“An elegant weapon for a more civilized age.”
Obi-Wan Kenobi (Star Wars: A New Hope)
Die Leica Q ist auf dem Weg zum Klassiker – und sie könnte auch lange halten, wenn man Ihr denn die Chance gibt und sie nicht so behandelt wie ich. Wenn es so etwas wie einen “Kamera-Schutzverein” gäbe, hätte der mir längst die Staatsanwaltschaft auf den Hals gehetzt. So viel Prügel wie die Q hat bei mir noch keine Kamera bezogen, nicht mal die M240, und die war weissgott nicht verwöhnt. Ich behandle die Kameras ja auch nicht mit Absicht schlecht, aber wenn man Bilder zum richtigen Zeitpunkt machen will, muss sie halt präsent sein und kann nicht in der wattierten Tasche wohlbehütet schlummern.

Hinter Jürgen her im Grosswalsertal: Die Q kann man während der Fahrt mit einer Hand bedienen.
Das heisst, sie baumelt mir beim Radeln, Skifahren, Wandern oder Bergsteigen um den Hals, wird in Rucksäcken, Bootssäcken oder Tupperdosen im Kajak durchs Wildwasser transportiert, klöttert bei Konzerten und Events mit anderen Kameras zusammen oder wird unsanft abgelegt, musste in Regen und Schnee ihren Dienst versehen, wurde bei Minusgraden im zweistelligen Bereich eingefroren oder in der Sonne der Provence gebraten – ich glaube, man bekommt eine Vorstellung, was eine Kamera bei mir erdulden muss. Als Mensch würde sie bei dem Martyrium bald heilig gesprochen. Die heilige Q… ähm – haben die das nicht schon in Indien?

Superschneller Autofokus, Verschlusszeiten bis zu 1/16 000s, sehr gute Gegenlichteigenschaften – alles in der Q vereint
Und mancher Leica-Freund wird den Kopf schütteln und sich fragen, wie man so sorglos – oder eher skrupellos – mit den guten Stücken umgehen kann. Meine Antwort ist: Ich schaffe sie nicht an, um sie zu streicheln, sondern weil sie Werkzeuge sind. Natürlich gibt es Grenzen. So robust z.B. die analogen Modelle sind, ich würde meine Leica IIIf oder M2/3/4/6 immer schonend behandeln und nicht durch den Dreck schleifen.

Sommerabend in Lüneburg. Gestochen scharfe Bilder mit 1/15s aus der Hand, dank Bildstabilisierung.
Aber die Q? Sorry, altes Mädchen (denn drei Jahre sind in der digitalen Zeit ein biblisches Alter), du bist ein Arbeitspferd!
Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht

Unser Flötenquartett am Strand von Fehmarn, Foto für die Konzertankündigung in der Presse. Leica Q auf Stativ mit Selbstauslöser.
Eigentlich wunderte ich mich schon im Verlauf des zweiten Jahres, was sie alles aushält. Im dritten Jahr glaubte ich bereits an ihre Unverwundbarkeit. Doch in den Herbstferien auf Fehmarn (ich war dort mit dem Flötenquartett, um unser Konzertprogramm einzustudieren) zeigte sich auf einmal Schmutz auf dem Sensor, gleichzeitig fiel mir eine Reihe toter Pixel auf. Alles innerhalb von ein paar Tagen. Im grossen Walsertal (kurz zuvor) war noch keine Spur davon.
Ihren Dienst hat sie treu erfüllt. Wenn ich hier die Vergangenheitsform wähle, dann deswegen, weil ich sie jetzt zum Customer Care sandte, der sie untersuchte und mir vorschlug, sie bei Zuzahlung von 1000 € gegen einen neuen Body zu tauschen.
(Mit rauchiger Stimme:) Ein Angebot, dass ich nicht ausschlagen konnte… keine Mikrosekunde gab ich mich der Illusion hin, ich könnte ohne eine Leica Q auskommen.

