Wer diesen (älteren) Artikel interessant findet, mag vielleicht auch das lesen, was ich ein Jahr später zur Leica Q schrieb: Retrospektive: Ein Jahr mit der Leica Q
Des weiteren ist auch das “Statement zur Leica Q” ein Beitrag, in dem ich eine klare Haltung zur Gebrauchsfähigkeit dieser Kamera einnehme.
Leica Q – Hands on
Seit dem Sommer habe ich mit mir gekämpft, weil mich alles an der “Q” sofort angesprochen hat. Vor ein paar Tagen habe ich es aufgegeben. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Ihr Codename bei der Entwicklung war “Hemingway”.
Ich würde sagen: “Wem die Stunde schlägt”, oder “Haben und Nichthaben”, meine Tochter vermutlich: “Der alte Mann und das mehr…”
Dies soll übrigens kein Review werden, denn es gibt genug. Am Ende sind ein paar Links dazu. Ich verstehe diesen Artikel mehr als “Hands on”. Meine persönliche Sichtweise steht im Vordergrund, wie sich die Kamera für mich “anfühlt” und warum sie die ideale Ergänzung zu meiner M240 darstellt.
Die Q ist der “Luxus-Ersatz” für meine Fuji X100T, die ich bereits bei ebay verkauft habe. Natürlich gibt es keine rationale Begründung für den Kauf. Trotzdem mache ich einen Versuch.
Was also hat sie der Fuji voraus?
Ganz offensichtlich – den Vollformat Sensor mit höherer Auflösung.
Die f/1.7 28mm Summilux Optik der Q ist dem f/2.0 Fujinon-Objektiv haushoch überlegen. Die Fuji sollte man z.B. weit offen in der Makro-Funktion gar nicht benutzen, sehr schwammiges Ergebnis. Die Q blendet automatisch etwas ab, das wäre für die Fuji empfehlenswert. Ansonsten ist das 28er Summilux der Q schon bei voller Öffnung klinisch scharf (so dass es manche schon wieder stört).
Meine bevorzugte 28mm Brennweite (die 35mm der Fuji sind “mit drin”, denn wenn ich in der Q auf 35mm gehe, sind immer noch 16 MP Auflösung übrig, die die Fuji hat).
Trotz 28er Brennweite ein erstaunliches Freistellungspotential, deutlich mehr als bei der Fuji.
Höhere Lichtstärke – durch das Summilux Objektiv ein halber Stopp nach unten, durch die höhere (brauchbare) ISO mindestens zwei Stopps nach oben.
Die DNG-Dateien sind stabiler als die Raw-Dateien der Fuji, höhere Dynamik vor allem bei steigenden ISO-Werten.
Bedienbarkeit – die Menüführung ist gegenüber der Fuji deutlich überschaubarer.
Manuelles Fokussieren fühlt sich bei der Leica Q an wie bei einem “echten” mechanischen M-Objektiv. Dagegen kann die “fly-by-wire”-Technik der Fuji nicht an. Ausserdem sind die Fokussierhilfen (Vergrösserung, Fokus-Peaking) bei der Q einfach besser und deutlicher.
Der Autofokus ist schneller! Und das heisst schon was, denn die Fuji ist nicht gerade lahm. Angeblich zur Zeit (die Angaben gehen etwas auseinander) der schnellste Autofokus an einer Kompaktkamera.
Belichtungsreihen: Endlich kann ich zwei oder drei EV einstellen! Total bekloppt bei der Fuji, das nur höchstens ein EV möglich ist. Darüber habe ich immer geflucht.
Markierungen auf dem Objektiv. Oh ja, diese Dinger brauche ich wirklich! Wer nicht versteht, warum, sollte mein Tutorial zum Fokussieren lesen.
Kleinigkeiten – tolle Makro-Funktion, bessere Akkulaufzeit, bessere Verarbeitung, minimalistisches Design.
Was verliere ich?
Den optischen Sucher (heul!). Es geht nichts über einen optischen Sucher!
Die Fuji konnte man in die (Mantel-) Tasche stecken. Bei der Q ist zuviel Objektiv vorne…
eine Menge Geld, die die Q mehr kostet. Und trotz aller ihrer Vorteile ist sie nicht vier mal besser als die Fuji, sondern nur (fast) vier mal teurer…und hier beginnt das Irrationale.
(Update 14.12.15, ein Freund machte mich auf fehlende Punkte in der Verlust-Liste aufmerksam) Der kamerainterne Blitz.
In-Camera-Raw-Conversion
Zu den letzten beiden Punkten muss ich sagen, dass ich sie nicht vermisse, weil ich sie nie benutzte. Ebenso wenig wie ich Bedarf für die Film-Emulationen Fuji-Astia oder Provia hatte, denn wenn ich so etwas will, mache ich es im Postprocessing.
Nebenbei: Warum habe ich mir keine Sony RX1R II gekauft, den offensichtlichen Konkurrenten? Antwort: Weil sie keine Leica ist… 🙂
Bei Steve Huff las ich den Review eines Sony-Shooters. Er kam mit den Sucherrahmen nicht zurecht. Sie irritierten ihn bei der 50mm Komposition, weil sie das Gesichtsfeld eben nicht eingrenzen, sondern man wie bei einer M alles drum herum weiterhin sieht. Sorry, aber… beim Eignungstest für M-Fotografen schon durchgefallen. Um fair zu sein: Das arbeiten mit Sucherrahmen erfordert Übung und Vorstellungsvermögen, darum ist es auch nicht jedermanns Sache. Aber der grosse Vorteil liegt gerade darin, das man den Überblick behält über das, was ausserhalb stattfindet und entsprechend schnell auf Änderungen dort reagiert.
Um das Thema abzuschliessen: Die ursprüngliche RX1R und die neue RX1R II sind Spitzenkameras. Die Kaufentscheidung ist eine reine Geschmacksache. Man komme mir nicht mit dem Argument, der Sensor sei besser als der der Q! Seit DxO den Sensor der M9 als “unterirdisch” abgetan hat, weiß ich, wieviel vom Sensorranking zu halten ist. Um so mehr, wenn sich die betreffenden Sensoren sowieso auf den Spitzenplätzen drängeln.
Ein Sensor ist nur so gut, wie das, was drum herum gebaut ist. Und eine Kamera ist mehr als die Summe ihrer Teile.
Was sie nicht ist: Eine Mini-M.
Sie kann mir nicht die M ersetzen, an die kreative Bandbreite dieser Kamera kommt sie nicht heran. Schon allein, weil sie eben keine Systemkamera ist und keinen Messsucher hat. Es spielt auch keine Rolle, dass sie nach oben zwei Stopps mehr ISO verträgt. Aber sie kann einen Teil der Jobs übernehmen, die ich sonst nur der M zugetraut habe. Wenn ich in Städten unterwegs bin und sowieso nur 28mm benutze, kann ich die M gleich zuhause lassen. Für “Reportage” ist sie ideal. Ich habe mich nie über das Gewicht der M beschwert und werde es auch jetzt nicht tun, aber die Q ist auch deutlich leichter, ohne sich hohl anzufühlen. Dazu enthebt sie mich dem Zwang, Wechselobjektive mitzuschleppen.
Bei Events (Konzerten, etc.) kann sie nun den “weiten” Bereich abdecken, während ich die M mit einem 50er oder 75er Objektiv nutzen kann. Sicher sieht es wichtigtuerisch aus, mit zwei Kameras um den Hals herumzurennen, aber ich kann so deutlich schneller reagieren. Es schadet auch nicht, weniger die Objektive zu wechseln. Dazu sehen die Farben aus der Q und der M praktisch identisch aus, so dass es nicht stört, die Bilder zu mischen.
Update, 07.01.2016: Dia Farben sind nicht identisch, nur durch die vielen Low-Light-Fotos in der ersten Zeit wurde ich zu dieser Annahme verleitet. Das Farbschema der Q weicht marginal von dem der M240 ab, aber vor allem die bei der M häufig kritisierten Hauttöne werden bei der Q besser beurteilt.
Die Q ist also eine echte Ergänzung, in grösserem Maß als die Fuji.
Letzten Samstag hatte ich morgens ein kleines Konzert mit meinem Flötenquartett (“Argillus”). Kaum war ich zuhause, brachte der Paketbote das gute Stück. “Unboxing”, immer wieder schön. Das Gefühl der Kamera in der Hand sofort typisch Leica – perfekte Verarbeitung. Der Blick durch den Sucher versöhnte mich mit dem Elektro-Teil: Wirklich sehr klar (ich hatte das schon in München gesehen, als ich die Q in der Brienner Strasse begutachtete). Es gibt (zur Zeit) nur einen Besseren, und das ist der der Leica SL.
Ich hatte schon eine Aufgabe. Sofort den Akku laden und die Kamera geschnappt, denn meine Jüngste hatte ihre Freundinnen zum Geburtstag auf die Eisbahn geladen.
