luxus wurde immer erkennbar, wenn sie Werbebotschaften aus dem Segment zitierte.
Ich hob beschwichtigend die Hände. »Bitte beruhige dich doch! Denk an deine ISO-Werte! Du bekommst noch Banding…«
DAS hätte ich lieber nicht erwähnen sollen. Sie defokussierte demonstrativ und ging in den Stand-by-Modus, um mich mit Nichtbeachtung zu strafen. Ich hatte mich inzwischen etwas von meiner Überraschung erholt, nahm sie von Sideboard und weckte sie wieder auf. Hier musste etwas klargestellt werden. Bevor sie aus lauter Wut einfror (was sie sonst nie tat), versicherte ich ihr:
»Du bist und bleibst doch meine Nummer Eins! Meine M… Meistgeschätzte!«, stotterte ich. »Aber schau mal, ich hab doch eben das Cellissimo-Konzert fotografiert, da hätte ich doch auch sonst die Fuji mitgenommen, wegen der Diskretion…«
»Diskretion!«, heulte die M waidwund auf. »Ich bin auch diskret! Für wie unterbelichtet hältst du mich eigentlich?« Ich schielte auf ihre Belichtungskorrektur. Neutral.
»Ja, natürlich bist du diskret«, versicherte ich mit auf dem Rücken gekreuzten Fingern der rechten Hand. Denn so leise wie Q ist sie eben nicht, ich hatte während des Konzerts in der ersten Reihe gesessen und zu jedem Zeitpunkt Fotos machen können, ohne dass das irgendeine akustische Störung hervorgerufen hätte.
»Ich hab dich auch ein bisschen vermisst«, schleimte ich mich ein. Sie schaltete in Live-View und machte die Blende ein wenig weiter auf.
»Wirklich?«, schnüffelte sie.
»Ja, ganz im Ernst. Ich sass doch nur ganz statisch vorne und konnte nicht die Position wechseln. Da hätte ich mir schon gewünscht, mal mit 50, 75 oder 90mm zu fotografieren… da bist du doch einsame Spitze! Aber es ging doch nur um ein paar Erinnerungsfotos. Knipsbilder! Unter deinem Niveau.« Ich ließ vorsichtshalber weg, dass ich die Bilddateien der Q ohne weiteres ganz gut ausschneiden kann. Die M taute jetzt auf.
»Na gut«, sagte sie würdevoll. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum du mit diesem billigen Flittchen um die Häuser ziehst!«
»Also, billig…«, protestierte ich.
»Du verstehst ganz gut, was ich meine!«, versetzte sie erneut zickig. »Da kommt so ein schlankes Supermodel daher mit dicken…«
Ich zog die Notbremse. »Vorsicht!«
»…Linsen!«, schnaubte sie. »Die arme kleine Fuji hat bis zum Schluss nicht kapiert, warum du sie auf dem Sklavenmarkt vertickt hast!«
»Das wundert mich gar nicht!«, knurrte ich gereizt. Die ›arme kleine Fuji‹ war die meiste Zeit zu verwirrt, um ihr eigenes Menü zu verstehen. Das naive Ding hatte nie gemerkt, wie gönnerhaft sie von der M behandelt wurde, die in ihr keine ernsthafte Konkurrenz gesehen hatte. Mit der Q würde sie so nicht umgehen können, und das erklärte diesen Eifersuchtsanfall sofort.
»Ich brauche euch beide und möchte, dass ihr miteinander auskommt! Ihr seid aus gutem Hause und ein Spitzenteam!«, machte ich einen diplomatischen Vorstoß. Die M schielte zur Q, die bis dahin weise geschwiegen und zwischen uns hin und her fokussiert hatte.
»Es muss toll sein, so einen Messsucher zu haben«, piepste die Q schüchtern und klickerte leise mit den Verschlusslamellen. Ich hatte schon gemerkt, dass sie sehr empathisch war, sie hatte meine Taktik verstanden. Sie war überhaupt sehr aufgeschlossen, egal, wem ich sie in die Hand drückte, sie machte klaglos ihre Fotos, ohne Star-Allüren. Die M strafte Unwissende meist mit unscharfen Bildern oder aus dem Rahmen gerutschten Motiven ab.
»Und Wechselobjektive!« Die Q seufzte sehnsuchtsvoll. »Es muss so… aufregend sein, wenn das Bajonett einrastet! Du musst mir unbedingt erzählen, wie das ist!« Sie zwinkerte ihr mit dem elektronischen Sucher zu.
»Naja… sicher, kann ich machen«, grummelte die M und wurde offenbar weich. Ihre ISO war wieder auf normalem Level. Sie räusperte sich vornehm. »Und… wie isses so mit… äh… Autofokus?«
Ich hielt die Luft an. Das böse Wort (›Autofokus‹) hatte sie noch nie über den Verschluss gebracht. Hoffentlich wusste die Q, was sie tat. Sie wandelte auf einem messerscharfen Grat.
