Inigo Montoya: “You are better than I am.”
The Man in Black: “So it seems. But if that is true, then why are you smiling?”
Inigo: “Because I know something you don’t know. I’m not left-handed!”
(he throws the sword into his right hand, and the tide of the battle turns)
The Man in Black: “You cannot tell it, because I wear a cape and mask. But I am smiling now.”
Inigo: “Why?”
The Man in Black: “Because I’m not left-handed either!”
(a short while later, Inigo is finally defeated)
Inigo (screams): “Who are you? I must know!
The Man in Black: “Get used to disappointment.”
William Goldman: “The Princess Bride”
Das Degenduell zwischen Inigo Montoya (“Hello! My name is Inigio Montoya. You killed my father. Prepare to die.”) und Westley, verkleidet als “Man in Black” ist eine meiner Lieblings-Szenen aus William Goldmans “The Princess Bride”. Was hat das mit der Leica M10-D zu tun?
Ganz einfach, Inigo und Westley geben beide vor, etwas zu sein, was sie nicht sind, nämlich Linkshänder. Und die M10-D tut so, als sei sie eine analoge Kamera. Das Duell findet übrigens auf den “Cliffs of Insanity” statt, und dieser Name triggert eine zusätzliche Assoziation zum Konzept der Kamera. Naja, nicht gleich Irrsinn, aber irgendwie nicht ganz auf geistiger Höhe…
Es ist eigenartig. Das kann mir doch ganz egal sein. Zuvor die M-D liess mich einfach kalt, ich war eben die falsche Zielgruppe. Mikes Review der Kamera (M-D) habe ich damals brav übersetzt und kommentarlos in den Blog genommen. Aber die Leica M10-D erzeugt bei mir eine Aversion. Ich musste erst mal überlegen, was bei mir diese negative, irrationale Reaktion verursacht. Normalerweise neige ich bei Leica-Produkten, die mich nicht so ansprechen, mehr zu Neutralität. Ich glaube, der Fake-Filmtransporthebel brachte das Fass zum überlaufen.
Selbstverständlich gibt es eine Käuferschicht für die M10-D. Allerdings glaube ich kaum, dass Fotografen darunter sind. Selbst Jonathan Slack, in seiner Funktion als Beta-Tester normalerweise ein Muster an Loyalität gegenüber Leica, lässt in seinem Bericht durchblicken, wie ihn die Kamera frustriert hat.
Zwei Dinge: Das eine, eigentlich schon erwähnt, dieses Pseudo-Analoge. Als jemand, der wirklich noch analog fotografiert, empfinde ich das, gelinde gesagt, als “Hochstapelei”, eine ähnliche Gefühlsregung habe ich beim Anblick von E-Rennrädern.
Das andere: Bedauern. Da haben sie ein richtig gutes Stück Industriedesign, die Leica M10-P, genommen und – versemmelt. Die “Limitationen” der Leica M10-D erinnern mich eher an Selbstverstümmelung. Oder einen Ferrari mit Holzrädern.
Dann ist da noch die Tatsache, dass die ursprüngliche M-D wenigstens kompromisslos war: Es gab kein Live-View, keine Bildrückschau und damit basta. Echte Askese… wer’s unbedingt so wollte. Aber die M10-D ist nicht mal damit wirklich ehrlich. Erstens, der elektronische Sucher kann auf der Kamera arbeiten. Zweitens, über Wifi gibt’s Live-View und Bilder auf dem iPhone. Also nur vorgetäuschte Enthaltsamkeit. Als ginge der auf einer windigen Bergspitze im Lotos-Sitz posierende Mönch anschliessend in sein Luxus-Apartment. Und wer sich die Augen zuhält, ist noch lange nicht blind.
Sicher, das “analoge” Gefühl beim Umgang mit der Kamera wird beschworen. Analoge Seele, digitales Herz, heisst es auf der Fluff-Seite von Leica. Ja, sorry, aber wenn ich doch das analoge Feeling suche, warum dann nicht eine Leica M-A nehmen? Neee… soviel Purismus kann die M10-D nicht vertragen, da muss der Nutzer womöglich nachdenken, viel zu anstrengend. Ausserdem kommt man nicht sofort an seine Bilder, klar.
Ich kann genau sagen, warum die M10-D bei mir nie als “Ersatz-Analog-Kamera” ankommen kann. Weil das “echte” analoge Feeling nicht daher rührt, dass man keinen Monitor hat. Ich könnte auch nicht ausblenden, dass ich trotz Pseudo-analogem Gehäuse nur einen Haufen dichtgepackter Platinen mit elektronischen Schaltkreisen schwenke. Ganz anders ist das Bewusstsein, mit einem Stück Feinmechanik und Präzisionsoptik auf traditionelle Weise einen Film zu belichten. Die Limitationen sind notwendiger Teil des Prozesses, dafür wird man als Ergebnis mit einem einzigartigen Stück Hardware aus Nitrocellulose belohnt: Dem Negativ. Ob man es dann scannt oder in der Dunkelkammer verarbeitet, spielt dabei keine Rolle.
Wenn ich schon digital fotografiere, erscheint es mir hirnrissig, auf die Vorteile der Bildrückschau zur Kontrolle von Fokus, Komposition und Histogramm zu verzichten. Um am Ende auf einer suboptimal belichteten Datei sitzen zu bleiben. Und das habe ich schon bei der M-D gedacht.
Und nach all der “gefühlsbetonten” Argumentation: Ein jeder möge nach seiner Façon selig werden. Wem die Kamera gefällt, sei sie gegönnt. Ich musste erst eine Nacht über die Veröffentlichung dieses Artikels schlafen, weil es ungewohnt ist, gegenüber Leica so kritisch zu sein. Schliesslich scheint man dort auch noch Wert auf “echte” analoge Fotos zu legen, sonst hätten sie mich wohl kaum um zwei Aufnahmen von meinem Besuch in Wetzlar gebeten. Die hingen mit ein paar anderen grossformatig zur Präsentation des Leitz-Parks über dem Messestand bei der Photokina. Letztlich wird mein Verhältnis zu Leica durch den Untertitel von “The Princess Bride” beschrieben: “A Tale of true Love and High Adventure”
Ich bin übrigens Linkshänder.
Beitragsbild Quelle: Leica
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