Es gab also keine Zeit, die Bedienungsanleitung anzusehen. Aber wenn man mit der M240 vertraut ist, braucht man nicht Raketenwissenschaftler zu sein, um die Q zu verstehen. Das Menü ist überschaubar, ich stellte sofort auf DNG+JPG (hoffentlich kann man mal die überflüssigen JPG’s bei irgendeinem Firmware-Update hinter sich lassen). Dann stellte ich ISO-Automatik ein (Knopf wie bei der M) und Blendenautomatik (genau wie bei der Fuji am Blendenring), Autofokus am Entfernungsring (sehr schöne Design-Lösung). Schon hatte ich erstmal das “Rundum-Sorglos-Paket” gebucht. In der Eishalle war es nicht besonders hell, darum stellte ich die Blende fest auf f/1.7 ein, aber es gab einzelne sehr blendende Lichtquellen. Die Q ist nicht Invariant, zur Schonung der Highlights dachte ich: Mal die Belichtungskorrektur runterstellen, und siehe da: Wie bei der M am Daumenrad gedreht, und schon erledigt. Eine ganze Menge ist wie bei der M240 untergebracht, das ist auch ein grosser Vorteil, wenn man zwischen den Kameras “switcht”. Man muss nicht lang überlegen, wo was ist.
Oh, und selbstverständlich habe ich sofort den Autofokus auf ein Feld gestellt, dass ich normalerweise in der Mitte lasse. Mit der Kreuzwippe kann man es leicht bei exzentrischen Motiven verschieben. Bei normalen Entfernungen reicht aber zielen und rekomponieren. Auf keinen Fall lasse ich mir in einer Lotterie von 49 Messpunkten vorschreiben, wo zufällig mein Fokus liegt!
Der Autofokus nagelte die quirlige Bande jedes Mal ohne Probleme fest, dabei hatte ich nicht mal auf “Continuous” gestellt. ISO hatte ich auf Maximal 12500 begrenzt (bis 50 000 möglich), das ist wie bei der M (bei 3200) die realistische Grenze. Die Automatische Bildstabilisierung hatte ich nicht an, die sei nämlich nur für stillstehende Motive geeignet (das hatte ich schon mal in einem Review gelesen). Später in der Bedienungsanleitung (die ich dann teilweise schon noch durchgesehen habe…) fand ich heraus, dass sie für stillstehende oder sich langsam bewegende Motive mehrere Blendendstufen bringen soll.
Mehrere, das heisst ja wohl mindestens zwei. Ich kann bei dem 28er Objektiv mit 1/8 Sekunde noch aus der Hand fotografieren, also sollte ich dann wenigstens 1/2 Sekunde schaffen. Ich bin skeptisch, ob das klappt, aber ich werde es versuchen…
Apropos der Verschluss: Natürlich total leise, sehr diskrete Kamera, da kann man mitten im Pianissimo im Konzert drauflos knipsen. Das ist oben nicht aufgelistet, denn die Fuji ist auch geräuschlos. Auf der Eisbahn war das völlig egal.
Dann fiel mir ein putziger Knopf neben der Daumenmulde auf. Und Schwups – Sucherrahmen! Man fühlt sich gleich zuhause. Er schaltet immer zwischen 35 und 50 mm wieder auf 28 durch. Aber ganz anders als der verpönte “digitale Zoom” bei anderen Kameras grenzen die Sucherrahmen in gewohnter Weise den Bereich ein, das komplette 28mm Sucherbild bleibt erhalten. Man sieht also wie bei einer M-Kamera, was sich ausserhalb des Rahmens tut. Das aufgenommene DNG zeigt sowieso immer alles, aber beim importieren in LR wird das Bild gleich gecroppt dargestellt. Wie auch immer, man kann das später noch beliebig ändern, wenn man mit seiner Komposition nicht einverstanden ist. Und wer meint, es sei wenig, wenn da 15 bzw. 8 Megapixel übrig bleiben, sollte sich mal kurz vom Pixel-Wahn der heutigen Zeit befreien. Ausserdem sind das Leica-Pixel, mein voller Ernst, es gibt riesige Unterschiede auf dieser Ebene. Allein das Nichtvorhandensein des Moirè-Filters sorgt schon für einen Unterschied zu Bilddateien aus anderen Kameras (mit AA-Filter).
Zu erwähnen wäre noch der automatische Weissabgleich: Auf der Eisbahn war eine üble Mischung von LED, Tungsten, Glühlampen und irgendwas von Outer Space… die Q traf die real vorhandene Lichtstimmung auf den Punkt. Leider war die ziemlich hässlich. Man assoziiert sofort Gallenprobleme.
Am Samstagabend sabberte ich erst mal über die DNG’s der Q in Lightroom, superklar, rauscharm und flexibel wie die der M. Dann machte ich mich mit den Feinheiten der Bedienung vertraut. Alles sofort nachvollziehbar. Aber wozu brauche ich WiFi? Vielleicht finde ich das noch heraus… ach ja: Selfie machen, aufs iPhone senden und sofort zu Facebook… so ‘n Mist… ich hab doch gar keinen Facebook-Account…
Dann, tief im Menü verborgen: Scene-Modes! Da kann man wohl dankbar sein, dass die nicht oben auf ein Wahlrad gedruckt sind…das wäre ja so was von uncool… Naja, vielleicht braucht man mal “Panorama”. “Zeitraffer” gibt’s auch, das mag bei entsprechenden Motiven effektvoll sein.
Total cool dagegen die Umschaltung der Entfernungsskala, wenn man auf “Macro” stellt.
Die Macro-Funktion ist superschnell eingestellt. Überhaupt sind alle Kontrollen so untergebracht, dass man überhaupt keine Hemmungen hat, schnell etwas zu ändern. Weil man eben nicht 27 verschiedene Menü-Seiten durchblättern muss. Dazu ein kleiner, schlauer Knopf links vom Monitor: Der “FN”-Button. Lang gedrückt, gewährt er Zugang zu einigen Hauptmenüpunkten, man kann sich das gerade benötigte direkt auf den Knopf legen.
Dann probierte ich manuelles Fokussieren. Wow. Schneller kann’s ohne Messsucher nicht mehr gehen. Und das Gefühl am Entfernungsring ist (fast) wie bei einem M-Objektiv. Bei der Fuji ist das manuelle Fokussieren wie der Hilfsmotor an einem Segelboot: Er bringt das Boot voran, aber so gedacht ist es nicht. Bei der Q ist die Methode dem Autofokus absolut gleichwertig. Und superschnell verfügbar: Einfach am Tab des Entfernungsrings entriegeln und drehen, sofort springen die Fokussier-Hilfen ein. Man muss die Kamera nicht mal vom Auge nehmen, wenn man plötzlich ein Hindernis für den Autofokus vor sich hat. Perfektes Design.
Darüber sind sich die Reviewer sowieso einig: Man hat den Eindruck, die Entwickler der Kamera haben bei allen früheren Leica-Modellen nachgesehen, was besonders gut funktioniert und das in die Q gebaut. Dazu schnurrt alles von Beginn an, ohne das Leica (wie sonst) ein Firmware-Update losschicken muss. Und das bei einer völlig neu konzipierten Kamera. Das schaffen kaum die “Großen” (Nikon, Canon, Fuji, Sony)! Die Fuji X100 dagegen hatte am Anfang mehr Bugs als ein neapolitanischer Strassenköter.
Am nächsten Tag, Sonntag also, musste ich nachmittags mit dem Bläserkreis Weihnachtslieder auf dem Vlothoer Adventsmarkt spielen. Gleich danach griff ich mir die Q und machte ein paar Bilder. Der kleine Adventsmarkt war gut besucht.
Ein Freund von mir, Bulli Grundmann, seines Zeichens Liedermacher aus Bielefeld (und gebürtiger Vlothoer, Mitglied der Kanu-AG, war schon mit an der Ardèche), gab ein Konzert für die Kinder. Ein paar Bilder davon habe ich in Silver-Efex in S/W konvertiert. Auch das fühlt sich mit den DNG’s der Q wie gewohnt an, sie liefert ausgezeichnetes Schwarzweiss-Grundmaterial. Übrigens sandte mir Bulli eine kleine Hörprobe mit seiner neuen Ukulele (hier mit seiner Genehmigung):
Für Porträts sollte man sich an den 50mm Einblendrahmen halten, man ist so automatisch in einem Abstand, der die Proportionen wahrt. Wenn man Porträts mit 28mm bildfüllend aufnimmt, kann es sein, dass Rübennase und Glubschaugen vom Porträtierten nicht als so schmeichelhaft empfunden werden.
Leica Q (Typ 116) 28mm Summilux f/1.7 1/60sec ISO 100
Weil es bald dunkel war, konnte ich noch mal die Low-Light Eigenschaften der Kamera testen. Sie sind der M240 sehr ähnlich, mit zwei Stops ISO-Gewinn nach oben. Wie schon erwähnt, ist der Sensor der Q nicht invariant, also sollte man wie bei der M entweder Auto-ISO benutzen oder manuell Werte einstellen, die zur erforderlichen Belichtungszeit passen. Es empfiehlt sich aber ebenso wie bei der M, die Highlights durch Belichtungskorrektur nach unten zu schonen. Also auch hier kein Umdenken nötig, der M-Shooter fühlt sich mit der Q immer zuhause.