»Langweilig!«, stieß die Q schnell hervor. »Und hektisch! Ich finde den manuellen Fokus ja so viel besser. So… sanft und… gefühlvoll!« Sie stellte sich träumerisch auf Langzeitbelichtung. Der Bildschirm der M hellte sich sichtlich auf. Die Q war ganz schön raffiniert. Sie merkte genau, wo man die M wirklich packen konnte. Ich grinste in mich hinein.
»Na also!«, sagte ich und rieb mir die Hände. »Ich wusste ja, dass ihr gut zusammen passt! Und wie das erst mal wird, wenn die neue, verbesserte M in 2016 rauskommt!«
Der Schreck fuhr mir in die Glieder! Das war mir so herausgerutscht! Die Q schaltete sich vorsichtshalber ab, vermutlich würde meiner M jetzt der Sensor vor Wut durchbrennen. Stattdessen riss sie verblüfft die Blende auf.
»Wie… verbessert? Wer sollte mich noch verbessern können?«
Wer diesen (älteren) Artikel interessant findet, mag vielleicht auch das lesen, was ich ein Jahr später zur Leica Q schrieb: Retrospektive: Ein Jahr mit der Leica Q
Des weiteren ist auch das “Statement zur Leica Q” ein Beitrag, in dem ich eine klare Haltung zur Gebrauchsfähigkeit dieser Kamera einnehme.
Leica Q – Hands on
Seit dem Sommer habe ich mit mir gekämpft, weil mich alles an der “Q” sofort angesprochen hat. Vor ein paar Tagen habe ich es aufgegeben. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Ihr Codename bei der Entwicklung war “Hemingway”.
Ich würde sagen: “Wem die Stunde schlägt”, oder “Haben und Nichthaben”, meine Tochter vermutlich: “Der alte Mann und das mehr…”
Dies soll übrigens kein Review werden, denn es gibt genug. Am Ende sind ein paar Links dazu. Ich verstehe diesen Artikel mehr als “Hands on”. Meine persönliche Sichtweise steht im Vordergrund, wie sich die Kamera für mich “anfühlt” und warum sie die ideale Ergänzung zu meiner M240 darstellt.
Die Q ist der “Luxus-Ersatz” für meine Fuji X100T, die ich bereits bei ebay verkauft habe. Natürlich gibt es keine rationale Begründung für den Kauf. Trotzdem mache ich einen Versuch.
Was also hat sie der Fuji voraus?
Ganz offensichtlich – den Vollformat Sensor mit höherer Auflösung.
Die f/1.7 28mm Summilux Optik der Q ist dem f/2.0 Fujinon-Objektiv haushoch überlegen. Die Fuji sollte man z.B. weit offen in der Makro-Funktion gar nicht benutzen, sehr schwammiges Ergebnis. Die Q blendet automatisch etwas ab, das wäre für die Fuji empfehlenswert. Ansonsten ist das 28er Summilux der Q schon bei voller Öffnung klinisch scharf (so dass es manche schon wieder stört).
Meine bevorzugte 28mm Brennweite (die 35mm der Fuji sind “mit drin”, denn wenn ich in der Q auf 35mm gehe, sind immer noch 16 MP Auflösung übrig, die die Fuji hat).
Trotz 28er Brennweite ein erstaunliches Freistellungspotential, deutlich mehr als bei der Fuji.
Höhere Lichtstärke – durch das Summilux Objektiv ein halber Stopp nach unten, durch die höhere (brauchbare) ISO mindestens zwei Stopps nach oben.
Die DNG-Dateien sind stabiler als die Raw-Dateien der Fuji, höhere Dynamik vor allem bei steigenden ISO-Werten.
Bedienbarkeit – die Menüführung ist gegenüber der Fuji deutlich überschaubarer.
Manuelles Fokussieren fühlt sich bei der Leica Q an wie bei einem “echten” mechanischen M-Objektiv. Dagegen kann die “fly-by-wire”-Technik der Fuji nicht an. Ausserdem sind die Fokussierhilfen (Vergrösserung, Fokus-Peaking) bei der Q einfach besser und deutlicher.
Der Autofokus ist schneller! Und das heisst schon was, denn die Fuji ist nicht gerade lahm. Angeblich zur Zeit (die Angaben gehen etwas auseinander) der schnellste Autofokus an einer Kompaktkamera.
Belichtungsreihen: Endlich kann ich zwei oder drei EV einstellen! Total bekloppt bei der Fuji, das nur höchstens ein EV möglich ist. Darüber habe ich immer geflucht.
Markierungen auf dem Objektiv. Oh ja, diese Dinger brauche ich wirklich! Wer nicht versteht, warum, sollte mein Tutorial zum Fokussieren lesen.
Kleinigkeiten – tolle Makro-Funktion, bessere Akkulaufzeit, bessere Verarbeitung, minimalistisches Design.
Was verliere ich?
Den optischen Sucher (heul!). Es geht nichts über einen optischen Sucher!
Die Fuji konnte man in die (Mantel-) Tasche stecken. Bei der Q ist zuviel Objektiv vorne…
eine Menge Geld, die die Q mehr kostet. Und trotz aller ihrer Vorteile ist sie nicht vier mal besser als die Fuji, sondern nur (fast) vier mal teurer…und hier beginnt das Irrationale.
