Ich hab’s gewusst! Gestern oder heute, wurde gemunkelt. Bis vor ein paar Minuten habe ich geglaubt: „Naja, schwamm drüber… dann eben nicht“, aber dann kam die Mail. Um 22.59 Uhr. Die M10.

Nebenbei: Fuji hat praktisch Zeitgleich die neue X100F vorgestellt. Merkwürdiger Zufall… Marketing-Kalkül? Wer weiss. Eigentlich kann ich mir kaum vorstellen, dass jemand, der eine Messsucherkamera haben will, plötzlich auf eine X100 kommt. Ausser, dass das eine nette Zweit-Kamera ist, wenn man eine M (egal, welche) in der Tasche hat. Vor der Leica Q war das über Jahre meine liebste Kompaktkamera.

Hominem te esse memento! Bedenke, dass du nur ein Mensch bist! Mit diesen Worten musste ein Sklave einen siegreichen römischen Feldherrn mahnen, der auf einem Wagen einen Triumphzug durch Rom anführte. Nun bin ich kein Feldherr und habe auch keine Legionen, aber dass ich nur ein Mensch bin, das gebe ich gerne zu.

Damit will ich sagen, dass ich von den neuen Eigenschaften der M10, vor allem der Schlankheitskur, so angetan bin, dass ich sie auf jeden Fall haben will. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass ich mich dafür entschuldigen muss. Weil ich genau weiss, dass die M240 immer noch eine Super-Kamera ist. Mit der M10 kann ich im Prinzip nicht bessere Fotos machen. Aber… wie Eingangs erwähnt… bin nur ein Mensch. Das Fleisch ist Schwach.

Die M10 ist da

Die Reviews

Sean Reid’s und Jono Slack’s Reviews (Jono legt Wert darauf, dass er keine Reviews schreibt, er testet die Kamera für Leica) waren zur selben Zeit online. Ich habe grossen Respekt vor ihren Einsichten. Um es kurz zu machen: Die M10 ist eine Kamera, die eine evolutionäre Entwicklung der digitalen M’s, die mit der M8 begann, konsequent weiterführt. Ein paar Stichpunkte: Wie erwähnt, Schlank wie eine M7. Grösserer Sucher. 24MP Sensor (Halleluja! Wer braucht schon diese Megapixelmonster!). ISO-Wahlrad oben auf der Kamera (vielen Dank, Fuji!). Bis 12 500 ISO brauchbar, bis 50 000 einstellbar (das war nach der Q klar, dass die Sensordynamik und das Rauschverhalten ein Upgrade brauchten). Suchervergrösserung 0,73X gegenüber 0,63X bei der M240, 30% mehr Gesichtsfeld. Der Wahlhebel für die Rahmenlinien ist zurück (Hurra! ich habe den bei der M240 vermisst!).  Der Focus-Punkt in Live-View kann nun off-center bewegt werden (eine echte Erleichterung bei der Arbeit mit Stativ und Komposition über den Monitor). Keine Video Funktion (werde ich nicht vermissen).

Was mir fehlt: Kein elektronischer Verschluss! Schade, immer noch ND-Filter bei Tageslicht und Offenblende (aber ein Stopp gewonnen, denn Basic-ISO ist jetzt 100). Dafür sehr lange maximale Verschlusszeit von 125 Sekunden. Leider immer noch kein „Hybridsucher“ (man darf ja mal träumen…), stattdessen eine neue Warze mit zugegeben guter Wiedergabe: Der Aufsteck-Sucher der Leica T. Und an einer Stelle sind sie bei der „Simplifizierung “ der Knöpfe und Schalter über das Ziel hinausgeschossen: Der „Ein-Aus“- Drehschalter um den Auslöser kann nicht mehr auf „Selbstauslöser“ gestellt werden. Das war etwas, das mir die Arbeit im Dunkeln erleichtert hat. Die Akku Kapazität ist geringer (die Verschlankung hat ihren Preis), aber wenn auch ca. ein Drittel weniger Ladung da ist, heisst das für mich, dass ich mit einem Ersatzakku auskomme. Selbst an hyperaktiven Tagen habe ich es kaum geschafft, den M240-Akku zu leeren.

Also, trotzdem cool bleiben! Seit ich zu Leica übergelaufen bin, fand ich es immer erholsam, dass es dort lange Produktzyklen gibt. Die M240 benutze ich jetzt „heavy duty“ seit fast vier Jahren! Und jede digitale M ist heute noch gut. Man braucht sich mit einer M8 oder M9 auch nicht zu verstecken! Ich habe zum Beispiel bereut, dass ich meine M9 verkauft habe. Die Bilder mit dem CCD-Sensor haben wirklich eine eigene Signatur.