Nach kaum einer Woche mit der Kamera (heute ist Donnerstag) bereue ich den Kauf keine Sekunde. Sie ist ein Juwel, wie die M vermag es dieses kleine Ding, eine persönliche Beziehung herzustellen. Man möchte sie ausführen!
Unten: Der Schlusschor beim Weihnachtskonzert des Wesergymnasiums. Der Weissabgleich in der Kirche ist übrigens “tricky”. Die Q hat ihn sofort getroffen.
Wie gesagt, für einen richtigen Review habe ich die Kamera noch nicht lange genug, außerdem sind bereits genügend geschrieben worden. Insgesamt wird die Q exzellent bewertet, vor allem von Seiten, die nicht ausgesprochene “Leica-Fan-Boy” Reputation haben, und das zählt doppelt.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich auf die Q verlassen kann wie auf meine M. Selbst für Landschaftsfotos (bei Wanderungen, Fahrradtouren, etc.) wird sie mich als “leichte” Alternative zur M begleiten. Das sie auch hervorragende Gegenlichteigenschaften hat, konnte ich bei Sonnenaufgang gestern morgen auf dem Burghof von Vlotho testen. Nebenbei: HDR ist (meist) genauso überflüssig wie bei der M.
Der Blog und das Tutorial zur Invarianz hat einiges an positivem Feedback ausgelöst. Für mich ist die Sache faszinierend, weil sie Dinge erklärt, die ich vorher nur mit Erfahrungswerten begründen konnte. Jetzt gibt es eine Logik dahinter. Die eigentlich wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass man ohne schlechtes Gewissen die Belichtungszeit auch bei Low-Light kurz halten kann, um Bewegung im Bild einzufrieren. Als Nebeneffekt gibt es eine besser Kontrolle über die Highlights bei gleichem oder sogar geringerem Rauschen. Die genaueren Zusammenhänge hatte ich im Tutorial erklärt.
Am meisten hat mich an der Sache gewundert, wie wenig darüber hierzulande bekannt ist. Eine kurze Suche im Fuji-X Forum ergab allerdings sechs oder sieben Treffer, wo es als Thema zur Sprache kam. Aber die einzige ursprüngliche Quelle für die Information scheint DPreview zu sein.
Übrigens ist mir auch klar geworden, das die “DR200” und “DR400” Funktionen der Fuji X-Kameras sich genau diese Eigenschaft des Sensors zunutze machen. Ein Foto (also auch bei Tageslicht) wird gezielt eine oder zwei Blendendstufen unterbelichtet und dann in der Kamerasoftware angehoben. Allerdings nur das JPG, das RAW-Bild bleibt erhalten. Man kann es selbst in Lightroom bearbeiten. Das ist sehr korrekt, nicht mit Originaldateien herumzupfuschen.
All diese Überlegungen zur Invarianz bringen mich zu der ketzerischen Frage: Wie wichtig ist der Grundsatz ETTR (Expose to the right) noch? Stammt der nicht aus einer Zeit, als Sensoren noch eine leichte Erhöhung der ISO mit fiesem Rauschen quittierten? Heute kann man bei den High-End Sensoren bis ISO 1000 oder mehr Rauschen mit dem Mikroskop suchen. Wie relevant ist es also, das Signal/Rauschen-Verhältnis optimal zu halten, was den grössten Teil des Bildes betrifft, wenn man dafür gerade bei dynamisch fordernden Szenen in kleinen Bildbereichen unweigerlich die Highlights “klippt”?
Das ich bei Bildern mit sehr starken Helligkeitsunterschieden sowieso schon immer auf die Highlights belichtet habe, ist klar. Bei einem ganz oder teilweise “invarianten” Sensor kann man aber jetzt ernsthaft in Erwägung ziehen, die Belichtung grundsätzlich moderat zu halten, also das Histogramm nicht nach rechts zu treiben. Die “DR”-Funktion der X-Kameras folgt genau diesen Überlegungen, steht also konträr zum Grundsatz “ETTR”.
Es gibt noch ein paar Sachen anzumerken:
Mein Freund Jürgen wies mich darauf hin, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, die Auto-ISO in der Kamera zu niedrig zu begrenzen. Wenn eine niedrige ISO-Grenze erreicht ist (z.B. 1600), fängt die Kamera an, die Belichtungszeit zu verlängern (nehmen wir mal an, die Blende ist schon weit offen). Da ist es doch im Zweifel besser, die ISO weiter hoch zu setzten? Verwackelte Bilder bleiben immer verwackelt. Mit Rauschen kann man ggf. vielleicht umgehen! Korrekte Überlegung. (Anm.: Bei Blende f/1.4 oder f/2.0 und zwei bis drei Blendendstufen Unterbelichtung muss es schon so dunkel wie in einem Affenarsch sein, dass man höhere ISO als 6400 braucht. Und was gibt’s da noch zu fotografieren?)
Im Tutorial hatte ich mich zunächst beschwert, dass die M 240 keine Auto-ISO Funktion hat, wenn man die Zeitautomatik abstellt. Am nächsten Tag fiel mir aber ein, dass man verschiedene Optionen hat, wenn man den ISO-Knopf gedrückt hält. Es funktioniert also, und das ist eine sehr wertvolle Einstellungsmöglichkeit. Bei fest vorgewählter Belichtungszeit und Blende verstellt sich nur die ISO nach Lichtverhältnissen. Belichtungskorrektur ein bis zwei Blendendstufen nach unten, und die Highlights bei Low Light sind sicher.
Gestern war ich mit Familie in Münster. Es hat mich etwas Überwindung gekostet, aber ich habe die M zuhause gelassen, weil ich neugierig war, die X100T in punkto Invarianz zu testen. Uns siehe da: Als das Licht schwand, machte ich alles mit ein bis drei Blendenstufen negativer Belichtungskorrektur und die Dateien liessen sich in Lightroom tadellos herstellen.
Die folgenden Beispielsbilder sind mit voller Absicht ohne jede Rauschunterdrückung. Selbst das um drei Blenden “hochgezogene” Bild zeigt nur moderates Rauschen.
Unten eine Bilddatei, die ich zwei Blendendstufen unterbelichtet habe, entsprechend in Lightroom wiederhergestellt:
Fujifilm X100T 23mm Fujinon-Objektiv f/2.0 1/80sec ISO 200 -2EV Belichtungskorrektur
Das nächste Foto ist sogar mit drei Blendendstufen Unterbelichtung gemacht. Bitte beachten, wie viele Details in den beleuchteten Fenstern und Arkaden erhalten bleiben. Hätte ich es gleich mit ISO 3200 gemacht, hätte ich die nie in dem Masse zurückgewinnen können.
Das letzte Bildbeispiel mit einer Blendendstufe Unterbelichtung. Wirft man mal einen Blick auf die Belichtungszeit, wäre es clever gewesen, sogar noch eine oder zwei Stufen zurückzugehen, aber es hat knapp gereicht. Das Bild ist scharf.
Ich habe eine ganze Menge Bilder gemacht, aber die sind privat. Wie man sieht, war einiges Los auf dem Prinzipalmarkt!
Ich bin in letzter Zeit öfter über einen Begriff gestolpert: ISO-Invarianz
Seitdem ich mich mit Low-Light-Fotografie befasse, sind mir bestimmte Gesetzmässigkeiten aufgefallen, was Belichtung, auch gezielte (absichtliche) Unterbelichtung betrifft, um die Sensordynamik besser auszunutzen. Das bedeutet bessere Rückgewinnung der Highlights, bessere Farbdynamik auch bei höheren ISO-Werten. Das darf man nicht auf die Spitze treiben, denn irgendwann rächt sich das in den Schatten, die es einem mit Farbartefakten und hässlichem Rauschen vom Ausmass der Niagarafälle heimzahlen.
Als ich vor zwei Jahren das erste Mal mit “Invarianz”, auch “partieller Invarianz” einiger Sensoren in Berührung kam, ging mir ein Seifensieder auf, warum man in bestimmten Situationen mit Bildern im mittleren ISO-Bereich besser klar kommt, wenn man leicht unterbelichtet, statt die an sich erforderliche höhere ISO-Zahl einzustellen.
Wohlgemerkt, das rüttelt überhaupt nicht am Grundsatz ETTR (Expose to the right) bei “normaler” Tageslichtfotografie (dieser Grundsatz ist angesichts bei der Dynamik moderner Sensoren auch schon aufgeweicht). Ebenso wenig muss man derartiges bei Langzeitbelichtungen anwenden, für die man normalerweise die native ISO-Zahl der Kamera einstellt.
