Auf unserem Rückweg vom Ossiacher See machten wir für zwei Tage in München Station.
Beim betrachten der Bilder kommen mir echt Zweifel. Ist das wirklich das, was ich von München in Erinnerung habe? Der Rummel auf dem Marienplatz, dem Viktualienmarkt, der Kauffingerstrasse? Welche der weibliche Teil meiner Familie natürlich sofort erforschen musste. Irgendwo habe ich gehört, dass sich die Verweildauer in Schuhgeschäften in männlicher Begleitung deutlich verkürzt. Das ist jedenfalls unwahr.

Woran ich mich lieber erinnere, wenn ich an die Tage in München denke, ist unsere Unterkunft dort, ein uriger Gasthof in Unterföhring, wo wir von der Wirtin freundlich begrüsst wurden. Das gute bayrische Bier und Essen Abends dort im gemütlichen Biergarten, immer noch bei sommerlicher Wärme. Oder die Fahrt mit dem Fahrrad an der Isar entlang zum Englischen Garten, die Sommerstimmung, die Badenden. Lauschige Plätze und Biergärten etwas abseits der Hauptströme. Ein Markt, wo sich meine Töchter mit frischen Kirschen voll stopften.

Aber natürlich waren wir als Touristen in München und als solche verpflichtet, die üblichen Orte “abzuklappern”. Dazu muss man sich nicht sehr überwinden, denn es ist alles sehr sehenswert, davon abgesehen, dass wir in der kurzen Zeit natürlich nur einen Bruchteil aufnehmen konnten. Ausserdem war es sehr heiss, was den Aktionsradius aus rein physiologischen Gründen etwas einschränkt.
Ich war das letzte Mal vor 24 Jahren in München, dafür immerhin vier Wochen lang, die ich ebenfalls in bester Erinnerung habe. Gleich nach dem Studium musste ich nämlich meinen Grundwehrdienst als “W12er” ableisten, in München war Offiziersausbildung, weil ich als Stabsarzt einberufen worden war (also Bundeswehr “deluxe” für mich, sehr angenehm, mit drei Pickeln auf der Schulter wurde ich von allen in Ruhe gelassen, die sonst Rekruten das Leben schwer machen wollen). Es war immer recht früh Dienstschluss, also Zeit genug, die Stadt zu erforschen. Es ist eigentlich kein Wunder, dass ich München mit einem angenehmen Lebensgefühl verbinde, denn damals hatte ich allen Grund, glücklich zu sein: Ich hatte mein Studium und die vielen anstrengenden Prüfungen für’s Staatsexamen hinter mir, die Approbation in der Tasche, war jung verheiratet und die Welt (in diesem Fall München) lächelte mich freundlich an.

Selfie. Leica M mit 21mm Super-Elmar asph. bei f/3.4 1/2000sec ISO 200
Zurück zur Gegenwart: Meine Kamera, besser gesagt mein Messsucher, machte mir Kummer. Es fing schon sporadisch in Kärnten an, dass er “hing”, das heisst, ich konnte nicht nah fokussieren. Genauer gesagt, nah fokussieren ging schon, ich konnte das nur nicht im Messsucher sehen, weil er sich nicht von selbst vollständig zurückstellte, wenn die Schnecke des Objektivs den kleinen Hebel im Gehäuse bei den weiteren Entfernungen nach innen bewegte. Einziger “Workaround”: Der elektronische Aufstecksucher (den ich sonst nie gebrauche). Immerhin, wenigstens damit konnte ich noch nah einstellen, aber alles geht viel langsamer. Blende auf, fokussieren mit Fokuspeaking, Arbeitsblende einstellen, abdrücken. Nervig, zeitraubend und bei weitem nicht so exakt und schnell wie mit dem (funktionierenden) Messsucher. Immerhin, bei der M9 wäre mit kaputtem Sucher “Ende im Gelände”, bei der M hat man wenigstens noch diese Option. Der nette Mitarbeiter im Leica-Store in der Brienner Strasse bestätigte nur, was mir eigentlich klar war: Die Kamera muss zum Customer Service. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, zu Gerard Wiener in die Landwehrstrasse zu gehen, aber erstens repariert der eigentlich nur analoge Leicas, zweitens war die Zeit viel zu kurz. Ich war schon allein deswegen niedergeschlagen, weil ich ja noch Paris in der Folgewoche geplant hatte und der Gedanke, die ganze Zeit mit dem blöden elektronischen Sucher zu verbringen, erschien mir nicht sehr attraktiv. Noch von München aus kontaktierte ich Leica und sie machten mir sofort einen Termin zur Reparatur. Ich versende die Kamera in den nächsten Tagen und werde sie sehr schnell wiederbekommen. Aber in Paris musste ich so klar kommen…wie das war, berichte ich noch. Jedenfalls nicht so schlimm, wie ich dachte.