(Update 14.12.15, ein Freund machte mich auf fehlende Punkte in der Verlust-Liste aufmerksam) Der kamerainterne Blitz.
In-Camera-Raw-Conversion
Zu den letzten beiden Punkten muss ich sagen, dass ich sie nicht vermisse, weil ich sie nie benutzte. Ebenso wenig wie ich Bedarf für die Film-Emulationen Fuji-Astia oder Provia hatte, denn wenn ich so etwas will, mache ich es im Postprocessing.
Nebenbei: Warum habe ich mir keine Sony RX1R II gekauft, den offensichtlichen Konkurrenten? Antwort: Weil sie keine Leica ist… 🙂
Bei Steve Huff las ich den Review eines Sony-Shooters. Er kam mit den Sucherrahmen nicht zurecht. Sie irritierten ihn bei der 50mm Komposition, weil sie das Gesichtsfeld eben nicht eingrenzen, sondern man wie bei einer M alles drum herum weiterhin sieht. Sorry, aber… beim Eignungstest für M-Fotografen schon durchgefallen. Um fair zu sein: Das arbeiten mit Sucherrahmen erfordert Übung und Vorstellungsvermögen, darum ist es auch nicht jedermanns Sache. Aber der grosse Vorteil liegt gerade darin, das man den Überblick behält über das, was ausserhalb stattfindet und entsprechend schnell auf Änderungen dort reagiert.
Um das Thema abzuschliessen: Die ursprüngliche RX1R und die neue RX1R II sind Spitzenkameras. Die Kaufentscheidung ist eine reine Geschmacksache. Man komme mir nicht mit dem Argument, der Sensor sei besser als der der Q! Seit DxO den Sensor der M9 als “unterirdisch” abgetan hat, weiß ich, wieviel vom Sensorranking zu halten ist. Um so mehr, wenn sich die betreffenden Sensoren sowieso auf den Spitzenplätzen drängeln.
Ein Sensor ist nur so gut, wie das, was drum herum gebaut ist. Und eine Kamera ist mehr als die Summe ihrer Teile.
Was sie nicht ist: Eine Mini-M.
Sie kann mir nicht die M ersetzen, an die kreative Bandbreite dieser Kamera kommt sie nicht heran. Schon allein, weil sie eben keine Systemkamera ist und keinen Messsucher hat. Es spielt auch keine Rolle, dass sie nach oben zwei Stopps mehr ISO verträgt. Aber sie kann einen Teil der Jobs übernehmen, die ich sonst nur der M zugetraut habe. Wenn ich in Städten unterwegs bin und sowieso nur 28mm benutze, kann ich die M gleich zuhause lassen. Für “Reportage” ist sie ideal. Ich habe mich nie über das Gewicht der M beschwert und werde es auch jetzt nicht tun, aber die Q ist auch deutlich leichter, ohne sich hohl anzufühlen. Dazu enthebt sie mich dem Zwang, Wechselobjektive mitzuschleppen.
Bei Events (Konzerten, etc.) kann sie nun den “weiten” Bereich abdecken, während ich die M mit einem 50er oder 75er Objektiv nutzen kann. Sicher sieht es wichtigtuerisch aus, mit zwei Kameras um den Hals herumzurennen, aber ich kann so deutlich schneller reagieren. Es schadet auch nicht, weniger die Objektive zu wechseln. Dazu sehen die Farben aus der Q und der M praktisch identisch aus, so dass es nicht stört, die Bilder zu mischen.
Update, 07.01.2016: Dia Farben sind nicht identisch, nur durch die vielen Low-Light-Fotos in der ersten Zeit wurde ich zu dieser Annahme verleitet. Das Farbschema der Q weicht marginal von dem der M240 ab, aber vor allem die bei der M häufig kritisierten Hauttöne werden bei der Q besser beurteilt.
Die Q ist also eine echte Ergänzung, in grösserem Maß als die Fuji.
Letzten Samstag hatte ich morgens ein kleines Konzert mit meinem Flötenquartett (“Argillus”). Kaum war ich zuhause, brachte der Paketbote das gute Stück. “Unboxing”, immer wieder schön. Das Gefühl der Kamera in der Hand sofort typisch Leica – perfekte Verarbeitung. Der Blick durch den Sucher versöhnte mich mit dem Elektro-Teil: Wirklich sehr klar (ich hatte das schon in München gesehen, als ich die Q in der Brienner Strasse begutachtete). Es gibt (zur Zeit) nur einen Besseren, und das ist der der Leica SL.
Ich hatte schon eine Aufgabe. Sofort den Akku laden und die Kamera geschnappt, denn meine Jüngste hatte ihre Freundinnen zum Geburtstag auf die Eisbahn geladen.
