Die gegenwärtige Leica M Typ 240 ist im Jahr 2012 vorgestellt worden und reif für eine Überarbeitung. Einige Experten erwarten, dass im Herbst auf der Photokina in Köln ein neues Modell präsentiert wird. Ich bin da nicht so sicher, ich wäre auch nicht überrascht, wenn es auf dieser deutschen Ausstellung nur eine Vorankündigung gäbe. Tatsächlich sind wir wahrscheinlich ein gutes Jahr davon entfernt, neue Modelle in den Stores zu sehen.
Aber wie wird diese neue M (Typ 340 vielleicht?) aussehen? Was können wir realistischerweise erwarten?
Zunächst mal definitiv einen neuen Sensor und einen Upgrade des Maestro II-Prozessors, um die M wieder auf Augenhöhe mit mit der SL und der Q zu bringen, oder vermutlich eher, sie zu übertreffen. Ebenso sind 36MP Auflösung und eine verbesserte ISO-Kapazität zu erwarten, etwas, das bei jeder Kamera-Vorstellung heutzutage obligatorisch ist. Die meisten sind mit den 24MP völlig zufrieden, aber der Konkurrenzdruck ist hart.
Was das Äußere der Kamera angeht, würde ich keine großartigen Änderungen erwarten. Die „Gestalt“ der M ist klassisch, Leica würde an diesem erfolgreichen Konzept nicht herumspielen. Sie haben es schon mal versucht und nannten das die M5. Ein Flop, obwohl die Kamera gut war. Mit der SL in der Auswahl ist die M ein wenig von ihrer vorherigen Rolle als Leica-Flaggschiff entlastet. Sie kann in aller Ruhe ihrem Stil treu bleiben ohne den Zwang, alle möglichen Tricks im Ärmel zu haben, um konkurrenzfähig zu sein.
Blühende Phantasie
Allerdings hält nichts an dieser stringenten Logik mich davon ab, in blühenden Phantasien zu schwelgen. Jeder würde gerne eine in der Größe reduzierte digitale M sehen, die die Dimensionen einer Film-Kamera aufweist. Dieser vielzitierte digitale M3-Doppelgänger wäre wahrscheinlich mehr wie eine M7, aber nichtsdestoweniger willkommen.
Das große Problem ist, das zu erreichen. Abgesehen von der Notwendigkeit, das richtige Verhältnis von Sensor und Objektiv zu bewahren, bedarf es eines ausreichend grossen Monitors. Ich würde mich auch mit einem kleineren Monitor abfinden, wenn man damit die Höhe der Kamera reduzieren kann, aber was mich angeht: Ich komme sogar ganz ohne aus, wie bei der M-D, nur bezweifle ich, das meine Schrullen auf allgemeine Gegenliebe treffen.
Die 5-Millionen-Dollar-Frage betrifft den Sucher. Der Gedanke, einen externen elektronischen Sucher wie bei der derzeitigen M zu „verbrechen“, ist jetzt undenkbar. Externe elektronische Sucher hatten ihre Zeit, Leica hat diese Tatsache des Lebens mit der SL und der Q stillschweigend anerkannt. Die Warze ist tot, möge Leica sie in Frieden ruhen lassen.
Also ist die Auswahl klar: Entweder eine neue M nur mit Messsucher (das wäre durchaus machbar, da es die SL gibt), oder ein neuer hybrider Sucher. Ich vermute, das „Hybrid“ in Entstehung ist und hoffe, es ist realisierbar.
Der Wegbereiter für hybride Sucher ist Fuji, angefangen mit der X100 und der X-Pro1 im Jahr 2011, heute mit der verbesserten X-Pro2. Diese Sucher haben unseren Appetit sicher angeregt, aber man muss zugeben, dass Fuji es leichter hatte: Die Fuji-Version des Schnittbildes (die eine der verfügbaren Fokus-Hilfen darstellt) ist nur eine elektronische Simulation. So raffiniert das ist, trotzdem kein Vergleich dazu, einen hybriden Sucher auf einem mechanischen System basierend zu schaffen.
Fuji’s exzellentes System bietet eine elektronische Fokussier-Hilfe, die dem optischen Sucher überlagert ist.
Wo ein Wille ist…
Ich vermute, dass Leica dennoch einen Weg findet. Ein überlagertes elektronisches Bild würde verbesserte Kontrollmöglichkeiten ergeben, sowie offensichtliche Vorteile wie Vielseitigkeit der Objektiv-Wahl und direktes Feedback bei der Bildkomposition. Zum Einen würden wir das Ende der ungeliebten kryptischen roten Ziffern erleben, zum Anderen könnten mehr Informationen über die Einstellungen der Kamera im optischen Sucher dargestellt werden. Die derzeitigen elektronischen Rahmenlinien geben schon mal einen Vorgeschmack für eine solche Überlagerung.
Ein wirklich gut eingebundener Hybrid-Sucher würde von vielen M-Benutzern willkommen geheißen. Wer das absolut hasst, kann immer noch die M-D kaufen oder vielleicht eine simplere und günstigere Version der M. Denn darüber muss man sich im Klaren sein: Die M mit hybridem Sucher wird teuer, möglicherweise um 20% mehr als das gegenwärtige Modell.
Aber trotz dieser zusätzlichen Kosten würde die hybride M ihre Käufer finden. Man darf gespannt sein, wie die Leica-Ingenieure die sehr realen Schwierigkeiten überwinden, die ihnen begegnen werden (oder vielmehr: Die ihnen vermutlich in diesem Augenblick begegnen).
Originalartikel vom 08.Mai 2016 auf Macfilos
Übersetzung von Claus Sassenberg
Beitrags-Bild ganz oben: Gestern im Erzbergwerk Kleinenbremen, ganz in der Nähe von Vlotho.
36MP bringen nichts, wenn die Objektive nicht so hoch auflösen können, von daher wird Leica auf den Megapixelwahn verzichten und einen 28MP Sensor bringen. Viele kritisieren den billigen CMOS-Sensor, vielleicht gibt es eine Leica M mit CCD Sensor?