Porträt: Trotz der Brennweite kein Problem, wenn man sich nicht zu nah ans Motiv begibt.
An dieser Stelle kann man natürlich mal philosophieren, das so etwas bei einem analogen Modell undenkbar wäre. Die lohnt es sich immer zu reparieren… sic transit gloria mundi.
Drei Jahre Leica Q
Nachdem ich im vorherigen Blog-Artikel gezeigt habe, dass ich nicht alles kritiklos aufsauge, was mir Leica-Marketing präsentiert, kommt hier noch einmal der “Schwanengesang” aus dem dritten Jahr des “alten” Bodys, mit vielen (neuen) Bildbeispielen, die die Stärken der Kamera repräsentieren. Denn ich stehe dazu: Die Leica Q ist eine der besten (digitalen) Kameras, die je produziert wurden.

Immer wieder faszinierend, wie sich die Kamera bei Low-Light schlägt. Bei “Der Hermann leuchtet” geht sowas einfach aus der Hand, während ringsum die Vollformat-Boliden von Canikon auf Stative geschraubt nichts Besseres abliefern (meist schlechter – wegen der ungeeigneten Objektive).
Es ist bezeichnend, wieviel Raum ich diesem Gerät schon auf meiner Webseite gewidmet habe. Und immer noch gibt es keine andere, die mir “in einem Paket” dasselbe bieten kann. Vollformat, lichtstarkes Objektiv höchster Abbildungsqualität, Bildstabilisierung, eine genial durchdachte Benutzeroberfläche und ein elektronischer Sucher, der auch heute noch (und drei Jahre sind technologisch eine lange Zeit) zu den Besten zählt. Konnektivität, naja, wer’s braucht. Zwei in den Jahren erfolgte Firmware-Updates haben deutliche Funktionsverbesserungen gebracht. Und die Brennweite? Für mich passt sie, ich komme mit 28mm bildkompositorisch bestens zurecht. Dabei habe ich auch kein Problem, mal auf 35 oder gar 50mm zu croppen, denn die 24 Megapixel der Kamera sind so glasklar, dass man auch bei den Ausschnitts-Formaten noch hohe Bildqualität hat, selbst zum ausdrucken/ausbelichten.

Makro-Modus: Mit dem genialen Dreh am Objektiv sofort verfügbar. 1/16 000s bei f/2.8
Gerade erst kam die Q-P heraus, zugegeben ein echter Augenschmeichler. Manche zeigten sich enttäuscht, dass ausser am Erscheinungsbild nichts gegenüber der “Original”-Q anders ist. Bei der M10-P z.B. wurde ein leiserer Verschluss eingebaut, die Wasserwaage, ein Touchscreen…
Ich behaupte mal, man konnte an der Q in der Hinsicht gar nichts verbessern – sie hat schon alles! Leiser Verschluss- check! Touchscreen – check! Wasserwaage – check! Und eine Menge mehr, die bei einer Messsucherkamera wie der M10 systembedingt gar nicht möglich sind. Der superschnelle Autofokus, Bildstabilisierung, all die nützlichen Informationen, die man beim Blick durch den Sucher sofort hat (Histogramm!), sind (zumindest derzeit) bei einer M-Kamera nicht möglich. Die Leica SL ziehe ich deshalb nicht zum Vergleich heran, weil sie von den Grössenverhältnissen in einer ganz anderen Liga spielt. Ansonsten: Was die Q hat, hat sie auch, oder besser! Spitzenkamera, aber sperrig.

In der Augenkrebs-Höhle, von Einheimischen Aven Armand genannt. Bisschen bunt beleuchtet… Aber die Q ist die ultimative subterrestrische Kamera.
Zukunftsmusik
Das einzige, was viele sehnsüchtig erwarten, nämlich eine längere Brennweite, würde im Grunde nicht mehr die Q sein, sondern ein neues Modell. So etwas wie eine Q Mark II wird aber (gerüchteweise) nicht vor Mitte 2019 zu erwarten sein. Das ist klar: Nur Leica selbst kann ein Konzept wie das der Q konsequent weiterführen oder übertreffen.