Es geht um die Situationen, bei denen man aus der Hand bei Low-Light fotografiert und auch noch “Kontrolle” über Bewegung im Bild behalten will, also entsprechend kurze Belichtungszeit braucht. Bei gegebener Blende muss dann die ISO hoch. Wie hoch, das kann von der Kamera abhängen, und genau das ist der Punkt mit der Invarianz. Aber die Überlegungen, die damit verbunden sind und die Konsequenzen für die einzustellenden Belichtungsparameter können sogar für Kameras interessant sein, die nicht “Invariant” sind. Ein Beispiel dafür ist die M9, bei der es günstiger ist, ab ISO 640 Unterbelichtung in Kauf zu nehmen, weil die nachträglich in Lightroom “hochgezogenen” DNG’s weniger Rauschen und bessere Farben zeigen, als wenn man die ISO in der Kamera weiter erhöht. Ich bin mir nicht sicher, ob die M 240 möglicherweise partiell Invariant ist, aber ich bin mir sicher, dass es ebenso wie bei der M9 günstiger ist, ungefähr ab ISO 1600 nicht mehr weiter zu erhöhen. Eine Unzahl von Low-Light-Aufnahmen aus den letzten Jahren bestätigen diese Annahme.
Darüber habe ich ein neues Tutorial geschrieben. Was sich also dahinter verbirgt, hat große Bedeutung für denjenigen, der sich mit Low-Light-Fotografie befasst. Es lohnt sich, da mal reinzuschauen.
Bild unten: Aufnahme bei ISO 1600, im Postprocessing um zwei Blendendstufen hochgezogen. Das entspricht ISO 6400 in der Kamera. Normalerweise wird man dann mit “Banding” in den dunklen Bildbereiche bestraft. Hier keine Spur davon. Keine Rauschunterdrückung, Highlights um 40% zurückgenommen.
Leica M ( Typ 240) mit 50mm Summilux asph. bei f/4.0 1/45sec ISO 1600
Auch wenn dies eine Fotografie-Webseite ist, kann man manche Dinge nicht ignorieren. Als ich letzten Samstag morgens die Nachrichten hörte, war ich wie jeder zutiefst betroffen von dem Ausmass an Menschenverachtung, das in den Anschlägen von Paris deutlich wird. Dazu kommt, dass ich durchaus eine persönliche Beziehung zu der Stadt aufgebaut habe. Ich bin oft in den Straßen gewandelt, wo letzte Woche so viele Menschen einen sinnlosen Tod sterben mussten.
Wenn man als Tourist dort ist, ist die Atmosphäre leicht und unbeschwert. Das kann man natürlich anders sehen, wenn man dort sein täglich Brot verdienen muss…
Aber ganz sicher assoziiert niemand den Alptraum damit, der letzten Freitag dort stattgefunden hat. In Paris herrscht jetzt die Angst. Sie haben die ganze Stadt, das ganze Lebensgefühl dort ermordet.
Habe ich zu oft Herr der Ringe gelesen, oder ist die Welt dunkler geworden? Ziehen sich über Mordor Wolken zusammen, sammelt Sauron seine Truppen?
Wie böse können Menschen sein?
Oder ist das nur deswegen, weil es plötzlich so nah ist? Von dem Attentat in Beirut wurde bei weitem nicht so viel berichtet, oder welche Gräueltaten der IS täglich in Syrien verrichtet. War die Welt früher besser? Wohl kaum. Wer kann sich vorstellen, was in Srebrenica los war? In Auschwitz?
Aber wie kann man den Tätern begreiflich machen, dass sie im Unrecht sind? Ist nicht irgendwo bei denen ein Funken Mitleid übrig? Muss man all diese Mörder ihrerseits ermorden, und hätte sowas je funktioniert?
Nur Fragen.
Ich weiß keine Antwort, und nicht, wie es weitergehen soll.
Ich weiß nur, dass mir all die Toten und die, die sie geliebt haben, unendlich leid tun.
Am vergangenen Sonntag führte die Kantorei St. Stephan ihr letztes Oratorium unter der Leitung von Han Kyoung Park-Oelert auf, »Elias«, von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Ein dramatisches Werk mit großen Emotionen. Sowohl im Werk, als auch außerhalb, denn der Chor war wegen der scheidenden Kantorin sehr bewegt, ebenso wie diese selbst. Die Kantorin kämpfte am Dirigentenpult mit den Tränen, als sie nach der Orchesterprobe noch ein paar Worte zum Chor sagte und den Umstand berührte, dass dies das letzte Mal sei.
Dessen ungeachtet war sie bei der Aufführung wie alle Beteiligten hochkonzentriert, denn es gibt viele knifflige Einsätze und technisch herausfordernde Stellen. Überflüssig zu sagen, dass sie das Dirigat meisterte, als wenn sie das ganze Jahr nichts anderes macht.
Die Osnabrücker Symphoniker, die das erste Mal da waren, zeigten sich von ihrer Kompetenz beeindruckt, und das nicht aus purer Höflichkeit. Ich weiß noch, dass letztes Jahr Mitglieder der ›Hannoverschen Hofkapelle‹, die ganz oben in den Sphären des Musikhimmels schweben, Chormitglieder beiseite nahmen und wissen wollten, wo wir diese Wahnsinnsfrau herhätten!
Drei der vier Solisten waren bereits früher zu Gast und wussten, dass sie sich auf die Kantorin verlassen konnten. Im Übrigen leisteten die Gesangssolisten Titanisches, allen voran Rainer Weiss in der Partie des Elias. Die Fotos in diesem Beitrag habe ich während der halbstündigen Orchesterprobe kurz vor dem Konzert gemacht. Man schaue sich einmal an, wie sich Rainer Weiss wie eine Säule hinstellt und seinen gesamten Körper in ein Instrument verwandelt. Beeindruckend! Aber ebenso beeindruckend, was für einen Sound die zierliche Sopranistin Jutta Potthoff entwickeln kann. Dann der wunderbare warme Alt von Eike Tiedemanns und der strahlende Tenor von Hugo Mallet (der etwas unterbeschäftigt war, Mendelssohn hatte nicht so viel zu tun für den Tenor).
Die Generalprobe am Vortag (ein Fünf-Stunden-Marathon) war geprägt von der harmonischen (Wortspiel…) Zusammenarbeit der Professionellen. Ich behaupte, dass es das Endergebnis entscheidend prägt, wenn man sich gegenseitig respektiert. Die Stimmung (Wortspiel…) war sogar ausgesprochen gut!
Das Konzert gelang also. Man muss als Beteiligter immer etwas vorsichtig sein mit der Schwärmerei, klingt immer nach Eigenlob. Aber als einzelnes Stimmchen im Chor ist der Anteil am Gesamtergebnis nicht so hoch, da kann ich ruhig verbreiten, dass die Zuhörer sehr bewegt waren und sich entsprechend äußerten.
Am Montag hatte ich einen leichten »Elias-Hangover«. Die Nachwirkungen sind spürbar, zum einen die rein körperliche Anstrengung, das lange Stehen, die hohe Konzentration, zum anderen die bereits erwähnte emotionale Komponente. Ich wache mitten in der Nacht auf, sofort schmettert ein imaginärer Chor in meinem Hinterstübchen »Alsdann wird euer Licht hervorbrechen wie die Morgenröte«…
Und zwar Fortissimo. Ich muss jetzt erst mal was anderes hören.
Die Fotos habe ich, wie schon erwähnt, während der Orchesterprobe kurz vor dem Konzert gemacht. Die Letzten sind natürlich von nach der Aufführung, die verdienten Augenblicke des Triumphs und der Freude über ein gelungenes Konzert.
Wir wünschen unserer Kantorin noch ganz viele dieser Augenblicke!
Der Chor muss jetzt erst mal eine Durststrecke überwinden, denn das Ausschreibungsverfahren dauert… Vor Juli nächsten Jahres kann es keinen neuen hauptamtlichen Kirchenmusiker an St. Stephan geben. Zum Glück hat sich Sabrina Gründling, exzellente Musikerin und als Schülerin selbst Mitglied der Kantorei, bereit erklärt, das »Interregnum« zu überbrücken. Und das ist etwas, dem man mit Freude entgegensehen kann!
Foto unten einfach anklicken, dann kann man sich eine Dia-Show der Bilder ansehen.
Als ich die Kamera das erste mal wirklich sah, drängte sich der Vergleich zur Sony A7 sofort auf. Schon im letzten Blog sagte ich, wenn ich so ein Ding haben wollte, hätte ich sie längst.
Jetzt schwanke ich zwischen zwei Stimmungen: Enttäuschung, weil ich etwas originelleres Design von Leica erwartet hätte, und Erleichterung, denn die Kamera interessiert mich überhaupt nicht – Hurra, wieder ‘ne Menge Geld gespart! Ich bleibe bei meiner schnuckeligen M! 🙂
Ausserdem ist das Ding, vor allem mit den Autofokusobjektiven, ein Riesenteil! Ich war echt geschockt, als ich diesen Behemoth sah! Grösser als die A7, deutlich grösser als die M. Allein das disqualifiziert die Kamera extrem für meinen Gebrauch. Das das Ding vermutlich einen Top-Sensor und überhaupt eine megamässige Bildqualität hat, versteht sich von selbst (siehe Testberichte bei Sean Reid und Jono Slack), aber wie gesagt, wenn das das Mass aller Dinge wäre, würde ich mir eher die Sony holen, deren Sensor (vielleicht) noch ein bisschen besser ist, und die nur die Hälfte kostet und kleiner ist. Natürlich kann man darauf keine Leica-Linsen gebrauchen. Darauf komme ich später zurück.