Wird mich die M10 zu einem besseren Fotografen machen? Selbstverständlich nicht! Zugegeben, ein neues Spielzeug. Nichts anderes. Aber, wie heisst es so schön: Das Kind im Mann erspart die Schwangerschaft.

20 Kommentare

  1. Matthias Skorning

    Hallo Claus, eine Frage: Wenn du analog fotografierst, was für Scans lässt du dir machen? Ich bin bislang so enttäuscht von den Scans.

    • Claus Sassenberg

      Hallo Matthias,

      zunächst habe ich das Glück, noch rechtzeitig einen Nikon Coolscan V ED erworben zu haben, der sehr gute Scans von ca. 20MP macht. Das ist allerdings eine zeitraubende Angelegenheit.

      In letzter Zeit lasse ich gleich Scans bei Pixelgrain anfertigen, wo ich die Filme sowieso zur Entwicklung hinschicke.

      Sie haben verschieden Formate im Angebot. Wenn es nicht so drauf ankommt, nehme ich die „kleinen“ Scans (als Tiff, ca.10MB), die reichen dicke für den Monitor oder kleine Ausdrucke (13X18). Wenn ich mehr machen will oder mir der Inhalt des Films wichtiger ist, gibt es auch eine größere Option (Tiff 50MB, 30X45). Die Tiffs können gut in LR nachbearbeitet werden. Will man bestimmte Bilder besonders gut gescannt haben, kann man natürlich in High-End-scans investieren, aber ich muss sagen, ich bin mit den Scans zur Filmentwicklung sehr zufrieden. Super Preis-Leistungsverhältnis.

      Alle Bilder aus den letzten Blogs sind solche Scans.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen, viele Grüße,

      Claus

      • Matthias Skorning

        Danke für die Tipps. Ich trauere wohl noch den Zeiten nach, wo ich meinen Film bei Händler abgab und Superabzügr für wenig Geld bekam. Ich probiere es mal aus, die M6 ist eigentlich meine Queen.

      • hallo, Matthias,
        mir scheint Open Eyes in Hamburg ein wenig günstiger zu sein. Auch kein Schnäppchen, aber dafür auch wirklich saubere Arbeiten.
        Die Bilder aus Schweden in meinem Blog habe ich dort ebenfalls ganz normal scannen lassen und als tiff bekommen und bin sehr zufrieden damit.

        Gruß

        Kai

      • Matthias Skorning

        Hi Kai,
        danke. Bitte sende mir den link deiner Schwedenbilder. Hast du da die kleinste Scanstufe genommen?

      • hallo, Matthias.
        hier eine kleine Auswahl:
        http://weites.land/category/smaland/

        Ich hab das Standardangebot mit 6MB genommen. Die Daten werden in tiff auf CD geliefert.

        Gruß

        Kai

  2. Moin,

    ich habe sie schon und obwohl ich an der M240 kaum etwas vermisst habe, halte ich plötzlich eine moderne Kamera in den Händen. OK, der Autofokus ist immer noch miserabel 😉 aber alles andere ist echt toll. Vor allem die ISO Fähigkeit. Und die Schnelligkeit beim Anschalten. Und die Farben…
    Ich bereue nicht sie mir gleich gekauft zu haben 🙂

    • Claus Sassenberg

      Hi Stefan,

      ja, bei mir ist sie auch schon angekommen. Habe gerade einen Blog dazu veröffentlicht. Stimme dir in deiner Beurteilung voll zu!

      Viel Freude mit deiner „Neuen“,

      Claus

  3. Oh, Claus, Matthias und Martin…. Habe heute den ganzen Tag an Euch gedacht, wie nervös Ihr auf und ab lauft, nicht bei der Sache seid und schon mal den nächsten Finanzposten von 6500 EUR abzweigt. Der Puls geht hoch, die innere Unruhe überträgt sich auf Eure Mitmenschen und ich: kann mich ehrlich mitfreuen. Euren Bildern zu urteilen habt Ihr gar keine neue Kamera nötig- aber….
    Den Bildern sieht man an, wie viel Freude es Euch macht, mit Eurem Werkzeug umzugehen. Und diese Freude spiegelt sich eben ind en Bildern wider.
    Könntet Ihr mein Lächeln sehen.

    Mich persönlich freut, dass die Kamera immer noch aussieht wie eine M und dass sie nach wie vor eine M ist. Kleine Befürchtngen, es käme ein elektronischer Sucher oder ein Autofocus, sind zerstreut. Vielleicht ist die M 10 jetzt an dem Punkt angekommen wie die M 7 oder MP, wo man nichts mehr verbessern kann. Das könnte ihr eine lange Epoche geben.