Es gab also keine Zeit, die Bedienungsanleitung anzusehen. Aber wenn man mit der M240 vertraut ist, braucht man nicht Raketenwissenschaftler zu sein, um die Q zu verstehen. Das Menü ist überschaubar, ich stellte sofort auf DNG+JPG (hoffentlich kann man mal die überflüssigen JPG’s bei irgendeinem Firmware-Update hinter sich lassen). Dann stellte ich ISO-Automatik ein (Knopf wie bei der M) und Blendenautomatik (genau wie bei der Fuji am Blendenring), Autofokus am Entfernungsring (sehr schöne Design-Lösung). Schon hatte ich erstmal das “Rundum-Sorglos-Paket” gebucht. In der Eishalle war es nicht besonders hell, darum stellte ich die Blende fest auf f/1.7 ein, aber es gab einzelne sehr blendende Lichtquellen. Die Q ist nicht Invariant, zur Schonung der Highlights dachte ich: Mal die Belichtungskorrektur runterstellen, und siehe da: Wie bei der M am Daumenrad gedreht, und schon erledigt. Eine ganze Menge ist wie bei der M240 untergebracht, das ist auch ein grosser Vorteil, wenn man zwischen den Kameras “switcht”. Man muss nicht lang überlegen, wo was ist.
Oh, und selbstverständlich habe ich sofort den Autofokus auf ein Feld gestellt, dass ich normalerweise in der Mitte lasse. Mit der Kreuzwippe kann man es leicht bei exzentrischen Motiven verschieben. Bei normalen Entfernungen reicht aber zielen und rekomponieren. Auf keinen Fall lasse ich mir in einer Lotterie von 49 Messpunkten vorschreiben, wo zufällig mein Fokus liegt!
Der Autofokus nagelte die quirlige Bande jedes Mal ohne Probleme fest, dabei hatte ich nicht mal auf “Continuous” gestellt. ISO hatte ich auf Maximal 12500 begrenzt (bis 50 000 möglich), das ist wie bei der M (bei 3200) die realistische Grenze. Die Automatische Bildstabilisierung hatte ich nicht an, die sei nämlich nur für stillstehende Motive geeignet (das hatte ich schon mal in einem Review gelesen). Später in der Bedienungsanleitung (die ich dann teilweise schon noch durchgesehen habe…) fand ich heraus, dass sie für stillstehende oder sich langsam bewegende Motive mehrere Blendendstufen bringen soll.
Mehrere, das heisst ja wohl mindestens zwei. Ich kann bei dem 28er Objektiv mit 1/8 Sekunde noch aus der Hand fotografieren, also sollte ich dann wenigstens 1/2 Sekunde schaffen. Ich bin skeptisch, ob das klappt, aber ich werde es versuchen…
Apropos der Verschluss: Natürlich total leise, sehr diskrete Kamera, da kann man mitten im Pianissimo im Konzert drauflos knipsen. Das ist oben nicht aufgelistet, denn die Fuji ist auch geräuschlos. Auf der Eisbahn war das völlig egal.
Dann fiel mir ein putziger Knopf neben der Daumenmulde auf. Und Schwups – Sucherrahmen! Man fühlt sich gleich zuhause. Er schaltet immer zwischen 35 und 50 mm wieder auf 28 durch. Aber ganz anders als der verpönte “digitale Zoom” bei anderen Kameras grenzen die Sucherrahmen in gewohnter Weise den Bereich ein, das komplette 28mm Sucherbild bleibt erhalten. Man sieht also wie bei einer M-Kamera, was sich ausserhalb des Rahmens tut. Das aufgenommene DNG zeigt sowieso immer alles, aber beim importieren in LR wird das Bild gleich gecroppt dargestellt. Wie auch immer, man kann das später noch beliebig ändern, wenn man mit seiner Komposition nicht einverstanden ist. Und wer meint, es sei wenig, wenn da 15 bzw. 8 Megapixel übrig bleiben, sollte sich mal kurz vom Pixel-Wahn der heutigen Zeit befreien. Ausserdem sind das Leica-Pixel, mein voller Ernst, es gibt riesige Unterschiede auf dieser Ebene. Allein das Nichtvorhandensein des Moirè-Filters sorgt schon für einen Unterschied zu Bilddateien aus anderen Kameras (mit AA-Filter).
Zu erwähnen wäre noch der automatische Weissabgleich: Auf der Eisbahn war eine üble Mischung von LED, Tungsten, Glühlampen und irgendwas von Outer Space… die Q traf die real vorhandene Lichtstimmung auf den Punkt. Leider war die ziemlich hässlich. Man assoziiert sofort Gallenprobleme.
Am Samstagabend sabberte ich erst mal über die DNG’s der Q in Lightroom, superklar, rauscharm und flexibel wie die der M. Dann machte ich mich mit den Feinheiten der Bedienung vertraut. Alles sofort nachvollziehbar. Aber wozu brauche ich WiFi? Vielleicht finde ich das noch heraus… ach ja: Selfie machen, aufs iPhone senden und sofort zu Facebook… so ‘n Mist… ich hab doch gar keinen Facebook-Account…
Dann, tief im Menü verborgen: Scene-Modes! Da kann man wohl dankbar sein, dass die nicht oben auf ein Wahlrad gedruckt sind…das wäre ja so was von uncool… Naja, vielleicht braucht man mal “Panorama”. “Zeitraffer” gibt’s auch, das mag bei entsprechenden Motiven effektvoll sein.
Total cool dagegen die Umschaltung der Entfernungsskala, wenn man auf “Macro” stellt.