Wer braucht so ein Teil überhaupt? Sie scheint auf Professionelle Fotografen abzuzielen, aber ist da nicht schon das S-System verfügbar? Wo liegt der Vorteil der SL, fette Objektive muss man sowieso mitschleppen? Die das S-System schon haben, werden kein Interesse zum Wechsel haben, die mit der M gut klar kommen, belasten sich nicht mit dem Riesending. Ob die Entscheidungsträger bei Leica wirklich den Bedarf für die Kamera erkundet haben, weiss ich natürlich nicht, es mag ihn ja geben. Schade, nach der Q, die wirklich etwas Besonderes ist, hätte ich mehr erwartet. Ich könnte mir vorstellen, das Leica (durchaus unverdient) eine Menge Hohn erntet, wenn auch vielleicht nicht so schlimm wie damals bei der X-Vario. Aber schon allein deswegen, weil die SL so offensichtlich von der Sony A7 abgekupfert scheint. Hat Leica das nötig? Vielleicht tue ich den Designern unrecht und man kommt halt zu der logischen Form dieser Kamera, mit Sucher in der Mitte, Blitzschuh darüber, Batterie im Griff? Nur hätte ich vielleicht versucht, die Ähnlichkeit zu vermeiden, ggf. mich mehr an die Form der alten, analogen SL angelehnt, keiner schimpft mit Leica wegen eines Retro-Designs.
Andererseits zeigt die Entwicklung der Kamera, dass die Ära der DSLR’s sich dem Ende zuneigt (wann auch immer das ist), aus der Pressemitteilung geht hervor, dass man bei Leica die Kamera als Alternative des Profis zur Spiegelreflex betrachtet. So macht das Ding auch Sinn. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das so viele anspricht. Aber “Spiegellos” ist im Vormarsch, die Entwicklung wirklich guter elektronischer Sucher (und der in der SL ist “top of the line”) macht das Prisma und das ganze mechanische Geklapper unnötig.
Bevor ich mich aber in den möglichen Zug derer einreihe, die virtuell mit Fackeln und Dreschflegeln nach Wetzlar ziehen, soll folgendes gesagt werden: Der wahre Sinn der SL mag sein, die R-Objektive wieder in Gebrauch zu nehmen, die hervorragend sind aber mangels digitaler Plattform Staub im Schrank sammelten. Im Gegensatz zur Sony A7 kommt die SL auch mit M-Objektiven gut klar, gerade mit denen kürzerer Brennweite (allerdings sind die auf einer M trotzdem besser, lt. Jono Slack). Aber immerhin: Wer keine M hat, aber seine R- oder M-Objektive wiederbeleben will, für den ist die SL die geeignete Kamera. Das die Zoom-Objektive der SL so gross sind, ist natürlich Leica-spezifisch: Die Bildqualität muss kompromisslos exzellent sein, also muss eine lichtstarke, verzeichnungsfreie, bis in die Ecken scharfe Optik ziemlich gross werden. Dazu kommt der Motor für den Autofokus und die Bildstabilisierung, schon hat man ein Kanonenrohr…aber ein optisch perfektes. Nur, wie Sean Reid sagte: Wer das Ding den ganzen Tag mit herumschleppt, überlegt sich, seinen Spinat immer gut aufzuessen…
Jetzt, nachdem die SL vom Tisch ist (nur für mich, die Kamera ist eindeutig für eine andere Zielgruppe gedacht), würde ich sogar mit dem Gedanken liebäugeln, mir vielleicht mal als Zweitkamera mit Autofokus die Q zu gönnen, die eher die Eigenschaften hat, die mir was bedeuten. Im Augenblick tut’s für mich noch die Fuji X100T, also habe ich keine Eile.
…for someone who don’t cares for the “Rangefinder-Experience”! (Zitat von La Vida Leica)
…who don’t cares? I care…a lot!!
Update, 26.10.2015: Sean Reid hat einen lesenswerten Artikel auf der Webseite “Luminous Landscape” geschrieben, in dem er in seiner üblichen sachlich, analytischen Art erklärt, was die Stärken der SL sind und wer sich davon angesprochen fühlen könnte. Er sieht sie als rein professionelle Kamera, entwickelt, um eine spiegellose Alternative zu den normalerweise gebrauchten DSLR’s zu bieten. In dem Zusammenhang kritisiert er übrigens den weiterverbreiteten Begriff “Spiegellos” (“Mirrorless”). Er findet, dass dies kaum die inzwischen unglaublich gewachsenen Bandbreite an Kameras charakterisiert. Es gäbe schliesslich auch Gründe dafür, dass wir Autos nicht mehr als “Kutschen ohne Pferde” (“horseless Carriages”) bezeichnen. Wo er recht hat, hat er recht.
Von selbst wären wir wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, an die Westküste Dänemarks zu fahren, aber eine befreundete Familie fragte uns, ob wir mit wollten. Anders als in den Vorjahren hatten wir nichts im voraus geplant, also entschlossen wir uns spontan. Eine schöne Unterkunft war auch schnell gefunden, also stand der Sache nichts im Wege.
Ich war erst einmal zuvor (so richtig) in Dänemark, und das war im letzten Jahr, als ich eigentlich zum mountainbiken nach Südtirol wollte und in Kopenhagen gelandet war…
Es war von vornherein klar, dass der Urlaub zum ausspannen gedacht war, denn an unserem destinierten Reiseziel gab es hauptsächlich drei Attraktionen: Den Strand, die Dünen und das Meer. Leute, die gewohnheitsmässig nur in diese Gegend fahren, müssten erst schrittweise an andere Reiseziele herangeführt werden, weil sie vermutlich sonst an Reizüberflutung zugrunde gehen 😉
Die ganze Küste entlang reihen sich Cluster von Ferienaussiedlungen in regelmässigen Abständen aneinander, meist “in the middle of nowhere”. Fuchs und Hase haben dort schon Sehnenscheidenentzündung vom vielen Pfote schütteln beim gute Nacht sagen…
Entsprechend lag auch unser Domizil in den Dünen von Bjerregård auf dem schmalen Landstreifen zum Fjord von Ringköping. Der nächste Ort, Nymindegab, wurde von uns in Nymindegrab umgetauft, wegen der friedhofsähnlichen Stille, die dort herrschte…obwohl wir andererseits auch wieder Witze darüber machten, wie die, die dort nicht einmal tot über’m Zaun hängen wollten, von Bussen dort abgeholt werden…
Nach Norden hin findet sich Hvide Sande, wer sich nicht für Fischerei interessiert, kann die Stadt getrost vernachlässigen, ausser man möchte in der Einkaufsstrasse in den siebenundzwanzig verschiedenen Modegeschäften siebenundzwanzig mal das identische Sortiment von Jack-Wolfskin-Klamotten durchforsten.
Wenn man wirklich ein schönes dänisches Städtchen besuchen möchte, muss schon die halbe Stunde Autofahrt nach Ringköping in Kauf genommen werden, dann kommt man auf seine Kosten. Ferner gibt es ein sehenswertes Wikingermuseum in Bork, ansonsten kann man die Attraktionen in der unmittelbaren Umgebung an den Fingern einer Hand abzählen, aber was soll’s? Es geht hauptsächlich um die Familie, um das Zusammensein.
Sollte ich also jetzt mit meinem Sarkasmus ein wenig über’s Ziel hinausgeschossen sein, nehme ich mich jetzt zurück: Was wir dort hatten, war ein sehr schönes Fleckchen Erde gleich hinter den Dünen, unsere Freunde wohnten nur wenige hundert Meter entfernt. Wir waren mitten in der Natur, konnten sofort an den Strand, Rad- und Spazierwege gab’s auch, das Wetter war gut. Unser Häuschen hatte eine sehr schöne Einrichtung, Ausstattung und Raumaufteilung, die Details der Vermietung waren in einem perfekten Service geregelt. Alle Dänen, mit denen ich zu tun hatte, waren sehr freundlich und sprachen beschämenderweise alle Deutsch. Ich kann ganz gut Schwedisch (das grosse Ähnlichkeiten aufweist), aber das gesprochene Dänisch klingt doch ganz anders. Lesen kann ich es ganz gut, aber ich habe mir vorgenommen, etwas mehr dänisch zu sprechen, wenn ich das nächste mal in dieses Land komme.
Ausserdem hatten wir ziemlich viele Kinder…denn unsere Freunde haben fünf, von 3 Monate bis 8 Jahre, wie die Orgelpfeifen. Obwohl unsere zwei schon “aus dem gröbsten raus sind” (und meine Älteste eher als Babysitter fungierte und von den Kleinen angehimmelt wurde), war entsprechend viel Leben in der Bude…damit kommt jetzt wieder der Standort ins Spiel, denn der ist für Kinder ideal! Am Strand spielen, Drachen steigen lassen, Muscheln oder Steine suchen, irgendwas gibt’s immer zu tun (und soviel besser für die Entwicklung als in Monitore zu starren…).