Immerhin gab mir der Besuch im Store die Gelegenheit, die Leica Q mal leibhaftig in Händen zu halten und auszuprobieren. Die Haptik ist sofort vertraut, das bekannte “Leica-Feeling”, wertig und solide. Sie ist deutlich leichter als die M, aber weit davon entfernt, sich hohl anzufühlen. Sehr schönes Sucherbild (kommt einem optischen schon sehr nahe…), blitzschneller Autofokus auch im schummrigen Ladengeschäft. Das ist natürlich alles nichts neues für den, der die Reviews gelesen hat. Dem ist also nichts hinzuzufügen. Sicher ist: Leica hat gepunktet mit dem Ding. Das ist wirklich die “Mini-M”, die viele erwartet hatten. Bleibt den ewig Unzufriedenen nur, an der Brennweite rumzumäkeln (die mir bekanntermassen sehr recht ist), aber eine längere Brennweite wäre bei den optischen Ansprüchen, die Leica hat, als Autofokussystem einfach zu riesig geworden.


Mit den derzeitigen Unzulänglichkeiten meines Messsuchers musste ich mich einstweilen abfinden und versuchte, das beste daraus zu machen. Bei unseren Wanderungen durch die Städte bevorzuge ich ja sowieso 28mm, die waren auch mit dem Handicap des Suchers kein Problem zu fokussieren. Die Surfer an der Surferwelle konnte ich ganz gut mit dem 50er Summilux und dem 90er Macro ablichten, denn mittlere Entfernungen funktionieren noch. Der Messsucher ist auch nicht dejustiert, er geht nur nicht in die Ausgangsstellung zurück.


Übrigens fühlte ich mich da in meinem Element, wie in Südfrankreich am Wildwasserschwall: Ich habe da bestimmt mindestens 50 Fotos oder mehr gemacht, solche “Action” finde ich immer sehr fotogen. Und hier wieder der Hinweis für die Schlaumeier, die immer meinen, mit einer manuell zu fokussierenden Kamera ginge das nicht. Weit gefehlt. Alle Aufnahmen schön scharf, das ist nur eine Frage der Technik, Übung und des persönlichen Geschicks. Und davon hat mir der Liebe Gott genug mitgegeben, was sicher auch was mit meiner Berufswahl zu tun hat.
An einem Abend wartete ich im Englischen Garten, bis die Lichter angingen, und machte dann noch die übliche Runde durch die Innenstadt. Es war sommerlich warm und noch viel Leben auf den Strassen und Plätzen. Ich bin immer wieder erfreut, wie gut man mit der M aus der Hand bei solchen Lichtbedingungen klar kommt. Tipp nebenbei: Bei vielen Lampen im Bild ggf. die Belichtungskorrektur so um die 1 Blendenstufe zurückstellen, wenn man mit Live-View oder mit EVF komponiert und somit bei Mehrfeldmessung landet, denn die Kamera neigt dann zur Überbelichtung (weil sie auf Tageslichtbedingungen eingestellt ist).





Am letzten Vormittag fuhren wir noch mit den Rädern zum Olympiapark. Die Architektur finde ich noch immer beeindruckend. Auf dem Rückweg machten wir Station in einem kleinen Biergarten im Luitpold-Park, dann war es Zeit, sich von München zu verabschieden.



Abends waren wir schon wieder in Vlotho, ich begann am nächsten Tag meine Sachen für Paris zusammenzusuchen, denn ich hatte für einige Tage “frei” bekommen. Ich hatte schon vor einem Jahr drei Wochen Urlaub von der Praxis geplant, da aber alle anderen Familienmitglieder in der letzten Woche etwas vor hatten (Ferienmusikwerkstatt…Blog kommt!), wollte ich nicht zuhause sitzen. Ich beschloss, mal wieder nach Paris zu fahren und meinem Hobby zu frönen. Das klingt ein bisschen eigenbrötlerisch, aber ab und zu kann ich eine “Auszeit” gebrauchen, um so mehr freue ich mich wieder auf die gemeinsamen Unternehmungen.
Jedenfalls habe ich aus Paris einiges an Bildmaterial mitgebracht, welches ich zur Zeit sichte und für den nächsten Beitrag zusammenstelle.
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