Die Macro-Funktion ist superschnell eingestellt. Überhaupt sind alle Kontrollen so untergebracht, dass man überhaupt keine Hemmungen hat, schnell etwas zu ändern. Weil man eben nicht 27 verschiedene Menü-Seiten durchblättern muss. Dazu ein kleiner, schlauer Knopf links vom Monitor: Der “FN”-Button. Lang gedrückt, gewährt er Zugang zu einigen Hauptmenüpunkten, man kann sich das gerade benötigte direkt auf den Knopf legen.
Dann probierte ich manuelles Fokussieren. Wow. Schneller kann’s ohne Messsucher nicht mehr gehen. Und das Gefühl am Entfernungsring ist (fast) wie bei einem M-Objektiv. Bei der Fuji ist das manuelle Fokussieren wie der Hilfsmotor an einem Segelboot: Er bringt das Boot voran, aber so gedacht ist es nicht. Bei der Q ist die Methode dem Autofokus absolut gleichwertig. Und superschnell verfügbar: Einfach am Tab des Entfernungsrings entriegeln und drehen, sofort springen die Fokussier-Hilfen ein. Man muss die Kamera nicht mal vom Auge nehmen, wenn man plötzlich ein Hindernis für den Autofokus vor sich hat. Perfektes Design.
Darüber sind sich die Reviewer sowieso einig: Man hat den Eindruck, die Entwickler der Kamera haben bei allen früheren Leica-Modellen nachgesehen, was besonders gut funktioniert und das in die Q gebaut. Dazu schnurrt alles von Beginn an, ohne das Leica (wie sonst) ein Firmware-Update losschicken muss. Und das bei einer völlig neu konzipierten Kamera. Das schaffen kaum die “Großen” (Nikon, Canon, Fuji, Sony)! Die Fuji X100 dagegen hatte am Anfang mehr Bugs als ein neapolitanischer Strassenköter.
Am nächsten Tag, Sonntag also, musste ich nachmittags mit dem Bläserkreis Weihnachtslieder auf dem Vlothoer Adventsmarkt spielen. Gleich danach griff ich mir die Q und machte ein paar Bilder. Der kleine Adventsmarkt war gut besucht.
Ein Freund von mir, Bulli Grundmann, seines Zeichens Liedermacher aus Bielefeld (und gebürtiger Vlothoer, Mitglied der Kanu-AG, war schon mit an der Ardèche), gab ein Konzert für die Kinder. Ein paar Bilder davon habe ich in Silver-Efex in S/W konvertiert. Auch das fühlt sich mit den DNG’s der Q wie gewohnt an, sie liefert ausgezeichnetes Schwarzweiss-Grundmaterial. Übrigens sandte mir Bulli eine kleine Hörprobe mit seiner neuen Ukulele (hier mit seiner Genehmigung):
Für Porträts sollte man sich an den 50mm Einblendrahmen halten, man ist so automatisch in einem Abstand, der die Proportionen wahrt. Wenn man Porträts mit 28mm bildfüllend aufnimmt, kann es sein, dass Rübennase und Glubschaugen vom Porträtierten nicht als so schmeichelhaft empfunden werden.
Leica Q (Typ 116) 28mm Summilux f/1.7 1/60sec ISO 100
Weil es bald dunkel war, konnte ich noch mal die Low-Light Eigenschaften der Kamera testen. Sie sind der M240 sehr ähnlich, mit zwei Stops ISO-Gewinn nach oben. Wie schon erwähnt, ist der Sensor der Q nicht invariant, also sollte man wie bei der M entweder Auto-ISO benutzen oder manuell Werte einstellen, die zur erforderlichen Belichtungszeit passen. Es empfiehlt sich aber ebenso wie bei der M, die Highlights durch Belichtungskorrektur nach unten zu schonen. Also auch hier kein Umdenken nötig, der M-Shooter fühlt sich mit der Q immer zuhause.
Nach kaum einer Woche mit der Kamera (heute ist Donnerstag) bereue ich den Kauf keine Sekunde. Sie ist ein Juwel, wie die M vermag es dieses kleine Ding, eine persönliche Beziehung herzustellen. Man möchte sie ausführen!
Unten: Der Schlusschor beim Weihnachtskonzert des Wesergymnasiums. Der Weissabgleich in der Kirche ist übrigens “tricky”. Die Q hat ihn sofort getroffen.
Wie gesagt, für einen richtigen Review habe ich die Kamera noch nicht lange genug, außerdem sind bereits genügend geschrieben worden. Insgesamt wird die Q exzellent bewertet, vor allem von Seiten, die nicht ausgesprochene “Leica-Fan-Boy” Reputation haben, und das zählt doppelt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich auf die Q verlassen kann wie auf meine M. Selbst für Landschaftsfotos (bei Wanderungen, Fahrradtouren, etc.) wird sie mich als “leichte” Alternative zur M begleiten. Das sie auch hervorragende Gegenlichteigenschaften hat, konnte ich bei Sonnenaufgang gestern morgen auf dem Burghof von Vlotho testen. Nebenbei: HDR ist (meist) genauso überflüssig wie bei der M.