Ein reiner Familienurlaub also, das bedeutet auch, dass ich zwar einen Haufen Fotos gemacht habe, aber die sind im wesentlichen privat. Eine ganze Menge Kinderbilder sind sehr schön geworden, auch Porträts, und das widerlegt mal wieder die Behauptung, mit einer Leica-M könne man nur statische Szenen fotografieren (ich weiss, ich reite immer darauf herum, aber mich wurmt es jedes mal, wenn wieder so ein “Experte”, der noch nie eine Leica in der Hand hatte, dergleichen idiotische Thesen aufstellt. Dass es nicht so ist, kann man auf meiner Webseite mindestens hundert mal sehen).
Man muss freilich schnell sein…das bringt mich auf einen Exkurs: In wenigen Tagen wird die kommende Leica SL angekündigt, den Gerüchten nach wird sie Vollformat haben, dazu Autofokus und entsprechende Objektive. Es scheint fast so, als bekämen jetzt diejenigen, die sich die Q mit Wechselobjektiven gewünscht haben, ihren Willen. Ich wiederhole jetzt nicht alle Spezifikationen, wer sich “up to date” bringen will, soll hier nachsehen. Jedenfalls wird das bestimmt ein tolles Ding, nur heisst das noch lange nicht (wie bei der Q, die ich auch toll finde), dass ich die unbedingt haben will. Sicher, der Sensor wird besser sein, und das ist nie schlecht…vielleicht ist sie ein wenig kleiner als die M, und das wäre für mich sehr verlockend…aber andererseits: Wenn ich eine Kamera haben wollte, die wie die Sony A7 ist, hätte ich sie bereits!
Denn eins ist klar: Autofokus ist ja ganz nett, aber ich will den manuellen Fokus gar nicht aufgeben! Wenn die “Neue” nicht die Option hat, meine Objektive genau so schnell wie mit einem “echten” Messsucher zu fokussieren, ist sie für mich ein Gutteil uninteressanter. Aber eben das bleibt abzuwarten. Vielleicht haben die Leica-Ingenieure ja einen Weg gefunden, sowas wie einen Messsucher elektronisch einzufügen, und damit meine ich nicht Fokus-Peaking. Ich lass mich überraschen…
Man kann immer noch mehr wollen. Eigentlich kann ich mit meiner M alles machen, was ich gerne fotografiere, aber eine Sache ist ganz mies bei der Kamera, sogar schlechter als bei der M9, dem Vorgängermodell. Nämlich einen Sonderfall der Langzeitbelichtungen betreffend, die Ablichtung des Sternenhimmels. Warum in Dreiteufelsnamen kann man selbst in Stellung “Bulb” nicht länger als 60 Sekunden belichten? Und warum verkürzt sich diese Zeit sogar erheblich, wenn man höhere ISO-Werte einstellt als 200? Selbst die M9 konnte das, von meiner alten Canon 5D Mark II ganz zu schweigen. Wird der Sensor dann zu heiss? Für eine vernünftige Aufnahme der Milchstrasse brauche ich wenigstens 20-30 Sekunden bei einer ISO, die grösser ist als, sagen wir 1000. Mit der M nicht möglich, ich kapier’s einfach nicht.
Grund für dieses Lamento ist, dass nämlich der Sternenhimmel in Dänemark fantastisch war, es war nicht nur gerade Neumond, man ist halt auch von zivilisatorisch bedingten störenden Lichtquellen weit entfernt, also ideale Aufnahmebedingungen. In einer halben Stunde am nächtlichen Strand konnten wir sieben Sternschnuppen zählen, wenn die M da bessere Eigenschaften hätte, hätte ich einiges festhalten können. Okay, wieder mal Jammern auf höchstem Niveau, denn es gibt sonst nichts, was ich (für meine Bedürfnisse) mit der M nicht machen kann. Aber trotzdem…so was nervt mich…für die M hätte ich das Tutorial “Wie man den Sternenhimmel fotografiert” nie geschrieben.
Reicht allerdings bei weitem nicht aus, mich wieder ins DSLR-Lager zu treiben…nein Danke…so wichtig ist mir das denn doch nicht.
Aber von solchen kleinen Ärgernissen mal abgesehen schwelgte ich vor allem in der Fotografie mit meinen 35er und 50er Summiluxen bei Offenblende (vor dem 50er habe ich beinah standardmässig einen ND-Filter vor). Gerade, wenn es um Menschen geht (in diesem Sonderfall Kinder, also kleine Menschen, obwohl die in Deutschland von manchen in der Rangfolge hinter den Hunden eingeordnet werden…), ist das Freistellungspotential enorm und gibt den Bildern eine Tiefe, die sich mit herkömmlichen Optiken nun mal nicht erzielen lässt. Und da kommt meine Skepsis von weiter oben wieder zum tragen: Den Autofokus möchte ich sehen, der bei der kleinen Tiefenschärfe genau auf den Punkt scharf stellt (z.B. Augapfel), den ich anvisiere. Auch Fokus-Peaking z.B. ist viel ungenauer (oder deutlich langsamer), wie ich leidvoll feststellen musste, als vor einigen Wochen mein Messsucher “hing”.
Bei den folgenden zwei “spontanen” Porträts wird eine wichtige kompositorische Regel demonstriert: Bei geringer Tiefenschärfe muss das Auge immer im Fokus sein, sonst wirkt das Bild “schwammig”. Wenn die Person im Profil abgelichtet wird, muss mindestens das Auge scharf dargestellt sein, das dem Fotografen zugewandt ist. Gegebenenfalls leicht abblenden, um das andere Auge in den Bereich der Tiefenschärfe zu bekommen. Das ist aber schon nicht mehr so wichtig. Allerdings sollte man insgesamt die Sache mit der flachen Tiefenschärfe nicht so weit auf die Spitze treiben, dass schon die Nasenspitze deutlich im Bokeh-Bereich liegt. Wenn man bei einer klassischen Porträt-Brennweite (die irgendwo zwischen 80 und 130mm liegt) mit Blende f/4.0 arbeitet, ist man immer auf der sicheren Seite. Die beiden folgenden Bilder sind mit dem 35er und 50er Summilux bei f/1.4 gemacht, da muss man schon mal darauf achten, dass man nicht übertreibt. Bei dem 50er ist das fokussieren auf die Pupille besonders knifflig, vor allem, wenn das Motiv nicht wirklich still hält. Man muss einfach blitzschnell sein. Anmerkung: Ein Autofokus hilft bei den Bedingungen auch nicht weiter.
Und war Dänemark schön? Natürlich, die Tage vergingen schnell und die Abende waren gesellig, es ist jetzt schon viel früher dunkel und es lohnte sich, den Ofen anzuheizen. Einmal habe ich den Sonnenuntergang fotografiert, ich konnte mich nicht zurückhalten…dabei gibt’s solche Fotos doch zu tausenden! Soviel Auswahl an Landschaftsmotiven gab’s halt nicht, da nimmt man, was man kriegen kann. Jedenfalls wurde ich deswegen von meiner Familie ausgelacht, als ich damit zurückkam! Die sind ganz schön verwöhnt! Ausserdem sei der auf Sylt (also, der Sonnenuntergang)! Da kann ich doch nichts dafür, dass die Dänen den gleichen Landschaftsarchitekten beschäftigen!
Aber vielleicht ist es interessant, bei den drei folgenden Fotos die unterschiedliche Bildwirkung zu vergleichen, die allein durch die Wahl des Objektivs vorbestimmt wird. Das erste ist mit dem 28er Elmarit, das zweite mit dem 90er Macro-Elmar und das dritte mit dem R-Vario Elmar 80-200 bei 200mm gemacht.
Aber man muss am Meer nicht allein Sonnenuntergänge fotografieren. Bei ständig wechselnden Lichtbedingungen ergeben sich oft interessante Motive, oder man verlegt sich auf Gegenlicht-Fotos.
Insgesamt habe ich eine ganze Anzahl Schwarzweiss-Fotos, eigentlich mische ich sie ungern mit den Farbigen, aber ich wollte nicht ganz darauf verzichten. Viele Fotos, die mir wirklich am Herzen liegen, kann ich hier nicht zeigen, weil sie zu persönlich sind. Trotzdem bekommt man vielleicht einen Eindruck von dem, was dort angesagt war. Es muss nicht immer Paris, London oder Berlin sein, um gute Motive zu finden. Die besten hat man meist um sich! Nämlich die eigene Familie.
Dieses Jahr sollte uns nichts abschrecken, die Dolomiten zu besuchen! Nachdem wir nämlich letztes Jahr den Begriff “mountainbiken” in Kopenhagen neu definiert hatten, weil das Wetter in Südeuropa so grottenschlecht war, machten mein Freund Jürgen und ich uns diesmal wild entschlossen auf den Weg nach Wolkenstein. Dort waren wir vor drei Jahren schon einmal gewesen und waren damals begeistert von den mannigfaltigen Möglichkeiten, die diese Gegend Wanderern, Bergsteigern und Mountainbikern bietet. Unsere Familien hatten uns mal wieder gnädigerweise ein paar Tage frei gegeben, so dass wir beide völlig ungehemmt unseren Hobbys nachgehen konnten.