Beim Abi-Ball. Eigentlich habe ich bei den meisten Familienfeiern die Q dabei.
All das zuvor gesagte habe ich in ähnlicher Form schon hier und da von mir gegeben. Ebenso, wie ich häufig zeigte, wie effektiv es ist, die Q zusammen mit der M10 bei Events (Konzerten etc.) einzusetzen, wenn die M10 für die kürzeren Brennweiten sorgt. Die Q kommt immer mit, wenn ich keine Lust habe, mich mit Objektiv-Wechsel zu befassen. Okay: Manchmal greife ich auch die M10 oder M6 nur mit einem 35er Objektiv, der Effekt ist der gleiche. Aber die Q ist auf jeden Fall leichter und im Handling bequemer. Meist begleitet sie mich bei Familienfeiern, Reportagen, auf Wanderungen, beim Radfahren, Skifahren, in Städten und sowieso immer dann, wenn ich nicht genau weiss, was mich erwartet, speziell bei Low-Light.

Sirtaki – Abschlussball der Tanzschule meiner jüngeren Tochter. ISO 4000, kein Problem.
Das geht so weit, dass ich hier öffentlich verkünde: Müsste ich auf alle Kameras, die ich besitze, verzichten (ein hoffentlich fiktiver Fall) und dürfte nur eine behalten… so wäre es die Q! Eine rein pragmatische Wahl zwar, denn die M10 und die analogen Modelle sind mir sehr lieb, aber mit der Q kann man einfach alles machen. Okay, nicht alles, aber nach meinem Gefühl alles, was ich brauche.

Schwanengesang der “alten” Q: Herbststimmung am Strand von Fehmarn
Und sonst so? Kleine Kamera zusätzlich?
Wohlgemerkt, die Frage lautet: Brauche ich eine Taschen-Kamera, nicht braucht man eine Taschen-Kamera. Das kann jeder halten wie er will, je nach Bedarf.

Die Q ist die ideale Ergänzung zur M10. Die weite Brennweite gibt viel Hintergrund wieder, es wird “erzählt”, wie hier bei der Hochzeit ein Porträt der Braut im Kontext der Gratulanten.
Ich habe zwei digitale Modelle: Die M10 und die Q, beide ergänzen sich. Bei “grossen Shootings”, wie bei Konzerten oder z.B. der Hochzeit letztes Jahr sind beide dabei, aber sonst treffe ich immer eine Auswahl. Die hängt logischerweise vom Anlass ab. Manchmal ergänze ich auch die digitale Kamera durch ein analoges Modell. Bei der M10 bietet sich immer eine andere M an, weil sie die Objektive gemeinsam haben. Ich habe ja einen Fimmel mit minimaler Ausrüstung, so kann es sein, dass ich in einer kleinen Tasche zwei Bodys und nur ein Objektiv mitnehme.
Aber all das setzt immer die Intention “Fotografieren” voraus. Selbst wenn ich nur die M10 mit z.B. 35er-Objektiv oder die Q einfach umhänge. Sie sind präsent. Daher gibt es auch eine Hemmschwelle: Das kennt jeder, es gibt so Anlässe oder Einladungen, da geht man hin, weiss aber nicht genau ob man etwas fotografieren will oder soll. Ebenso bin ich dieses Jahr bei dem guten Wetter sehr viel Rennrad (und ein bisschen Mountainbike) gefahren. Die Q habe ich buchstäblich tausende von Kilometern dabei gehabt. Aber manchmal, wenn es losging, liess ich sie zuhause, weil ich einfach fahren wollte. Und nach Murphy’s Gesetz trifft man immer dann auf reizvolle Motive, wenn man keine Kamera zur Hand hat.