Der Blog und das Tutorial zur Invarianz hat einiges an positivem Feedback ausgelöst. Für mich ist die Sache faszinierend, weil sie Dinge erklärt, die ich vorher nur mit Erfahrungswerten begründen konnte. Jetzt gibt es eine Logik dahinter. Die eigentlich wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass man ohne schlechtes Gewissen die Belichtungszeit auch bei Low-Light kurz halten kann, um Bewegung im Bild einzufrieren. Als Nebeneffekt gibt es eine besser Kontrolle über die Highlights bei gleichem oder sogar geringerem Rauschen. Die genaueren Zusammenhänge hatte ich im Tutorial erklärt.
Am meisten hat mich an der Sache gewundert, wie wenig darüber hierzulande bekannt ist. Eine kurze Suche im Fuji-X Forum ergab allerdings sechs oder sieben Treffer, wo es als Thema zur Sprache kam. Aber die einzige ursprüngliche Quelle für die Information scheint DPreview zu sein.
Übrigens ist mir auch klar geworden, das die “DR200” und “DR400” Funktionen der Fuji X-Kameras sich genau diese Eigenschaft des Sensors zunutze machen. Ein Foto (also auch bei Tageslicht) wird gezielt eine oder zwei Blendendstufen unterbelichtet und dann in der Kamerasoftware angehoben. Allerdings nur das JPG, das RAW-Bild bleibt erhalten. Man kann es selbst in Lightroom bearbeiten. Das ist sehr korrekt, nicht mit Originaldateien herumzupfuschen.
All diese Überlegungen zur Invarianz bringen mich zu der ketzerischen Frage: Wie wichtig ist der Grundsatz ETTR (Expose to the right) noch? Stammt der nicht aus einer Zeit, als Sensoren noch eine leichte Erhöhung der ISO mit fiesem Rauschen quittierten? Heute kann man bei den High-End Sensoren bis ISO 1000 oder mehr Rauschen mit dem Mikroskop suchen. Wie relevant ist es also, das Signal/Rauschen-Verhältnis optimal zu halten, was den grössten Teil des Bildes betrifft, wenn man dafür gerade bei dynamisch fordernden Szenen in kleinen Bildbereichen unweigerlich die Highlights “klippt”?
Das ich bei Bildern mit sehr starken Helligkeitsunterschieden sowieso schon immer auf die Highlights belichtet habe, ist klar. Bei einem ganz oder teilweise “invarianten” Sensor kann man aber jetzt ernsthaft in Erwägung ziehen, die Belichtung grundsätzlich moderat zu halten, also das Histogramm nicht nach rechts zu treiben. Die “DR”-Funktion der X-Kameras folgt genau diesen Überlegungen, steht also konträr zum Grundsatz “ETTR”.
Es gibt noch ein paar Sachen anzumerken:
Mein Freund Jürgen wies mich darauf hin, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, die Auto-ISO in der Kamera zu niedrig zu begrenzen. Wenn eine niedrige ISO-Grenze erreicht ist (z.B. 1600), fängt die Kamera an, die Belichtungszeit zu verlängern (nehmen wir mal an, die Blende ist schon weit offen). Da ist es doch im Zweifel besser, die ISO weiter hoch zu setzten? Verwackelte Bilder bleiben immer verwackelt. Mit Rauschen kann man ggf. vielleicht umgehen! Korrekte Überlegung. (Anm.: Bei Blende f/1.4 oder f/2.0 und zwei bis drei Blendendstufen Unterbelichtung muss es schon so dunkel wie in einem Affenarsch sein, dass man höhere ISO als 6400 braucht. Und was gibt’s da noch zu fotografieren?)
Im Tutorial hatte ich mich zunächst beschwert, dass die M 240 keine Auto-ISO Funktion hat, wenn man die Zeitautomatik abstellt. Am nächsten Tag fiel mir aber ein, dass man verschiedene Optionen hat, wenn man den ISO-Knopf gedrückt hält. Es funktioniert also, und das ist eine sehr wertvolle Einstellungsmöglichkeit. Bei fest vorgewählter Belichtungszeit und Blende verstellt sich nur die ISO nach Lichtverhältnissen. Belichtungskorrektur ein bis zwei Blendendstufen nach unten, und die Highlights bei Low Light sind sicher.
Gestern war ich mit Familie in Münster. Es hat mich etwas Überwindung gekostet, aber ich habe die M zuhause gelassen, weil ich neugierig war, die X100T in punkto Invarianz zu testen. Uns siehe da: Als das Licht schwand, machte ich alles mit ein bis drei Blendenstufen negativer Belichtungskorrektur und die Dateien liessen sich in Lightroom tadellos herstellen.
Die folgenden Beispielsbilder sind mit voller Absicht ohne jede Rauschunterdrückung. Selbst das um drei Blenden “hochgezogene” Bild zeigt nur moderates Rauschen.
Unten eine Bilddatei, die ich zwei Blendendstufen unterbelichtet habe, entsprechend in Lightroom wiederhergestellt:
Fujifilm X100T 23mm Fujinon-Objektiv f/2.0 1/80sec ISO 200 -2EV Belichtungskorrektur
Das nächste Foto ist sogar mit drei Blendendstufen Unterbelichtung gemacht. Bitte beachten, wie viele Details in den beleuchteten Fenstern und Arkaden erhalten bleiben. Hätte ich es gleich mit ISO 3200 gemacht, hätte ich die nie in dem Masse zurückgewinnen können.