Leica M (Typ 240) mit 28mm Elmarit asph. bei f/5.6 1/350sec ISO 200
Wolkenstein liegt auf ca. 1500m Höhe über N.N. und kuschelt sich zwischen Sellamassiv und Seiser Alm. Die Gegend ist für Ski-Total ausgelegt, man macht dort die berühmte “Sellaronda”, aber im Winter war ich noch nie da. Trotz der vielen Hotels hat der Ort seinen Dorfcharakter bewahrt, Es gibt eine adrette Innenstadt mit ansprechenden Plätzen, Restaurants, Bars, dem gelegentlichen Spar-Markt und den unvermeidlichen Sport-und Bekleidungsgeschäften.
Unser Hotel war am oberen Ortsrand zum Grödner Joch hin gelegen, was uns meist eine Bergankunft auferlegte, lag es doch gut 150m höher als die Dorfmitte im Tal. Das kann hart sein, wenn man schon deutlich über tausend Höhenmeter in den Beinen hat…aber wir hatten dort schon das letzte Mal gewohnt, es war so gut dort gewesen, die Wirtsleute nett, dass ich gar keine Lust auf Experimente hatte. Wir waren an einem Mittwoch Mittag losgefahren, kamen dort Abends um Zehn Uhr an und waren am Donnerstag Morgen frisch für die erste Tour.
Jürgen hatte bereits einige Routenvorschläge zusammengestellt, seit einigen Jahren fahren wir mit GPS-Geräten, das erspart das lästige Geblätter mit der Karte (obwohl wir als “Backup” immer eine “physische” Karte dabei haben) und minimiert die Irrtumswahrscheinlichkeit bei Abzweigungen. Wir blieben die meiste Zeit diesseits des Sella-Passes, ausser bei einer Tour von der Seiser Alm durchs Duron Tal, das einen von der anderen Seite zum Pass zurückführt. Ansonsten “frassen” wir soviel Höhenmeter, dass wir den vierten Tag wandern gingen, um unserer Muskulatur mal eine andere Art der Belastung zu gönnen. Wenn wir uns Abends zum Essen geschleppt hatten, war der Tag um 21.00 Uhr zu Ende. Wir waren dann total ausgepowert. Aber das war ja auch der Zweck der Veranstaltung. Dafür sassen wir aber auch um 8.00 Uhr wieder am Frühstückstisch.
Das erklärt allerdings vielleicht auch, warum ich diesmal nicht eine einzige Nachtaufnahme z.B. von Sternenhimmel der Dolomiten oder von Wolkenstein bei Nacht gemacht habe. Ich konnte mich einfach nicht mehr aufraffen und ausserdem: Nach Paris und solchen Sachen ist man etwas verwöhnt in der Wahl seiner Motive, da reisst mich ein Alpenstädtchen nicht gerade vom Hocker. Ausserdem hatte ich das vor drei Jahren schon gemacht, diesmal sparte ich mir das.
Vor drei Jahren war das Wetter geradezu fantastisch, aber auch diesmal war es recht gut, es gab viele Wolken, aber auch viel Sonnenschein. Nicht mehr so warm, vor allem beim morgendlichen Start musste man sich noch eine Lage mehr anziehen, die aber meist beim ersten Berg wieder weg gepellt wurde.
Eigentlich hatten wir fotografieren zur Nebensache erklärt, aber bei den lohnenden Szenerien, die sich dort boten, hielten wir doch öfter an, als wir ursprünglich vor hatten. Dabei machten wir nicht zwangsläufig die gleichen Bilder, schon allein weil wir durchaus unterschiedliche Objektive benutzten. Ich hatte fast ausschliesslich das 28mm Elmarit dabei, das zusammen mit Kamera den wenigsten Platz in dem doch recht kleinen Rucksack wegnimmt. Jürgen benutzt eine Fuji X-E2, gerne mit den ausgezeichneten 14- oder 23mm-Objektiven. Er ist auch ein geübter Fotograf mit gutem Auge, alle “Fuji”-Bilder in diesem Beitrag (einschliesslich des Beitragsbildes ganz oben) sind natürlich von ihm. Der nette Nebeneffekt ist, dass es auch mal Bilder von mir gibt.
Es gab sogar Tour-Abschnitte, während denen wir es leid waren, ständig die Kameras aus dem Rucksack zu fummeln und sie einfach am Tragriemen umbehielten. Das erscheint vielleicht manchen gewagt, ein Tragriemen kann reissen, die Öse sich lösen oder man fällt schlichtweg mit allem auf die Klappe! Aber wer eine Leica (oder was auch immer für eine Kamera) benutzt und sie nur mit Glacéhandschuhen anfasst, wird nicht viele Bilder machen können. Schon bei der M9 war mein Grundsatz: Die Kamera muss alles mitmachen, sonst kann ich sie nicht gebrauchen. Sie soll professionellen Ansprüchen genügen, also muss sie auch heavy duty aushalten! Das gilt genauso für die M, sogar mehr, denn immerhin ist sie jetzt sogar weather-sealed. Genau wie vorher bei der M9 kommt schon wieder das Messing an den Ecken durch, darum brauche ich auch keine künstlich gealterten Sondermodelle… (Leica Correspndent)
Und wenn doch mal ein Unglück passiert: Eine Kamera in der Preisklasse sollte versichert sein, meine ist es jedenfalls. Wenn Objektive oder Kamera irreparabel beschädigt sind, bekomme ich den Neuwert erstattet. Auf Reisen habe ich ausserdem als minimales Backup immer die Fuji X100T dabei. Da kann man schon was riskieren.
Noch was in dem Zusammenhang: Wenn man unterwegs ist, bleibt der Objektivdeckel in der Tasche! Die Linse ist ausreichend durch den UV-Filter geschützt, den man sich gönnen sollte (Anm.: Nur qualitativ gute Filter kaufen!). Meist kommt plötzlich irgendwas interessantes daher und wenn man abdrückt, geht die Kamera in Langzeitbelichtung, weil man den Deckel mal wieder vergessen hat. So was passiert einem nur als Anfänger!
Am letzten Morgen machte ich auch mal was Blödes: Ich formatierte in geistiger Umnachtung die SD-Karte, als wir zu unserer Wanderung aufbrachen, weil ich viel Platz haben wollte, denn das Licht war ungewöhnlich gut. Dabei legte ich mich aber selbst rein, weil ich nämlich am Vorabend entgegen meiner Gewohnheit nicht alle Bilder auf Macbook und Backup-Festplatte abgeladen hatte. Normalerweise mache ich das am Ende eines “Fototages”. Es war aber so gewesen, dass ich gestern vor dem Abendessen noch kurzentschlossen mit Jürgen mit dem Auto auf den Sellapass gefahren war, um das Abendlicht auszunutzen. Man hat von dort guten Blick auf das Sellamassiv und die “Steinerne Stadt”, das sind Felsbrocken, die den Hang unterhalb des Langkofels übersähen.
Da wir gleich nach diesem “Fotoausflug” essen gingen und ich danach viel zu müde war, waren diese Fotos noch auf der Karte. Gone with the wind…schön blöd.
Aber eigentlich hätte es schlimmer sein können: Es waren ja nicht alle Fotos vom Vortag, sondern nur die vom Abend, denn die anderen hatte ich schon abgespeichert. Ausserdem war das Licht dort nicht ganz so gut wie erwartet, ich habe viel bessere Fotos von vor drei Jahren. Also schwamm drüber…
Nun könnte man fragen: Warum nehme ich nicht einfach eine grosse Speicherkarte, die mich der Notwendigkeit enthebt, sie fast täglich zu entleeren? Zwei Gründe:
Ich will nicht so viele Fotos ungesichert auf einer Karte haben, lieber öfter entleeren. Vor ein paar Jahren war mir mal ein ganzer Tag in Schweden mit schönen Motiven verloren gegangen, weil der Controller der CF-Karte den Geist aufgegeben hatte. Konnten auch nicht mehr gerettet werden.
Die “Startup-Zeit” der Kamera hängt von der Geschwindigkeit und Grösse der SD-Karte ab. Eine kleine, schnelle Karte minimiert diese, d.h., wenn die Kamera in Standby-Modus gegangen ist, habe ich sie ruckzuck wieder “aufgeweckt”. Offenbar checkt die kamerainterne Software die Karten jedesmal beim hochfahren durch, das dauert um so länger, je grösser die Karte ist. (Konkret benutze ich eine 8 GB-Karte von Sandisc, kleiner muss es nicht sein. Selbstverständlich habe ich noch ein oder zwei Karten dabei zum wechseln).