Jetzt ist es soweit: Das erste IPhone-Foto auf meiner Webseite! Der Untergang des Abendlandes kann nicht mehr fern sein! iPhone SE mit Lightroom-App, als DNG aufgenommen, Tonwerte wie gewohnt in LR eingestellt und als JPG exportiert.
In solchen Notfällen habe ich sogar schon zum iPhone gegriffen. Wie neulich, als ich auf Fehmarn frühmorgens mit dem Rennrad Brötchen holte (von Katharinenhof nach Puttgarden, dann zurück nach Burg zur Bäckerei, sonst lohnt sich das Fahren gar nicht) und die Sonne über der Ostsee aufging. Die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat… schon überall millionenfach zitiert. Mit der Lightroom-App macht es DNG’s, die über die Cloud automatisch in LR auf meinem Mac erscheinen. Aber der Vorgang des Fotografierens selbst ist natürlich mega-unbefriedigend. Keine klassischen Kontrollen, kein gar nichts. Aber man hat es halt mit.
Darum kommt ein iPhone nicht infrage, auch wenn ich ein XS hätte. Ich habe “nur” ein SE, weil es das kleinste ist. Ich will mich nicht mit so einem Pseudo-Tablet belasten. Die Apps, die ich brauche, laufen gut auf dem SE, danke schön. Kalender, Wetter, Karten, Stimmgerät, Metronom, Belichtungsmesser, Bücher, Rote Liste und so weiter brauchen keinen grossen Bildschirm. Nein, der ist nur für Kiddies, die ständig Youtube gucken oder Gamer. Nichts gegen die Kamera darin, aber für den (sorry!) Schweinepreis, den Apple dafür verlangt (also für’s XS), kann ich mir eine nette kleine Kamera kaufen.

Vlothoer Adventsmarkt. Auch so ein Anlass, wo ich die Q ewig lange trotz starken Schneefalls benutzt habe, sie war klitschnass. Nicht zur Nachahmung empfohlen.

Der Posaunenchor auf dem Adventsmarkt.
Und jetzt komme ich auf den Punkt. Ich hatte in den Vorjahren immer eine kleine Kamera. Sogar ganz früher, als ich noch Canon-DSLR’s schwenkte, gab’s eine Ixus für die Manteltasche. Später die Fuji X100, nicht ganz so klein, aber ging noch so gerade. Dann die Fuji X-70, richtig Mini, aber die hat meine ältere Tochter übernommen. So, und nu?
Ich kann mir schon ein paar Modelle zur Auswahl vorstellen. Die Ricoh GR oder Fuji X70 sind sehr gut, aber dann auch wieder mit 28mm Brennweite, das hat schon die Q. Dann die Leica CL. Tolle Kamera, tolle Objektive, nur: Wirklich klein ist die auch nur mit dem 28mm-Objektiv. Da kann ich auch die Q mitnehmen. Die Sony RX 100 IV kommt nicht in Frage. Nur ein toller Sensor reicht mir nicht, die Benutzeroberfläche würde mich mit Sicherheit in Nullkommanix wahnsinnig machen.
Danach fällt die natürliche Wahl auf die Leica D-Lux, aber da Panasonic inzwischen eine neue Lumix DC LX-100 II herausgebracht hatte, wollte ich noch warten, bis diese als neue D-Lux 7 erscheint. Und das ist ja gerade passiert. Wer mich kennt, versteht, warum mich die Kamera anspricht. Die klassischen Kontrollen, die sofort voll manuellen Modus erlauben, ein guter Sucher, lichtstarkes Zoom-Objektiv (meine Skepsis gegenüber den Dingern verfliegt bei Leica-Linsen) und schick ist sie auch, so im Leica-Design. Worüber sich die Fachwelt streitet ist, ob die DNG’s, die sie auswirft, sich von denen aus der Lumix unterscheiden. Könnte sein, laut Mike (von Macfilos) gibt es dazu kein offizielles Statement, aber Leica macht “dunkle Andeutungen”, das es so ist, wie immer man das verstehen will.
Jedenfalls (tief durchatmen) habe ich vor, mir das Ding zu holen, wenn es denn verfügbar wird.

Vlotho zur Weihnachtszeit.
Trotz diese Konsumzwangs und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass ich hier weiter darüber berichte, sei noch gesagt, dass ich zur Zeit sehr viel anderes zu tun habe. Die Arbeitsbelastung ist vor Weihnachten besonders hoch, dazu kommen diverse Einsätze musikalischer Art und… Vereinsarbeit (ich habe seit Jahren den Vorsitz eines Fördervereins). Der langen Rede kurzer Sinn: So viele Blog-Artikel sind dieses Jahr nicht mehr zu erwarten, zumindest mache ich keine Versprechungen.
Hier kommen noch im Slider eine Reihe Q-Bilder aus dem Vorjahr, die alle möglichen Gelegenheiten und Belichtungssituationen widerspiegeln.
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