Das letzte Bildbeispiel mit einer Blendendstufe Unterbelichtung. Wirft man mal einen Blick auf die Belichtungszeit, wäre es clever gewesen, sogar noch eine oder zwei Stufen zurückzugehen, aber es hat knapp gereicht. Das Bild ist scharf.
Ich habe eine ganze Menge Bilder gemacht, aber die sind privat. Wie man sieht, war einiges Los auf dem Prinzipalmarkt!
Ich bin in letzter Zeit öfter über einen Begriff gestolpert: ISO-Invarianz
Seitdem ich mich mit Low-Light-Fotografie befasse, sind mir bestimmte Gesetzmässigkeiten aufgefallen, was Belichtung, auch gezielte (absichtliche) Unterbelichtung betrifft, um die Sensordynamik besser auszunutzen. Das bedeutet bessere Rückgewinnung der Highlights, bessere Farbdynamik auch bei höheren ISO-Werten. Das darf man nicht auf die Spitze treiben, denn irgendwann rächt sich das in den Schatten, die es einem mit Farbartefakten und hässlichem Rauschen vom Ausmass der Niagarafälle heimzahlen.
Als ich vor zwei Jahren das erste Mal mit “Invarianz”, auch “partieller Invarianz” einiger Sensoren in Berührung kam, ging mir ein Seifensieder auf, warum man in bestimmten Situationen mit Bildern im mittleren ISO-Bereich besser klar kommt, wenn man leicht unterbelichtet, statt die an sich erforderliche höhere ISO-Zahl einzustellen.
Wohlgemerkt, das rüttelt überhaupt nicht am Grundsatz ETTR (Expose to the right) bei “normaler” Tageslichtfotografie (dieser Grundsatz ist angesichts bei der Dynamik moderner Sensoren auch schon aufgeweicht). Ebenso wenig muss man derartiges bei Langzeitbelichtungen anwenden, für die man normalerweise die native ISO-Zahl der Kamera einstellt.
Es geht um die Situationen, bei denen man aus der Hand bei Low-Light fotografiert und auch noch “Kontrolle” über Bewegung im Bild behalten will, also entsprechend kurze Belichtungszeit braucht. Bei gegebener Blende muss dann die ISO hoch. Wie hoch, das kann von der Kamera abhängen, und genau das ist der Punkt mit der Invarianz. Aber die Überlegungen, die damit verbunden sind und die Konsequenzen für die einzustellenden Belichtungsparameter können sogar für Kameras interessant sein, die nicht “Invariant” sind. Ein Beispiel dafür ist die M9, bei der es günstiger ist, ab ISO 640 Unterbelichtung in Kauf zu nehmen, weil die nachträglich in Lightroom “hochgezogenen” DNG’s weniger Rauschen und bessere Farben zeigen, als wenn man die ISO in der Kamera weiter erhöht. Ich bin mir nicht sicher, ob die M 240 möglicherweise partiell Invariant ist, aber ich bin mir sicher, dass es ebenso wie bei der M9 günstiger ist, ungefähr ab ISO 1600 nicht mehr weiter zu erhöhen. Eine Unzahl von Low-Light-Aufnahmen aus den letzten Jahren bestätigen diese Annahme.
Darüber habe ich ein neues Tutorial geschrieben. Was sich also dahinter verbirgt, hat große Bedeutung für denjenigen, der sich mit Low-Light-Fotografie befasst. Es lohnt sich, da mal reinzuschauen.
Bild unten: Aufnahme bei ISO 1600, im Postprocessing um zwei Blendendstufen hochgezogen. Das entspricht ISO 6400 in der Kamera. Normalerweise wird man dann mit “Banding” in den dunklen Bildbereiche bestraft. Hier keine Spur davon. Keine Rauschunterdrückung, Highlights um 40% zurückgenommen.
Leica M ( Typ 240) mit 50mm Summilux asph. bei f/4.0 1/45sec ISO 1600
Als ich die Kamera das erste mal wirklich sah, drängte sich der Vergleich zur Sony A7 sofort auf. Schon im letzten Blog sagte ich, wenn ich so ein Ding haben wollte, hätte ich sie längst.
Jetzt schwanke ich zwischen zwei Stimmungen: Enttäuschung, weil ich etwas originelleres Design von Leica erwartet hätte, und Erleichterung, denn die Kamera interessiert mich überhaupt nicht – Hurra, wieder ‘ne Menge Geld gespart! Ich bleibe bei meiner schnuckeligen M! 🙂
Ausserdem ist das Ding, vor allem mit den Autofokusobjektiven, ein Riesenteil! Ich war echt geschockt, als ich diesen Behemoth sah! Grösser als die A7, deutlich grösser als die M. Allein das disqualifiziert die Kamera extrem für meinen Gebrauch. Das das Ding vermutlich einen Top-Sensor und überhaupt eine megamässige Bildqualität hat, versteht sich von selbst (siehe Testberichte bei Sean Reid und Jono Slack), aber wie gesagt, wenn das das Mass aller Dinge wäre, würde ich mir eher die Sony holen, deren Sensor (vielleicht) noch ein bisschen besser ist, und die nur die Hälfte kostet und kleiner ist. Natürlich kann man darauf keine Leica-Linsen gebrauchen. Darauf komme ich später zurück.