Am letzten Tag, als wir “zur Entlastung” mal wandern gingen, war das Licht in der ersten Stunde besonders gut. Ich hatte auch mal ein paar Wechselobjektive dabei, vor allem das 21mm Super-Elmar kam zum Einsatz. Der Weg führte uns durch schroffe Felsformationen über ein Hochplateau zur Puez-Hütte, wo wir rasteten. Danach stiegen wir durchs Langental wieder ab, das genau am Hotel endet. “Entlastung” kann man aber wirklich in Anführungsstriche setzen, denn fünf bis sechs Stunden waren wir auch unterwegs. Jedenfalls waren dann die Tage in Wolkenstein wie nichts vergangen. Am nächsten Tag war starker Regen gemeldet, so etwas hilft, dass man den Abschied nicht zu sehr bedauert. Sicher ist, dass es eine Menge Gründe gibt, mal wieder hinzufahren, z.B. auch mit Familie.
Zuhause muss man wieder in den Alltag zurückfinden, das geht leider schneller als man denkt. Aber einen Vorteil hat das Fotografieren auch noch, jedenfalls geht es mir so: Beim Aussuchen und Betrachten der Bilder bin ich noch mal ein bisschen im Urlaub, so dass die Eindrücke länger nachwirken.
Die letzten vier Wochen waren gleich zwei Hochzeiten in meiner engen Verwandtschaft. Bei der ersten war ich als Flötist gebucht (in der Kirche), bei der zweiten als offizieller Fotograf. Dazu machte ich mich noch mit ein paar Tricks und Kniffen der Hochzeitsfotografie vertraut (vor allem, was die Porträteinstellungen betraf, ansonsten gelten die übliche Regeln der Event-Fotografie). Aber die kontinuierliche Begleitung solch einer Feier ist ein echter Knochenjob, man muss seine Augen überall haben. Normalerweise würde ich mir das übrigens nicht antun, man hat nichts (oder wenig) von der Feier, aber es war mein eigener Bruder, dem konnte ich das wohl schlecht abschlagen.
Bei der ersten Hochzeit (mein Neffe) habe ich natürlich auch Bilder beim “Abendprogramm” gemacht. Meist mit dem 35er Summilux. Der Fotograf mit dem offiziellen Auftrag machte Abends nur Bilder mit Blitz, dabei hatte der DJ eine tolle Beleuchtung installiert, die Feier war im Café Aufwind an der Schanze in Willingen, das ein schönes Ambiente hat. Diese Blitzgeschichte schien mir äusserst suspekt, und richtig: Als ich meine Bilder bei meinem Neffen ablieferte, gab es einen riesigen Unterschied zu den weissen Gesichtern im Blitzkegel, die der andere produziert hatte. Auf keinen Fall will ich damit sagen, dass nur ich vernünftig fotografieren kann, ich kenne ein dutzend Leute, die z.B. mit ihren Fuji-X-Kameras super Bilder gemacht hätten. Ich wundere mich nur, wie man so was machen kann, denn immerhin war das jemand, der Fotografie studierte.
Von den Hochzeitsbildern zeige ich keine (obwohl es mir in den Fingern juckte), aber die sind zu persönlich.
Aber nun zum Kalender. Wenn ich ehrlich sein soll: So grosse Lust hab’ ich gar nicht mehr, mich jedes Jahr wieder mit dem Landschaftskalender mit Bildern aus Vlotho zu beschäftigen. Aber dann gebe ich mir irgendwann doch einen Stoss und mache mich an die Auswahl der Bilder und an das Layout.
Eigentlich kann ich mich ja freuen, dass durch diese Sache meine Bilder auch in gedruckter Form Verbreitung finden. Ausserdem ist der Kalender inzwischen so etabliert, das er sicheren Gewinn bringt, der der Förderung der heimischen Kirchenmusik zugute kommt. Dementsprechend ist der Herausgeber offiziell auch der Freundeskreis Kirchenmusik an St. Stephan e.V. Rein zufällig bin ich der erste Vorsitzende.
Dieses Jahr hätte ich den sogenannten “Vlotho-Kalender” aber fast aus anderen Gründen weggelassen. Nämlich aus Protest. Unsere Hauptamtliche Kirchenmusikerin, Han Kyoung Park-Oelert, wird zum Anfang nächsten Jahres ihre Stelle bei uns verlassen. Und nicht, weil es ihr in Vlotho nicht gefallen hätte, oder sie einen Karrieresprung machen wollte, nein, sie hatte hier noch Pläne auf Jahre hinaus.
Sie ist offiziell Angestellte des Kirchenkreises (nicht der Gemeinde), hat aber ihren Dienstsitz in St.Stephan. Offenbar gab es schon lange Unstimmigkeiten, was die Wahrnehmung ihrer kreiskirchlichen Aufgaben betraf, sie “funktionierte” einfach nicht so, wie man sich das vorstellte, vor allem auf bürokratischer Ebene. Zuletzt war dann das Verhältnis zu ihrem Dienstherren so vergiftet, dass sie im Interesse ihrer Gesundheit eigentlich nur fortgehen konnte.
Überflüssig zu sagen, dass man hier in Vlotho total konsterniert ist (und das ist milde ausgedrückt). Sie hat hier Kirchenmusik auf höchstem Niveau abgeliefert, z.B. letztes Jahr noch die h-Moll-Messe von Bach mit der Hannoverschen Hofkapelle, Spezialisten für alte Musik, die inzwischen so im Preis gestiegen sind, dass sich Vlotho dieses Ensemble nie wieder leisten kann. Auch ansonsten war unsere Kantorin eher koreanisch hyperaktiv, sie lebt nur für die Musik. Sie hat unglaublich viel auch ausserhalb der grossen Konzerte auf die Beine gestellt.
Diese ganze Sache lässt mich sogar eine Parallele zu Bach ziehen: Auch er hatte Zeit seines Lebens Ärger mit seinen Oberen.
Aber das man eine Musikerin dieses Formats ziehen lässt (ja, wenn man den Gerüchten glauben soll, sie sogar dazu ermutigte), ist auf jeden Fall ein Eigentor schlimmster Kategorie. Durch die Musik finden so viele ansonsten kirchenferne Menschen Zugang, was das wert ist, machen sich manche anscheinend nicht klar.
Aber das Kind ist im Brunnen, noch bevor wir in Vlotho viel dagegen unternehmen konnten, war unsere Kantorin futsch! Das heisst, im November führen wir noch den “Elias” auf, dann ist Weihnachten Schluss. Anschliessend werden wir ein halbes Jahr ohne Kantor sein, weil das Bewerbungs- und Auswahlverfahren so lange dauert.
Darum also hätte ich den Kalender fast geschmissen, aber dann fiel mir ein, dass es ja trotzdem irgendwie auch im nächsten Jahr weitergehen muss und das Geld auch weiterhin gut gebraucht werden kann.
Die Kalenderbilder entnehme ich immer einem Fundus, den ich über Jahre aufgebaut habe. Beispiele kann man auf der Portfolio-Seite “Landschaftsbilder aus Vlotho” sehen. Darin steckt viel Zeit, viel “Scouting”, frühes Aufstehen, warten auf das richtige Licht, das richtige Wetter.
Natürlich motiviert mich auch das Feedback der Vlothoer, ich freue mich immer besonders, wenn ich höre, in welche entlegenen Weltgegenden er verschickt wird, an Freunde und Verwandte, die es sonstwohin verschlagen hat. Im Augenblick ist ein Probeexemplar im Druck, wenn es zur Zufriedenheit ausfällt, hoffe ich die neue Auflage Ende September im Handel zu haben. Den Vertrieb übernehmen die örtlichen Buchhandlungen (“Am Roseneck” und “Regenwurm”).
Den neuen Kalender will ich hier nicht preisgeben, aber im Slider sind die Kalenderbilder dieses Jahres, um einen Eindruck zu bekommen.
Ich muss Abbitte leisten! Nachdem mich bereits mehrere darauf hingewiesen hatten (wie sonst, per Mail), dass sie Kommentare hinterlassen haben, die sie nie wiederfanden, bin ich (endlich!) der Sache nachgegangen.
Es stellte sich heraus, dass WordPress so clever war, alle (!!) in den Spam Ordner zu werfen, aber es nicht für nötig befand, mich überhaupt darauf hinzuweisen, dass etwas eingegangen war. Es erschien absolut nichts bei “Kommentaren” in den Benutzerfunktionen, worauf ich mich naiverweise verlassen hatte.
Sorry, mit dieser Nickeligkeit hatte ich wirklich nicht gerechnet!
Ich habe jetzt alle Kommentare hergestellt, über die ich mich im übrigen sehr freue und für die ich mich bei allen recht herzlich für die netten Worte bedanke! In Zukunft werde ich auch, wenn möglich, in der Kommentarleiste direkt antworten!
Hand auf’s Herz und nicht geflunkert.
Als Bonbon ein noch nicht veröffentlichtes Bild aus Paris, dass zeigt, dass nicht nur das “Bunte” an Nachtbildern gefallen muss. Ich denke, auch hier hat Schwarzweiss etwas zu sagen! Man kann es mit der farbigen Version oben vergleichen, der es meiner Meinung nach um nichts nachsteht.
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