    Hatte ich bisher immer gedacht, wenn ich mal eine digitale M kaufe, dann nur mit Videofunktion, bin ich nun nach einem kurzen Ausflug mit der Fuji schnell davon abgekommen. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen schnell irritiert werden, wenn das Objektiv in ihre Richtung geht, aus Angst, eben gefilmt zu werden. Ich muss auch gestehen, dass mir die Fuji einfach keine Freude macht und ich immer wieder die analoge M7 dabei habe.

    Bisher hatte ich noch keine digitale M in der Hand, aber wenn die neue M die erste digitale M mit den Abmessungen der analogen M ist, kann ich einen Wechsel nachvollziehen. Denn die analoge M ist perfekt in der Ergonomie. Ja, ich kann es bestätigen, die M in die Hand zu nehmen, macht einfach Freude. Und wenn es dann eine digitale werden soll, dann wird es gern die M 10 (wenn möglich, ohne Display).
    Euch allen noch einen verträumten Abend und verständige Ehefrauen 🙂

    • Hallo Kai
      Danke für das Lob meiner Bilder (ganz Rot werdend) 😉
      Die M10 muss noch ein bisschen warten. Aber zu Glück begeistert sich meine Frau auch dafür. Sie kämpft oft mit der Technik ihrer a6000 und ich sehe es schon jetzt, dass wir würfeln müssen, wer jetzt die Q einsetzen darf und wer mit der Sony zurecht kommen muss 🙂

    • Claus Sassenberg

      Hallo Kai,

      vielen Dank für die guten Wünsche (vor allem die verständigen Ehefrauen). Ich bin einigermassen cool, aber doch gespannt auf die M10.
      Immerhin hat die M240 vier Jahre Bestand gehabt (fast so lange habe ich sie auch), mit der M10 wird es so ähnlich sein. Oder wie mit der M9, die viele immer noch lieben (was ich verstehen kann), es gibt sie seit sieben Jahren. Da sollte man mal nachzählen, wieviele Canon EOS-Modelle in der Zeit erschienen sind…

      Liebe Grüße,

      Claus

      • Hallo Kai,
        hallo Claus,

        momentan sitze ich hier mit den Füßen scharrend am Schreibtisch.

        Warum? Ich habe mir die Bedienungsanleitung der M10 durchgelesen und musste zu meiner Freude und gleichzeitiger folgenden Missstimmung (ob einer wohl bevorstehenden Neuinvestition) feststellen, dass der Fokus- und Messpunkt im Live View verschiebbar sind. Gerade bei den von mir häufig durchgeführten Stativarbeiten ist dass mit der Punkt, den ich an der M (240) M-P auf´s schmerzlichste vermisst habe. Dies ist eine Funktion des LV, welcher ja bei den Kameras anderer Hersteller vorhanden ist.

        Was soll ich sagen? Gerade kam meine Frau von der Arbeit zurück und ich habe ihr offenbart, doch die neue M 10 für meine Stativarbeit kaufen zu wollen. Dieses Feature ist ein absolutes „must have“ …

        Wenn dem wie in der Bedienungsanleitung beschreiben tatsächlich so ist – und das werde ich bei meiner nächsten Fahrt nach München garantiert überprüfen – werde ich mir die neu M 10 kaufen, sobald sie als Sonderform M-P oder monochrom erscheint.

        … ach ja, fast hätte ich es vergessen: Meine Frau scheint mir wohl gesonnen zu sein, trotz alle dem. Sie entgegnete mir mit wohl bereits geahnter weiblicher Intuition und Vorahnung mit einem “ … hab´s schon geahnt.“

        Jetzt benötige ich wirklich Schlaf …

        Liebe Grüße,
        Martin

      • Claus Sassenberg

        Ja, das mit dem verschiebbaren Fokuspunkt habe ich oben erwähnt und auch gleich als echte Verbesserung empfunden.
        Kann natürlich ’ne Weile dauern, bis eine M10-P auf den Markt kommt (meist vergeht darüber mindestens ein Jahr), aber wenn man wieder zur Ruhe kommt 🙂 , stellt sich auch die Geduld wieder ein.
        Gelobt seien unsere verständnisvollen Frauen, aber sie wissen natürlich, dass „der Kleine“ viel verträglicher ist, wenn man ihm in manchen Dingen seinen Willen lässt…

      • ja, unsere Frauen wissen schon was zu tun ist, gell. Und das können sie so richtig gut.

        Die Wartezeit ist mir schon bewusst und kann mir vorstellen, diese auch durchstehen zu wollen. Immerhin benötigte ich drei Jahre Entscheidungszeit für die aktuelle M-P.