Wer braucht so ein Teil überhaupt? Sie scheint auf Professionelle Fotografen abzuzielen, aber ist da nicht schon das S-System verfügbar? Wo liegt der Vorteil der SL, fette Objektive muss man sowieso mitschleppen? Die das S-System schon haben, werden kein Interesse zum Wechsel haben, die mit der M gut klar kommen, belasten sich nicht mit dem Riesending. Ob die Entscheidungsträger bei Leica wirklich den Bedarf für die Kamera erkundet haben, weiss ich natürlich nicht, es mag ihn ja geben. Schade, nach der Q, die wirklich etwas Besonderes ist, hätte ich mehr erwartet. Ich könnte mir vorstellen, das Leica (durchaus unverdient) eine Menge Hohn erntet, wenn auch vielleicht nicht so schlimm wie damals bei der X-Vario. Aber schon allein deswegen, weil die SL so offensichtlich von der Sony A7 abgekupfert scheint. Hat Leica das nötig? Vielleicht tue ich den Designern unrecht und man kommt halt zu der logischen Form dieser Kamera, mit Sucher in der Mitte, Blitzschuh darüber, Batterie im Griff? Nur hätte ich vielleicht versucht, die Ähnlichkeit zu vermeiden, ggf. mich mehr an die Form der alten, analogen SL angelehnt, keiner schimpft mit Leica wegen eines Retro-Designs.
Andererseits zeigt die Entwicklung der Kamera, dass die Ära der DSLR’s sich dem Ende zuneigt (wann auch immer das ist), aus der Pressemitteilung geht hervor, dass man bei Leica die Kamera als Alternative des Profis zur Spiegelreflex betrachtet. So macht das Ding auch Sinn. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das so viele anspricht. Aber “Spiegellos” ist im Vormarsch, die Entwicklung wirklich guter elektronischer Sucher (und der in der SL ist “top of the line”) macht das Prisma und das ganze mechanische Geklapper unnötig.
Bevor ich mich aber in den möglichen Zug derer einreihe, die virtuell mit Fackeln und Dreschflegeln nach Wetzlar ziehen, soll folgendes gesagt werden: Der wahre Sinn der SL mag sein, die R-Objektive wieder in Gebrauch zu nehmen, die hervorragend sind aber mangels digitaler Plattform Staub im Schrank sammelten. Im Gegensatz zur Sony A7 kommt die SL auch mit M-Objektiven gut klar, gerade mit denen kürzerer Brennweite (allerdings sind die auf einer M trotzdem besser, lt. Jono Slack). Aber immerhin: Wer keine M hat, aber seine R- oder M-Objektive wiederbeleben will, für den ist die SL die geeignete Kamera. Das die Zoom-Objektive der SL so gross sind, ist natürlich Leica-spezifisch: Die Bildqualität muss kompromisslos exzellent sein, also muss eine lichtstarke, verzeichnungsfreie, bis in die Ecken scharfe Optik ziemlich gross werden. Dazu kommt der Motor für den Autofokus und die Bildstabilisierung, schon hat man ein Kanonenrohr…aber ein optisch perfektes. Nur, wie Sean Reid sagte: Wer das Ding den ganzen Tag mit herumschleppt, überlegt sich, seinen Spinat immer gut aufzuessen…
Jetzt, nachdem die SL vom Tisch ist (nur für mich, die Kamera ist eindeutig für eine andere Zielgruppe gedacht), würde ich sogar mit dem Gedanken liebäugeln, mir vielleicht mal als Zweitkamera mit Autofokus die Q zu gönnen, die eher die Eigenschaften hat, die mir was bedeuten. Im Augenblick tut’s für mich noch die Fuji X100T, also habe ich keine Eile.
…for someone who don’t cares for the “Rangefinder-Experience”! (Zitat von La Vida Leica)
…who don’t cares? I care…a lot!!
Update, 26.10.2015: Sean Reid hat einen lesenswerten Artikel auf der Webseite “Luminous Landscape” geschrieben, in dem er in seiner üblichen sachlich, analytischen Art erklärt, was die Stärken der SL sind und wer sich davon angesprochen fühlen könnte. Er sieht sie als rein professionelle Kamera, entwickelt, um eine spiegellose Alternative zu den normalerweise gebrauchten DSLR’s zu bieten. In dem Zusammenhang kritisiert er übrigens den weiterverbreiteten Begriff “Spiegellos” (“Mirrorless”). Er findet, dass dies kaum die inzwischen unglaublich gewachsenen Bandbreite an Kameras charakterisiert. Es gäbe schliesslich auch Gründe dafür, dass wir Autos nicht mehr als “Kutschen ohne Pferde” (“horseless Carriages”) bezeichnen. Wo er recht hat, hat er recht.
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