        Dieses Feature ist aber tatsächlich wohl genau das „Eine“, welches für mich eine Leica M als ein Top-Produkt erscheinen lässt. Und dazu der etwas größere Messsucher und die Möglichkeit der doppelt langen Belichtungszeit … fein.

  4. Hallo Claus
    Heute über die Meldung in http://www.fotointern.ch gestolpert. Jetzt weiss ich auch, warum ich im Februar in Bern zum Leica Event eingeladen werde. Eines ist sicher. Spätestens nächstes Jahr werde ich die M10 kaufen. Bis dahin erfreue ich mich an der Q.
    Es wird aber sicher nicht lange gehen, bis wieder mal ein paar „Techniknerds“ das Teil in der Luft zerreissen und sich auf jedes noch so kleine Staubkorn werfen werden, dass jeder „Swiffer“ seine Freude daran haben wird. 😉

    • Claus Sassenberg

      Hallo Matthias,

      da hast du sicher recht, noch ist keine digitale M herausgekommen, die nicht lächerlich gemacht wurde (meist von der Gruppe der Gearheads, über die ich in meinem letzten Blog so schön hergezogen habe).
      Aber da muss man wohl einfach auf „Durchzug“ schalten.
      Ich wundere mich übrigens gar nicht, dass dich deine Erfahrung mit der Q in Bezug auf die M „Blut lecken“ lässt. Die Q transportiert Leicas Konzepte so gut, dass man schnell auf den Gedanken kommt (und ehrlich gesagt, für einen Menschen wie dich, der Wert auf Purismus in der Fotografie legt, ist das eine logische Konsequenz).

      Liebe Grüße in die Schweiz,

      Claus

      • Als erstes: Grüsse in den hohen Norden 😉
        Sadistisch veranlagt wie ich bin, habe ich mal auf diversen Seiten, auch Englische, geschaut, was da so kommentiert wird. Die Hühnerhaut die man davon bekommt, würde jeden Hautarzt dazu verleiten, einen Aknesalbe zu verschreiben.
        Dies kann uns ja egal sein. Alles andere hast du ja schon mal schön beschrieben.

  5. Guten Morgen Claus,

    gestern Abend dachte ich noch, wie lange wird es wohl dauern, bis Du auf die neue M10 reagierest? Heute Morgen wusste ich es …

    Relativ ruhig habe ich die Vorstellung der M10 erwartet und bin doch erfreut darüber, dass sie wohl bei vier entscheidenen Aspekten zugelegt hat.

    – Sensor
    – ISO
    – Messsucher
    – Formfaktor

    Gerade als Brillenträger bin ich gespannt auf den neuen Messsucher, ob dieser tatsächlich Vorteile bringen wird. Die aufschraubbaren Dioptrienausgleichslinsen sind nicht mein Ding. Dies könnte dann bei Zeiten auch in mir den Wunsch reifen lassen, mir diese Kamera zu kaufen – vielleicht, wenn es sie als Monochrom geben würde.

    Vorerst werde ich aber mit meiner M M-P weiter fotografieren und ggf. in Objektiven investieren. So bin ich nun absolut gespannt, welche Modellvarianten in den wohl kommenden zwölf Monaten vorgestellt werden.

    Eines aber ist für mich absolut klar: Mein Umstieg auf die Leica Messsucherkamera habe ich nicht bereut. Es ist genau die kleine, besondere Kamera, die mir genau das gibt, wonach ich lange gesucht habe. Die Messsucherkamera bereitet mir Freude wie sie noch nie dagewesene ist – hach, ich liebe sie!

    Liebe Grüße,
    Martin

    • Claus Sassenberg

      Hallo Martin,

      Die M10 hat einige gut durchdachte Verbesserungen, aber ganz sicher muss die M-P sich vor ihr nicht verstecken! Das ist ja auch genau der Gegenstand meiner Begründungsnot, warum ich nun die M10 gleich haben will! Sicher nicht, weil mir damit bessere Fotos gelingen könnten als mit der M240.
      Wer Messucherkameras liebt und damit umgehen kann, kommt mit jeder M klar (eingeschlossen jedes analoge Modell) und hat immer ein Werkzeug, dass ihn nicht durch „Featuritis“ zum Wahnsinn treibt.

      Liebe Grüße,

      Claus

      • Hallo Claus,

        tatsächlich, das ist das erste Mal, dass mich nicht irgendeine „Featuritis“ in einen bereits vorab verlautbaren Wahnsinn treibt – herrlich, ein tolles und zumal beruhigendes Empfinden!

        Und genau das erlebe ich bei meinem Fernsehen, Auto und der Kamera – gut funktionierende und durchdachte Fabrikate und zudem deutscher Herkunft. Eben wie bei der Leica Camera …

        Liebe Grüße,
        Martin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert